drupa ante portas: Werthaltige Tipps für Erfolg mit professionellem Digitaldruck

Fotos: Canon. Bildcollage: Andreas Weber, Mai 2016
Expertenbeitrag von Mathieu Peeters, B2B Marketing Director bei Canon Deutschland
Hinweis: Canon zeichnet sich seit langem durch die Herausgabe von fundierten Fachstudien aus. Im Vorfeld der drupa 2016 kommen nun eine Reihe von Expertenbeiträgen hinzu, die sowohl auf relevante Technik- als auch auf wichtige Geschäftsthemen eingehen. Der Beitrag von Marc Schnierer „drupa ante portas: Lösungen für Produktivität im Druck“ fand bereits viel Aufmerksamkeit.
Nunmehr folgen zwei prägnant zusammengefasste Themen, die Mathieu Peeters, seit 1. April 2016 als B2B Marketing Director für Canon Deutschland aktiv. Beide Themen sind für Innovations- und Investitions-Entscheider entscheidend wichtig.
Thema 1: Mehr Medienflexibilität sollte nicht weniger Produktivität bedeuten!
Kernaussage: „Es ist unsere Aufgabe und unsere Pflicht als Hersteller und Partner der Druck- und Medienindustrie genau zu zuhören, was im tagtäglichen Geschäft von Druckereien geschieht.“
Thema 2: Blick ins „Kleingedruckte“ vor der Entscheidung für das nächste Digitaldrucksystem
Kernaussage: „Das wichtigste Kriterium bei der Auswahl der passenden Digitaldruckmaschine sollten die Produkte sein, die von den Kunden des Druckdienstleisters benötigt werden.“
Mehr Medienflexibilität sollte nicht weniger Produktivität bedeuten!
Es ist noch gar nicht so lange her, dass in der Branchenpresse der Druckindustrie regelmäßig über die jeweiligen Vorzüge von Digital- und Offsetdruckverfahren debattiert wurde. Zunächst wurde die Diskussion konfrontativ geführt, so als würde es sich um ein klare Entweder-oder-Entscheidung handeln. Mittlerweile hat sich die übereinstimmende Meinung entwickelt, dass Offset- und Digitaldruck ergänzende Technologien darstellen, die, abhängig von den Anforderungen der Druckereikunden und dem Druckprodukt, jeweils über besondere Stärken verfügen.
Allerdings trifft es genauso zu, dass der Digitaldruck heute dem Offsetdruck in den meisten Bereichen ebenbürtig ist:
- digitale Produktionssysteme sind schnell und zuverlässig,
- ihre Druckergebnisse sind konstant,
- die Endverarbeitungsoptionen umfassend
- und sie werden auch bezüglich der Kosten für höhere Auflagen zunehmend wettbewerbsfähiger;
- genauso hat der Offsetdruck seine Vorteile, beispielsweise die Medienvielfalt und die Auflagenhöhe.
Dies ist wenig überraschend, wenn man bedenkt, dass in den heutigen Offsetdrucktechnologien mehr als 100 Jahre Entwicklungsarbeit stecken. Immerhin druckte die erste Offsetdruckmaschine, 1875 von Robert Barclay entwickelt, auf Blech; es dauerte noch beinahe weitere 30 Jahre bis Papier in die Liste der zugelassenen Substrate aufgenommen wurde. Es ist jedoch ebenso eine Tatsache, dass Digitaldrucksysteme in der Lage sein müssen, hinsichtlich gemischter Medien echte Flexibilität zu beweisen, wenn sie von Druckbetrieben als eine wirkliche Allround-Alternative zu Offset betrachtet werden wollen. Doch ganz gleich, welche Schritte diese Betriebe unternehmen, um ihr Angebot in Richtung der neuen, mit höheren Margen ausgestatteten Produkte zu diversifizieren, die der Digitaldruck ermöglicht – sie benötigen immer noch ein Drucksystem, das die gemischten Standardaufträge bewältigen kann, die von den Kunden beständig nachgefragt werden.
Eine wirkliche Fähigkeit zur Verarbeitung gemischter Medien ist genauso wichtig, wenn nicht sogar noch wichtiger, wenn es um die grundsätzliche Frage geht, wie sich die Vorteile von Print gegenüber elektronischen Medien nutzen lassen – ein Aspekt, den die Marketingverantwortlichen und Markeninhaber inzwischen schätzen, da sich die Konsumenten zunehmend immun zeigen gegenüber ausschließlich elektronisch angelegten Kampagnen. Die Identität einer Marke ist durch mehr gekennzeichnet als das rein Visuelle – Bits und Bytes können nicht die physischen und haptischen Eigenschaften von Print wiedergeben. Einfallsreich und passend eingesetzt, kann Print durch einen Mix von Bedruckstoffen mit unterschiedlichen Grammaturen und Strukturen sowie einer Veredelung durch Folierung oder Prägedruck mindestens eine vergleichbare Wirkung erzielen – wenn nicht sogar eine höhere.
Vielfalt zwingt zu genauer Recherche
Auf den ersten Blick haben Druckdienstleister, die in eine neue Digitaldruckmaschine investieren, scheinbar keinen Mangel an Auswahlmöglichkeiten. Denn alle Hersteller digitaler Drucksysteme nehmen eine exzellente Medienflexibilität für ihre Systeme in Anspruch. Vor der Entscheidung für eine bestimmte Maschine ist es jedoch ratsam, diese Behauptungen näher zu untersuchen. So bezeichnet beispielsweise der Begriff Medienvielfalt eine breite Palette von Eigenschaften, einschließlich Grammatur, Größe, Struktur, Beschichtung und Wärmempfindlichkeit. Es ist relativ einfach, die technischen Daten auf diese Kriterien hin zu überprüfen.
Es kann jedoch schwieriger sein, herauszufinden, ob eine Wechselwirkung zwischen Produktivität und Medienflexibilität besteht – mit anderen Worten, ob das Bedrucken von leichten, schweren, strukturierten oder wärmeempfindlichen Substraten die Produktion bremst. Dies sind jedoch wichtige Faktoren bei der präzisen Bestimmung der Fähigkeiten eines Systems, nicht nur heute, sondern auch in Zukunft.
Mein Tipp: Investitions-Entscheider sollten möglichst mit anderen Druckanbietern über deren tatsächliche Erfahrungen mit einer Druckmaschine in der Praxis sprechen, besonders über deren Leistung auf verschiedenen Medien – je breiter die Medienpalette, desto besser.
Während jede Digitaldruckmaschine über eine Liste zugelassener Medien verfügt, so sind Druckbetriebe doch immer geneigt, die Grenzen zu erweitern – sei es als Reaktion auf Kundenanforderungen oder um mit einem neuen Erzeugnis zu experimentieren, das sie anschließend vermarkten können. Blicken wir beispielsweise auf Toner-basierte Produktionsdrucksysteme: die meisten neuen Funktionen der aktuellen Flaggschiffe sind das direkte Ergebnis von Erkenntnissen der Canon Ingenieure, die sich aus nächster Nähe angesehen haben, was unsere Kunden von unseren Systemen verlangen. Sie umfassen eine Reihe von Innovationen wie Verbesserungen im Papierlauf und im Fixiervorgang. Diese gewährleisten, dass das Drucksystem eine breite Palette von Substraten verarbeiten kann – und das, wenn überhaupt, mit nur minimalen Auswirkungen auf die Produktivität.
FAZIT: Wenn ein Hersteller davon spricht, dass neue Produkte kundengetrieben entwickelt werden, dann sind es diese schrittweisen Verbesserungen, die damit gemeint sind. Sie entstehen, weil Druckdienstleister ständig versuchen, mehr aus ihren Systemen herauszuholen und weil Hersteller wie Canon sich sehr dafür interessieren, was ihre Kunden tun und wieso. Digitaldrucksysteme müssen so gebaut werden, dass sie zuverlässig und stabil in echten Produktionsumgebungen funktionieren und unterschiedlichste Aufträge auf einer Vielzahl verschiedener Substrate mit hoher Produktivität und minimalen Ausfallzeiten bewältigen. Es ist unsere Aufgabe und unsere Pflicht als Hersteller und Partner der Druck- und Medienindustrie genau zu zuhören, was im tagtäglichen Geschäft von Druckereien geschieht. Nur so können wir technologische Entwicklungen vorantreiben und nachhaltig sicherstellen, dass diese sich erheblich auf den Unternehmenserfolg unserer Kunden und Partner positiv auswirken.
Blick ins „Kleingedruckte“ vor der Entscheidung für das nächste Digitaldrucksystem
Die Druck- und Medienindustrie hat in den letzten Jahren kontinuierliche Fortschritte beim Einsatz von Digitaldrucktechnologien erlebt. Im Unterschied zur disruptiven Wirkung der Technologie, als sie bei ihrer Einführung in den 90er Jahren analoge Fertigungstechnologien herausforderte, waren die letzten Jahre geprägt durch schrittweise Verbesserungen, Anpassungen und stetige technologische Weiterentwicklungen.
Es sollte keinen Zweifel mehr geben, dass die Industrie die digitalen Technologien voll akzeptiert hat und sich selbst entlang der unübertroffenen Print-on-Demand-Möglichkeiten der neuen Technologie neu formiert. Die Maschinenhersteller haben die Druckqualität, Produktivität und Flexibilität weiter verbessert und die Wahrnehmung des Digitaldrucks radikal verändert. Im Gegenzug haben Druckdienstleister darauf mit gesteigerten Volumina, innovativen Druckprodukten und neuen Geschäftsmodellen reagiert.
Wichtige Trends, die zu beachten sind:
- Die Verschiebung von traditionellen Verfahren hin zu digitalen Produktionsprozessen hat den Digitaldruck eindeutig in den Mainstream gerückt.
- Digitaldruck ist jetzt in kleinen, agilen, ausschließlich digital operierenden Betrieben genauso vertreten wie in Akzidenzdruckereien mittlerer Größe, die sowohl mit Digitaldrucksystemen als auch mit Offsettechnologien ausgestattet sind.
- Durch diese Entwicklung erhöht sich der Druck auf die Digitaldrucksysteme, den gleichen Leistungsstandard zu bieten wie die etablierten Produktionsprozesse.
- In der Praxis müssen daher die unerbittlichen Anforderungen der Endkunden nach schnellem Durchsatz und hochwertigen Druckergebnissen zum wettbewerbsfähigen Preis erfüllt werden.
Um das leisten zu können, benötigen Druckdienstleister zuverlässige, robuste und hochwertige Digitaldrucksysteme, die so gut wie alles übernehmen können, was auch nur irgendwie anfällt. Die dazu notwendige Robustheit ist nicht für jede Digitaldruckmaschine auf dem Markt eine Selbstverständlichkeit. Die Angaben zu Produktionsleistung (Output) und Qualität mögen zwar den theoretischen Anforderungen des Druckdienstleisters entsprechen, aber in Wirklichkeit sind einige der Systeme für die tagtäglichen Produktionsanforderungen nicht entsprechend konstruiert.
Es ist durchaus verständlich, wenn Druckereien Geschwindigkeit mit Produktivität verwechseln. Die Druckgeschwindigkeit bestimmt häufig die Schlagzeilen, wenn eine neue Maschine vorgestellt wird. Geschwindigkeit ist sicherlich ein wichtiger Faktor, aber es gibt andere Einflussgrößen, die wesentlich zur Produktivität und zum Output einer Maschine beitragen – Konstanz, Medienflexibilität, Häufigkeit der Service-Eingriffe, Workflow, integrierte Weiterverarbeitung und weitere mehr.
Tatsache ist, dass Druckdienstleister von heute in einer differenzierten geschäftlichen Umgebung agieren. Ihre Investitionsentscheidungen müssen dies berücksichtigen. Das wichtigste Kriterium bei der Auswahl der passenden Digitaldruckmaschine sollten die Produkte sein, die von den Kunden des Druckdienstleisters benötigt werden. Wie oft wird der Job benötigt? Ist er zeitkritisch? Gibt es Sicherheitsaspekte? Könnte der Auftrag zu anderen Arten von Aufträgen desselben Kunden führen oder zu ähnlichen Aufträgen von anderen Kunden? Da die Antworten mehr als nur ihre eigenen Investitionsentscheidungen beeinflussen, ist es sogar noch wichtiger, dass Druckdienstleister diese Fragen stellen. Sie spielen ebenso eine entscheidende Rolle in den Produktentwicklungsstrategien der Maschinenhersteller, die auf die Rückmeldungen der Anwender angewiesen sind, um die technischen Eigenschaften der Systeme zu bestimmen.

Foto: Canon, CEC Event Venlo, Cutting Edge, März 2016
Aus den Rückmeldungen von Canon Kunden geht beispielsweise folgendes hervor:
- Die Vielfalt der Substrate, die mit den aktuellen Digitaldrucktechnologien verarbeitet werden, nimmt stark zu.
- Diese Entwicklung geht einher mit der steigenden Komplexität der Aufträge und dem wachsenden Vertrauen der Druckbetriebe in die digitale Technologie.
- Immer häufiger werden schwerere Medien über lange Produktionszyklen verarbeitet; fünf Stunden pro Tag schweres Material mit hoher Geschwindigkeit zu verarbeiten, ist inzwischen häufiger die Regel als die Ausnahme – mit dem entsprechenden Verschleiß bei den Maschinenteilen.
Diese Entwicklung beim Einsatz unserer Systeme bei Kunden hat Canon veranlasst, Verbesserungen in der Konstruktion unserer neuesten Flaggschiffmodelle vorzunehmen, um den Austausch von Teilen zu vereinfachen und zu beschleunigen. Das Ziel dahinter ist die Optimierung der Betriebsbereitschaft der Maschinen – ein zentraler Faktor für die Gesamtproduktivität und Leistungsfähigkeit in jedem Druckbetrieb.
FAZIT: Für heutige Druckereien, die über die Investition in ein Digitaldrucksystem nachdenken, zahlt es sich aus, jede Maschine genauestens unter die Lupe zu nehmen und Erkundigungen nicht auf die Angaben in den Datenblättern der Hersteller zu beschränken. Viele der ausgeklügelten Verbesserungen in Bauweise und Technik werden nicht zusammen mit den Hauptfunktionen einer Maschine besonders herausgestellt, aber sie tragen wesentlich zur Produktivität einer Maschine bei. Und sie könnten ausschlaggebend dafür sein, mit welchem Erfolg eine Investition die Erwartungen erfüllt und einem Druckdienstleister hilft, sein volles geschäftliches Potenzial zu entfalten.
Zur Person:
Mathieu Peeters kommt von Canon Niederlande, wo er zuletzt die Position des Directors Marketing BIG innehielt. Bis Ende 2013 war er bereits bei der Canon Deutschland als Marketing Manager Professional Print, Services & Solutions tätig. Zuvor zeichnete er in unterschiedlichen Management-Positionen für Océ in den Niederlanden, Belgien und auch Deutschland verantwortlich und verfügt über ein umfassendes Know-how.
Profil und Kontakt via LinkedIn
Infos/Anmeldung zur drupa 2016, auf der Canon als einziger Aussteller alle drupa High-light-Themen am Stand abdecken kann:
Übersicht der Themen:
http://wachstum-digitaldruck.de/DRUPA_2016@BusinessInnovation.html/4444
Online-Registrierung:
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