Archive

drupa 2021

drupa nachruf.001

Gute Zeiten. Schlechte Zeiten: Kollegen aus aller Welt zollten der drupa 2016 noch persönlich die Ehre. 

Von Andreas Weber, Trauerbegleiter

Ganz im Ernst. Kein Scherz. Heute, kurz nach Mitternacht, bin ich schweißgebadet und völlig entsetzt im Bett hochgeschossen. Ich hatte das Schreckenserlebnis: die drupa ist tot. Und keiner wusste angeblich warum und wieso. War es ein natürlicher Tod? War es ein Unfall? Oder war es gar Mord beziehungsweise Selbstmord?

Weit hinten am Horizont, halb im Dunkeln, sehe ich eine große Menschenmenge auf mich zukommen. Sie skandiert: Die Drupa ist tot! Lang lebe Druck und Papier!

Und wie von Geisterhand gesteuert, gibt mein Smartphone ein Signalgeräusch von sich. Ich schaue ganz verdutzt nach. Und sehe: ein Kalender Eintrag ist aufgepoppt. Und erinnert mich daran, dass auf den Kalendertag genau vor fünf Jahren, am 10. Juni 2016, die #drupa2016 in Düsseldorf zu Ende gegangen ist. Und ich nunmehr – weil letzter Messetag – leider abreisen musste.

Oh Mann, was für ein Abenteuer… Vor lauter Schreck und Entsetzen schlafe ich sofort wieder ein.

Gleich nach dem Aufwachen am Morgen wollte ich bei Wikipedia nachgucken, welche Rangfolge eigentlich die #drupa2016 hatte – seit der ersten drupa im Jahr 1951. Ich stellte zu meinem Erstaunen fest, dass die Einträge in Wikipedia gar nicht aktualisiert worden waren und somit den neusten Stand hergeben. In der deutschen Textfassung ist die #drupa2016 tatsächlich die letzte, die je stattgefunden hat. Kein Wort über das hin und her, die Absage in 2021 und der Ersatz durch letztlich die aus meiner Sicht unglückselig-missratene #virtualdrupa…

 

This slideshow requires JavaScript.

Szenen der Freude auf der drupa 2016 sowie Screenhsots des inaktuellen deutschen Wikipedia-Eintrags zur drupa, Stand 10. Juni 2021.

 

 

Ganz ehrlich: Wie kann das sein? Will man etwas verschweigen? Sollen Tote länger leben können?

Den ganzen Vormittag verbrachte ich – als ausgemachter Fan der drupa seit fast 45 Jahren! – damit, zu überlegen und zu bewerten, was warum und wie passiert ist. Zunächst: Die drupa 2016 war wie üblich ein herausragendes Erlebnis, wenn auch mit weit weniger Besuchern als gewohnt. [Siehe meine umfangreiche Berichtsserie aus valuetrendradar.com].

Aber, wie die Analysen im Nachgang zeigten, ohne signifikante, positiv-dynamische Effekte auf Märkte und Entwicklungen. Im Gegenteil. Das, was auf der #drupa2016 z. T. vollmundig propagiert wurde, trat so nicht ein. Die Situation der Hersteller (im Offset- wie im Digitaldruck) verschlechterte sich im Lauf der Jahre auf breiter Front, mehr und mehr Druckereien gerieten in Schief-Lage oder verschwanden vom Markt. Zum anderen gab es immer mehr Zweifel, ob sich die drupa als Mega-Event überhaupt noch rentiere.

Umso erstaunlicher, dass das drupa-Veranstaltungsteam einfach weiter machte wie bisher. Oder auch nicht. Denn nie zuvor war es um eine drupa so still wie in den Jahren 2018, 2019 und 2020 bis zum Ausbruch der Corona-Krise. An das, was die #drupa2016 noch ausmachte, ein riesiges, globales Echo auf den Social-Media-Plattformen (allen voran Twitter und Linkedin), wurde nicht mehr angeknüpft. Und noch krasser: Die Online-Aktivitäten seitens der drupa-Veranstalter wurden sogar heruntergefahren.

Kamikaze / Selbstmord oder Mord?

Was in der Folge und warum rund um die #drupa2020 alles schief gelaufen ist, das habe ich mit meinem Freund und INKISH-Kollegen Morten B. Reitoft in einer 10-teiligen (!) Artikelserie auf INKISH.NEWS detailliert und profund darlegt.  [Siehe: „Düsseldorf: Hotspot für Erfolg?“]

Klar wurde uns: Das hätte erstens so gar nicht kommen müssen. Und zweitens steht die Eigenwahrnehmung der Veranstalter im diametralen Gegensatz zu dem, was Markt (Fachpublikum, Experten und Aussteller) empfinden und sich wünschen.

Kein Wunder also, dass die #virtualdrupa im April 2021 ein völliger Flop wurde. Nur wenige Teilnehmer, kaum Resonanz, schon gar nicht über Social Media oder die Blogger-Szene, wenig fesselnde Themen und Darbietungen. Einige selbstgebastelte oder ‚gekaufte‘ Posts auf Twitter. Das wars. Noch nicht Mal die #virtualdrupa Showpartner befanden es als wichtig, über das, was sie bei der #virtualdrupa2021 anstellten, aktiv zu kommunizieren. Trotzallem bzw. traurig aber wahr: Die Veranstalter verbuchten alles als vollen Erfolg. Und haben sich dadurch noch unglaubwürdiger gemacht und vernichten das wenige Restpotenzial, das drupa noch hatte.

Interessant ist dagegen: Die aus meinem Netzwerk aufgetauchten Erinnerungs-Posts via Facebook, Twitter und LinkedIn das gemeinsame Erleben der #drupa2016 fanden ein unverhofft großes internationales Echo. Wunderbar. Da menschelt es. Da geht doch was.

Mein trauriges Fazit: Nach 10 drupa-Teilnahmen seit 1977, davon 6 jeweils über die gesamte Laufzeit von 14 Tagen, inkl. der Redaktion des wunderbaren Buches „drupa Internationale Fachmesse Druck und Papier 1950 bis 1990“ sowie der Würdigung als bester Fachjournalist auf der drupa 2004 u. a. m. muss ich leider, hier und heute, am 10. Juni 2021, feststellen: das wichtige Kapitel drupa ist für mich und mein Berufsleben zu Ende.


Meine Trauerbotschaft ist entsprechend kurz und prägnant:

„Nach jahrelangem Leiden und schwerem Siechtum ist weder plötzlich, noch unerwartet die drupa als globale Leitmesse verstorben. Wir werden sie vermissen oder eben nicht! Drum lasst uns wohlgemut und unverzagt ausrufen: Die drupa ist tot! Lang lebe Druck und Papier!“

 


 

Bildschirmfoto 2020-10-16 um 11.41.55.png

Von Andreas Weber | English Version via INKISH.NEWS

Eine Gruppe von Journalisten hatte am 15. Oktober 2020 die Gelegenheit zum Preview in Wiesloch auf dem Werksgelände von Heidelberger Druckmaschinen. Thema war die Heidelberg Innovation Week, sozusagen die hauseigene, virtuell ausgestaltete Fachmesse, die vom 19. bis 23. Oktober 2020 virtuell stattfinden wird.

Thema waren Produkt-Neuheiten bei Print (Label, Packaging, Akzidenzdruck, inkl. Veredelungen) und Weiterverarbeitung, automatische End-to-End-Lösungs-Szenarien sowie die Erläuterung der neuen Plattform-Strategie mit Zaikio.

Wie bereits in meinem INKISH-Interview „Heidelberg auf Kurs“  hat CEO Rainer Hundsdörfer nochmals Strategie und neuen Fokus von Heidelberg dargelegt. Auszug: „Die Zukunft von Heidelberg heißt in erster Linie nicht Größe und Wachstum um jeden Preis, sondern Fokus auf die Profitabilität. Damit legen wir den Grundstein, um mit unserer Neuausrichtung von einer Erholung der Märkte zu profitieren. Heidelberg packt die richtigen Dinge an.“

Auf Basis eines starken Kerngeschäfts soll Heidelberger Druckmaschinen AG nachhaltig profitabel aufgestellt werden, um für sich und seine Kunden eine prosperierende Zukunft anzustreben.

Ludwig W. Allgoewer, Chief Sales & Marketing Officer, betonte im Gespräch den Nutzen und die Neuartigkeit der Heidelberg Innovation Week. An fünf Tagen werde nach je drei mal zwanzig Minuten währenden Kurz-Präsentationen Gelegenheiten geboten für Kunden aus aller Welt ihren persönlichen Video-Chat zu führen. Dazu stehen global rund 250 Heidelberg-Mitarbeiter zur Verfügung. Das heisst: Der persönliche Dialog mit dem Kunden steht im Fokus. Was in Anbetracht der Fülle an Neuheiten ausserordentlich sinnvoll erscheint.

Mein Fazit: Manches wird die Branche aufhorchen lassen und zeigt Heidelberg in ganz neuem Licht! Mehr dazu in den nächsten Tagen über INKISH.NEWS und INKISH.TV.


Link zu allen aktuellen Posts zur Heidelberg InnovationWeek via LinkedIn mit vielen Details und Foto-/Video-Impressionen.


Impressionen per Video-Compilation (ca. 9 Minuten)

 

 


 

tdrupa hans_otto_von_hirschfeld 1991

Die 2018 verstorbene Düsseldorfer Werberlegende Hans Otto von Hirschfeld hat zu Wendezeit/Mauerfall der drupa ein unnachahmliches Denkmal gesetzt. Foto: Nachlass Hirschfeld 

Von Andreas Weber

„Brauchen wir noch eine DRUPA?“ — „Wird die DRUPA 2021 wieder stattfinden?“ — Ich kann solche Fragen ehrlich gesagt nicht mehr hören (und muss mir dabei ein wenig selbst an die Nase fassen …). Und ich kann schon gar nicht verstehen, dass immer aufs Neue etwas diskutiert wird, was eigentlich gar nicht Gegenstand des Interesse sein darf.

Klar ist:

  1. Die #drupa2020 konnte durch die Corona-Pandemie nicht wie geplant stattfinden.
  2. Alle (Organisatoren/Messegesellschaft, Aussteller, Besucher, Medien etc) mussten und konnten sich damit arrangieren.
  3. Ob die #drupa2021 stattfinden kann, lässt sich aus heutiger Sicht keinesfalls vorhersagen. Jede Form der Spekulation erscheint wenig zielführend.

Klar ist aber auch: Eine DRUPA, wie wir sie kennen und schätzen, wird es nicht mehr geben können. Was aber nicht heissen soll, dass die Grundidee der DRUPA nicht mehr gefragt ist oder tragen könnte.

Die DRUPA war seit jeher Marktplatz, Schaufenster, ‚Hub‘ und Hotspot, um ungefiltert Technologie-Innovationen für die gesamte Druckbranche rund um den Globus erfahrbar zu machen.

Zur Erinnerung: Das Kürzel DRUPA steht für „Druck und Papier“ und damit für etwas, was heute, morgen und in Zukunft bestehen wird. Wer so gesehen die Idee einer DRUPA infrage stellt, stellt generell Druck und Papier infrage.

Das Paradoxon: Die ungeheuren Stärken der DRUPA wurden, wenn nicht unbedingt zur Schwäche, so doch zum Risiko. Wir alle konnten uns in den vergangenen Jahrzehnten darauf verlassen, dass die DRUPA unvergleichlich hohe Wirkung erzielt und nachhaltig die Geschäfte absichern kann. Sowohl für Aussteller als auch für Besucher/Käufer. Wenn, wie jetzt geschehen, die DRUPA nicht stattfinden kann, fallen viele in ein tiefes Loch.

Im Übrigen gab es über Jahrzehnte auch immer wieder die kontroverse Diskussion innerhalb der DRUPA-Träger und bestimmenden Komitees: Ist Düsseldorf der richtige Standort? Welches Intervall ist passend: fünf Jahre, vier Jahre, drei Jahre? Oder Anfang der 1990iger Jahre: Sind Vorstufen-Themen — getrieben durch Desktop Publishing/IT, Digitalisierung der Pre-Media-Prozesse, Digitaldruck etc. — auf der drupa darzustellen?

Kontroversen, Disruptionen, radikale Veränderungen waren und sind immer Teil der DRUPA-DNA. Die DRUPA kann das aushalten, widerspiegeln und Orientierungshilfe geben. Das machte die DRUPA einzigartig.

Für Aussteller und Besucher der DRUPA stellt sich aus meiner Sicht eine zentrale Frage: Wie finden Angebot und Nachfrage zusammen? Mit dem Unterpunkt: Gibt es Alternativen? Einige Top-Aussteller wollen das bereits für sich beantwortet haben, zogen die Reissleine und sind für das Jahr 2021 aus der DRUPA (wie generell aus Großveranstaltungen) ausgestiegen.

Ich wage zu bezweifeln, ob dies der Weisheot letzter Schluss ist. Zumal ich beim ‚neuen’ Go-to-Market keine Innovationen sehe. Auf Hausveranstaltungen zu setzen, ist nichts Neues, ebensowenig wie virtuelle Events/Webinar-Formate zu nutzen (die nur ein Behelfsmittel sind  und zudem bis dato zu 99% dilettantisch durchgeführt werden!).

Was mir fehlt ist das ernsthafte, umfassende und zielführende Beschäftigen mit folgenden Fragen, die sich um die Werte und Verdienste ranken, die durch die DRUPA geschaffen wurden:

  1. Was genau sind die Kernwerte der DRUPA resp. von Druck und Papier?
  2. Welcher Nutzen muss sich ergeben, um Druck und Papier als „Show“-Thema attraktiv zu halten?
  3. Wie sehen angemessene Inszenierungsmöglichkeiten aus, um Angebot und Nachfrage bestmöglich zusammenzuführen?
  4. Welche neuen, durchdachten Formen der Kommunikation müssen geschaffen werden? Und wie sieht deren Umsetzung aus?
  5. Wie kann man die Interaktion und den permanenten Dialog mit allen ‚Stakeholders’ (Besucher, Aussteller, Mediatoren) homogenisieren, dynamisieren und dauerhaft attraktiv gestalten?

Als Vorbild empfehle ich uns allen, sich mit dem intensiv auseinanderzusetzen, was Steve Jobs machte, als er 1996/1997 zu Apple zurückkehrte, in einer Phase, wo das Unternehmen am Abgrund stand. Jobs hat sich persönlich darum gekümmert, die „Core Values“ von Apple zu benennen und wieder zu beleben. Er prägte das „Communication First, Products Second.“ Und transformierte Apple zu einem Plattform-Betreiber für den „Digital Lifestyle“, das dadurch zum wertvollsten Unrernehmen der Welt werden konnte.

Die Idee, die DRUPA nicht mehr nur als Markplatz in Messehallen, sondern als Plattform für Erfolg mit Print zu begreifen, gefällt mir gut. Diese Plattform muss analog wie digital funktionieren, persönliche Begegnungen mit virtuell-digitalen Interaktionen zu mischen. Und alle involvieren, die sich dem Thema ‚Erfolg mit Print’ verpflichtet fühlen.

Klingt das nach der Quadratur des Kreises? Ich glaube nicht.

Gerne fordere ich zu aktiven, kreativen Beiträgen und Diskussionen auf und gebe mein Bestes, um dies mit INKISH D-A-CH und meinen INKISH-Kollegen zu unterstützen.

PS: Momentan kann man gerade in der D-A-CH-Region viel lernen.  Große Messen wie die IFA in Berlin oder die Buchmesse in Frankfurt am Main gehen neue Wege, die für die Weiterentwicklung der DRUPA als Ideen- und Impulsgeber dienen können.

 


 

Kontakt via LinkedIn

 

Bildschirmfoto 2020-08-31 um 09.31.29.png

 


 

INKISH @WORK Auguts 2020.001

Von Andreas Weber

INKISH hat Mitte August 2020 einen weiteren Meilenstein gesetzt: Eine Woche lang reiste das Team quer durch Deutschland, um in der Heimat Gutenbergs mit führenden Firmen und exponierten Persönlichkeiten intensive Gespräche zu führen.

Das Ergebnis ist fulminant: Print erscheint lebendiger, facettenreicher und zukunftssicherer als vielfach im Hinblick auf die Corona-Krise gedacht. Ohne der Publikation der Interviews vorgreifen zu wollen, ist folgendes bemerkenswert:

  • Zum einen, seit Juli 2020 zeichnet sich wieder eine Belebung des Geschäfts auf breiter Front ab. Druckereien aus den verschiedensten Anwendungsbereichen haben ihre Hausaufgaben gemacht. Gemäß dem Motto: Not macht erfinderisch. Wer flexibel ist und sich neu erfinden kann, wird Bestand haben, vor allem, wenn die Druckprodukte nicht als Massenware beliebig, sondern werthaltig, sorgfältig mit Hingabe und hoher Kreativität produziert werden.
  • Zum anderen, die Zulieferer der Druckereien hinken dabei in nichts nach, verstärken ihre Kundenorientierung/-zentrierung, besinnen sich auf ihre Stärken und verzeichnen wieder steigende Auftragseingänge.

 

 

Der Technik-Fokus liegt darauf, entlang der Wertschöpfungskette nicht nur neue Produkte, sondern integrierte und automatisierte Lösungsszenarien marktreif anzubieten. Das Rückgrat für den industriellen Druck bilden nach wie vor etablierte Technologien im Offsetdruck, die sich aber immer perfekter und nahtlos in digitale Prozesse sowie Pre-Media und Post-Press einbinden lassen. Und durch Inkjet-Technologien ergänzt und verstärkt werden.

Bemerkenswert ist auch eine neue Offenheit. Sowohl in der Unternehmens-Kommunikation als auch im Anbieten von Schnittstellen und offenen, Cloud-basierten Plattformen, die allen zur Verfügung stehen. Die gemeinsame Formel: Print als Medium beflügelt die Kommunikation im Digitalzeitalter dynamisch. Durch Agilität, Interaktions-Fähigkeit, Emotionalisierung und Nachhaltigkeit.

Viele Stunden Filmmaterial sind noch auszuwerten. Und werden vom INKISH Filmteam rund um Jan Majnik und Morten B. Reitoft aufbereitet und sukzessive auf INKISH.TV publiziert. Bleiben Sie am Ball. Es wird sich lohnen.


Mein Eindruck

Auf die Krise folgt die Katharsis. Print steht vor einer Renaissance. Mit ungebrochener Innovations- und Inspirationskraft. Allerdings bedeutet diese Wiedergeburt keinesfalls, dass wir zu alten Zeiten resp. der Situation vor der Corona-Panademie zurückkehren werden. Durch die Rückbesinnung auf Werte und Stärken, die Print seit Jahrhunderten geformt haben, eröffnet sich ein neues Spiel. Gut so!

 


 

Making-Off-Videos

Bereits auf LinkedIn fanden unsere Posts sowie die kurzen Making-Off-Videos zu den Interview mit Koenig & Bauer, Heidelberg und Zaikio im Rahmen der INKISH @Work Tour in Deutschland grosses Interesse (bis dato über 35.000 Views).

 

 

 

 

 


 

Heidelberg drupa 2021 AUS.001.jpeg

Von Andreas Weber, Head of INKISH D-A-CH

Paukenschlag vom Neckar, der den Rhein-Pegel bei Düsseldorf quasi auf Niedrigwasser bringt: Heidelberger Druckmaschinen AG, einst — 1951 — Motor und Ermöglicher der drupa um sich als globale Leitmesse der Druck- und Papier-Branche zu etablieren, sagte seine Messeteilnahme für 2021 ab. Dies wurde lapidar heute am Morgen, Mittwoch, 8. Juli 2020, per Pressemitteilung verkündet.

Man habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, sagte Heidelberg CEO Rainer Hundsdörfer im exklusiven Ad-Hoc-Gespräch mit INKISH D-A-CH. „Wenn keine Kunden kommen können, dann macht es auch keinen Sinn“, führt der Unternehmenschef weiter aus.

Die drupa als ‚Festival der Drucker‘ brauche aber Publikum. Die fatalen Folgen der COVID-19-Pandemie würden sich laut Hundsdörfer länger auswirken, als bislang angenommen. Dadurch sei zu erwarten, dass Besucher vor allem aus den wichtigsten Märkten USA und China nicht nach Düsseldorf reisen werden können.

Heidelberg habe in den letzten Monaten eine Reihe digitaler Formate entwickelt und erfolgreich etabliert, um zu Kunden neue und vor allem wirksame Kontaktmöglichkeiten aufzubauen. Dies wolle man laut Hundsdörfer zielgerichtet weiterentwickeln, um vom 19. bis 23. Oktober 2020 eine Innovation Week abzuhalten.

Das ursprüngliche drupa-2020-Motto von Heidelberg, ‚Unfold your Potential’, werde man beibehalten. Themen seien vor allem Neuheiten, Vorführungen, Schulungen und Supportleistungen. Und dies in Anbetracht der Tatsache, dass sich die Entwicklungszyklen radikal verkürzt hätten. Das heisst: Unternehmen wie Heidelberg müssen Instrumentarien parat haben, die in Echtzeit erlauben, mit Kunden wirkungsvoll und nachhaltig in den Dialog zu treten.

Übrigens: Wenige Stunden nach der Veröffentlichung von Heidelberg veröffentlichte die Messe Düsseldorf eine Pressemitteilung mit dem Titel „Bereit für den Neustart: Messe Düsseldorf setzt Hygiene- und Infektionsschutzkonzept auf“. Es wurde dargelegt, dass man ab September 2020 den Messebetrieb wieder aufnehmen wolle. Die drupa wurde allerdings nicht erwähnt.

Ob das Prinzip der Messeveranstalter, „allein der Wille zählt“, sich durchsetzen kann, steht zu bezweifeln. Denn schon vor der Covid-19-Krise war erkennbar, gerade auch durch das Ende der IPEX (UK) sowie Print (USA) im Bereich der Print- und dem Ende der CeBIT auch bei IT-Fachmessen, dass es sich für Aussteller kaum mehr lohnt, an Messen in der gewohnten Art und Weise teilzunehmen. Auch der in 2019 erfolgreiche Messe-Newcomer Printing United in den USA hat sein für Oktober 2020 vorgesehene traditionelle Messeveranstaltung umgewidmet in einen virtuellen Messe-Event. Wie die Alternativen tatsächlich aussehen werden und sich auch zum Wohle der Besucher bewähren können, muss sich erst noch zeigen.

My Take

Die Entscheidung bei Heidelberg erscheint folgerichtig, nachdem auch schon Bobst und Xerox die drupa-2021-Teilnahme abgesagt haben.

Denn gerade die drupa hatte sich bereits vor vielen Jahren umdefiniert: War es einst das Ziel, Marktplatz für Print-Experten und -Liebhaber aus aller Welt zu sein, verwandelte man seit dem Jahr 2000 die drupa in eine Art Anbieter-Börse, die sich weniger um die Belange der Besucher kümmerte als vielmehr darum, Aussteller dazu zu bringen, ihre Investments in den Messeauftritt zu maximieren. Kein Wunder also, dass auch ohne COVID-19-Pandemie die Besucher deutlich weniger wurden.

 


 

Peter Schwarz Nachruf.001.jpeg

Ein Nachruf von Andreas Weber

Am 27. Mai 2020 starb Peter Schwarz im Alter von 78 Jahren. Am 8. Juni hätte er einen 79. Geburtstag begehen können. Aufgrund der Corona-Pandemie fand die Trauerfeier mit Urnenbeisetzung im engen Familien- und Freundeskreis auf dem Friedhof Neuenbürg-Arnbach nahe Pforzheim statt.

Wir verdanken Peter Schwarz unendlich viel. Er gehörte Ende der 1980er Jahren zu den Vorreitern beim Desktop-Publishing. Und setzte dies nach 1993 fort, als er für Süddeutschland Handelspartner von Xeikon BV wurde, um dem Farb-Digitaldruck zum Durchbruch zu verhelfen. 2001 wurde diese Partnerschaft auf ganz Deutschland ausgedehnt, um die Stellung des Xeikon-Markengeschäfts in Deutschland weiter voranzutreiben. Den professionellen Farb-Digitaldruck sah er stets als logische Fortführung der DTP-Revolution. Und das zu einer Zeit, als die Meisten dies für Zukunftsmusik mit ungewissem Ausgang hielten.

Peter Schwarz war ein unermüdlicher Kämpfer, stets charmant, neugierig und aufmerksam. Einer, der auch gerne voll ins Risiko ging. ‚Wer nix riskiert, kommt zu nix‘, lautete seine Devise. Seine Herzlichkeit und Umsicht konnte viele begeistern. Aber nicht alle. Die Banken drehten ihm den Hahn zu und er musste für seine Unternehmungen Insolvenz anmelden. Was ihn hart getroffen hatte, aber kaum entmutigen konnte. Zuversicht gehört zu seinen Tugenden.

 

Susann Schwarz Kommentar IMG_6098

 

Zwei persönliche, ganz besodnere Erlebnisse mit Peter Schwarz sind mir bestens und nachhaltig in Erinnerung.

1992, auf dem Rückweg aus der Schweiz besuchte ich ihn in seiner Firma SCS Schwarz in Stuttgart. Und erlebte ein frisches, junges, dynamisches Unternehmen in Aufbruchstimmung. Mitten im Zentrum des hehren Layout-Satzes, dominiert von elitären Anwendern der Berthold-Satztechnik-Szene, wagte er, Peter Schwarz mit DTP und Macintosh den Aufstand. Und reüssierte.

Ich zeigte ihm damals das druckfrische Büchlein „Do You Speak Computer English? Das Publishing-Lexikon — Über 3800 Stichwörter, Abkürzungen und Fachbegriffe aus EDV und Electronic Publishing von Hans-Georg Wenke und Stephan Jaeggi, das ich gemeinschaftlich mit der Typophil AG in St. Gallen verlegt hatte. Satz, Druck und Verarbeitung hatte Rolf Stehle mit der Typotron AG übernommen. „Donnerwetter“, sagte Peter Schwarz, „das ist ja genau, was ich brauche, um noch besser zu erklären, worum es uns geht. Kann ich sofort 100 Bücher kaufen?“.

1996 moderierte ich eine Digitaldruck-Fachveranstaltung in Stuttgart, Haus der Wirtschaft. Der Saal war proppenvoll. Geladen hatte die AGFA-Gevaert AG. Produktmanager Andreas Nielen-Haberl präsentierte stolz die AGFA Chromapress, eine von AGFA auf Basis der Xeikon-Technologie „veredelte“ Digitaldruck-Maschine, und brachte den ersten Kunden mit, Peter Schleider aus Frankfurt am Main.

Mitten in der Schilderung, wie Chromapress in der Praxis funktionierte, warf Prof. Albert G. Burkhardt, die Lehrinstanz für Drucktechnik in Stuttgart, empört und lauthals ein: „Das stimmt doch alles gar nicht. Solche Maschinen können gar nicht qualitätsoll farbig drucken.“ Alle im Saal erstarrten. Es war völlig still. Bis Peter Schwarz aufstand, um ruhig und gelassen zu sagen: „Natürlich stimmt das! Wir machen das schon länger mit Xeikon und haben begeisterte Kunden. Und – bei allem Konkurrenzdenken –  was AGFA da als OEM-Partner mit der Xeikon macht, ischt wirklich klasse!“

Der Professor war verdutzt, der Saal raunte. Und die auf Chromapress exzellent digital gedruckten Broschüren fanden im Nachgang zu den Vorträgen reißenden Absatz. Ohne Peter Schwarz wäre das anders gekommen.

Time is running. Zuletzt — und viel zu lange her — habe ich Peter Schwarz persönlich im Sommer 2009 getroffen. Wie stets war er in Sachen Digitaldruck unterwegs. Und gab auf einer Xerox-Händler-Veranstaltung in Stuttgart seine Erfahrungen mit Digitaldruck kund, im Guten wie im Schlechten. Alle lauschten gebannt und beinahe ehrfürchtig. Eine schöne Erinnerung, die bleiben wird.

Lieber Peter Schwarz, wir vermissen Dich sehr! Gute Reise. Sicher wird es im Himmel auch bald Digitaldruck geben! Auf Dich ist ja immer Verlaß!

 


 

PS: Dank an liebe Mitstreiter aus alten Tagen — Kerstin Hinder und Martin Van Waeyenberge — für den Hinweis zum Tode von Peter Schwarz.

 


Nachtrag

Es gab zahlreiche Zuschriften und Kommentare aus persönlicher Sicht von Freunden, Kollegen, Mitstreitern, die ich an dieser Stelle veröffentlichen möchte. Schöner kann man das Andenken an Peter Schwarz nicht bewahren. Oder?

Über LinkedIn

Martin van Waeyenberge, Brüssel/Belgien

I’ve been introduced to Peter shortly before DRUPA 1995 and I had the honor to work with him during many years at Xeikon. His vision on how the digital printing market would evolve to the future has become a reality.

You can love him or hate the person for his way of working, but one thing for sure: he did leave an impression in the printing industry in Germany. Together with his partner in crime (if I may say so ;)), Stefan Birkhofer (RIP), they have build the foundations for what digital printing in Germany is today.

Thanks Peter!


 

Peter Sommer, Waiblingen/Deutschland

Er war wirklich ein Visionär und ein guter Typ noch dazu!


 

Andreas Nielen-Haberl, Frankfurt am Main, Deutschland

Ich habe ihm viel zu verdanken.


 

Hans Verberckmoes, Antwerpen/Belgien

Very nice person to work with and highly skilled, was always a pleasure having him over in the Demo.


 

Axel J. Mangelsdorf, Lüdersburg/Deutschland

Sehr sehr traurig. Er hatte so viele Ideen und war seiner Zeit voraus. RIP


Über Facebook

Harald Büttner  Burgbernheim/Deutschland

Peter Schwarz hat mit seinen Visionen den Digitaldruck in den Anfangsjahren entscheidend vorangebracht. In dankbarer Erinnerung an eine langjährige gute Zusammenarbeit.


Dieter Egelkraut Langgöns/Deutschland

Andreas, ich habe soeben den Nachruf von Peter Schwarz gelesen. Ich habe von ihm auch viel gelernt. Was mir gefallen hat, war seine Menschlichkeit, egal ob Kunden oder Mitarbeiter.

Ich bin inzwischen 76 Jahre alt. Peter: Vielleicht treffen wir uns am Himmelstor zu einem Viertele Wein. Mach’s gut, Peter und auch immer noch “Gott grüß die Kunst”!👍💙


 

Persönliches

Ralph Kissner | Vollständiger Text auf der eigenen Website

(…) Persönlich verdanke ich Peter Schwarz die Ermunterung zur Selbständigkeit, unzählige Stunden mit Ratschlägen und nicht zuletzt eine ganze Reihe von Geschäften. Seine Neugierde und Innovationsfreude haben mich immer begeistert und angesteckt, ich war immer fasziniert von seinem unerreicht gewinnenden Wesen und seiner Geradlinigkeit andererseits.

Wir waren weit über seine Zeit als Gesellschafter in Kontakt. Es bleibt mein Dank für seine entscheidende Rolle in meinem Leben und die vielen wertvollen Erfahrungen, die ich durch und mit ihm gemeinsam machen durfte.

Leb wohl, lieber Peter.

Ralph Kissner, 5. Juni 2020

 

Ralph Kissner und Peter Schwarz

 


 

Lesenswert ist vor allem auch der folgende, detailreiche Nachruf von Dirk Schornstein, München, Deutschland, den ich in voller Länge publizieren darf.

Nachruf Peter Schwarz im Juni 2020, Dirk Schornstein

Am 27. Mai 2020 verstarb Peter Schwarz. Mein Vater Heinz Schornstein und Peter Schwarz kannten sich vom Bundesverband Druck, in dem beide sehr aktiv waren. Sie waren gute Freunde und schätzten sich sowohl privat als auch beruflich.

Peter Schwarz war ein Pionier der Druckvorstufe. Schon Mitte der 80er Jahre trieb er in diesem Bereich die Digitalisierung voran. Zuerst mit digitalen Satzsystemen der Firma Siemens – später dann mit DTP auf Apple Computern.
Im Bundesverband Druck war er bekannt wie ein bunter Hund und ganz klar ein Vorreiter der neuen Technik – die anfangs von den Fachleuten eher belächelt wurde. Nur wenige konnten ahnen wie schnell Desktop Publishing die alten Systeme komplett ablösen würde. Und kaum jemand hatte für möglich gehalten, daß die professionelle Bildverarbeitung auf Desktop-Maschinen möglich wäre. Heute sind Namen wie Scitex und Chromacom unbekannte Dinosaurier. Drucksachen werden ganz selbstverständlich auf Desktop-Computern erstellt.

Peter Schwarz war Gründer von SCS Schwarz Computersatz, später „SCS Schwarz Satz und Bild Digital”. Die Büros in der Schwabstraße 43 in Stuttgart waren mein erster echter Arbeitsplatz. Im Belichtungsservice lernte ich in einem halbjährigen Praktikum direkt nach der Bundeswehr was ein Macintosh ist und was DTP bedeutet. Auch wie man in der Druckvorstufe mit modernen Maschinen Texte und skalierbare Grafiken erstellt. 10 Jahre zuvor hatte ich von meinem Vater noch gelernt, wie Bleisatz funktioniert – bei uns zu Hause im Keller.

Zu SCS Schwarz – dem Satzdienstleister – gesellten sich Tochterfirmen: Das Apple Center SCS Schwarz (wo ich meine Freunde Michael Müller und Joachim Attinger kennenlernte), das Schulungscenter SCSI mit Markus Ilka und die Firma “S.I.X. Schwarz und Kissner GmbH” – der Vorgänger der Six Offene Systeme GmbH bei der ich 1996 anfing und bis 2006 auch beteiligt war.

1992 zog die Firma Schwarz um, von den inzwischen viel zu engen Räumlichkeiten der Schwabstraße 43 (Stuttgart) in den Doppeltower in der Stadionstraße 1 in Leinfelden-Echterdingen. Der eine Turm gehörte den Tochterunternehmen Apple Center, SCSI und S.I.X. Auch die kleine Abteilung “Forschung & Entwicklung” war später dort beherbergt, wo ich mit meinem Kollegen Elmar Schulz neue Software und Konzepte testete. Der andere Turm gehörte der Geschäftsführung, Satz und Repro.

Während meines Studiums im Praxissemester lernte ich dort in der Repro meine guten Freunde Uli Münzenmaier, Stephan Seebauer und Andi Gschwind kennen. Wir hatten unheimlich viel Spaß, waren aber gleichzeitig sehr innovativ und produktiv – entwickelten beispielsweise eine neue Methode zur Einfärbung von Grafiken und ermöglichten so die Produktion eines großen Kataloges mit Desktop-Publishing.

Irgendwann kam das Thema Digitaldruck auf und man hörte immer öfter den Namen „Xeikon”. Es gab schon die ersten Farbkopierer. Aber eine Maschine, die mit dieser Technik größere Auflagen in akzeptabler Qualität erzeugen konnte zeichnete sich gerade erst ab. Xeikon war hier Vorreiter und Peter Schwarz wieder Pionier. Er schloss eine Partnerschaft mit Xeikon, kaufte eine alte Uhrenfabrik in Neuenbürg – seinem Heimatort – um dort das neue digitale Druckzentrum aufzubauen. Die Methode hatte sich bewährt: Als professioneller Dienstleister den Beweis liefern, daß die Technik funktioniert. Und als Händler der Produktionsmaschinen zusätzliche Gewinne erwirtschaften. Das hatte in der Kombination seiner DTP-Satz- und Repro-Abteilung und dem Apple Center hervorragend funktioniert. Schwarz trommelte, das Interesse war da, er bereitete die Welt-Premiere des farbigen Digitaldrucks vor. Aber die Xeikon-Maschine ließ leider auf sich warten. Ich erinnere mich an viele viele Verschiebungen auf „in zwei Wochen”. Und so fand irgendwann der lange vorbereitete Fachpressetermin in Neuenbürg vor einem leeren Podest statt.

Als die Maschine dann endlich kam, kämpfte man mit Kinderkrankheiten in Zuverlässigkeit und Qualität. Irgendwann um 1995 müssen die enormen Investitionen in den Digitaldruck die Gewinne aus den anderen Sparten des Unternehmens aufgefressen haben – die Firma SCS Schwarz war insolvent. Vielleicht war Peter Schwarz einfach zu früh am Markt, das Produkt noch nicht reif. Mir tat es unendlich leid. Eine großartige Firma musste geschlossen werden.

 

 

In mir hat das zu keiner Zeit seine Fähigkeiten als Unternehmer in Frage gestellt. Ich habe ihn immer bewundert. Er hat mich früher immer angesprochen mit „Herr Schornstein“ und „Du“ – das hat mich nie gestört, im Gegenteil: ich fühlte mich dadurch noch mehr ihm verbunden. Viele Jahre später habe ich ihn mit „Herr Schwarz” und „Du” angesprochen, obwohl er darauf bestand, daß ich ihn „Peter” nenne.

Peter Schwarz und die von ihm gegründeten oder mitgegründeten Unternehmen haben in meinem Leben eine ganz entscheidende Rolle gespielt und meinen Berufsweg lange Zeit bestimmt. Ich habe ihm viel zu verdanken und werde ihn immer in liebevoller und guter Erinnerung behalten.

Was Peter Schwarz jenseits von unternehmerischen Erfolgen geschafft hat, zeigt sich an der Tatsache, daß es immer noch jedes Jahr eine „SCS Weihnachtsfeier” gibt, die von meinem Freund – dem damaligen Leiter der Reproabteilung – Uli Münzenmaier organisiert wird. Und jedes Jahr treffen sich dort alte Kollegen aus dem Kern- und den Tochterunternehmen. Mehr als 20 Jahre nach der Schließung der Firma SCS Schwarz. Leider konnte Peter Schwarz die letzten Jahre nicht mehr teilnehmen. Selbstverständlich war er aber jedes Jahr herzlich willkommen.

Steht Peter Schwarz vorm Himmelstor, dann stelle ich mir vor, daß sein langjähriger Freund Heinz Schornstein, mein Vater, ihn begrüßt. Mit den Worten: „Mensch, Herr Schwarz! Wo bleibst Du so lange? Ich habe Dir hier einen Platz freigehalten. Schön daß Du da bist, Peter. Warte, ich mach uns eine Flasche Wein auf.

Setz Dich und erzähl.”

In liebevoller Erinnerung Dirk Schornstein, München

 


 

Bildschirmfoto 2020-06-09 um 11.19.37

Nur noch ein Schatten seiner selbst? Oder lautet das Prinzip: Malen nach Zahlen? — Screenshot aus dem Titel des neuen Heidelberg Geschäftsberichts 2019/2020.

 

Von Andreas Weber

Auf seiner virtuell Bilanzpressekonferenz am 10. Juni 2020, ab 10 Uhr, also vor rund einer Stunde, hatte der Heidelberg-Vorstand wenig Neues zu vermelden. Weder zu dem am 31. März 2020 abgelaufenen Geschäftsjahr 2019/2020 noch für das laufende. 

  • Das Nachsteuer-Ergebnis weist einen hohen Verlust von 343 Mio. Euro aus.
  • Der Free-Cashflow konnte sich nur positiv entwickeln durch die Übertragung von 380 Mio. € aus dem Treuhandvermögen des Heidelberg Pension Trust e.V. im März 2020 (225 Mio. Euro gegenüber Vorjahr -93 Mio. Euro).
  • Der Umsatz ging um fast 150 Mio. Euro auf 2,349 Mrd. Euro zurück.
  • Für das laufende Geschäftsjahr will der Vorstand mit Bezug auf die anhaltende Corona-Pandemie und die dadurch schweren ökonomischen Schwierigkeiten keinen verbindlichen Ausblick geben, rechnet aber bis zum 31. März 2021 mit einen negativen Nachsteuer-Ergebnis.

Laut CEO Rainer Hundsdörfer treibe Heidelberg die Neuausrichtung zügig voran. Wobei „Neuausrichtung“ in diesem Fall bedeutet: Heidelberg reduziert sich auf das traditionelle Kerngeschäft, den Bogenoffset, und damit diesen in seinem verkleinerten Portfolio nur noch auf den Mittelformat-Bereich.

Gleichzeitig baut Heidelberg weiterhin massiv Personal und Fertigungskapazitäten ab. Erstmals seit dem Börsengang im Herbst 1997 sinkt die Zahl der Beschäftigten bei Heidelberger Druckmaschinen AG auf unter 10.000 durch den nach Unternehmensangaben sozialverträglichen Abbau von 1.600 Stellen. In Hochzeiten beschäftigte Heidelberg einst über 25.000 Mitarbeiter.

„Die Zeiten in denen Heidelberg rein durch Größe punkten konnte, sind vorbei“, so CEO Rainer Hundsdörfer. Es gehe ihm nicht mehr um Größe und Wachstum um jeden Preis. Vielmehr bestehe der Kulturwandel bei Heidelberg in der Wandlung vom Konzern zum flexiblen Mittelständler. Im Unternehmen herrsche Aufbruchstimmung — was sich aus meiner Sicht im Zuge von massenhaften Entlassungen ambivalent auslegen lässt!

Auch die Zahl der Vorstandsmandate wurde deutlich verringert, halbiert auf jetzt noch zwei, das des CFO und das des CEO. Das Vorstandsressort für Technik wurde bereits im Herbst 2019, das des Chief Digital Officers im März 2020 aufgelöst.

Die Quadratur des Kreises

Das Umsatzpotenzial für Offsetdruck-Maschinen ist ebenfalls dramatisch geschrumpft. Waren es bis zum Krisenjahr 2008 noch rund 9 Milliarden Euro per anno, sind es nach kontinuierlichen Rückgängen bis dato noch maximal 2,5 Milliarden Euro pro Jahr. Dies bezieht allerdings auch Formatklassen und technische Verfahren ein, die Heidelberg nicht mehr bedienen will und kann (Klein- und Grossformat sowie Rolle). Im Vergleich dazu: Das Marktpotenzial für Digitaldruck-Lösungen im Produktionsdruck (Akzidenzen, Verpackungen, Sign & Display) macht bereits rund doppelt soviel aus.

Dass die Heidelberg Bogenoffset-Druckmaschinen immer leistungsfähiger und die Rüstzeiten drastisch verkürzt wurden, löst das Problem der dramatischen Marktpotenzial-Schrumpfung nicht.

Neue Vertriebsmodelle, die Heidelberg unter dem Schlagwort „Subscription“ bietet, sind zwar vom Konstrukt her zeitgemäß und bewähren sich bei Software-Angeboten (SaaS), nicht aber unbedingt bei Hardware, da durch lange Vertrags-Laufzeiten von fünf Jahren wenig flexibel agiert werden kann und in Summe kaum finanzielle Vorteile gegenüber andere Finanzierungsformen erreicht werden.

Dies wirkt sich gerade auf die aktuelle Situation im Akzidenzdruck, der sich radikal wandeln muss, ungünstig aus. Denn Druckerei-Unternehmer müssen am vorhandenen Equipment und den festgelegten, auf Standardisierung fixierten Produktionsprozessen für Commodity-Produkte festhalten, die aber kaum noch Nachfrage haben. Spezialitäten sind dagegen gefragt. 

Wachstum im Markt bedeutet nicht automatisch mehr Umsatz für Heidelberg

Da mit der „Neuausrichtung“ bei Heidelberg auch der Ausstieg aus dem industriellen Inkjet-Druck einher geht, stellt sich die Frage: Wie will Heidelberg in Zukunft Wachstum generieren?

CEO Hundsdörfer betonte auf der Pressekonferenz in seiner kurzen Wettbewerbs-Einschätzung, dass Heidelberg alleine im Verpackungsdruck mehr Offsetdruck-Maschinen verkaufe als der wichtigste Wettbewerber an Maschinen  insgesamt, also auch im Akzidenzdruck. Was soll das heißen? Gemeint sein kann ja nur die Koenig & Bauer AG. Und die hat ein viel weiter gefasstes Produkt- und Lösungsportfolio als Heidelberg und engagiert sich extrem smart im Digitaldrucktechnik-Sektor (u. a. Kooperationen mit HP sowie Joint-Venture-Unternehmungen mit DURST AG).

Pikant: Die auf den Verpackungsmarkt fokussierte Firma BOBST Group SE (Umsatz;: Über 1,6 Mrd. CHF)  hat Hundsdörfer wohl gar nicht auf dem Radar! BOBST, weitaus solider als Heidelberg mit einer Marktkapitaliseriung von über 1 Millarde)  schickt sich aber an, den Markt für Verpackungsdruck ‘digital’ aufzumischen. Hierzu findet wie vermeldet heute, um 13 Uhr, eine internationale Pressekonferenz statt.

Die COVID-19-Krise hat nachweislich den Akzidenzdruck-Markt als wichtigsten Stammmarkt von Heidelberg komplett schachmatt gesetzt. Dies ergibt sich aus den Echtzeit-Analysen des Cloud-Daten-basierten PMI-Klima-Bericht als wichtigem Bestandteil des Heidelberg #We4You Programms. Hier teilt Heidelberg seine von Kunden betriebenen und in der Heidelberg Cloud gebündelten Maschinen-Informationen über die Auslastung von über 10.000 Speedmaster-Druckmaschinen rund um den Globus (davon 5.000 Installationen für Verpackungsdruck).

 



 

Entgegen der Aussage von Heidelberg spiegelt der PMI-Klima-Bericht aber nicht die Marktsituation in der Print-Branche wieder, sondern Produktionskennzahlen ausgewählter Heidelberg-Kunden im Akzidenzdruck- und Verpackungsdruck-Sektor. Es zeigt sich, dass speziell Heidelberg-Kunden im Akzidenzdruck mehrheitlich existenzbedrohende Einbussen von 40 % und mehr verzeichnen müssen und sich wirtschaftlich im freien Fall befinden. Das trifft sogar die Elite der Heidelberg-Kunden im Online-Druck-Sektor. (Siehe hierzu die INKISH D-A-CH Expertenanalyse von Rainer Wagner).

Es bleibt auch zweifelhaft, ob und wie Heidelberg von der gestiegenen Auslastung und einem höheren Produktionsausstoß im Verpackungsmarkt profitieren kann, da Heidelberg nicht an den lukrativen Substraten, Kartonagen, Wellpappe, fexiblen Verpackungen etc. verdient. Und eine höhere Auslastung sowie steigende Nachfrage im Verpackungssektor ist nicht zwingend mit Maschinen-Neuanschaffungen im Mittelformat verbunden.

Übrigens: Alle Hoffnungen von CEO Rainer Hundsdürfer ruhen auf China. Aus seiner Sicht werden Druckereien in West-Europa und den USA kein signifikantes Wachstum mehr für Heidelberg liefern können. 

Mein Fazit

Der Heidelberg-Vorstand verfolgt konsequent seine Ziele, die Firma durch Gesundschrumpfen am Leben zu halten. Allerdings ohne eine glaubhafte und Vertrauen-fördernde Strategie präsentieren zu können. Denn das Motto „Heidelberg goes digital“ ist lediglich eine Willensbekundung. Oder Worthülse.

Aus meiner Sicht wurde bei Heidelberg eine wirksame Strategie durch den fast panischen Aktionismus „Rette, was zu retten ist“  ersetzt. Von den tatsächlichen Entwicklungen im Markt hat man sich abgekoppelt bzw. ignoriert diese gänzlich.

Die Frage bleibt völlig offen, wie Heidelberg künftig im Markt noch Impulse setzen will und Kunden (vor allem im Akzidenzdruck-Sektor) Entscheidendes liefern kann, um am Leben zu bleiben.

Wie der Heidelberg-Vorstand auf diese Art und Weise seine sog. Ziele „Profitabilität — Wettbewerbsfähigkeit — Zukunftssicherung“ erreichen will, bliebt mir ein Rätsel. Und offen bleibt auch: Gelten diese Ziele nur für Heidelberg oder tatsächlich auch für Heidelberg-Kunden?

 


 

IMG_1103.jpg

Glanz vergangener Tage. Heidelberg ist als Pennystock aus dem SDAX rausgeflogen.

 

Von Andreas Weber

Morgen, 9. Juni 2020,  wird ein spannender Tag. Der aus eigener Sicht als „Branchenprimus“ positionierte „Weltmarktführer im Bogenoffset“, Heidelberger Druckmaschinen AG, muss in einer Serie von Misserfolgen seit fast zwei Jahrzehnten wiederum schlechte Zahlen und hohe Verluste rechtfertigen. (Siehe: „Meine persönliche Heidelberg Saga“).

Sowohl Anleger, als auch Kunden und Analysten sind wenig zuversichtlich, dass der Plan von Vorstand und Aufsichtsrat aufgehen kann, durch rigide Einsparungen wieder zu Profitabilität und Wachstum zurückzukehren. Zumal Prosperität bei Heidelberg zuletzt um das Jahr 2000 zu verzeichnen ist. Entlassungen und das Einschrumpfen des Portfolios tun ein Übriges.

Das liegt nicht daran, dass Heidelberg unfähige Mitarbeiter beschäftigt oder Kunden nicht mehr so zahlungskräftig sind wie einst. Im Gegenteil. Es gibt hunderte und tausende talentierte Heidelberg-Mitarbeiter und noch immer zehntausende engagierter Heidelberg-Kunden, die Heidelberg gerne unterstützen würden. Allein, es fehlt der Glaube! Denn die Unternehmensführung macht es beiden Fraktionen zunehmend immer schwieriger bis unmöglich, an ein Happy End zu glauben.

Der Grund: Trotz hohem Schaden aus den letzten Jahren hat man im Top-Management nichts dazu gelernt. Dabei waren die Fakten eindeutig und lange bekannt.

Im für den Maschinenbau wichtigsten Kompendium, dem Branchenreport „Kernbranchen der deutschen Wirtschaft: Aktuelle Branchenreports und wichtige Themen, Jahrgänge 2011-2014, GBI Genios (Kindle Book), S. 2239, ist eindeutig für die Zeit um das Jahr 2011 (im Kontext mit der Insolvenz von manroland AG) festgestellt:

„Schon seit Jahren gelingt es den deutschen Druckmaschinen-Herstellern nicht, vom allgemeinen Boom im [deutschen] Maschinenbausektor zu profitieren. (…) Der Weltmarkt für Druckmaschinen wies in den Jahren vor der [Lehman-]Krise ein Volumen von durchschnittlich über 9 Milliarden aus. Inzwischen geht man davon aus, dass es im vergangene Jahr wohl nur noch 50 Prozent des einstigen Rekordwertes erreichen wird. (…) Da die Bedeutung von Printmedien zurückgeht, scheuen die Druckereien vor großvolumigen Investitionen zurück.“

Langer Niedergang

Und weiter heisst es: Experten sehen die Schuld am allgemeinen Niedergang der deutschen Druckmaschinen-Industrie auch bei den Unternehmen selbst. Die hätten sich viel zu lange im Licht der Marktführerschaft gesonnt und dabei existenziell wichtige Trends verschlafen. So habe die deutsche Druckmaschinen-Industrie bis heute keine richtige Antwort auf die digitale Revolution gefunden. Wortlicht heisst es in dem Branchenreport: Die großen Druckmaschinen aus Deutschland seien zwar Meisterwerke der Handwerkskunst, würden aber immer weniger gekauft. So werde in Amerika und USA kaum noch in Druckmaschinen investiert, während die Schwellenländer direkt ins digitale Drucken einsteigen.

Wie gesagt, das wurde als Mahnung bereits vor rund 10 Jahren von Experten publiziert.

 

INKISH Heidelberg.jpg

 

INKISH-Redakteur und CEO Morten B. Reitoft hat in einem lesenswerten Beitrag heute, am 8. Juni 2020, Strategie und Zahlenwerke von Heidelberg unter die Lupe genommen. Und kommt zu keinem guten Ergebnis. Seine zentrale Frage: „Is there an short-term fixes for Heidelberg?“ Morten’s Erkenntnis: „Heidelberg is a volume business. With a break-even, around 1.3 billion euros, and a profit of about 45-48%, their 2.3 billion euro turnover shouldn’t be lowered much before the shit hits the fan!“

Und nach gründlicher Analyse der Zahlenwerke führt Morten an: „Heidelberg is undoubtedly in trouble, and the biggest issue is that there are no quick-fixes. Heidelberg, of course, needs to work to be profitable. The dramatic changes in the market, not only because of the COVID-19 but also the expected recession, require a major focus on profitability. But from where?“

Richtig schlimm wird es, wenn man Heidelberg, den Branchenprimus, mit seinen Haupt-Mitbewerbern vergleicht. Die stehen allesamt besser dar, auch wenn sie nur halb so viel oder deutlich weniger Umsatz machen. Vor allem im Hinblick auf die Marktkapitalisierung, die bei Heidelberg (um die 200 Millionen Euro) in Relation zu Umsatz und Mitarbeiterzahl nicht nur lächerlich gering ist, sondern bedrohlich ist.

 

IMG_1104.jpg

Stand: 9. Juni 2020, 17 Uhr.

 

Und vor allem: Die Mitbewerber haben eine bessere, klar kommunizierte Strategie und auch das Talent, diese stringent umzusetzen. Siehe Koenig & Bauer AG (Marktkapitalisierung rund 355 Millionen Euro) oder BOBST Group SE (Marktkapitalisierung über 1 Milliarde Euro).

Bei den Mitbewerbern wird in den Top-Gremien nicht nur geredet und spekuliert, sondern klug und entschlossen gehandelt. Nur: Das nimmt der Heidelberg-Vorstand wie auch die Branchenreports gar nicht wahr. Man ist wie üblich mit sich selbst beschäftigt. Und sucht Ausflüchte. Man könnte fast sagen: Gott sei Dank, dass es die Corona-Krise gibt. Auf die kann man alles schieben.

Übrigens: Morgen, am 9.Juni 2020, wird ab 13 Uhr auch BOBST Group AG eine Pressekonefrenz abhalzten. Und seine Wachstumstrategie verkünden.

 

HD vs. Bobst via INKISH.jpg

Grafik: INKISH

Future of Print.001.jpeg

 

Von Andreas Weber  |  English version via INKISH News

Betrachtet man wissenschaftlich fundierte Analysen zum ökonomischen Ausblick der Einschnitte durch die COVID-19-Pandemie, so zeigt sich, mit Blick auf Deutschland, dass mehr Gelassenheit und vor allem Umsicht gut täte.

Das aktuelle Frühjahrsgutachten 2020 der führenden Wirtschaftsinstitute (zusammengefasst von Globus auf Basis der Gemeinschaftsdiagnose Frühjahr 2020) zeigt im wesentlichen Folgendes:

  • Verbraucherpreise bleiben relativ stabil.
  • Arbeitslosenquote steigt nur sehr moderat
  • Wirtschaftswachstum sinkt um 4,2 %
  • Privatkonsum sinkt um 5,7
  • Expert (Waren und Dienstleistungen) sinkt am stärksten mit 10,9 %

Diese Werte werden für 2020 angesetzt. Und in der Vorschau auf 2021nahezu durchwegs kompensiert bzw. in den Steigerungsraten sogar übertroffen. 

Bildschirmfoto 2020-05-27 um 10.28.10.png

Lediglich das Finanzierungssaldo des deutschen Staates (gemessen am Bruttoinlandsprodukt) kann das Sinken um 4,7 % im Jahr 2020 im nächsten Jahr wohl nicht kompensieren, da für 2021 ein Null-Wert angenommen wird. Experten gehen davon aus, dass die notwendige höhere Verschuldung eines reichen Landes wie Deutschland kaum Probleme bringen wird.


 

Print als Tradition-Branche: Im Vergleich zeigen sich bedrohliche Defizite

Mit Blick auf die Print-Branche sehen die Zahlen anders, partiell viel erschreckender aus. Umsatzrückgänge von bis zu 80 % werden vermeldet, sogar von Druckereien, die als hoch-innovativ gelten und bis dato rasch gewachsen sind. Betroffen ist vor allem der Akzidenzdruck-Bereich. Sogar das international agierende, bis dato aufgrund des dynamischen Wachstums gefeierte Online-Printing-Unternehmen wie HelloPrint ist in Existenznöten, wie Web2Print-Experte Ludovic Martin via LinkedIn berichtete.

Beim Verpackungsdruck sieht das komplett anders aus. Die Lage ist recht stabil. Insbesondere flexibel Verpackungen, die im Flexodruck hergestellt werden, sind stark gefragt (siehe unser INKISH Interview mit DFTZ) sowie Umverpackungen für den Online-Handeln sowie der Etikettendruck vor allem im FMCG-Bereich. Probleme ergeben sich nicht aus der Nachfrage/Auftragslage, sondern bestehen in der Beschaffung von Verbrauchsmaterialien und in der Abrechnung der Aufträge, falls Kunden Zahlungen verzögern.

Der erfahrene Print-Experte Rainer Wagner hat mit seiner Analyse im #INKISH-Interview völlig recht: Die COVID-19-Pandemie polarisiert den Druckmarkt und wird ihn komplett verändern. Verlierer sind die Akzidenzen, die eh schon seit Jahren rückläufige Umsätze verzeichnen mussten. Der Wiener Fachjournalist Knud Wassermann hat dies in einer lesenswerten Analyse aufgezeigt. Somit wissen wir, was nicht mehr funktionieren kann und was seit längerem schon absehbar war.

 

Bildschirmfoto 2020-05-27 um 10.29.37.png


Die bange Frage bleibt: Wie sieht die Zukunft der Druckbranche aus?

Aber, so unsere Einschätzung: Allein auf Technik-Möglichkeiten mit Digitaldruck zu setzen, sprich Drucksachen individualisiert in Auflage 1 wirtschaftlich herstellen zu können, wird nicht reichen. Erstens: Weil es Druckereien nicht genug Volumen in Umsatz und Ertrag liefern kann. Zum Zweiten weil damit der extrem hohe Bedarf der Auftraggeber gar nicht gedeckt werden könnte.

Ein Unternehmen wie Procter & Gamble bedient weltweit über 5 Milliarden Kunden. Zwar machen nur bei den wenigsten individualisierte Drucksache Sinn, trotz allem wäre die Zahl riesig und kaum zu bewältigen. Ähnliches ergibt sich im B2B. Hier kommt hinzu, dass der persönliche Kontakt zu Kunden entscheidet. Doch der findet längst nicht mehr über Print statt, sondern über digitale Kanäle.

Wie kann man nun das Rennen gewinnen und als Druckerei am Leben bleiben und zuversichtlich in die Zukunft blicken? Eine wichtige, hochkomplexe Frage, die ich zusammen mit Petra Lüftner via INKISH D-A-CH in den nächsten Wochen gerne aufgreife, um aus verschiedensten Perspektiven Lösungs-Szenarien zu entwicklen. Wer mitmachen will, kann sich gerne bei uns melden.

Kontakt über LinkedIn:

Petra Lüftner

Andreas Weber

 


 

Klares Statement via INKISH.TV von Günter Thomas: Print ist Premium!

 

 


 

%d bloggers like this: