Kommentiert von Andreas Weber, Head of HI (Human Intelligence)
Verbandsmanager Philipp von Trotha (VDMNO, Hannover) zeigt sich begeistert und kommentierte den Fachvortrag auf einem Firmenevent, der KI als Thema fokussierte, recht ausführlich.(Siehe Screenshot vom 24. März 2023 zum entsprechenden LinkedIn-Post).
Von Trothas Kernaussage: „Die künstliche Intelligenz ist die große Chancen für die Druck- und Medienindustrie. Die Kunden der Druckindustrie werden unter großem Druck stehen etwas Einzigartiges auf die Beine zu stellen. Individuelle Mailings und hochwertige sowie haptische Druckprodukte werden wieder eine große Rolle spielen.“
Klingt nach einem neuen Heilsversprechen bzw. zumindest nach einem zur Zeit recht spekulativen Wunschgedanken. Oder? Denn es fehlt (noch) die konkrete Beweisverführung.
Fakt ist: In den letzten 30 Jahren gab es viel dieser „Frohlockungen“: Zu Digitaldruck im Produktionsumfeld, zum Druck mit variablen Daten, zu Inkjet-Druck, zu 3D-Printing, zu Augmented Reality etc. Es zeigte sich aber immer wieder, dass die Euphorie schnell verfliegen kann. Nicht weil das Neue nicht taugt, sondern weil wir den immer gleichen Fehler begehen: Das Neue wird sofort in den Kontext damit gestellt, das Bestehende zu stärken statt es grundlegend anders machen zu können.
Das ist zutiefst menschlich, weil wir eher Skepsis und Angst als Freude bei Veränderungen walten lassen. Aber gerade beim Themenfeld „Künstliche“ Intelligenz zeigt sich: Die KI-Technik erfordert ein Höchstmaß an Disruption, die vor allem im „menschlichen“ Mindset stattfinden muss.
Aber keine Bange: Wir können ja die KI, in dem Fall via #ChatGPT Version 4, selbst befragen, bevor wir als Noch-Nicht-So-Kundige-KI-Experten auf Abwege geraten könnten.
Frage an ChatGPT: Werden KI-Plattformen wie ChatGPT die Druckindustrie beschädigen?
Es ist unwahrscheinlich, dass KI-Plattformen wie ChatGPT die Druckindustrie direkt beschädigen werden, da sie nicht dasselbe Dienstleistungsangebot wie die Druckindustrie anbieten. Die Druckindustrie ist auf die Herstellung von physischen Produkten wie Büchern, Zeitschriften, Broschüren und Flyern spezialisiert. Diese Produkte haben eine physische Präsenz und bieten einzigartige Vorteile, die durch digitale Plattformen nicht ersetzt werden können.
KI-Plattformen wie ChatGPT bieten jedoch neue Möglichkeiten, die die Druckindustrie ergänzen können. Zum Beispiel kann KI-Technologie genutzt werden, um personalisierte Inhalte zu erstellen, die speziell auf die Bedürfnisse und Interessen des Lesers zugeschnitten sind. Dies kann dazu beitragen, dass gedruckte Materialien noch relevanter und ansprechender werden.
Darüber hinaus kann KI auch in der Druckindustrie selbst eingesetzt werden, um Produktionsprozesse zu optimieren und effizienter zu gestalten. Zum Beispiel können KI-gestützte Algorithmen zur Steuerung von Druckmaschinen genutzt werden, um die Auslastung und Qualität der Produktion zu verbessern.
Insgesamt ist es unwahrscheinlich, dass KI-Plattformen die Druckindustrie direkt beschädigen werden, sondern vielmehr eine Ergänzung und Unterstützung sein können.
Screenshot via ChatGPT-4 vom 23. März 23, 8h59.
Mein FAZIT: ChatGPT liefert eine exzellente Analyse, die hilfreich ist, das komplexe Thema (KI & Print) ad hoc und strukturiert einzuordnen. Ergebnis: Die Druckindustrie markiert eine andere (analoge) Welt bezogen auf Art, Nutzen und Produkt. Aber KI kann komplementär und unterstützend wirken: Bei der automatisierten Inhaltserstellung in Echtzeit, bei der Produktions-Prozess-Optimierung und meiner Meinung nach auch bei der Kundenkommunikation, dem Kunden-Beziehungsmanagement sowie der Echtzeit-Marktbearbeitung. Ich finde das ziemlich cool, oder?
Kommentiert von Andreas Weber, Head of HI (Human Intelligence)
In der neuen Reihe von Artikeln, die unverändert die Ergebnisse von Abfragen via ChatGPT wiedergeben, ergibt sich weiter Hilfreiches und sogar Erstaunliches. Und es zeigt sich, dass falsche Wertungen oder Schilderungen wohl vor allem darauf beruhen, dass die Kommunikation im Netz unzureichend ist. Oder eben falsches kolportiert bzw. Wichtiges verschweigt.
Beispiel 1: drupa als Leitmesse für Druck und Papier war von Beginn an im jähr 1951 absolut international! Die Messe hat den Aufschwung des Nachkriegs-Deutschlands als Exportnation und -champion beflügelt und sofort hohes internationales Interesse erzeugt. Die aktuellen Probleme der drupa werden nicht thematisiert. [Siehe: „Die drupa ist tot! – Ein Nachruf“]. Scheinbares Defizit: Das „Informationstraining“ von ChatGPT berücksichtigt wohl den Stand bis 2021, wie Frank Siegel auf LinkedIn anmerkte; daher ist der letzte Punkt zur drupa nicht up-to-date.
Frage an ChatGPT: Wie hat sich die drupa als globale Leitmesse für Druck und Papier seit 1951 entwickelt?
Die drupa hat sich seit ihrer Gründung im Jahr 1951 zu einer der wichtigsten globalen Messen für die Druck- und Papierindustrie entwickelt. Hier sind einige der wichtigsten Entwicklungen im Laufe der Jahre:
In den ersten Jahren war die drupa eine regionale Messe für die deutsche Druckindustrie. Sie zog jedoch bald internationales Interesse auf sich und wurde zu einer globalen Veranstaltung.
In den 1960er Jahren begann die Einführung von Offsetdruckmaschinen, die die Druckindustrie revolutionierten. Die drupa war ein wichtiger Ort für die Vorstellung dieser neuen Technologien.
In den 1970er Jahren wurde die drupa zur wichtigsten internationalen Messe für die Druckindustrie und zog Besucher aus der ganzen Welt an.
In den 1980er Jahren wurden auf der drupa zunehmend digitale Technologien vorgestellt. Die Messe war ein wichtiger Ort für die Einführung von Desktop-Publishing-Software und digitalen Druckmaschinen.
In den 1990er Jahren setzte sich die Digitalisierung fort und es wurden immer mehr internetbasierte Lösungen für die Druckindustrie präsentiert.
Im neuen Jahrtausend entwickelte sich die drupa weiter und umfasste zunehmend auch Technologien für die Verpackungs- und Etikettenindustrie sowie für 3D-Druck und funktionale Druckanwendungen.
Die drupa 2020 musste aufgrund der COVID-19-Pandemie abgesagt werden, wurde aber für 2021 neu geplant. Die Messe hat sich in den letzten Jahren auch verstärkt darauf konzentriert, Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit in den Fokus zu rücken.
Insgesamt hat sich die drupa im Laufe der Jahre zu einer globalen Plattform für Innovationen und Trends in der Druck- und Papierindustrie entwickelt und ist nach wie vor eine wichtige Veranstaltung für diese Branche.
Screenshot aus ChatGPT zur drupa (Version ChatGPT-4, 22. März 2023, 8h50)
Beispiel 2: Gefragt nach der Zukunftsfähigkeit des früheren Branchenprimus Heidelberger Druckmaschinen AG, zeigt sich, dass es in Bezug auf Print ein unklares bzw. nicht ganz sauber differenziertes Bild von Digitaltechnik und Digitalisierung in der Drucktechnik gibt, das sich eher an der Eigenwahrnehmung der Heidelberg-Führung ausrichtet als an der Marktsicht von außen. Denn Heidelberg hat sich 2020 von seiner mit hohem Aufwand forcierten Digitaldruck-Produktlinie Primefire verabschiedet. Seitdem liegt der Fokus wieder vor allem auf Offsettechnik und Speedmaster-Maschinen, die von digitalen Software-Lösungen und Automatisierungskonzepten profitieren. Am Wachstumsmarkt der Hochleistungs-Produktions-Inkjet-Druckmaschinen nimmt Heidelberg aber nicht mehr Teil, sondern überlässt diesen Multimilliarden-Markt Konkurrenten wie Canon, Ricoh, Flint/Xeikon und anderen.
Frage an ChatGPT: Wird das Unternehmen Heidelberger Druckmaschinen AG in 10 Jahren noch existieren?
Als KI-Modell habe ich keine Möglichkeit, die Zukunft mit Sicherheit vorherzusagen. Es ist jedoch möglich, einige Einschätzungen und Vorhersagen zu treffen, basierend auf aktuellen Informationen und Trends.
Die Heidelberger Druckmaschinen AG ist ein etabliertes Unternehmen in der Druckindustrie, das seit vielen Jahren aktiv ist. Das Unternehmen hat in der Vergangenheit eine Reihe von Herausforderungen gemeistert, wie zum Beispiel den Übergang von analogem zu digitalem Druck. Die Branche, in der das Unternehmen tätig ist, ist jedoch von einer hohen Dynamik und Wettbewerb geprägt, was zu schnellen Veränderungen und Anpassungen führen kann.
Es ist schwer vorherzusagen, wie sich die Druckindustrie in den nächsten 10 Jahren entwickeln wird, aber es gibt einige Trends, die darauf hindeuten, dass sich die Branche in Richtung Digitalisierung und Automatisierung bewegt. Heidelberger Druckmaschinen AG hat in der Vergangenheit bereits entsprechende Schritte unternommen, um sich an diese Veränderungen anzupassen. Beispielsweise hat das Unternehmen in den letzten Jahren in die Entwicklung von digitalen Drucktechnologien und in die Automatisierung von Produktionsprozessen investiert.
Wenn das Unternehmen auch weiterhin auf die Trends und Herausforderungen der Branche reagiert und sich entsprechend weiterentwickelt, könnte es auch in 10 Jahren noch bestehen. Es ist jedoch auch möglich, dass unvorhergesehene Ereignisse oder Entwicklungen dazu führen, dass das Unternehmen in Zukunft nicht mehr existiert.
Screenshot aus ChatGPT zu Heidelberger Druckmaschinen (Version ChatGPT-4, 22. März 2023, 9h10)
SOURCEChatGPT Mar 14 Version. Free Research Preview. Our goal is to make AI systems more natural and safe to interact with. Your feedback will help us improve.
Heute, am 14. Dezember 2022, erschien die Anzeige in der Mainzer Allgemeinen Zeitung, initiiert von Monika Evelo, Valy Wahl und mir. Eine Herzensangelegenheit.
Daraufhin hat SWR 2 Kultur am Abend einen wunderbaren Radio-Beitrag gesendet. — Das Bild im Video ist eine Arbeit von Valy Wahl, geschaffen für die Jahresausstellung des Kunstvereins Ingelheim am Rhein im Dezember 2022.
RLP Landtagsvizepräsidentin Astrid Schmitt (2.v.l.) mit Andreas Weber und dem Künstler-Duo Verena Reinmann und Christian Reinmann (rechts)
Vortrag von Andreas Weber
im Abgeordnetenhaus des Landtags von Rheinland-Pfalz
Reinmann & Reinmann — Das raffinierte Urgestein der rheinland-pfälzischen Kunst- und Kulturszene
Meine sehr geehrten Damen und Herren, Frau Vizepräsidentin Astrid Schmitt, liebes Künstler-Duo Verena Reinmann und Christian Reinmann!
„Worauf wir stehen …“ impliziert zunächst, dass wir den Blick bewusst zum Boden führen. Oder aber, dass wir intuitiv die Augen schließen, um den Untergrund zu erspüren. Beides dient der Orientierung und Standpunkt-Bestimmung.
Und beides kreiert dieses besondere Spannungsfeld zwischen Erkenntnis durch den Intellekt und das instinktive Fühlen, das sich heute durch diese Ausstellung für uns in einzigartiger Weise darstellt.
Ministerpräsidentin Malu Dreyer äußerte zum Jubiläumsfest des Bundeslandes Rheinland-Pfalz am 18. Mai 2022: „Die Vielfalt der Menschen und Regionen ist der Schatz unseres Landes.“ Menschen prägen eine Region, nachdem zuvor Regionen Menschen geprägt hatten. Mit dem römischen Erbe in Trier und Mainz erhielten wir hierzulande eine großartige Mitgift auf dem Weg in die kulturelle Entwicklung unserer Region. Rheinland-Pfalz war ein Schmelztiegel der Kulturen – gestaltet von Menschen aus vielen Ländern.
Vielfalt ermöglicht oder besser bedingt Perspektivwechsel, so die Botschaft von Reinmann & Reinmann durch die hier ausgestellten Werke.
Unser gemeinsamer Freund, der Kunsthistoriker Dr. Otto Martin, über Jahrzehnte in Mainz aktiv, vor allem mit dem Kunstverein Eisenturm, hat sich mit der Reinmann’schen Kunst intensiv auseinander gesetzt. Und führt an: „Für mich sind (diese) Arbeiten eine Hommage an die Natur – nicht auf direktem Wege, nein – in abstrakten Kompositionen, die an Archetypen der Landschaft erinnern, es baut sich etwas Auratisches zum Topos Landschaft auf, etwas Immerwährendes in innerer Stimmigkeit des Kunstwerks – etwas, das an die gute alte Harmonie im Kunstwerk denken lässt, nicht zuletzt auch formal unterstützt durch die Ausgewogenheit des oft gewählten Quadrates als Bildformat – diese können dadurch wie Module eingesetzt werden und ungeahnte Mobilität in Serien entfalten: zum ewig-kreativen Spiel!“ (Quelle: Vortrag vom Oktober 2014 zur Ausstellung Christian Reinmann „Spiegel der Erinnerung“ in der Mainzer Akademie der Wissenschaft und der Literatur, nachzulesen auf der Website von Christian Reinmann).
Und in der Tat, die Aura der hier versammelten Bildwerke und der noch in den Ateliers des Künstler-Duos versammelten Schätze hat mich sofort gepackt. Warum? Ich bin in der Pfalz großgeworden und 1978 nach Mainz umgesiedelt (wohl ungefähr zu der Zeit, als Verena Reinmann und Christian Reinmann ihr schönes Haus in Bodenheim bezogen haben). Das heisst, vom Kleinkind-Alter an, habe ich zunächst auf allen Vieren und später durch aufrechten Gang die Regionen, die Landschaften, die Natur erkundet. Teil meines Grundschul-Unterrichts in Kaiserslautern war, auf dem Feld bei der Kartoffelernte zu helfen. Noch heute ist mir das sinnhaft im Bewusstsein. Der Geruch der Erde, die Farbe und Beschaffenheit des Erdreiches der Ackerflächen auf dem Seß (wohl heute längst überbaut!), die mit Erdreich umgarnten Kartoffeln…
Mir war es sozusagen in die Wiege gelegt, die Regionen in RLP und ihren Naturreichtum zu erkunden. Durch die hier versammelten Bildwerke kann sich dieser persönliche Erinnerungs-Horizont aber entscheidend erweitern.
Zur Erde — Zu Sand — Zur Kunst
Verena Reinmann und Christian Reinmann – ein leidenschaftliches Künstler-Duo – zwei Kreativ-Charaktere. Das zeigt sich, wie differenziert sie bei ihrer künstlerischen Arbeit mit ihrem Lieblingsmaterial aus der Natur umgehen. Aus Nah und Fern haben sie inzwischen eine weltweite, kunstvoll bearbeitete Sammlung von Originalsanden und -erden zusammengetragen. Der Ankerpunkt war aber immer Rheinland-Pfalz, das zur Heimat geworden ist. Dafür spricht insbesondere die ausdrucksstarke, als Tableau angelegte fünfteilige Bildkomposition, die Verena Reinmann zum 75-jährigen Bestehen des Landes geschaffen hat.
Hier bietet sich ein einzigartiges Kaleidoskop an Erden und Sanden aus dem ganzen Land. Vom höchsten bis zum tiefsten Punkt, von Ost nach West und Nord nach Süd. Die Künstlerin nutzt dabei ihr kreativ-detektivisches Präzisions-Talent, ihre Sammel- und Dokumentationsleidenschaft, um Vorhandenes, eigentlich für uns alle Zugängliches, in einen unnachahmlichen künstlerischen Kontext zu stellen. Ihr Thema: „Worauf wir stehen“. Ihre Intention: Das Bewusstsein für die Schönheit unter unseren Füßen schärfen, sozusagen eine besondere, visuell-haptische Achtsamkeits-Erfahrung zu schaffen.
Übrigens: Die wohl exklusivste Erd-Probe in der Kollektion von Verena Reinmann stammt vom Nordpol, geborgen in mehr als 4.000 m Tiefe.
Bedenkt man, dass unser leidenschaftliches Künstlerpaar global aktiv ist, so hat das Werk zum Rheinland-Pfalz-Jubiläum eine besonders strahlende Bedeutung. Die vielfältige Farbenkraft wirkt sogar für uns Lokalpatrioten unvermutet. Starke, intensive, mitunter bunte Farbigkeit verorten wir doch eher in der Karibik, in Afrika oder auch im orientalischen Raum. Aber weit gefehlt. – Und on top: Dieser Farb-Dynamik setzen die streng geometrischen Rahmenflächen eine Grenze, die hilft, die Vielfalt einzuordnen.
Sande und Erden (im Bild eine kleine Auswahl) aus aller Welt bilden das Roh-Material für die Kunstwerke von Verena Reinmann und Christian Reinmann.
Wenden wir uns kurz nochmal dem Gesamtbild der Ausstellung zu. Wir sehen die Werke zweier Künstler, die farbige Sande und Erden als Basis für ihr künstlerisches Schaffen nutzen. Und dabei zu ganz unterschiedlichen Gestaltungsansätzen finden, die gar nicht so leicht zu fassen sind, und uns beim Betrachten geradezu verblüffen.
Und mich ganz eindrücklich berühren. — Nach meinem Atelierbesuch Ende Oktober, zur Einstimmung auf den heutigen Abend, kam mir spontan in den Sinn:
Wenn man die Werke der beiden in andere Kunstgattungen transformieren könnte, so steht für mich die Arbeit von Verena Reinmann für Poesie, Lyrik – zum Beispiel im Sinne des Goethe’schen Impetus (Faust 1):
„Werd ich zum Augenblicke sagen:
Verweile doch! du bist so schön!
Dann magst du mich in Fesseln schlagen,
Dann will ich gern zugrunde gehn!“
Dahinter verbirgt sich das Streben nach Erkenntnis, die Suche nach Wissen und auch die damit verbundene Unrast und bisweilen auch Unzufriedenheit.
In Frage kommt auch die Anlehnung an Rainer Maria Rilkes „Sonette an Orpheus“ (publiziert 1922, Erster Teil, IV. Sonett): „Fürchtet euch nicht zu leiden, die Schwere, gebt sie zurück an der Erde Gewicht; schwer sind die Berge, schwer sind die Meere.“
Rilke sah seine Arbeit ja nicht als von spontaner Eingebung getrieben, sondern als Ergebnis akribischer, hoch präziser, intensiver Arbeit. Ganz klar ein Berührungspunkt mit Verena Reinmann – sicher finden sich ebensolche mit Dichterinnen wie Annette von Droste-Hülsdorff oder Ingeborg Bachmann.
Bei Christian Reinmann kam mir in den Sinn, dass er literarisch gesehen ein Geschichtenerzähler wäre, ein Romancier — vielleicht sogar gekoppelt mit Musik von Leonard Cohen, dessen Titel Hallelujah von 1984 gerade eine Renaissance feiert. Aber auch Gustav Mahler oder Antonín Dvořák kämen m. E. in Betracht. – Denken wir aber wieder literarisch. Mir kommt in den Sinn: Carl Zuckmayer, in Nackenheim, also in Nachbarschaft zum Rein-mann’schen Wohnort geboren: „Man steht am Ende der Welt und zugleich an ihrem Ursprung, an ihrem Anbeginn und in ihrer Mitte“, wie Zuckmayer 1966 in seiner Autobiografie „Als wärs eine Stück von mir“ schrieb.
Nicht durch Zufall hat Christian Reinmann aus meiner Sicht den lesens- bzw. hörenswerten Text tituliert „Christian Reinmann – Zu meinen Arbeiten“ verfasst, den ich vortragen möchte:
„In meinen ungegenständlichen Bildern sehe ich oft Erinnerungen an die auf vielen Reisen erlebten faszinierenden Wüstenlandschaften und vulkanischen Gebiete gespiegelt. Die Arbeiten bilden keine konkreten Wirklichkeiten, keine bestimmten Landschaften ab. Es sind Erinnerungsspuren, die in der Bildgestaltung ihren Niederschlag finden – als formale oder stimmungsmäßige Elemente. So finden die Eigenarten und Schönheiten rauer Natur ihren Ausdruck aber auch die in vielen Landschaften sichtbaren Verletzungen der Umwelt durch Eingriffe des Menschen oder durch Naturkatastrophen.
Meine Bilder – auf Leinwand oder Papier – sind in ihren Oberflächen meist von einer ausgeprägten Materialität bestimmt. Dabei spielt Sand unterschiedlicher Herkunft, Körnung und Farbe eine wesentliche Rolle als strukturgebendes Element. Als Basismedium der aus vielen Schichten aufgebauten Arbeiten dient oft ein speziell gehärtetes Gipsmischmaterial – bei der Überarbeitung kommen selbstgewonnene Naturpigmente, seltener auch Acrylfarben, zum Einsatz. Mit den starken Strukturen, Zerklüftungen und den erdigen, naturhaften Farbtönen versuche ich im Idealfall eine ‚eigene Natur‘ zu formen.“
Wie gesagt, hat Dr. Otto Martin eine umfassende kunsthistorische Einordnung der Arbeit von Christian Reinmann beim eingangs genannten Vortrag in der Akademie vorgenommen — von der Art Brut über Jean Dubuffets Intention “die Materie zum Sprechen zu bringen” zum Spanier Antonio Tapies. Bemerkenswert erscheint mir zudem folgendes zum Werk selbst, ich zitiere Dr. Otto Martin:
„Seine Bilder locken uns in einen andauernden Prozess zwischen genauer sinnlicher Wahrnehmung bis hin zum Tasten der Reflexion dieser Wahrnehmung und dem möglichen Bedeutungsumfeld. Dies obliegt weitgehend demjenigen, der sich auf den Prozess des Dialogs mit dem Kunstwerk einlässt. Dabei ist auch die Beschränkung auf Formal-Ästhetisches ein weiteres Erlebnisfeld.
(…)
Manche der Bildoberflächen erscheinen wie Bodenprofile – etwa die kleinen Landschaften, nahezu Assemblagen sind es, die im vergleichenden Blick auf die Natur eine Kraft entwickeln, als seien sie gerade geologischen Formationen entnommen. Man denkt an den sogenannten Lackabzug, an ein Verfahren, das die naturgetreue Bergung von Lockergesteinen erlaubt. Ein Erdschichtenbild entsteht, das naturgetreu, jedoch spiegelbildlich einen Ausschnitt der Ablagerungen in lockeren Sedimenten wiedergibt. In aufwändigen Arbeitsschritten werden mit Hilfe von Kunstharzen und Lacken dünne aber farbgetreue Schichten aus dem Grund herauspräpariert.“
Soweit Dr. Otto Martin. – Eine Beobachtung bzw. ein Erlebnis von mir schließt sich an: Im lichtdurchfluteten Atelier – umgeben von Ortschaft und Weinbergen – änderte sich meine Wahrnehmung der einzelnen Bildwerke mit ihren und durch ihre spezifischen Pigmente aus Sanden und Erden immerfort. Das heisst, die Werke bekommen je nach Lichtstimmung einen neuen Charakter und geben optisch wie spirituell immer mehr Inhalte frei. So wird das Betrachten zur sinnlich-experimentellen Erlebnistour, die nie enden will.
Lenken wir zum Abschluss nochmals das Augenmerk auf das Tableau von Verena Reinmann zum 75-jährigen Jubiläum des Landes Rheinland-Pfalz. Sie erläutert detailgenau (und hier am Original-Werk per Skript nachzulesen) einige Beispiele für interessante Orte des Landes RLP.
Ich zitiere aus der Dokumentation von Verena Reinmann: „Bei den 133 Fundorten und über 270 Fundstellen in den Mosaikquadraten spielen nicht nur die vielen Farbvariationen der Erden eine Rolle, es sind auch herausragende geologische, geographische, historische, kulturgeschichtliche oder sonstige interessante Punkte des Landes Rheinland-Pfalz.
So zum Beispiel:
der Kastanienberg bei Neustadt, auf dem sich das Hambacher Schloss erhebt, das seit 1832 als Ort der Wiege der deutschen Demokratie gilt
am Rhein, direkt bei der Loreley-Statue
die Nationalen Geotope wie der „Druidenstein” im Westerwald oder der „Teufelstisch” in der Pfalz
die Fossilfundstätten wie das „Eckfelder Maar” in der Eifel oder die „Trift” in Rheinhessen
der steilste Weinberg Europas, der „Bremmer Calmont“ an der Mosel
,,die Glöck“ in Nierstein a. Rh., die älteste dokumentierte Weinbergslage in Deutschland aus dem Jahr 742
der höchste Kaltwassergeysir der Welt in Andernach-Namedy
das einzige Felsenkloster nördlich der Alpen, die „Felseneremitage“ in Bretzenheim/Nahe
der höchste und niedrigste Punkt von RLP, der „Erbeskopf“ im Hunsrück und die Kalkgrube der Firma „Schaefer-Kalk” in Hahnstätten im Rhein-Lahn-Kreis (in die Grube passt sogar der Kölner Dom!)
die vielen unterschiedlichen Farbnuancen der wirtschaftlich bedeutenden Tonerden im Westerwald
aus der römischen Geschichte des Landes, der alte römische Steinbruch „Kriemhildenstuhl” in Bad Dürkheim oder auch
die Original-Tonerde, die die größte römische Töpferwerkstatt nördlich der Alpen verwendete; in Rheinzabern wurde das berühmte römische Terra-Sigillata-Geschirr gefertigt
das Material vom Mittelpunkt von Rheinland-Pfalz sowie von dem nördlichsten, südlichsten, östlichsten und westlichsten Ort des Landes.“
Soweit die Erläuterungen von Verena Reinmann zu den Highlights. Wenn Sie die umfangreiche Gesamtliste, die hier ausliegt, nachlesen – von Alsheim bis Zeller-Hamm – werden sie mit Freude erkennen, wieviel und welche Schätze es hierzulande zu entdecken gilt.
Oder, wie Dr. Otto Martin in seinem genannten Vortrag so trefflich formulierte: „Es geht nicht um ein Verstehen auf die Schnelle, um ein befriedigendes Wiedererkennen, sondern es geht um den immer wieder neuen Austausch zwischen Betrachter und Bild – wenn dies gelingt, dann ereignet sich Kunst.“
In diesem Sinne: Auf in den Dialog mit Kunst und Künstler-Paar. Meine Frage wäre: Wie seid ihr darauf gekommen, das, was ihr macht, so zu tun wie ihr es macht?
Vielen Dank für ihre geduldige Aufmerksamkeit. Und Dank an den Landtag und die Organisatoren dieser gelungene Ausstellung.
Die Ausstellung läuft bis zum 6. Januar 2023. Mo–Fr 8.00 bis 20.00 Uhr, SA 10.00 bs 16.00
Neues Führungsteam für die FISS Freunde und Förderer der Internationalen Senefelder Stiftung e.V. | Andreas Weber und Roland Walter einstimmig gewählt.
ENGLISH TRANSLATION BELOW
Auf seiner Mitgliederversammlung Ende Oktober 2021 hat der FISS Freunde und Förderer der ISS Internationalen Senefelder Stiftung e. V., turnusgemäß und einstimmig ein neues Vorstandsgremium gewählt.
Martin Lange, der FISS erfolgreich als Vorsitzender durch die Gründungsphase führte, übergab im Vorfeld des 250. Geburtstags des bahnbrechenden Erfinders Alois Senefelder den Führungs-Stab an Andreas Weber. Der international renommierte Print-Kommunikations- und Druckkunst-Fachmann aus Frankfurt am Main ist mit der ISS Internationalen Senefelder Stiftung schon seit Jahrzehnten eng verbunden und hatte seit 2001 ein Mandat im Beiratsgremium und seit 2018 im Stiftungs-Vorstand. Andreas Weber gehörte 2017 wie Roland Walter zu den Gründungsmitgliedern von FISS. Der Offenbacher Unternehmer Roland Walter ist wie bisher Schatzmeister und stellvertretender Vorsitzender. Er nimmt zahlreiche weitere Ehrenämter wahr, um sich für die Belange der Druck- und Papierbrancheeinzusetzen, und engagiert sich in der kommunalen Politik. Auch Roland Walter ist der ISS seit langem eng und mit Leidenschaft verbunden und hat ein Mandat im Beirat der Stiftung.
Über FISS Freunde und Förderer der Internationalen Senefelder Stiftung e.V.
Der gemeinnütziger Verein FISS wurde im Jahr 2017 aufgrund des steigernden Interesses an der Arbeit und des Wirkens der Internationalen Senefelder Stiftung mit Sitz in Offenbach am Main gegründet. Als Förderverein kann FISS den Mitgliedern ermöglichen, sich eng mit Alois Senefelder, seiner bahnbrechenden Erfindung und seiner nach wie vor hohen weltweiten Bedeutung für die Kunst des Chemischen Drucks zu verbinden und ehrenamtlich zu engagieren. — Am 6. November 2021 wurde anlässlich eines Festaktes zum 250. Geburtstags Senefelders dessen Wirken bis in die Jetzt-Zeit gewürdigt. Siehe Festrede von Prof. Dr. Gerhard Kilger: „Das Glück der Eingebung“. — Der FISS-Jahresmitgliedsbeitrag beträgt für de Einzelmitgliedschaft € 30,00, MitgliedschaftPlus € 100,00 sowie Firmenmitgliedschaft € 300,00. Mitgliedsanträge finden sich auf der ISS-Website, Sektion Förderverein.
FISS betreibt eine offene Facebook-Gruppe, bei der sich jeder Interessierte beteiligen kann.
New management team for the FISS Friends and Supporters of the International Senefelder Foundation e.V. | Andreas Weber and Roland Walter elected unanimously.
Offenbach am Main, November 6, 2021 — At its general meeting at the end of October 2021, the members of FISS Friends and Supporters of the ISS International Senefelder Foundation e. V., a new board of directors was elected by rotation and unanimously.
Martin Lange, who successfully led FISS through the founding phase as chairman, handed over the management baton to Andreas Weber as the new chairman in the run-up to the 250th birthday of the pioneering inventor Alois Senefelder. Andreas Weber as an internationally renowned print communication and the art-of-print specialist from Frankfurt am Main, Germany, has been closely associated with the ISS International Senefelder Foundation for decades and has had a mandate on the advisory board since 2001 and on the foundation board since 2018. Andreas Weber was like Martin Lange and Roland Walter one of the founding members of FISS in 2017. The Offenbach entrepreneur Roland Walter is treasurer and vice chairman as before. He also holds numerous other honorary posts to support the interests of the printing and paper industry and is involved in local politics. Roland Walter has also been closely and passionately connected to the ISS for a long time and has a mandate on the foundation’s advisory board.
About FISS friends and sponsors of the International Senefelder Foundation e.V.
FISS is recognized as a non-profit association and was founded in 2017 due to the increasing interest in the work and activities of the International Senefelder Foundation based in Offenbach am Main, Germany. As a sponsoring association, FISS can enable its members to closely connect with the spirit of Alois Senefelder, his groundbreaking invention and his worldwide importance for the art of chemical printing, and to get involved on a voluntary basis. — On November 6, 2021, on the occasion of a ceremony for the 250th birthday of Senefelder, his life and work up to the present time was honored. See the speech by Prof. Dr. Gerhard Kilger: “The luck of inspiration”. — The FISS membership fee for individual membership is € 30.00 p.a., membership plus € 100.00 and corporate membership € 300.00 p.a. Membership applications can be found on the ISS website, section ’Förderverein’.
Contact
ISS office: Dr. Volker Dorsch
Dielmannstrasse 23
63065 Offenbach | Germany
Tel: 069 98340506
Mail: info@senefelderstiftung.com
Web: http://www.senefelderstiftung.de
FISS operates an open Facebook group in which anyone interested can participate.
Senefelder-Ehrung in Offenbach am 06. November 2021. Festrede von Prof. Dr. Gerhard Kilger, Vorsitzender der Internationalen Senefelder Stiftung
Alois Senefelder wurde am 06. November 1771 in Prag geboren, wo zu dieser Zeit seine Eltern als Schauspieler gastierten. Dies wollen wir heute feiern und ihn ehren!
Tatsächlich wurde er seit über 200 Jahren oft geehrt. Erstmals schon 1808 durch den bayerischen Kronprinz Ludwig in seiner Werkstatt als „primus auctor“, seine Büste wurde sogar in der Ruhmeshalle in München aufgestellt.
Spätestens seit 200 Jahren hat Senefelders Erfindung der Lithographie Weltbedeutung zuerst auf Stein, dann auch auf Metall. Seit 1955 kommt dazu die „Photolithographie in der Halbleitertechnik“ zum Einsatz, heute wird an der „Next- Generation-Lithographie“ gearbeitet, z. B. werden durch Nanoprägelithographie Strukturen von bis zu 5nm möglich, die noch leistungsfähigere Chips herstellen lassen.
Die Bedeutung der Lithographie ist enorm, allerdings kennen nur wenige den Namen des Erfinders. Eigentlich müßten heute die Medien voll von Berichten sein. So allerdings feiern wir heute hier in Offenbach in fast bescheidenem Rahmen seinen 250. Geburtstag.
Dass wir dies hier in dieser Stadt tun, ist Ihnen und den Bürgern der Stadt bekannt. Denn von Offenbach am Main aus begann um 1800 der kommerzielle Siegeszug dieser neuen Drucktechnik. Möglich war das – was in der Stadt ebenfalls gut bekannt ist – , dass der Musikverleger Johann Anton André die Bedeutung der Drucktechnik erkannte und ein Patentrecht für das „Geheimnis, Noten und Bilder auf Stein drucken zu können“ erworben hatte. Fünf Stangenpressen wurden aufgestellt, wie sie heute hier [Anm.: Im Haus der Stadtgeschichte] als Nachbau in diesem Museum in Betrieb besichtigt werden können. Sehr bald standen auch in den Filialen des Verlags Pressen in Paris und London.
Aus dem Stand heraus ein Welterfolg!
Es war eine technikgeschichtliche Entwicklung aus der Inventionsphase in den 90iger Jahren des 18. Jahrhunderts, die in den Revolutionsjahren sehr reich an Erfindungen war, bis in die Innovationsphase, die sehr schnell vor allem den bunten Bilderdruck im 19.Jahrhundert geschaffen hat. Dann folgte die Diffusionsphase, die auch mit der Einführung der Schnellpressen und den Möglichkeiten der Photographie eine hohe Bedeutung im Druckbereich erreichte, bis schließlich der Übergang in den Offset im 20. Jahrhundert fast den ganzen Bereich des Druckwesens bis heute dominiert.
Alois Senefelder hatte ursprünglich nicht vor, Erfinder zu werden: Seine Eltern waren Schauspieler, er ging in München aufs Gymnasium und nahm Klavier- und Gesangsunterricht. Er studierte Jura, schloss sich einer Schauspielgruppe an und betätigte sich hauptsächlich schriftstellerisch. Sein erstes großes Stück „Die Mädchenkenner“ wurde sogar im Münchner Hoftheater uraufgeführt. Allerdings mußte er schon damals erfahren, dass Druckkosten seiner Werke für ihn viel zu hoch waren.
Aus der Not geboren wurde er so zum Tüftler: Auf glatt geschliffen Steinen versuchte er durch Hochätzung Druckformen herzustellen, mit denen er seine Werke vervielfältigen wollte. Das sollte lange nicht richtig gelingen. Die Steine verhielten sich in der chemischen Reaktion mit Säuren als sehr unberechenbar. Auch beim Abwaschen der Druckfarbe entstand für ihn manchmal rätselhaftes, zu seinem anfänglichen Ärger tauchten zufällige Notizen nach dem Auswaschen erneut wieder auf. Hier wäre eigentlich des Ende der Tüftelei gewesen.
Chemischer Druck erobert die moderne Welt, inklusive Halbleitertechnik!
Wie dann tatsächlich aus diesen Effekten die geniale Idee entstand, die Steinoberfläche nicht in Hoch und Tief, sondern flach in zwei verschiedene chemische Komponenten zu verwandeln, kann man nur als glückliche Eingebung verstehen. Denn Senefelder hatte dafür bis dahin nicht die fachliche Voraussetzungen, um einen solchen Effekt zur Verfahrensreife zu bringen. Doch genau daran machte er sich in den nächsten Jahren ab 1796. In wenigen Jahren entwickelte er die chemische Präperation der Druckform sowie das Druckverfahren mit Reiber und die Übertragung mittels einer neuartigen Stangenpresse. In diesen Jahren erwarb er sich auch so viel Fachwissen, dass 20 Jahre später sein komplettes Lehrbuch zu „Steindruckerey“ herausbrachte und sein Patent auf das Verfahren erhielt.
Wenn wir heute Alois Senefelder als den bedeutenden Erfinder der Lithographie ehren, dann sollten wir nicht – wie schon oft – nur seinen Lebensweg nachvollziehen, sondern einen tieferen Blick auf die tatsächlichen „Geheimnisse“ seiner Experimente mit dem Lithostein richten.
Üblicherweise wird das Prinzip der Lithographie mit der Abstoßung von Fett und Wasser beschrieben. Das ist natürlich nicht falsch, aber erklärt fast nichts vom Wesen der „geheimnisvollen“ Drucktechnik, denn die Druckform – der Stein – besteht weder aus Fett, noch aus Wasser. Was ist also das Besondere einer Druckform aus Stein?
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Senefelder hatte das Glück, dass nicht weit von München und Ingolstadt, wo er seine Versuche machte, der Kalkstein aus Solnhofen nicht weit war. Diese Steinplatten wurden typischerweise auf Böden verlegt und in vielen Gebäuden sind sie bis heute anzutreffen. Sie sind sehr hart und haben gegenüber anderem Jura- Kalk eine hohe Dichte. Jura verdankt seine Entstehung aus organischen Substanzen, dadurch sind auch viele chemische Spurenelemente, ja sogar Versteinerungen in ihm enthalten. Gerade diese Eigenschaften sind zufälligerweise dazu geeignet, durch bestimmte chemische Bearbeitung die drucktechnischen Potentiale zu ermöglichen. Auf anderen Platten wäre Senefelder gescheitert.
Schleift man also eine solche Platte aus Solnhofener Kalk ab, so erhält man eine reaktionsfreudige Oberfläche in einem Zustand, wie er vor ca. 155 Millionen Jahren entstanden ist. U. a. ist sehr viel Kohlensäure in ihm eingelagert. Führt man nun dieser Oberfläche eine stärkere Säure (z. B. Salpetersäure) gemeinsam mit der organischen Substanz „Gummi Arabicum“ zu, so so wird die Kohlensäure entzogen und es entsteht eine hygroskopische Oberfläche, die Wasser an sich zieht. Das als Klebstoff bekannte „Gummi Arabicum“ schützt im übrigen in Afrika wie ein Harz Akazien-Bäume vor dem Austrocknen, das tut sie nun auf dem Stein ebenso.
War jedoch bei dieser Ätzung auf der Steinoberfläche eine Spur aus fettiger Substanz, so entsteht dort keine hygroskopische Schicht. Im Gegenteil: bevor der Säureaustauch stattfinden kann, reagiert das Fett mit der Säure. Dadurch entsteht Seife, die auf der Oberfäche die Kalkseife bildet. Diese ist dann nicht nur wasserabstoßend, sondern reichert sich gerne mit weiterem Fett an. Man nennt diesen Zustand lipophil. Auf diese – scheinbar geheimnisvolle – Weise entstehen auf der Steinoberfläche zwei gegensätzliche Zustände: durch ein- und dieselbe Ätzung je ein hygroskopischer und ein lipophiler Zustand. Es liegt also nahe, mit diesen zwei Zuständen so zu drucken, wie wenn der eine hoch und der andere tief liegen würde.
Quasi ein Dream-Team: Alois Senefelder (links) und J. Anton André
Der komplexe Notendruck als ‚Killer-Applikation‘
Mit diesem Gedanken hatte Senefelder sehr schnell Erfolg. Danach lag es auch nahe, sich den Notendruck vorzunehmen, weil die Herstellung einer solchen Druckform viel einfacher war, als durch Hoch- oder Tiefdruck: Man mußte nur seitenverkehrt mit Feder und fetthaltiger Tusche die Noten auf den Stein zeichnen, dann ätzen und drucken.
Das Drucken machte anfangs noch Schwierigkeiten, weil dies auf gängigen Pressen nicht funktionierte. Der Druck war dafür zu schwach. Abgeleitet vom Prinzip des Messers Schneide stellte Senefelder scharfkantige Reiber her, die er in der Presse unter hohem Druck über den abgedeckten Druckträger – dem Papier – gleiten ließ. Dadurch konnten über die Hebelkräfte seiner neuartigen Stangenpresse mehrere Tonnen Druck erzeugt werden.
Das Erstaunliche bei der chemischen Präperation der Steinoberfläche ist die Möglichkeit von Zwischentönen. Die beschriebenen Gegensatzpaare können in mikroskopisch engen Abständen so entstehen, dass Grautöne ohne Rasterpunkte möglich sind. Das ist natürlich für den Bilderdruck von großer Bedeutung und über alle Farbskalen der sogenannte Chromolithograpie möglich. Man kann sogar sagen: Mit der Lithographie wurden im 19. Jahrhundert die Welt, also die Journale, die Verpackungen, die Plakate, Kunstdrucke und vieles mehr bunt.
Qualitativ bis heute unübertroffen!
Diese rasterfreie Druckkunst übertrifft in ihrer Qualität alles, was durch andere Drucktechniken hergestellt werden kann und ist der Grund, warum sie gerade bei Künstlern [als den anspruchsvollsten Schöpfern von Bildinhalten!] bis heute geschätzt wird.
In dem ersten Kapitel seines Lehrbuchs berichtet Senefelder selbst über die Geschichte des Steindrucks. Darin erfährt man auch viel über sein Leben. Dieses Kapitel schließt er mit seinem wichtigen Vermächtnis der Lithographie:
„Ich wünsche, daß sie bald auf der ganzen Erde verbreitet, der Menschheit durch viele vortreffliche Erzeugnisse vielfältigen Nutzen bringen, und zu ihrer größern Veredelung gereichen, niemals aber zu einem bösen Zwecke mißbraucht werden möge. Dies gebe der Allmächtige! Dann sey gesegnet die Stunde, in der ich sie erfand!“
Alois Senefelder starb am 26. Februar 1834 in München, bis heute können wir von seiner Erfindung nur profitieren.
#Greueltaten — Schauder durchzuckt mich. Es wird mir schwindlig vor Entsetzen. Heute, vor genau fünf Jahren, am 2. Juli 2016, nahmen innerhalb einer kleinen Gruppe meine Frau und ich an einer Führung teil, die eindrücklicher und merk-würdiger nicht sein kann. FAZ Frankfurter Allgemeine Zeitung und Jüdisches Museum hatten dies organisiert.
Es ging in die „Katakomben“ der damals frisch eröffneten EZB Europäische Zentralbank in Frankfurt am Main. Dort hat man (Gottseidank!) am Fuß bzw. unter der neuen, extraterritorialen Geld-/Finanz- und Machtzentrale eine Gedenkstätte errichtet. Es geht um unterirdische Räume der sog. Großmarkthalle, die von den Nazis genutzt wurden, um viele tausend Frankfurter Juden für die Deportation in die Vernichtungslager im Osten abzufertigen.
Stundenlang auf engstem Raum eingepfercht, schikaniert, gedemütigt, entehrt, gequält und geschunden wurden alle entkleidet, durchsucht, mussten ihre „Steuererklärung“ abgeben, die deutsche Staatsbürgerschaft niederlegen und für 50 Reichsmark das Ticket für den Transport mit der Deutschen Reichsbahn bezahlen, die vor der Tür mit Wagon-Containern bereitstand. BIs zu 100.000 Menschen wurden damals geächtet, aus der Stadt vertrieben, deportiert, umgebracht oder nahmen sich aus Verzweiflung das Leben.
Eine grauenhafte, unverzeihliche Schande. Bei der Eröffnung der EZB mit ihrem Promi-Tamtam war davon keine Rede.
Prof. Dr. Gerhard Kilger, Chairman of the International Senefelder Foundation. Photo: Andreas Weber
Internationaler Senefelder-Preis — SIEGEREHRUNG
Redetext von Prof. Dr. Gerhard Kilger, Vorstandsvositzender der Internationalen Senefelder Stiftung, Offenbach am Main | English translation below | Fotos und Videos von Andreas Weber, Franfiurt am Main
Heute begrüße ich das Festpublikum für die Siegerehrung des 12. Internationalen Senefelder-Preises. Allerdings ist in diesem Jahr das Publikum nicht in Offenbach: Durch die Pandemie müsse alle zuhause bleiben und die Zeremonie auf dem Bildschirm erleben. Die originalen Lithographien jedoch sind jetzt alle in diesem Ausstellungsraum des „Hauses für Stadtgeschichte“ in Offenbach versammelt. Hier ist es in den nächsten Wochen auch möglich, dass sie ganz real von interessierten Museumsbesuchern besichtigt werden können.
Als wir den Preis 2019 ausgelobt haben, konnten wir natürlich nicht ahnen, wie dieser Tag stattfinden würde. Deswegen war auch die Arbeit der Jury nicht einfach, sie hat aber ganz deutliche Entscheidungen getroffen. So wurden in diesem Jahr neben den drei Hauptpreisen auch zwei Sonderpreise vergeben. Gerade weil sich die Lithographie gegenwärtig in einem tiefgreifenden Wandel befindet, sind der Jury zwei Arbeiten besonders aufgefallen: Diese beiden weisen auf ganz unterschiedliche Art neben hoher künstlerischer Qualität durch ihre Technik zum Einen auf den langen Weg von der professionellen und industriell bedeutsamen Arbeitsweise hin zu den heute sehr unterschiedlichen Praktiken individueller Gestaltung, zum Anderen auf ganz neue Perspektiven zu experimentellen Formen der Lithographie.
Einer der Sonderpreise geht an den Lithographen Jean-Michel Machet in Paris, der mit dem bretonischen Künstler Jaques Gedan eine ganz bemerkenswerte Lithographie geschaffen hat: Bei dieser wird sowohl durch Farbgebung und kunstvolle Feinheiten als auch durch die besonders exakte Drucktechnik die hohe Meisterschaft der traditionellen Lithographie deutlich, wie sie heute weltweit kaum noch anzutreffen ist. Der Künstler hat – vielleicht unbewußt – in einer großartigen Metapher den Wandel der Lithographie in der Darstellung „Penduik auf der Reise zum Nordpol“ geschaffen: Die hohe Kenntnis des Segelns hat einen vergleichbaren Wandel durchgemacht, die alten Kapitäne und Seeleute sind verschwunden, Segelboote erfahren heute neue Anwendungen.
Ein weiterer Sonderpreis geht an Katarzyna Tereszkiewicz aus Polen. Sie hat eine ganz eigenwillige Arbeit geschaffen, die den Druck selbst nicht vollzieht, sondern den lithographischen Prozeßzur künstlerischen Bearbeitung nutzt. Die Zinkplatte als Druckträger wird selbst zum Werk, die chemischen und künstlerischen Prozesse erzeugen ganz neue Farben und Formen, die in ihrer Struktur an eigenartige Malerei erinnern und die ihre eigene Ästhetik erzeugt. Hierbei wurden bekannte Techniken des Abreibens und Ätzens angewandt, die allerdings so zu ganz neuen Ergebnissen geführt hat. Dieser außergewöhnliche Eigensinn, keinen Druck, sondern das Ergebnis eines Experiments für den Wettbewerb einzureichen, hat die Jury überzeugt.
Die eigentlichen Hauptpreise sind für originale Lithographien vergeben, die alle drei nach ganz unterschiedlichen Kriterien begutachtet wurden. Natürlich stand bei allen die hohe künstlerische Qualität im Vordergrund, wichtig war für die Jury auch, dass hier Ausführungen von Lithographie sichtbar sind, die nicht bereits bekannt und vielfach angewandt wurden. Diese Kriterien anzuwenden, war tatsächlich nicht einfach, weil dafür durchaus viel mehr Preise hätten vergeben müssen als vorgegeben war. Diese Schwierigkeit läßt sich auch nachvollziehen, wenn man die Qualität in der heute eröffneten Ausstellung der 32 nominierten Kandidaten besichtigt.
Nun möchte ich aber Ihre Spannung nicht mehr überstrapazieren, wir kommen zu den drei Hauptgewinnen:
Der dritte Preis wurde an den Spanier Rafael Rodriguez Garcia vergeben, der seine Arbeiten in Belgien macht. Er hat einen Master in Fine Arts, Print Making an der Royal Academy of Fine Arts Antwerp gemacht und bereits viele internationale Preise erhalten. Die nun prämierte Arbeit mit dem Titel „Begegnung II“ ist 2019 entstanden. Rafael Rodriguez untersucht die Eigenschaften des Steins als Objekt und nicht als einfache Oberfläche, auf der ein Bild gezeichnet werden soll. Dieses entsteht bei ihm durch verschiedene Zustände, wobei die Oberfläche des Steins zwischen jedem Zustand leicht gelöscht wird. So wird die „Erinnerung“ des Steins Ausgangspunkt für den nächsten Zustand. Darüber hinaus werden Spuren und Fragmente früherer Zustände sichtbar, die er eine „Archäologie“ des Bildes nennt.
Die Jury hat dies besonders überzeugt: Der Künstler hat nicht einfach einen Druckträger bemalt, sondern die Eigenschaften des Steins und die der besonderen Wirkungen von Senefelders „Chemischer Steindruckerey“ als künstlerische Technik entwickelt.
Doch diese beeindruckende Arbeit wurde nach Einschätzung der Jury noch von zwei weiteren übertroffen:
Den zweiten Hauptpreis hat die Polin Magdalena Uchman erhalten. Sie ist Graphic Designerin und hat nach ihrem Diplom am Fine Arts Institut der Universität Rzesów sogar den Doktor an der Academy of Fine Arts in Cracow gemacht. Seit 2012 ist sie in der Lehre an der Universität Rzeszów tätig. Darüber hinaus hat sie seit 2006 sehr viele Ausstellungen im In- und Ausland gemacht.
Die sehr geheimnisvolle Arbeit aus dem Jahre 2018 verwendet das Bild im Bilde, so wie wir in deutsch das Bewußtwerden mit der Redewendung „über etwas im Bilde sein“ aussprechen. Es ist ihr „Movie“, den sie uns mit wasserfestem Marker auf „Algrafia“, der Zinkplatte vorführt. In Abreibetechnik sehen wir ihre persönliche Erscheinung als Bild von hinten. Sie schreibt uns: „Die Grafiken bestanden aus zwei Matritzen: gekörntes Aluminiumblech unter Verwendung von Lithografietinte und kombiniert mit Lithografie, die in der Technik des Nachdrucks und des wasserdichten Markers entwickelt wurde.“
Das eingereichte Blatt ist drucktechnisch von hoher Qualität, die Jury hat Magdalena Uchman mit dieser experimentellen Arbeit von hoher künstlerischen Ausdruckskraft voll überzeugt.
Nun kommen wir endlich zum hochbegehrten ersten Hauptpreis: Er geht an den Thailänder Amnat Kongwaree. Auch er ist in der Lehre tätig: Er ist Assistenzprofessor an der Silpakorn Universität in Bangkok für Graphic Arts, Faculty of Printing, Skulpture and Graphic Arts. Dort hat er auch seine Ausbildung zum B.F.A. und M.F.A. gemacht und schon seit 1995 viele Preise erhalten.
Seine Arbeit ist 2019 auf Aluminiumplatten entstanden, weil dies – wie er sagt – in Thailand nicht anders möglich ist. Aber er hat die industriellen Platten mit traditioneller lithographischer Technik behandelt und dabei eine sehr beeindruckende Drucktechnik geschaffen. Bei dem eingereichten Blatt „Parasitism“ aus dem Jahre 2019 hat er zehn Platten verwendet und dadurch eine hohe Farbqualität erreicht. Die realistische Darstellung einer jungen Frau, die offensichtlich einen jungen Kukuk in der Hand hält, läßt eine geheimnisvolle Geschichte des „Parasitism“ vermuten. Das ganze Kunstwerk ist sowohl technisch als auch künstlerisch bis ins gegenständliche Detail durchgearbeitet und besticht durch seine geheimnisvolle Ausdruckskraft. Die originale Lithographie zeigt an diesem Beispiel eine in Farbe und Auflösung erstaunliche Qualität, die durch heutige Drucktechniken kaum zu erreichen ist. Es war ein ganz eindeutiges Votum der Jury, dass der Internationale Senefelder-Preis dieser Arbeit zugesprochen werden soll.
Bedauerlicherweise können die Preise nicht wie üblich persönlich überreicht werden. Doch wir hoffen alle, dass das persönliche Zusammentreffen der prämierten Lithographen in besseren Zeiten wieder möglich sein wird.
Impressionen zur Ausstellung im Haus der Stadtgeschichte zu Offenbach am Main | Virtual tour throug the exhibition in the museum Haus der Stadtgeschichte Offenbach, Germany. Photo/Video: Andreas Weber
Auf einen Blick / At a glance
#ISSAward2020 — And the winner is… We proudly present:
1. Hauptpreis / 1st main award: Amnat Kongwaree , Bangkok/Thailand
2. Hauptpreis / 2nd main award: Magdalena Uchman, Rzeszów/Polen
3. Hauptpreis / 3rd main award: Rafael Rodriguez Garcia, Antwerpen/Belgium, Spain
Special Awards:
• Jean-Michel Machet, Paris/France (Drucktechnik)
• Katarzyna Tereszkiewicz, Rzeszów/Polen (Experimentalkunst)
Gratulation an alle Teilnehmer | Congrats to all fantastic attendees.
Die Offenbach Post hat einen lesenswerten Artikel von Reinhold Gries publiziert zur Verleihung des 12. Internationalen #Senefelder-Preises der Internationale Senefelder Stiftung am 6. Dezember 2020 und der Ausstellung der Finalisten und Gewinner im Haus der Stadtgeschichte (Offenbach).
English Translation
International Senefelder Award — LAUDATIO
By Prof. Dr. Gerhard Kilger, Chairman of the International Senefelder Foundation
Today I greet the audience for the award ceremony of the 12th International Senefelder Award. However, this year the audience is not in Offenbach: Due to the pandemic, everyone has to stay at home and experience the ceremony on screen. The original lithographs, however, are all gathered in this exhibition room of „House of City History“ in Offenbach. In the next few weeks it is also possible that interested museum visitors can view them in real life.
When we announced the award in 2019, of course, we had no idea how this day would take place. That´s why the work of jury wasn´t easy, but it made very clear decisions. So this year, in addition to the three main prizes, two spezial prizes awarded. Just because the lithography currently in profound change, the jury are two particularly noticed work: These two have very different ways in addition to high artistic quality by their technique on the one hand the long way from the professional and industrial working method to the very different practices of individual design today, on the other hand to completely new perspectives on experimental forms of lithography.
One of the special prizes goes to the lithographer Jean-Michel Machet in Paris, who has created a very remarkable lithograph with the Breton artist Jaques Geda: With this, the high mastery of traditional lithography is demonstrated through the coloring artistic fineness as well the particularly precise printing technique clearly as it can hardly be found anywhere in the world today. The artist – perhaps unconsciously – created the change in lithography in a great metaphor in the description „Penduit on the journey to the Northpole“: The high level of knowledge of sailing has undergone a comperable change, the old captains and seamen have dissapeard, sailboats are experienced today new applications.
Another special award goes to Katarzyna Tereszkiewicz from Poland. She has created a very idiosyncratic work that does not print itself, but uses the lithographic process for artistic processing. The zink plate as pressure medium becomes the work itself, the chemical and artistic processes generate completely new colors and shapes, the structure of which is reminiscent of strange painting and which creates its own aesthetic. Well-known techniques of rubbing and etching were used, which, however, led to completely new results. This extraordinary stubborness of submitting the result of an experiment for the competition, not printing, convinced the jury.
The actual main prizes awarded for original lithographs, all three of which were appraised according to very different criteria. Of course, standing on the high artistic quality in the foreground, was important for the jury also that the works of lithography are visible here are not already known and have been widely used. Applying these criteria was actually not easy, because many more prizes shoult have been awarded than were given. This difficulty can also be understood if one inspects the quality in the exhibition of the 32 nominated candidates that opened today.
Now I don’t want to overstrain your tension, we come to the three main prizes:
The third prize was awarded to the Spaniard Rafael Rodriguez Garcia, who does his work in Belgium. He has a Masters in Fine Arts, Print Making at the Royal Academy of Fine Arts Antwerp and has already received many international awards. The now award-winning work entitled „Encounter II“ was created 2019. Rafael Rodriguez Garcia investigated the properties of the stone as an object and not as simple surface, on which a picture is to be drawn. This arises in him through different states, whereby the surface of the stone is slightly erased between each state. So the „Memory“ of the stone becomes the starting point for the next state. In addition, traces and fragments of earlier states become visible, which he calls an „Archeology“ of the picture.
The Jury was particuarly impressed by this: The artist did not simply paint a print substrate, but developed the properties of the stone and the special effects of Senefelder’s „chemical stone printing“ as an artistic technique.
But according to the jury, this impressing work was surpassed by two more:
The second main prize went to Magdalena Uchman from Poland. She´s Graphic Designer and has even made the doctor at the Academy of Fine Arts in Cracow after her diploma at the Fine Arts Institude of the University Rzesów. She has been teaching at the University of Rzeszów since 2012. In addition, since 2006 she has done a lot of exhibitions at home and abroad.
The very mysterious work from 2018 uses the picture in the picture, just as we pronounce awareness in German with the phrase“ being in the picture about somthing“. It is her „Movy“ that she shows us with waterproof marker on „Algraphia“, the zink plate. In the rubbing technique, we see her personal appearance as a picture from behind. She writes to us: „The graphics consisted of two matrices: grained aluminium sheet using lithographic ink and combined with lithography, which is develop using the technique of reprint and waterproof marker“.
The submitted lithograph is of high printing quality, the jury fully convinced Magdalena Uchman with this experimental work of high artistic expressivness.
Now we finally come to the coveted first main prize: It goes to the Thai Amnat Kongwaree. He is also active in teaching: He is assistant professor at the Silpakorn University in Bangkok for Graphic Arts, Faculty of Printing, Sculpture and Graphic Arts. There he also did his academic degree in BFA and MFA and have received many awards since 1995.
His work was created on aluminium plates in 2019 because –as he says – there is no other way in Thailand. But he has treated the industrial plates with traditional lithographic techniques, creating a very impressing printing technique. He used ten plates for the lithography „Parasitism“ submitted in 2019, which resulted in high color quality. The realistic depiction of a young woman who obviously holding a young cuckoo in her hand suggests a mysterious story of „Parasitism“. The entire work of art it worked through both technically and artistically down to the tanggible detail and impresses withits mysterious expressiveness.In this example, the original lithograph shows an amazing quality in terms of color resolution, which can hardley be achieved with today’s printing techniques. It was a very clear vote of the jury that the International Senefelder Prize should be awarded to this work.
Unefortunately, the prizes cannot be presented personally as usual. But we all hope that the personal meeting of awardees is possible in better times.
Epilog
The celebration of all ISS Award 2020 attendees and winners was broadcasted live via YouTube. Youn can see the movies on the Youtube Page of Haus der Statdgeschichte Offenbach. Please follow the Links:
„Du und ich“ — Die Mainzer Künstlerin Valy geht neue Wege. Und präsentiert ihre Kunst lebensnah in ungewöhnlichem und zauberhaftem Ambiente: Mitten in der Mainzer Altstadt, der Badergasse, im Café dell’Arte. Gerade zwei Häuser von ihrem eigenen (historisch wertvollen) Zuhause entfernt.
Das Ausstellungsthema macht Valy durch einen programmatischen Textanschaulich:
„Du und ich“
Komm und schau,
lass uns sehen und verstehen.
Licht im Dunkel zeigt den Weg
und öffnet den Raum der Klänge.
Temperament wird frei,
ergießt sich überall
mit Hoffnung, Wonne und Freude,
verinnerlicht Zufriedenheit.
VALY, im Herbst 2020
Gezeigt werden zu den Öffnungszeiten (täglich ab 9 Uhr bis ca. 17 Uhr, So. ab 10 Uhr) Werke in Malerei-Mischtechnik sowie Collage-Objekte und Fotografien.
Zur Künstlerin
Valy, mit vollem Namen Valy Wahl, gehört zu den aktivsten und bedeutendsten Künstler*Innen in Mainz, Rheinhessen und der Pfalz. Über Jahrzehnte prägte Sie die Kunst- und Kulturszene in der Landeshauptstadt entscheidend mit, durch ihr kreatives Schaffen und vor allem auch die Lehrtätigkeit als Professorin an der Hochschule Mainz. Sie hatte nicht nur zahlreiche Einzelausstellungen, sondern organisierte selbst viel beachtete Ausstellungsprojekte sowie Initiativen, u. a. zum Erhalt des Frankfurter Hofs und des Römischen Theaters.
Andreas Weber hat in seinem Blog mit mehreren multimedialen Beitragen das Wirken und Schaffen von Valy gewürdigt. Siehe zum Beispiel:
Der Himmel ist blau. Die Sonne lacht. Jetzt, im Frühling 2021 fällt ein Blick zurück auf das Corona-Jahr 2020 leichter. War die Pandemie wirklich eine Katastrophe? Ja und Nein!
Ja, weil wir im vollen Galopp gestoppt wurden, Restriktionen eintraten, für viele das Geschäft quasi zum Erliegen kam. Und der Wunsch „zurück zur Normalität“ geriet zum Irrlicht.
Nein, weil wir alles und jedes überdenken und neu sortieren mussten. Und nunmehr feststellen konnten, was uns wirklich wichtig ist. Denn nach der Krise kam die Katharsis. Und hat die Spreu vom Weizen getrennt.
Das Zauberwort lautete ganz offensichtlich: „Digital“. Gepaart mit Begriffen wie Online Chat, Video Session, Webinar, Virtual resp. Hybrid Meeting u.s.w. — Ohne Digitaltechnik ging nichts mehr, konnte man denken.
‚Weg’ mit unnötigen Geschäftsreisen, der Umwelt und Zeitersparnis zuliebe. ‚Weg‘ mit allem Unnötigen, was auch immer damit gemeint sein kann.
Bleibt nur: Ist jetzt alles besser oder doch schlechter geworden? Das muss jeder für sich selbst beantworten.
Ganz ehrlich: Vieles, was durch die Krise als Katalysator zermanscht wurde, hatte sich schon seit langem als nicht mehr zielführend erwiesen. Profit-Streben auf Teufel komm raus, durchaus auch mit heftigen kriminellen Machenschaften. Gepaart mit Gier und Rücksichtslosigkeit. Das eigene Ich als Alter-Ego war die Maxime.
Und es gab auch elementare Missverständnisse. Die verordnete physische Distanz wurde als „soziale“ Distanz bezeichnet. Dabei haben die „Social Relations“ heftig an Intensität gewonnen. Noch nie wurde soviel miteinander statt nur übereinander kommuniziert wie seit März 2020.
Ich rede jetzt nicht nur von der Unzahl der Webinar- und Zoom-Meetings, die viel zu oft ein Zeichen sog. kontraphobischer Symptomatiken war, also vom blinden und hilflosen Aktionismus getrieben. Wer eine Video-Verbindung aufbauen kann, darf losplappern. — Ich-Du statt Du und Ich — UFF.
Ich rede vielmehr davon, dass die Kernwerte guter Kommunikation wichtiger denn je wurden. Gekonnte Rhetorik, Authentizität und Empathie bilden das Fundament, ebenso wie das Zuhören können. Das Prinzip „Erst denken, dann handeln“ kam wieder zum Tragen. Bzw. hat diejenigen belohnt, die es konsequent beherzigt haben.
Weniger ist mehr. Relevanz schlägt Ignoranz. Interessanterweise waren es die Kabarettisten, Polit-Satiriker, Musiker und Schauspieler, die sich am Besten und am Gekonntesten mit und in der Digitalität zurechtfanden.
Unvergessen die Sendung „Die Anstalt vom 24. März 2020“, die mit der „neuen“ Bildschirm-/Video-Chat-Realität perfekt spielte und zu Beginn des Lockdown alle Fallstricke aufs Korn nahm. #Benchmark
Dadurch wird deutlich: Man kann und muss über vieles lachen. Und das Wichtigste sind gute Gespräche. Wenn eben nicht persönlich, dann medial.
Meine wichtigsten Erkenntnisse, jetzt im Frühjahr 2021: Nichts bleibt so, wie es mal sein wird. Und darüber kann man viele gute Geschichten erzählen. Oder was man vom leider im Oktober 2020 verstorbenen Herbert Feuerstein lernen kann und was ich in meinen Facebook- und LinkedIn-Posts so formuliert habe: Feuerstein war und ist sicher der einzige, der die Realität so absurd verpacken konnte, dass die Wahrheit zum Vorschein kam. #RIP
Das spornt an, oder?— Gemäß dem Motto: Mit Ihnen rede ich nicht mehr. Wir sprechen uns noch. 😂 Haha!