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Print for the Digital Age

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Senefelder-Stiftungs-Vorstandsmitglieder und Jury-Teilnehmer Dr. Gerhard Kliger, Barbara Wilhelm (ganz links) und Andreas Weber (ganz rechts) nahmen die Ehrung der drei Preisträger vor (Mitte, von links nach rechts): Herman Noordermeer, Cordelia Heymann (jeweils 2. Preis) und Aron Herdrich (1. Preis). Foto: Roland Walter

 

Preisverleihungs-Rede in Offenbach am Main am 9. September 2023 von Andreas Weber, Vorsitzender FISS e.V., Freunde & Förderer der Internationalen Senefelder Stiftung (ISS) sowie ISS Vorstandsmitglied.

Meine sehr geehrte Damen und Herren! Wir freuen uns sehr, dass wir heute, am 9. September 2023, erneut den Internationalen Senefelder-Preis verleihen dürfen. Der 9. September ist ein ganz besonderes Erinnerungsdatum, das an den Tag des Jahres 1886 erinnert, an dem in Bern das Internationale Urheberrecht unterzeichnet wurde zum Schutz von Werken der Literatur und Kunst. Für Kunstschaffende ein Meilenstein! Und für die Druckkunst ganz besonders, wenn man das lange Zehren und Zerren um den Status ‚weg von der Reproduktionskunst‘ hin zur künstlerischen  Original-Graphik einbezieht. Übrigens: Seit März 2018 zählt die Druckkunst zum immateriellen Welt-Kulturerbe der UNESCO.

Bedeutsam ist zudem, dass wir in den Räumen des Kunstverein Offenbach sein dürfen – sozusagen im Herzen der Kunstschaffenden und Kunstfreunde der Senefelder-Stadt Offenbach am Main. Herzlicher Dank gilt stellvertretend für den gesamten Kunstverein-Vorstand Gisela von Slatow, kooptiertes Vorstandsmitglied und Ehrenkuratorin, sowie Sylvester Kraaz, 2. Vorsitzender, für die gute Zusammenarbeit. Und besonderer Dank geht an unseren ISS-Vorstandskollegen Eckhard Gehrmann, der im Team mit Karl Walter die sehenswerte Ausstellung der Finalisten-Arbeiten vortrefflich arrangiert hat. Das sollte uns einen frohen Applaus Wert sein!

Der Internationale Senefelder-Preis hat im Verlauf von fast einem halben Jahrhundert in nunmehr 13 Wettbewerben namhafte Künstler prämieren können, die wie Christian Kruck, der allerste Hauptpreisträger von 1975, in der Folge begleitet wurden von Gewinnern wie Bruno Bruni, Rainer Schwarz, Eva Bosch, Eckhard Gehrmann, Jim Dine, Ingrid Ledent, Kuniko Tadakoro, Anja Trojanowska, Alena Klatikova, Magdalena Uchman und Amat Kongwaree sowie Sonder-Preisträger Jean-Michel Machet, ein Steindrucker von Weltrang in Paris, um nur einige zu nennen.

Da alle Künstlerinnen und Künstler, die als Finalisten reüssieren, ihre eingereichten Arbeiten der Internationalen Senefelder-Stiftung übereignen, konnte die bedeutendste zeitgenössische Sammlung von fast 500 Künstlerischen Lithografien entstehen, die im Offenbacher Haus der Stadtgeschichte konserviert und katalogisiert wird. Hinzukommen als Stiftung viele bedeutende Inkunabel-Werke aus der Sammlung des Flachdruck-Pioniers Carl Hans Garte.

Dadurch wird dokumentiert, dass der Senefelder’sche Steindruck resp. der sog. Chemische Druck, der seinen Durchbruch v. a. namhaften Künstlern des 19. Jahrhunderts verdankt, um dann die Welt der Drucktechnik als industrielles Multimilliarden-Geschäft zu prägen, gerade heutzutage künstlerische Bestleistungen hervorbringt. Vor allem auch, beinahe unverhofft bei vielen jungen Kunstschaffenden, die der digital-affinen Generation entspringen.

Warum ist das so? Senefelders Erfindung ist selbst nach über 200 Jahren auf der Höhe der Zeit, vor allem auch, weil die Photolithografie in der modernen Halbleiter-Technik eine große Rolle spielt. Für mich persönlich ist es im Kontext mit dem  Zeitgemäßen überhaupt nicht erstaunlich, was dabei herauskommt, wenn man per ChatGPT — also via Künstlicher Intelligenz— die Frage nach der Bedeutung des Internationalen Senefelder-Preises stellt. Ich zitiere aus der ‚digitalen’ Antwort:

„Die Preisträger des Internationalen Senefelder-Preises werden oft als Visionäre und Vorbilder in ihrer Branche angesehen und ihre Leistungen tragen dazu bei, die Entwicklung und den Fortschritt in den Bereichen Druck und Kommunikation voranzutreiben. Die Auszeichnung dient auch dazu, das Bewusstsein für die Bedeutung der Lithografie und anderer Drucktechnologien für die moderne Gesellschaft zu schärfen und ihre kulturelle und wirtschaftliche Relevanz hervorzuheben.

Die Bedeutung des Senefelder-Preises liegt nicht nur in der Anerkennung der individuellen künstlerischen Leistung, sondern auch in der Förderung und Weiterentwicklung der Druckkunst als Kunstform. Die Auszeichnung trägt dazu bei, die kulturelle Vielfalt und den technischen Fortschritt im Bereich der Druckgrafik zu würdigen und zu fördern.“ — Soweit der stimmige Text via Künstlicher Intelligenz — vollautomatisch geschrieben.

 

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Die Jury nach getaner Arbeit. Fotos: Dr. Volker Dorsch

 

Zurück zur heutigen Preis-Verleihung. Die öffentlich ausgeschriebenen Teilnahmekriterien sind klar definiert und stellen hohe Anforderungen dar, die von einer kundigen Jury streng und kompetent bewertet werden. Dank für ihr ehrenamtliches Engagement gilt: Eckhard Gehrmann (ISS-Vorstandsmitglied), Wilhelm Graeff (ISS-Beirat), Prof. Dr. Gerhard Kilger (ISS Vorsitzender und Juryleiter), Roswitha Pape (BBK Künstlerin), Dr. Ralf Philipp Ziegler (ISS-Vorstand), Andreas Weber (ISS-Vorstand und Chairman FISS e.V.), Barbara Wilhelmi (ISS Vorstand) sowie in der Vor-Jury ausserdem noch BBK-Mitglied Werner Schaub.

Der Internationale Senefelder-Preis 2023 wird gefördert vom Rotary Club Offenbach am Main, der das Preisgeld spendete. Die Jurysitzungen fanden im Print-Technology-Center des ISS-Fördermitglieds manroland Sheetfed GmbH statt. Die Organisation der ordnungsgemäßen Wettbewerbsdurchführung lag in den bewährten Händen von Dr. Volker Dorsch, ISS-Geschäftsstellenleiter, der heute aus wichtigem Grund nicht anwesend sein kann, aber seine herzlichsten Grüße an uns alle ausrichten lässt. Er schreib uns gestern: „Ich bedauere es sehr, morgen nicht dabei sein zu können. Wir sind mit Stiftung & Preis in der Pole-Position der Senefelder-Gedenkveranstaltungen.“

In der Tat! Aus Sicht der Jury erscheint als herausragend, dass im Jahr 2023 mit 157 Einreichungen aus allen Teilen der Welt ein Rekordniveau erreicht wurde. Davon schafften es 29 auf die Short-List mit den Finalisten. Stellte zu Beginn vor vielen Jahrzehnten der deutschsprachige Raum den Schwerpunkt dar, hat sich dies komplett gewandelt und global erweitert. Die diesjährigen Finalisten kommen aus Polen, Kanada, Slovakei, den Niederlanden, der Schweiz, Litauen, Thailand, Mexiko, Portugal und Deutschland. Die guten internationalen Kontakt-Strukturen zeigen auch unsere Spezialveranstaltungen wie Druckvorführungen oder die Fachsymposien, die im Frühjahr 2024 in Offenbach am Main fortgesetzt werden. Unsere Kontaktmöglichkeiten haben sich durch Social Media dynamisch erweitert. Wir stehen mit hunderten und über befreundete Communities mit tausenden Künstlern und Lithographie-Interessierten aller Altersklassen aus vielen Ländern der Welt im stetigen Kontakt und Austausch.

 

 

 

Umso erfreulicher erscheint mir, dass wir heute persönlich zusammenkommen, um die Finalisten und die Preisträger zu würdigen. Geladen sind alle Wettbewerbs-Einreicher und Finalisten. Das Spannende: Wir wissen nicht wer persönlich anwesend sein wird, vor allem dürfen wir die Preisträger an sich nicht vorab informieren. Mal schauen, wie sich das heute gestaltet. Denn es wurden einstimmig drei Hauptpreise vergeben. Dem ersten Preis schließen sich zwei hochkarätige Prämierungen auf Rang Zwei an. Entsprechend teilt sich das Preisgeld von insgesamt € 2.000,00 auf: der 1. Platz ist mit € 1.000,00 dotiert und mit je € 500,00 die beiden Zweitplatzierten. (Anmerkung: Die Preisgelder werden im Nachgang zur Preisverleihung an die Gewinner überwiesen!)

 


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Zur nachhaltigen Ehrung gehören natürlich auch die Ausstellung sowie Vorberichte und Nachberichte zur Preis-Ausschreibung und -Verleihung. Ein besonders gelungener, umfassender Vorbericht stammt von Markus Terharn in der Offenbach-Post vom 29. August 2023. Herzlichen Dank dafür. Auf der ISS-Website werden die Gewinner dauerhaft gelistet. Und die Werke werden wie gesagt in der Stiftungs-Sammlung aufgenommen. Zudem informieren wir unsere Social-Media-Netzwerk-Partner, was eine hohe Resonanz hervorruft.

Die Gewinner erhalten on-top eine Gratis-Mitgliedschaft in unserem Stiftungs-Förderverein FISS e.V., dem ich vorstehen darf. Natürlich sind alle Anwesenden soweit noch nicht geschehen, herzlich eingeladen, ebenfalls FISS-Mitglieder zu werden. Das Anmeldeformular findet sich auf der Senefelder-Stiftungs-Website senefelderstiftung.de.


 

Meine Damen und Herren, wer sich von Ihnen bereits umschauen konnte, wird festgestellt haben, wie vielfältig und variantenreich die ausgestellten Werke künstlerisch gearbeitet sind. Es war und ist uns eine Herzensangelegenheit, eine Finalistenarbeit ausnahmsweise als komplette Serie auszustellen. Sie trägt die Nummer 26 und stammt von einer jungen Künstlerin, Karolina Turek, aus Gdansk, Polen. In einer Art schlangenartigem Fluss des Lebens, umgeben von Fauna & Flora, wird eine umfangreiche Geschichte von Menschen (wenn ich es richtig deute: aus Afrika) erzählt, inklusive der kolonialen Vergangenheit, mit Höhen und Tiefen, in Ketten, mit Schmerz, Gewalt und Ausbeutung.

Das ganze Ensemble zeugt von einer ungeheuren Ästhetik und starken inhaltlichen Durchdringungs-Kraft. In der künstlerischen Selbstbeschreibung der Arbeit wurde für die Jury vermerkt: „Ich habe die Arbeit ‚Alles vergeht, außer der Vergangenheit‘ aus zwei Schichten eines lithografischen Drucks erstellt. Die rote Schicht besteht aus gerasterten historischen Fotografien, die mit einem Laserstrahldruck mit Aceton auf den Stein übertragen wurden. Sie enthält auch einige lithographische Farbspritzer. Die zweite, grüne Schicht besteht aus verdünnter Steindruckfarbe und Pflanzen, die mit lithografischer Kreide gezeichnet wurden.“

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„…alles vergeht, außer der Vergangenheit“ (8 Blätter) — Lithographie-Zyklus von Karolina Turek, Gdansk/Polen, 2023. Foto: Eckhard Gehrmann

 

Es wird darüber hinaus beim Betrachten der Einreichungen sichtbar, wie sich Umfeld-Bedingungen auf die drucktechnische Umsetzung auswirken. Dies gilt vor allem für Afrika und Asien, sowie für den Zugang zu Solnhofener Kalkstein, dem bevorzugten Druckmedium für Lithographen. Insofern hat alternativ der Druck von Aluplatten einen hohen Stellenwert gewonnen und unfassbar neue, hohe Maßstäbe gesetzt.

Gerade auch was das spontan-kreative Arbeiten angeht, da gegenüber dem Druck mit Steinplatten müheloser gearbeitet werden kann. Die Ausstellung spiegelt das wider, mit einem maximal hohen Facettenreichtum an figürlichen und abstrakten Motiven. Sicher ist Eckhard Gehrmann – übrigens ein Schüler unseres legendären und unübertrefflichen Erstpreisträgers Christian Kruck an der Städelschule in Frankfurt am Main – bereit, über seine Eindrücke bei der Hängung und dem damit verbundenen künstlerischen Dialog mit den Exponaten Auskunft zu geben. Bitte sprechen Sie ihn an!

 

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Blick in den Ausstellungsraum des Kunstervein Offenbach mit allen Finalisten-Arbeiten. — kurz vor der Preisverleihung. Fotos: Andreas Weber

 


 

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Kommen wir nun zu unseren diesjährigen Preisträgern. Alle Drei sind äußerst verdiente, hoch-talentierte, erfolgreiche und überaus sympathische Kunstschaffende, die sich vielseitig mit Zeichnen, Malerei, skulpturalen Objekten, künstlerischen Inszenierungen u.v.m. beschäftigen.

Die lithographischen Gewinnerarbeiten sind drei ganz unterschiedlich motivierte ‚Kunst-Stücke‘, die sich in Machart und Format dennoch unterscheiden. Und trotzdem ist jedes für sich ‚meisterlich‘ gelungen.

Kurz noch zum Procedere: Ich gebe jeweils kurze Erläuterungen zu Werk und Person und rufe dann die Gewinnerinnen und Gewinner namentlich auf, um nach vorne zu kommen, damit wir die Urkunden überreichen können.Beginnen wir mit dem Ersten der beiden Zweitplatzierten. Es ist eine Arbeit, die die Formatgröße des Steindrucks mit 110 x 95 cm nahezu maximal ausschöpft. Die Jury urteilte: „Die Preiswürdige Arbeit, die einen zweiten Platz verdient, zeichnet sich dadurch aus, dass die klassischen Techniken meisterhaft eingesetzt sind, es wurden große Herausforderungen im auf Stein größtmöglichen Format bewältigt, mit einer ausgezeichneter Druckqualität.“

Der Name unseres Gewinners: Herman Noordermeer aus Goutum/The Netherlands.

 

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„Der Moment des Sichtbarmachens” — 2. Preis des Internationalen Senefelder-Preises von Herman Noordermeer, Lithographie auf Stein, 110×95 cm, aus sem Jahr 2022.

 

Auf seiner Website publiziert Herman Noordermeer sein Künstler-Statement, ich zitiere:

Wechselwirkung zwischen Sterblichkeit und Unsterblichkeit. — Der Moment des Visualisierens, die Visualisierung, spielt in meiner Kunst eine wichtige Rolle. Das Bild, die Bedeutung, ihr Verhältnis zueinander, der emphatische Eindruck des Bildes. Das sind Elemente, die sehr wichtig sind. Materialien, Handhabungsweisen usw. sind weniger wichtig. Nicht nur die Idee, sondern auch die Art und Weise, wie sie konkretisiert wird, ist es, was sie interessant macht. Die dabei entstehenden unterschiedlichen Bedeutungsebenen unterstreichen den symbolischen Charakter der Bilder. Meine Arbeitsweise ist geprägt von einem ständigen Fluss von Zeichnungen und Notizen, aus denen sich langsam Bilder entwickeln. Diese Bilder werden in Gemälden und Lithografien dargestellt, als wären sie eingefrorene Momente. Betrachtet man die bisher entstandenen Bilder rückblickend, so scheinen sie eine Wechselwirkung zwischen Sterblichkeit und Unsterblichkeit zu sein.“

Herman Noordermeer ist ein international anerkannter Künstler,  der in Sammlungen in Peking/China, Seoul/Süd-Korea, Alexandria/Ägypten, Portugal, Polen, Taiwan, Bulgarien und der Türkei vertreten ist. Er hat zudem zahlreiche internationale Preise gewonnen. In Armenien, England, Bulgarien, China, Süd-Korea, Türkei, Polen, Mazedonien. Und: Bereits 2015 war er mit dem 3. Platz unter den Gewinnern des Internationalen Senefelder-Preises.

 

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Foto/Quelle: Website von Herman Noordermeer

 

 

Für die Preisverleihung hat er mir vorab folgendes Statement übermitteln, das ich gerne vortrage: „Über meine Litho-Arbeit: Nun, ich bin nicht nur Grafiker, sondern auch Maler.

Für mich ist die Kombination zwischen Lithographie und Malerei eine sehr gute Kombination. Beim Lithographie und auch beim Malen wird auf einer ebenen Fläche gearbeitet. So sehen Sie direkt, was Sie tun. Und natürlich zeichne ich gerne auf den Stein. Die Maserung des Steins zum Beispiel gibt mir die Möglichkeit, sehr weiche Grautöne zu erzielen. Aber man kann viele Handhabungsmethoden anwenden, man kann Litho-Bleistifte, Litho-Tusche mit mehr oder weniger Wasser oder Terpentin verwenden. Man kann auf dem Stein zeichnen, aber auch malen. Meistens vermische ich alle Bearbeitungsmethoden und das gibt mir endlose Möglichkeiten, mich auszudrücken.“

Ich bitte um tüchtigen Applaus für unseren großartigen Gewinner aus den Niederlanden, Herman Noordermeer, der heute aus dem nördlichsten Teil der Niederlande zu uns gekommen ist in Begleitung seiner wunderbaren Frau!

 


 

 

 

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2. Preis beim 13. Internationalen Senefelder-Preis 2023 ging an Cordeila Heymann, Frankfurt am Main, Titel: Bild 2241. 64 x 76 cm, Bütten, 2020 / 2023. Das Foto zeigt einen Ausshcnitte.

Kommen wir nun zum gleichberechtigten weiteren 2. Preis-Gewinn, der ebenfalls einstimmig von der Jury gewählt wurde.

Die Jury zeigte sich sehr beeindruckt von der künstlerischen Virtuosität der eingereichten Arbeit und urteilte: „Ungewöhnlicher Umgang in Gestaltung und Ausführung der Farblithographie, außerordentlich-kreative Komposition auf unterschiedlichen Farbebenen, gute Qualität des Drucks!“

Im Detail wurde der Jury gegenüber angegeben:

Zweifarbige Lithographie von 3 Steinen, kombiniert mit Schablonendruck, gedruckt an der Handpresse der Klosterpresse e.V., Papierformat 64 cm x 76 cm, Bütten, 2020 / 2023

Meine Damen und Herren, ich bitte für einen tosenden Applaus für Frau Cordelia Heymann aus Frankfurt am Main!

 

Urkundenverleihung an Cordelia Heymann

Urkundenverleihung an Cordelia Heymann durch Andreas Weber (links) und Dr. Gerhard Kilger.

 

Die Künstlerin Cordelia Heymann studierte an der Akademie der bildenden Künste Karlsruhe, ist seit 1985 freischaffend in Frankfurt am Main tätig. 1992 erhielt sie den Preis der Marielies-Hess-Stiftung, weilte 2001 in Budapest als Artist in Residence und erhielt 2020 ein Arbeitsstipendium der Hessischen Kulturstiftung.

In einem Bericht zur Ausstellung im Frankfurt-Oberrader Ausstellungsraum Becker heisste es, ich zitiere: „Von der Leichtigkeit, mit und auf Papier zu arbeiten“.

[Bei den Arbeiten von] Cordelia Heymann steht das Prozesshafte am Anfang ihrer Werke. Cordelia Heymann untersucht die Schattenseiten der menschlichen Existenz und die Veränderungen der Gesellschaft …

[Das ausgestellte Werk] von Cordelia Heymann … spiegelt die elektronische Einflussnahme auf das einzelne Individuum bis zum gesellschaftlichen Ganzen wider. Dazu entwickelte sie Stereotypen, die keine Individualität mehr besitzen … Die eigens für den ausgestellten Zyklus angefertigten Schablonen aus gefundenem Sperrholz ermöglichen ihr ein variantenreiches Drucken ihres Themas.“

Die Künstlerin beherrscht das Zeichnen, die Malerei sowie das Experiment, vor allem auch mit Farbspray über Schablone und Farbpigmenten. Und natürlich liebt sie die Arbeit mit der Lithographie.

In „FeuilletonFrankfurt. Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt“ schreibt die Kunstwissenschaftlerin Brigitta Amalia Gonser im Jahr 2011 zur Ausstellung „Das Bilderhaus zeigt: Cordelia Heymann — Schöne neue Welt“, ich zitiere:

Sie stellte in Frankfurter Galerien und Institutionen, im Kunstverein Jena, im Künstlerhaus Karlsruhe und im Künstlerforum Bonn aus und beteiligte sich wiederholt an den Kunsttagen in Dreieich und mit ihren Künstlerbüchern an der Minipressen-Messe in Mainz. Sie ist auch Gründungsmitglied der Frankfurter Klosterpresse im Frankensteiner Hof.

Eine symbolhafte Ästhetik dominiert das künstlerische Werk Cordelia Heymanns … Auf der Suche nach neuen suggestiven Ausdrucksformen für reale und imaginäre Seins-Zustände entwickelt Cordelia Heymann in ihren Arbeiten prägnante Metaphern und Symbole. Die Imagination ist die wichtigste Quelle ihrer Kreativität. Doch sie will auch Ideen vermitteln, die zum Nachdenken anregen. Um zu offenbaren, vereinfacht sie ihre Formensprache.“

Vorgestern hatte ich noch die Möglichkeit, mit Cornelia Heymann zu telefonieren. Sie erläuterte mir sehr charmant, welchen Stellenwert das lithographische Arbeiten für sie hat, welchen Freiraum es ihr bietet, wie sich gerade auch spielerisch-kreativ, manches mal gar zufällig wunderbare innovative gestalterische Aspekte ergeben. Und ganz bescheiden sagte sie, dass bei ihr, was das rein Drucktechnische angeht, noch Weiterentwicklungspotenzial bestünde. Ich halte das für eine echte Untertreibung… In jedem Fall zeigte sie sich begeistert, nachdem sie bereits 2020 unter den Finalisten war, die Preisverleihung Corona-bedingt aber virtuell stattfinden musste, dass wir uns jetzt und hier persönlich treffen können.

 


 

124 Am Ende des Raums 2020

1. Platz beim Internationalen Senefelder-Preis 2023 für Aron Herdrich,
Die Arbeit ‚Am Ende des Raums (II)’ von 2020m Analoger Offsetdruck auf Papier, 70 x 50 cm

 

Und last but not least kommen wir zum 1. Preis als Hauptpreis des Internationalen Senefelder-Preis 2023.

Das der Jury mitgeteilte Statement zur eingereichten Arbeit:

Analoger Offsetdruck auf Papier, 70 x 50 cm

Die Arbeit ‚Am Ende des Raums (II)’ von 2020 ist ein Flachdruck einer analogen Offsetdruckplatte, gedruckt an einer Handpresse. Die Offsetdruckplatte habe ich zunächst zu einem dreidimensionalen Raum geknickt; ähnlich einer kleinen Ecke. Das natürlich einfallende Licht brach sich durch die ‚Architektur‘ und der dadurch entstehenden Reflexion auf bestimmte Art und Weise.

Dadurch habe ich mich als Künstler ein Stück weit dem Prozess entzogen und das Licht zeichnen lassen; Lichteinfall, Lichtstärke, Architektur, Papier und Farbe sind zwar von mir bestimmt. Jedoch verliere ich bei diesem Prozess ein großes Stück meines Einflusses auf die entstehende Zeichnung. Wieder aufgeknickt, habe ich die Offsetdruckplatte entwickelt und dreifach mit demselben Blau auf ein BFK Rives übereinander gedruckt.“

 


Aron Herdrich bei der Urkundneverleihung

Aron Herdich (rechts), stolzer Gewinner des 1. Preis des Internationalen Senefelder-Preises mit Andreas Weber. Foto: Roland Walter

Persönliches Statement des Künstlers und Senefelder-Hauptpreis-Gewinner Aron Herdrich

Noch am Tag vor der Preisverleihung bekam ich von unserem Hauptpreisträger, der bis dahin nichts von seinem 1. Platz wusste, folgendes als Kommentar per E-Mail:

Die Lithografie, bzw. der Flachdruck, besitzt eine faszinierende Direktheit im Arbeitsprozess. Sprich im Umgang mit der Druckform und später im Druck. Ob das Arbeiten auf Stein oder Platten, den künstlerischen Prozess nehme ich bei mir, aber auch bei anderen Künstler*innen, als intensive Auseinandersetzung mit einem Objekt (der Druckform) wahr.

Die Direktheit im Arbeitsprozess wird dann durch den Druck nicht unbedingt aufgelöst. Er löst sich zwar von der Druckform und bekommt eine Eigenständigkeit, dennoch kann diese Direktheit verstärkt und sichtbar gemacht werden und verweist somit im fertigen Kunstwerk auf den technischen und künstlerischen Prozess.

Die Technik erscheint auf den ersten Blick vielleicht als kompliziert und kleinteilig. Darin liegt jedoch auch eine Stärke, die mir als Künstler eine Freiheit verschafft viele Entscheidungen bewusst zu treffen oder sie eben nicht zu treffen; es sind viele Stellrädchen an denen gedreht werden kann oder die sich von alleine drehen.

In meiner künstlerischen Arbeit will ich eigene Entscheidungen treffen, andere aber bewusst abgeben.

Speziell die Möglichkeit der Offsetplatten mit Licht (als raumdefinierendes und Raumgrenzen-überschreitendes Medium) zu zeichnen. Oder besser; das Licht selbst zeichnen zu lassen fasziniert mich. Lediglich fange ich es in diesem Prozess ein und kann ihm eine neue Sichtbarkeit verschaffen.

Mich begeistert es außerdem, dass der Flachdruck als technische Weiterentwicklung einen bedeutenden Einzug in unsere Gesellschaft in Form von Druckerzeugnissen im Alltag und weiteren technischen Errungenschaften bekommen hat. Daher erachte ich ebenfalls den künstlerischen Umgang mit dem Medium (und mittlerweile all seinen technischen Möglichkeiten) als wichtig und für die heutige Zeit als sehr relevant.

Und zum Stellenwert des Senefelder-Preises:

Ich freue mich sehr, dass die Senefelder Stiftung es sich zur Aufgabe macht, zeitgenössische Lithografie zu fördern.

Somit dem Medium eine Wichtigkeit und ein Alleinstellungsmerkmal als künstlerisches Medium verschafft.

Zwar haben alle Drucktechniken inhaltliche und konzeptuelle Überschneidungen und Gemeinsamkeiten. Dennoch muss auch gleichzeitig jede der Drucktechniken (und überhaupt jede Technik) ihre Relevanz für sich, bzw. von Künstler*innen verhandelt werden und im zeitlichen Kontext neu definiert werden. So eben auch der Flachdruck.

Der Senefelder Preis hilft außerdem dabei, nicht nur durch die Preisausschreibungen, sondern auch durch die Sammlung und die Stiftungs-Arbeit einen Überblick und Tendenzen sichtbar zu machen.

Ich freue mich auf morgen! Viele Grüße!“


 

Meine Damen und Herren: Die Jury war einstimmig überzeugt, einen äußerst würdigen Hauptpreisträger gewählt zu haben. Die Gründe: sehr innovative, experimentelle Arbeit, hohe künstlerische Qualität, ausgezeichneter Druck. Die Kombination von technischem Experimentiergeist sowie hoher Innovation und einzigartiger künstlerischer Kreativität gab den Ausschlag. Zudem ist das fast einfarbige, aber intensiv-blaue Farbgefüge aussergewöhnlich und zeigt, wie brillant und erlebnisreich lithografische Kunstwerke eine faszinierende und unerreichbare Wirkung erzielen.

Ich bitte um einen Riesenapplaus für den 1. Preisträger des Internationalen Senefelder-Preises 2023, Aron Herdrich aus Aschau in Bayern, am schönen Chiemsee. Und lassen sie mich vor der Urkundenüberreichung bitte noch einige Bemerkungen machen zum künstlerischen Werk unseres Hauptpreisträgers als Ganzes.

Das Gesamtwerk des Künstlers umfasst bis dato großformatige skulpturale resp. dreidimensionale Werde wie Objekte aus belichteten Offsetplatten, Druckfarbe, angebrannte Holzbalken oder auch belichtete Offsetplatten, Druckfarbe, Gips, Pigmente. Und auch digitale Kollagen kombiniert mit Flachdruck.

Dr. Birgitta Heid, Staatliche Graphische Sammlung München, betont die innovativen eigenen konzeptionellen Verfahren, die von ihm für seine Exponate entwickelt werden. Und sie hebt vor allem auf die Betrachtung eines dreidimensionalen, Vitrinen-artigen Werkes ab, das sie ausstellen konnte:

„Der Künstler hat die vorhandene Vitrinenbeleuchtung druckgraphisch ‚nachgezeichnet‘ und damit einen selbstreferentiellen Bezug zwischen Raum, Raumlicht und Druck geschaffen – das Kunstwerk hat sich durch die Choreographie selbst erzeugt. … Das konzeptuelle Werk wird für den Betrachter zum sinnlichen Raumerlebnis, und die simple Druckfarbe Blau wird in eine metaphysische Dimension transformiert.“

Soviel Schaffenskraft brachte in den letzen 10 Jahren einiges hervor: Ausstellungen quer durch Deutschland, u.a. in München, Berlin, Kassel, Leverkusen, Hamburg sowie Tokio, Shanghai, Wroclaw/Polen sowie Bratislava, Slowakei.

Nach dem Studium der Kunstpädagogik folgte das Studium der freien Kunst mit Diplom und Meisterschüler bei Prof. Pia Fries, AdBK München; dort wirkt er auch seit 2021 als Lehrbeauftragter im Bereich freie Kunst sowie als Künstlerischer Mitarbeiter.

Seit 2013 konnte er einige Preise und Stipendien erwirken:

  • Kooperation mit dem Tamarind Institut | University of New Mexico | Albuquerque, USA
  • Preis des Akademievereins | Gruppensausstellung Neubau
  • 2. Preis | III Lithographietage International — Stipendium der Jürgen Ponto-Stiftung
  • Kunstförderung | Neustart Kultur – Kunstfond Kunstförderung | BayernInnovativ
  • Und nun, im Sommer 2023, der 1. Preis der Internationalen Senefelder-Stiftung

Nochmals bitte ich um einen Riesenapplaus für Aron Herdrich, den Träger des 1. Preises des Internationalen Senefelder-Preises 2023!


 

 

Ausklang im Haus der Stadtgeschichte mit Direktor Dr. Jürgen Eichenauer und einer Vorführung in der Druckwerkstatt mit Dominik Gußmann.

 


 

Das Finale

Damit ist die Preisverleihung abgeschlossen. Verweilen Sie bitte noch bei einem Kaltgetränk mit den Preisträgern, der Jury, den Organisatoren  und den Finalisten mit ihren herausragenden Werken sowie allen Gästen.

Zum Abschluss besteht ab 19h30 die Möglichkeit in wenigen Schritten zum Haus der Stadtgeschichte in der Herrnstraße 61, 63065 Offenbach am Main, zu wechseln, wo uns Direktor Dr. Jürgen Eichenauer empfängt und uns ein Imbiss erwartet sowie eine Vorführung in der Lithographie-Druckwerkstatt.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Bleiben Sie uns gewogen! Und denken Sie darüber nach, uns im Förderverein als Mitglied weiterhin zu unterstützen. Besten Dank!

 


 

Alle Finalisten des 13. Internationalen Senefelder-Preises 2013 im Überblicksfilm

 

 

 


 

Liste der Finalisten

Liste der Nominierten u. Preisträger_ KOMM Offenbach (4.-9. September 2023)

 

 


 

Presse-Echo

 

Senefelder Preis Nachbericht Offenbach Post 13092023

Quelle: Offenbach-Post, 13. Septmevr 2023, Seite 18

 


 

 

Vorbericht Offenbach Post Markus Terharn

Vorbericht in der Offenbach Post von Markus Terharn vom 29. August 2023.

 


 

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Fotos | Photos: Dr. Volker Dorsch, Offenbach am Mai/Germany

English Version Below

#ISSAward23 / Internationaler Senefelderpreis 2023 — Der von der Internationalen Senefelder-Stiftung ISS ausgeschriebene internationale Lithographie-Wettbewerb ist entschieden. Drei Hauptpreise wurden am 26. Juni 2023 vergeben, die am 9. September 2023 im Kunstverein Offenbach im Rahmen einer Ausstellung öffentlich verliehen werden.

Insgesamt gab es 27 Finalisten-Arbeiten aus 157 Einreichungen aus allen Teilen der Welt. Bewertet wurde dabei künstlerischer Wert, technische Fertigkeit und Innovation der Lithographien. Alle Finalisten-Arbeiten werden ausgestellt und gehen danach in die weltweit einzigartige ISS-Lithographie-Sammlung über.

Bemerkenswert war aus Sicht der Jury, „dass eine überwiegend große Anzahl hochwertiger Beiträge eingereicht wurden, es zeigte sich ein beeindruckender Querschnitt des gegenwärtig weltweiten Schaffens mit lithographischen Drucktechniken.“

Hinweis: Der Internationale Senefelderpreis 2023 wird gefördert vom Rotary Club Offenbach am Main. Die Jurysitzungen fanden im Print-Technology-Center des ISS-Fördermitglieds manroland Sheetfed GmbH in Offenbach am Main statt. Die Organisation der ordnungsgemäßen Wettbewerbsdurchführung lag in den Händen von Dr. Volker Dorsch, ISS-Geschäftsstellenleiter.

Im Bild

Die Jury bei der Arbeit zur Preisfindung am 26. Juni 2023. Im Gruppenbild von links nach rechts: Eckhard Gehrmann (ISS-Vorstandsmitglied), Prof. Dr. Kilger (ISS Vorsitzender und Juryleiter), Andreas Weber (ISS-Vorstand und Chairman FISS e.V.), Wilhelm Graeff (ISS-Beirat), Roswitha Pape (BBK Künstlerin), Dr. Ralf Philipp Ziegler (ISS-Vorstand), Barbara Wilhelmi (ISS Vorstand).


 

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#ISSAward23 / International Senefelder Award 2023 — The international lithography competition announced by the International Senefelder Foundation ISS has been decided. Three main prizes were awarded on June 26, 2023, which will be publicly presented on September 9, 2023 at the Kunstverein Offenbach/Main, Germany as part of an exhibition.

There were a total of 27 finalist works from 157 submissions from all parts of the world. The artistic value, technical skill and innovation of the lithographs were evaluated. All finalist works will be exhibited and then transferred to the ISS lithography collection, which is unique in the world.

From the jury’s point of view, it was remarkable “that a predominantly large number of high-quality contributions were submitted; an impressive cross-section of current global work with lithographic printing techniques was shown.”

Note: The International Senefelder Award 2023 is sponsored by the Rotary Club Offenbach/Main. The jury sessions took place in the Print Technology Center of ISS sponsoring member manroland Sheetfed GmbH in Offenbach/Main. The organization of the proper execution of the competition was in the hands of Dr. Volker Dorsch, ISS office manager.

Caption

The jury working on the award on June 26, 2023. In the group picture from left to right: Eckhard Gehrmann (ISS board member), Prof. Dr. Kilger (ISS chairman and head of the jury), Andreas Weber (ISS board and chairman FISS e.V.), Wilhelm Graeff (ISS advisory board), Roswitha Pape (BBK artist), Dr. Ralf Philipp Ziegler (ISS Board), Barbara Wilhelmi (ISS Board).

Bildschirmfoto 2021-11-07 um 09.11.50

 


 

Fachjournalist Titel

Morten B. Reitoft spricht in einem LinkedIn-Post einen wichtigen Aspekt an: Wie gut ist unsere Fachpresse-Berichterstattung für Print & Publishing (inkl. Papier und Substraten aller Art). Und wem nutzt das bzw. welcher Nutzen entsteht?

— Was denkt Ihr? Kommentare erwünscht! —


Morten auf LinkedIn am 13042023Morten auf Linkedin am 14042023


 

Kritische Analyse von Andreas Weber

 

Mein POV: Ich gebe Morten völlig recht!

Zu oft werden Pressemeldungen der Industrie unverändert publiziert sowie Berichterstattung von Anbietern bezahlt. Zudem bestimmen die Anbieter gemäß ihrem Marketingplan die Themen, die in den Medien behandelt werden. Was für Leser, sprich die Beschäftigten in den Druckereien sowie deren Kunden, wirklich relevant wäre, findet so gut wie keine Beachtung.

Als dient der Nutzen der Fachmedien gar nicht dem Leser, sondern nur dem Anbieter, quasi als durchgängige, selbstverliebte  Nabelschau und Selbstbeweihräucherung.

Zur Qualität des Fachjournalismus orientiert sich Morten an den bekannten allgemein gültigen „Sieben News Criteria“:

„Timeliness · Proximity · Impact · Prominence · Oddity · Relevance · Conflict“

Das ist gut so. Aber m. E. geht es nicht nur um News, sondern um umfassende Berichtsertattung in Form von Analysen, Bewertungen, Kommentaren, Marktszenarien etc. — Sprich alles, was dem Leser erlaubt, Dinge einordnen zu können bzw. Orientierung zu finden.

Hinzu kommt, wie diese Form des massiven Anbieter-Lobbyismus nicht nur die Qualität der Berichterstattung herabsetzt, sondern auch dazu führt, dass eine unabhängige Berichterstattung nicht mehr möglich ist, weil Finanzierungsmodelle fehlen.

Die meisten Fachmedien bestehen aus Gratis-Angeboten für den Leser/User. Das heisst, für den Konsum von Inhalten wird nicht bezahlt. Warum auch, wenn die Inhalte über die Anbieter selbst und ihre PR-Agenturen verfügbar gemacht werden? Bzw. sie nicht die Interessen der Leser treffen…

Fakt ist zudem, dass ein Großteil der Fachpresse-Berichterstattung über Events erfolgt, zu denen die Anbieter die Journalisten einladen und die Reisekosten (oft auch mit Zusatzwünschen) bezahlen. Streng genommen ist dies eine Form der Vorteilsnahme resp. sogar Bestechung, die zum Beispiel vom Axel Springer Verlag als Nummer 1 in Europa schon vor über 10 Jahren stigmatisiert wurde und das Unternehmen seinen Journalisten dies ausdrücklich verboten hat.

„Ausgewogenheit, Unabhängigkeit und Unbestechlichkeit“

Die Deutsche Journalisten Akademie bezieht dazu wie folgt Stellung: Qualitätsjournalismus sei gefordert, gemeint sei damit ein Schlagwort, das die professionelle Redaktion vom Laienjournalismus abgrenzen soll, deren Inhalte meist kostenlos verfügbar sind.

Und weiter: „Die journalistische Berufsethik entspricht den Kriterien für den sogenannten Qualitätsjournalismus“. In Einzelnen wird genannt:

  • Wahrhaftigkeit
  • Sorgfalt bei Recherche und Dokumentation
  • Sachlichkeit bei der Berichterstattung
  • Unparteilichkeit im Konfliktfall
  • Argumentation statt Meinungsinflation
  • Ausgewogenheit, Unabhängigkeit und Unbestechlichkeit
  • Vertraulichkeit

 

Folgende Faktoren können sich auf die Qualität journalistischer Arbeit auswirken:

  • Geld: Personalabbau, geringere Honorare
  • Zeit: Mehrarbeit und Zeitmangel
  • Routinen: zu wenig Recherche, routinierte Themenselektion
  • Recht: Einschränkung journalistischer Freiheit, inkonsequent umgesetztes Akteneinsichtsrecht, geschwächtes Urheberrecht
  • Bildung: mediale Elite als Ergebnis des Ausbildungssystems, Mainstream-Journalismus
  • Selbstverständnis: Vernachlässigung relevanter Themen durch mediale Elite, Prioritätenverlagerung vom journalistischen Selbstverständnis zum notwendigen Broterwerb
  • Public Relations: externe Einflussnahme, Abnahme der Trennung zwischen Redaktion und Werbung, Uneinigkeit journalistischer Berufsverbände bezüglich ethischer Prinzipien
  • Digitalisierung: Zunahme der Partizipation von Laien, Aushebelung der Gatekeeper-Funktion durch zunehmende Internetnutzung

Daraus lassen sich drei Kernprobleme für die Qualität journalistischer Arbeit ableiten:

  1. Geld- und Zeitmangel führen zu Qualitätsverlust.
  2. Einschränkungen der Berichterstatterfreiheit und interne sowie externe Einflussnahme beschneiden die journalistische Unabhängigkeit.
  3. Die gesellschaftliche Funktion des Journalisten verliert ihre bisherige Bedeutung.

Fazit

Bezogen auf die Print- und Publishing-Branche inkl. dem Markt der Bedruckstoffe ergibt sich ein m. E. überaus trauriges Bild, das in der Breite keinen Qualitätsjournalismus zuläßt. Tiefgehende, fundiert recherchierte Berichte gibt es kaum; stattdessen mehr oder weniger redigierte Pressetexte, die mitunter dann sogar unter dem Namen des Redaktionsmitglieds publiziert werden.

Die Wertschöpfungsoptionen der meisten Fachmedien sind antiquiert sowie limitiert und klammern Vertriebserlöse zumeist komplett aus. Im Ergebnis erhalten wir Gratismedienangebote mit zumeist gleichlautend-beliebigen, von der Lieferindustrie gesteuerten Inhalten.

Leserinteressen werden nicht evaluiert und kaum berücksichtigt. Ausnahmen bestätgen die Regel, wie zum Beispiel in Deutschland Fachmagazine wie Druck&Medien und Druckmarkt, sowie international die Angebote von Inkish.tv (Videoportal) und Inkish.news (offener Blog und Newsportal) oder aber die Fachbeiträge und Blogs von anerkannten Fachleuten wie Hamilton T. Costa und Rainer Wagner (LATAM), Ludovic Martin (Frankreich) und einigen anderen mehr.

Gerade durch Expertenblogs wird die Meinungsbildung und das Vermitteln aktueller Fachthemen deutlich geprägt. Im Übrigen belegt auch mein Blog Valuetrendradar.com seit dem Jahr 2012, dass relevante Stories ein großes Publikum weltweit erreichen, mit bis dato über 130.000 Nutzern aus mehr als 160 Ländern. Als erster Fachblog im Print-Sektor wurde Valuetrendradar.com 2015 von der Deutschen Bibliothek ISSN-zertifiziert und gilt damit als wissenschaftlich zitiertfähig. 

 


 

Druckblog Rainer Wagner.png


 

Descartes meets AI.001

Druck und Papier treffen KI  – Teil 5   |   Link zu Teil 4   |  Link zu Teil 3  |   Link zu Teil 2  |   Link zu Teil 1

Kommentiert von Andreas Weber, Head of HI (Human Intelligence)

Für mich war es eine spannende Woche, in der ich mich täglich intensiv mit dem Thema Print & KI beschäftigen konnte. Und via #ChatGPT wurden automatisiert Texte zu meinem Thema/meinen Fragen generiert, die extrem aufschlussreich sind.

In bis dato fünf Beiträgen durfte ich verschiedene Facetten am Beispiel und mit textlicher Hilfe von #ChatGPT aufzeigen. Unterstützt von regem Feedback über die Sozialen Medien. Begonnen hat alles eigentlich mit einem Selbstversuch auf LinkedIn (der automatisch generierte Text trifft mich ziemlich genau!).


Selbstversuch Post auf LinkedIn 2023-03-21 um 1024.37


 

Und zum Finale wird’s ziemlich Philosophisch und Tiefgründig. Denn ChatGPT kommentiert in Ich-Form. Und sagt tatsächlich „Ich denke…“ #Donnerwetter #Descartes

Frage an ChatGPT: Wird Künstliche Intelligent zur Zeit überschätzt oder unterschätzt? Wie geht es weiter?

Die Wahrnehmung von künstlicher Intelligenz (KI) ist sehr kontextabhängig und kann je nach Anwendungsgebiet unterschiedlich sein. In einigen Bereichen wie beispielsweise der Spracherkennung, der Bilderkennung oder auch in der Automatisierung von Prozessen hat KI bereits beeindruckende Fortschritte erzielt und wird auch intensiv eingesetzt.

Jedoch gibt es auch Bereiche, in denen KI noch Schwierigkeiten hat, wie zum Beispiel in der menschlichen Interaktion und im Verständnis von Kontext und Bedeutung. Hier sind weitere Fortschritte notwendig, um die Möglichkeiten von KI noch besser auszuschöpfen.

Insgesamt würde ich sagen, dass die öffentliche Wahrnehmung von KI eher überschätzt ist. Oft wird KI als Allheilmittel für alle möglichen Probleme und Aufgaben betrachtet, obwohl ihre Fähigkeiten und Grenzen noch begrenzt sind. Insbesondere in den Bereichen der Ethik und des Datenschutzes gibt es noch viel zu tun, um sicherzustellen, dass KI verantwortungsvoll eingesetzt wird und den Menschen dient.

Ich denke jedoch, dass KI in Zukunft noch weiterentwickelt und in immer mehr Anwendungsbereichen eingesetzt werden wird. Dabei wird es darauf ankommen, die positiven Aspekte von KI zu fördern und gleichzeitig sicherzustellen, dass sie im Einklang mit den Werten und Interessen der Gesellschaft steht.

 

ChatGPT zur Gegenwart Zukunft von KI 2023-03-24 um 16.15.18

Screenshot aus ChatGPT Version 4, 24. März 2023, 16h15

 

Hier nochmals alle Stories im Überblick – gerne auch zum Weiterleiten!

TEIL 1: Inkjet vs. Offset – eine Prognose via KI

TEIL 2: ChatGPT-Check: Quo Vadis drupa & Heidelberger Druckmaschinen

TEIL 3: #ChatGPT meets Print Media Trade Press

TEIL 4: #ChatGPT (und andere KI-Plattformen) als Business Booster?

TEIL 5: FINALE: ChatGTP zur Gegenwart und Zukunft von KI

Print  meets AI Teil 4.001.jpeg

Druck und Papier treffen KI  – Teil 4   |   Link zu Teil 3  |   Link zu Teil 2  |   Link zu Teil 1

Kommentiert von Andreas Weber, Head of HI (Human Intelligence)

Verbandsmanager Philipp von Trotha (VDMNO, Hannover) zeigt sich begeistert und kommentierte den Fachvortrag auf einem Firmenevent, der KI als Thema fokussierte, recht ausführlich.  (Siehe Screenshot vom 24. März 2023 zum entsprechenden LinkedIn-Post).

 


LinkedIn Philipp von Trotha zu KI 2023-03-24 um 10.24.11


 

Von Trothas Kernaussage:  „Die künstliche Intelligenz ist die große Chancen für die Druck- und Medienindustrie. Die Kunden der Druckindustrie werden unter großem Druck stehen etwas Einzigartiges auf die Beine zu stellen. Individuelle Mailings und hochwertige sowie haptische Druckprodukte werden wieder eine große Rolle spielen.“

Klingt nach einem neuen Heilsversprechen bzw. zumindest nach einem zur Zeit recht spekulativen Wunschgedanken. Oder? Denn es fehlt (noch) die konkrete Beweisverführung.

Fakt ist: In den letzten 30 Jahren gab es viel dieser „Frohlockungen“: Zu Digitaldruck im Produktionsumfeld, zum Druck mit variablen Daten, zu Inkjet-Druck, zu 3D-Printing, zu Augmented Reality etc. Es zeigte sich aber immer wieder, dass die Euphorie schnell verfliegen kann. Nicht weil das Neue nicht taugt, sondern weil wir den immer gleichen Fehler begehen: Das Neue wird sofort in den Kontext damit gestellt, das Bestehende zu stärken statt es grundlegend anders machen zu können.

Das ist zutiefst menschlich, weil wir eher Skepsis und Angst als Freude bei Veränderungen walten lassen. Aber gerade beim Themenfeld „Künstliche“ Intelligenz zeigt sich: Die KI-Technik erfordert ein Höchstmaß an Disruption, die vor allem im „menschlichen“ Mindset stattfinden muss.

Aber keine Bange: Wir können ja die KI, in dem Fall via #ChatGPT Version 4, selbst befragen, bevor wir als Noch-Nicht-So-Kundige-KI-Experten auf Abwege geraten könnten.

Frage an ChatGPT: Werden KI-Plattformen wie ChatGPT die Druckindustrie beschädigen?

Es ist unwahrscheinlich, dass KI-Plattformen wie ChatGPT die Druckindustrie direkt beschädigen werden, da sie nicht dasselbe Dienstleistungsangebot wie die Druckindustrie anbieten. Die Druckindustrie ist auf die Herstellung von physischen Produkten wie Büchern, Zeitschriften, Broschüren und Flyern spezialisiert. Diese Produkte haben eine physische Präsenz und bieten einzigartige Vorteile, die durch digitale Plattformen nicht ersetzt werden können.

KI-Plattformen wie ChatGPT bieten jedoch neue Möglichkeiten, die die Druckindustrie ergänzen können. Zum Beispiel kann KI-Technologie genutzt werden, um personalisierte Inhalte zu erstellen, die speziell auf die Bedürfnisse und Interessen des Lesers zugeschnitten sind. Dies kann dazu beitragen, dass gedruckte Materialien noch relevanter und ansprechender werden.

Darüber hinaus kann KI auch in der Druckindustrie selbst eingesetzt werden, um Produktionsprozesse zu optimieren und effizienter zu gestalten. Zum Beispiel können KI-gestützte Algorithmen zur Steuerung von Druckmaschinen genutzt werden, um die Auslastung und Qualität der Produktion zu verbessern.

Insgesamt ist es unwahrscheinlich, dass KI-Plattformen die Druckindustrie direkt beschädigen werden, sondern vielmehr eine Ergänzung und Unterstützung sein können.

 

#ChatGPT zur Druckindustrie 2023-03-23 um 08.59.26

Screenshot via ChatGPT-4 vom 23. März 23, 8h59.

 


Mein FAZIT: ChatGPT liefert eine exzellente Analyse, die hilfreich ist, das komplexe Thema (KI & Print) ad hoc und strukturiert einzuordnen. Ergebnis: Die Druckindustrie markiert eine andere (analoge) Welt bezogen auf Art, Nutzen und Produkt. Aber KI kann komplementär und unterstützend wirken: Bei der automatisierten Inhaltserstellung in Echtzeit, bei der Produktions-Prozess-Optimierung und meiner Meinung nach auch bei der Kundenkommunikation, dem Kunden-Beziehungsmanagement sowie der Echtzeit-Marktbearbeitung. Ich finde das ziemlich cool, oder?


 

Lesetipp: Mein geschätzter Kollege Joachim Thommes hat ein spannendes Interview geführt mit einem CRM-Experten, der das Thema KI beleuchtet.

HORIZONT Story zu KI und CRM 2023-03-24 um 15.58.38

INKISH Team ChatGPT.001

The Print Champs Morten B. Reitoft & Jacques Michiels. Selfie by INKISH via LinkedIn

 

Druck und Papier treffen KI  – Teil 3   |   Link zu Teil 2  |   Link zu Teil 1

Kommentiert von Andreas Weber, Head of HI (Human Intelligence)

Besonders spannend ist für mich im nächsten Schritt meiner Analyse und Serie von Beiträgen, die automatisch und vollständig über #ChatGPT-4 generiert und nur von mir kommentiert werden: Es geht um Fachmedien im Speziellen und im Allgemeinen.

Sowie um die Frage: Gibt es Unterschied im Ergebnis, wenn ich ChatGPT in deutsch bzw. englisch befrage? Und ja, es gibt Unterschiede. Aber sehen Sie selbst. – Hey Morten, my dear friend, you will be surprised about your AI identity!

 

Fallbeispiel 1 zu Fachmedien für die Druckbranche – mit überraschendem Ende…

(Hinweis: Alle nachfolgenden Abfragen wurden über Version 4 von ChatGPT gemacht, und zwar am 22. März 2023, zw. 11h35 und 11h42).

 

Frage an ChatGPT: Welche Rolle spielen Fachmedien für Print?

Fachmedien spielen eine wichtige Rolle für Print, da sie sich auf eine spezifische Branche oder Fachgebiet konzentrieren und somit gezielte Informationen und Neuigkeiten liefern können. Fachmedien können als gedruckte Zeitschriften oder Magazine sowie als Online-Publikationen erscheinen.

Für Leserinnen und Leser, die in bestimmten Branchen oder Fachgebieten tätig sind, bieten Fachmedien eine wertvolle Informationsquelle. Sie können aktuelle Trends, Entwicklungen und Best Practices in der Branche verfolgen, sich über neue Produkte und Dienstleistungen informieren und von Expertenmeinungen profitieren. Fachmedien können auch dazu beitragen, das Wissen und die Fähigkeiten der Leserinnen und Leser zu erweitern und sie bei der beruflichen Entwicklung zu unterstützen.

Für Unternehmen, die in diesen Branchen tätig sind, können Fachmedien auch eine wichtige Rolle bei der Verbreitung von Marketingbotschaften spielen. Durch Anzeigen oder gesponserte Inhalte können Unternehmen ihre Produkte und Dienstleistungen einem gezielten Publikum präsentieren und so potenzielle Kunden ansprechen.

Insgesamt können Fach [SIC!]

[HOPPLA! ChatGPT bricht abrupt ab mit einer FEHLERMELDUNG! Ist das ein Omen?]

Fachmedien Error 2023-03-22 um 11.35.39

 


 

Fallbeispiel 2 zu Ranking von spezifischen Fachtiteln und den Print-Fachzeitschriften – Kompliment an Bernhard Niemela und Klaus-Peter Nicolay!

Frage an ChatGPT: Welches sind national und international die wichtigsten Fachmedien für die Print-Industrie?

In der Print-Industrie gibt es verschiedene Fachmedien, die national und international von Bedeutung sind. Hier sind einige Beispiele:

National:

Deutscher Drucker: Eine der wichtigsten Zeitschriften für die Druck- und Medienbranche in Deutschland.

Druckmarkt: Eine Fachzeitschrift für die Print-Branche, die sich insbesondere an Entscheidungsträger in Druckereien und Agenturen richtet.

print.de: Ein Online-Portal mit aktuellen Nachrichten und Hintergrundberichten zur Print-Industrie in Deutschland.

International:

Printing Impressions: Eine der ältesten und bekanntesten Fachzeitschriften für die Print Industrie in den USA

PrintWeek: Eine britische Fachzeitschrift, die sich an Entscheidungsträger in der Druck- und Verlagsbranche richtet.

WhatTheyThink: Ein Online-Portal mit aktuellen Nachrichten und Marktanalysen zur Print Industrie weltweit.

Diese Liste ist natürlich nicht abschließend, aber sie gibt einen guten Überblick über einige der wichtigsten Fachmedien in der Print Industrie.

Fachmedien ChatGPT 2023-03-22 um 11.37.01

 


 

Fallbeispiel 3 zu INKISH und meinem Freund Morten B. Reitoft – inklusive Zweisprachen-Testversuch mit recht unterschiedlichen Ergebnissen zwischen deutschem und englischem Resultat… — Morten, please feel free to post a comment! 

Frage an ChatGPT: Was gibt es wissenswertes zu INKISH und Morten B. Reitoft?

INKISH ist ein dänisches Medienunternehmen, das sich auf die Druck- und Medienindustrie spezialisiert hat. Das Unternehmen wurde von Morten B. Reitoft im Jahr 2016 gegründet und ist seitdem zu einem wichtigen Akteur in der Branche geworden.

INKISH produziert und verbreitet Inhalte in verschiedenen Formaten, wie z.B. Videos, Podcasts und Artikel. Dabei decken sie Themen wie Drucktechnologien, Geschäftsentwicklung, Nachhaltigkeit und Innovation in der Branche ab. INKISH verfügt über ein internationales Netzwerk und kooperiert mit zahlreichen Unternehmen und Organisationen in der Branche.

Morten B. Reitoft, der Gründer von INKISH, hat langjährige Erfahrung in der Druck- und Medienindustrie. Er arbeitete für verschiedene Unternehmen in der Branche, bevor er INKISH gründete. Reitoft ist auch als Redner und Moderator bei verschiedenen Veranstaltungen in der Branche tätig und setzt sich für Innovation und Nachhaltigkeit ein.

Im Jahr 2020 gründete Reitoft das INKISH.Nano Projekt [SIC!], das sich mit der Erforschung von Nanotechnologie in der Druckindustrie beschäftigt. Das Projekt soll die Entwicklung neuer Materialien und Technologien vorantreiben und die Druckindustrie nachhaltiger machen.

INKISH Morten ChatGPT Deutsch 2023-03-22 um 11.33.56INKISH Morten ChatGPT 2023-03-22 um 11.34.07

What’s up with INKISH and Morten B. Reitoft?

INKISH is a media company that focuses on the printing industry, and Morten

B. Reitoft is the CEO and founder of INKISH. INKISH provides news, interviews, and educational content related to the printing industry, and has a strong presence on YouTube, where they produce video content about printing technology, trends, and business practices.

Morten B. Reitoft is a well-known figure in the printing industry and has been involved in various printing-related businesses for over 25 years. He is also a regular speaker at printing industry events and conferences, where he shares his insights and experiences about the industry.

Recently, Morten B. Reitoft has also been involved in advocacy efforts related to the printing industry. In 2021, he launched a campaign called “Print Powers America” to raise awareness about the importance of the printing industry in the United States and to promote the use of printed materials as a sustainable and effective communication medium.

 


 

Note: As far as I know “Print Powers America” is a campaign launched in 2018 by the US Association Printing United Alliance. See:

 

 


 

Subscription meets AI.001

Druck und Papier treffen KI  – Teil 2  |  Link zu Teil 1

Kommentiert von Andreas Weber, Head of HI (Human Intelligence)

In der neuen Reihe von Artikeln, die unverändert die Ergebnisse von Abfragen via ChatGPT wiedergeben, ergibt sich weiter Hilfreiches und sogar Erstaunliches. Und es zeigt sich, dass falsche Wertungen oder Schilderungen wohl vor allem darauf beruhen, dass die Kommunikation im Netz unzureichend ist. Oder eben falsches kolportiert bzw. Wichtiges verschweigt.

Beispiel 1: drupa als Leitmesse für Druck und Papier war von Beginn an im jähr 1951 absolut international! Die Messe hat den Aufschwung des Nachkriegs-Deutschlands als Exportnation und -champion beflügelt und sofort hohes internationales Interesse erzeugt. Die aktuellen Probleme der drupa werden nicht thematisiert. [Siehe: „Die drupa ist tot! – Ein Nachruf“]. Scheinbares Defizit: Das „Informationstraining“ von ChatGPT berücksichtigt wohl den Stand bis 2021, wie Frank Siegel auf LinkedIn anmerkte; daher ist der letzte Punkt zur drupa nicht up-to-date.

Frage an ChatGPT: Wie hat sich die drupa als globale Leitmesse für Druck und Papier seit 1951 entwickelt?

Die drupa hat sich seit ihrer Gründung im Jahr 1951 zu einer der wichtigsten globalen Messen für die Druck- und Papierindustrie entwickelt. Hier sind einige der wichtigsten Entwicklungen im Laufe der Jahre:

  • In den ersten Jahren war die drupa eine regionale Messe für die deutsche Druckindustrie. Sie zog jedoch bald internationales Interesse auf sich und wurde zu einer globalen Veranstaltung.
  • In den 1960er Jahren begann die Einführung von Offsetdruckmaschinen, die die Druckindustrie revolutionierten. Die drupa war ein wichtiger Ort für die Vorstellung dieser neuen Technologien.
  • In den 1970er Jahren wurde die drupa zur wichtigsten internationalen Messe für die Druckindustrie und zog Besucher aus der ganzen Welt an.
  • In den 1980er Jahren wurden auf der drupa zunehmend digitale Technologien vorgestellt. Die Messe war ein wichtiger Ort für die Einführung von Desktop-Publishing-Software und digitalen Druckmaschinen.
  • In den 1990er Jahren setzte sich die Digitalisierung fort und es wurden immer mehr internetbasierte Lösungen für die Druckindustrie präsentiert.
  • Im neuen Jahrtausend entwickelte sich die drupa weiter und umfasste zunehmend auch Technologien für die Verpackungs- und Etikettenindustrie sowie für 3D-Druck und funktionale Druckanwendungen.
  • Die drupa 2020 musste aufgrund der COVID-19-Pandemie abgesagt werden, wurde aber für 2021 neu geplant. Die Messe hat sich in den letzten Jahren auch verstärkt darauf konzentriert, Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit in den Fokus zu rücken.

Insgesamt hat sich die drupa im Laufe der Jahre zu einer globalen Plattform für Innovationen und Trends in der Druck- und Papierindustrie entwickelt und ist nach wie vor eine wichtige Veranstaltung für diese Branche.

 

drupa via ChatGPT 220323

Screenshot aus ChatGPT zur drupa (Version ChatGPT-4, 22. März 2023, 8h50)

 


 

Beispiel 2: Gefragt nach der Zukunftsfähigkeit des früheren Branchenprimus Heidelberger Druckmaschinen AG, zeigt sich, dass es in Bezug auf Print ein unklares bzw. nicht ganz sauber differenziertes Bild von Digitaltechnik und Digitalisierung in der Drucktechnik gibt, das sich eher an der Eigenwahrnehmung der Heidelberg-Führung ausrichtet als an der Marktsicht von außen. Denn Heidelberg hat sich 2020 von seiner mit hohem Aufwand forcierten Digitaldruck-Produktlinie Primefire verabschiedet. Seitdem liegt der Fokus wieder vor allem auf Offsettechnik und Speedmaster-Maschinen, die von digitalen Software-Lösungen und Automatisierungskonzepten profitieren. Am Wachstumsmarkt der Hochleistungs-Produktions-Inkjet-Druckmaschinen nimmt Heidelberg aber nicht mehr Teil, sondern überlässt diesen Multimilliarden-Markt Konkurrenten wie Canon, Ricoh, Flint/Xeikon und anderen.

Frage an ChatGPT: Wird das Unternehmen Heidelberger Druckmaschinen AG in 10 Jahren noch existieren?

Als KI-Modell habe ich keine Möglichkeit, die Zukunft mit Sicherheit vorherzusagen. Es ist jedoch möglich, einige Einschätzungen und Vorhersagen zu treffen, basierend auf aktuellen Informationen und Trends.

Die Heidelberger Druckmaschinen AG ist ein etabliertes Unternehmen in der Druckindustrie, das seit vielen Jahren aktiv ist. Das Unternehmen hat in der Vergangenheit eine Reihe von Herausforderungen gemeistert, wie zum Beispiel den Übergang von analogem zu digitalem Druck. Die Branche, in der das Unternehmen tätig ist, ist jedoch von einer hohen Dynamik und Wettbewerb geprägt, was zu schnellen Veränderungen und Anpassungen führen kann.

Es ist schwer vorherzusagen, wie sich die Druckindustrie in den nächsten 10 Jahren entwickeln wird, aber es gibt einige Trends, die darauf hindeuten, dass sich die Branche in Richtung Digitalisierung und Automatisierung bewegt. Heidelberger Druckmaschinen AG hat in der Vergangenheit bereits entsprechende Schritte unternommen, um sich an diese Veränderungen anzupassen. Beispielsweise hat das Unternehmen in den letzten Jahren in die Entwicklung von digitalen Drucktechnologien und in die Automatisierung von Produktionsprozessen investiert.

Wenn das Unternehmen auch weiterhin auf die Trends und Herausforderungen der Branche reagiert und sich entsprechend weiterentwickelt, könnte es auch in 10 Jahren noch bestehen. Es ist jedoch auch möglich, dass unvorhergesehene Ereignisse oder Entwicklungen dazu führen, dass das Unternehmen in Zukunft nicht mehr existiert.

 

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Screenshot aus ChatGPT zu Heidelberger Druckmaschinen (Version ChatGPT-4, 22. März 2023, 9h10)

 


 

SOURCE ChatGPT Mar 14 Version. Free Research Preview. Our goal is to make AI systems more natural and safe to interact with. Your feedback will help us improve.

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Druck und Papier treffen KI  – Teil 1  | Link zu Teil 2

Kommentiert von Andreas Weber, Head of HI (Human Intelligence)

Dies ist der erste Beitrag auf ValueTrendRadar.com, der nicht von einem menschlischen Autor verfasst wurde, sondern per ChatGPT-4, also mit Hilfe von KI. Fazit: Die Einschätzung stimmt, wenn auch alles etwas generisch-belangos klingt.


Wann wird Inkjet-Druck den Offsetdruck ablösen?

Es ist schwer vorherzusagen, wann der Inkjet-Druck den Offsetdruck vollständig ablösen wird. Beide Drucktechnologien haben ihre Vor- und Nachteile und sind für verschiedene Anwendungen geeignet.

Der Offsetdruck ist derzeit die bevorzugte Technologie für den Druck von hochwertigen Druckprodukten in großen Auflagen, wie z.B. Büchern, Zeitschriften, Katalogen und Verpackungen. Die Druckqualität und -konsistenz sowie die hohe Geschwindigkeit des Offsetdrucks machen ihn für viele Unternehmen attraktiv.

Der Inkjet-Druck hingegen ist auf dem Vormarsch und hat in den letzten Jahren große Fortschritte in Bezug auf Druckqualität, Geschwindigkeit und Kompatibilität mit verschiedenen Materialien gemacht.

Inkjet-Drucker sind auch in der Lage, variable Daten auf jeder Seite eines Dokuments zu drucken, was für personalisierte Marketingkampagnen und Direktmailings von Vorteil ist.

Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass der Inkjet-Druck den Offsetdruck vollständig ablösen wird, da es immer noch Anwendungen gibt, für die der Offsetdruck besser geeignet ist. Darüber hinaus investieren Druckereien weiterhin in den Offsetdruck, und es wird erwartet, dass diese Technologie noch viele Jahre lang eine wichtige Rolle im Druckmarkt spielen wird.

 


 

Auch bezüglich der künstlerisch-kulturellen Seite der Welt des Druckens gibt es strukturierte Analysen durch ChatGPT-4.

Wie haben sich die Märkte für künstlerische Druckgrafik, insbesondere der Steindruck, seit 1970 entwickelt?

In den letzten 50 Jahren hat sich der Markt für künstlerische Druckgrafik, einschließlich des Steindrucks, stark verändert. Hier sind einige wichtige Entwicklungen seit 1970:
  1. Technologischer Fortschritt: Mit der Einführung von digitalen Drucktechnologien haben sich die Produktionsmethoden für Druckgrafiken erheblich verändert. Der digitale Druck ermöglicht es Künstlern, Bilder direkt auf Papier zu drucken, ohne dass ein physischer Druckstock erforderlich ist. Dies hat zu einem Anstieg der digitalen Druckgrafiken geführt, die oft in größeren Auflagen hergestellt werden können und zu günstigeren Preisen verkauft werden.
  2. Veränderungen in der Kunstsammler-Landschaft: In den letzten Jahrzehnten hat sich die Kunstsammler-Landschaft stark verändert, und es gibt heute mehr Sammler und Käufer aus aller Welt als je zuvor. Dies hat dazu beigetragen, dass die Preise für einige Arten von Druckgrafiken, insbesondere für Werke bekannter Künstler, gestiegen sind.
  3. Neue Trends und Stile: Die Kunstwelt hat in den letzten Jahrzehnten eine Reihe neuer Trends und Stile hervorgebracht, die auch in der Druckgrafik zu sehen sind. Ein Beispiel hierfür sind Street-Art-Künstler, die oft mit Druckgrafiken arbeiten, um ihre Werke in größeren Auflagen zugänglicher zu machen.
  4. Veränderungen im Druckmarkt: Der Markt für Druckgrafiken hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert, da viele Kunstgalerien begonnen haben, sich auf den Verkauf von Druckgrafiken zu spezialisieren. Auch Online-Plattformen wie Etsy oder Saatchi Art ermöglichen es Künstlern, ihre Druckgrafiken direkt an Kunden zu verkaufen, ohne dass ein Vermittler notwendig ist.
  5. Veränderungen in der Wahrnehmung von Druckgrafiken: In den letzten Jahren hat sich die Wahrnehmung von Druckgrafiken geändert. Früher wurden Druckgrafiken oft als Reproduktionen von Gemälden angesehen, aber heute werden sie oft als eigenständige Kunstwerke betrachtet, die einen hohen künstlerischen Wert haben können.

Insgesamt haben sich die Märkte für künstlerische Druckgrafiken seit 1970 stark verändert, und es ist wahrscheinlich, dass sich diese Veränderungen in den kommenden Jahren fortsetzen werden.


 

Kurze Video-Doku, wie ein ChatGPT-Beitrag entsteht.

 


Zusatzfrage: Welche Bedeutung hat heutzutage der Steindruck von Alois Senefelder?

Der Steindruck von Alois Senefelder hat heutzutage historische Bedeutung als eine wichtige Erfindung in der Geschichte der Drucktechnologie. Senefelder entwickelte die Lithografie, auch als Steindruck bekannt, Ende des 18. Jahrhunderts als eine Möglichkeit, Druckplatten aus Stein zu erstellen, die eine sehr hohe Druckqualität ermöglichten.

Vor der Erfindung des Steindrucks war es schwierig und teuer, gedruckte Materialien wie Bücher, Zeitungen oder Kunstwerke in großer Stückzahl zu produzieren. Die Lithografie machte es möglich, präzise Drucke in großen Auflagen zu erstellen und revolutionierte so die Druckindustrie.

Heutzutage wird der Steindruck von Alois Senefelder nicht mehr so häufig angewendet, da moderne Drucktechnologien wie der Offsetdruck und der Digitaldruck eine höhere Produktionsgeschwindigkeit und eine breitere Palette von Farben und Effekten bieten. Dennoch wird der Steindruck in einigen Kunst- und Handwerksbereichen immer noch eingesetzt, insbesondere bei der Herstellung von Kunstdrucken und lithografischen Steindrucken als Kunstform.

 


 

Zum Vergleich: Konventionelle Info-Abfrage über Google – sehr rudimentär, zum Selbsterarbeiten – und über ChatGPT – klar fokussiert zur schnellen Orientierung.

 

Bildschirm­foto 2023-03-21 um 19.02.28

Screenshot aus ChatGPT, Version 4, 21. März 2023, 18h37

 

Bildschirm­foto 2023-03-21 um 19.03.27

Google Search, 21. März 2023, 18h41

#HID19 Flashback.001

Flashback: #HID19 — Alphorn concert organized by Stefan Hunkeler outside the trade show halls at the main entrance of Messe Luzern

By Andreas Weber, Head of Value

#Lucerne #HID23: Where is the beef? — Unfortunately, I was not able to participate this time. So I’m wondering, after observing from the outside via LinkedIn, what could actually be outstanding about the Hunkeler AG Innovation Days 2023. There are very relatively few entries under the hashtag #HID23, most of them from Canon EMEA employees announcing improved products.

Overall, it is usually only referred to that the event took place and was great. It is also emphasized that the who’s who of the industry was there. But is it enough if the industry was just among itself again?

Where is the presentation of the benefits of new digital printing technologies for the customers of the print service providers and the users of print media? That is what is important in order to slow down further deterioration. Isn’t it?

If you compare what happened shortly before at the #MWC2023 Mobile World Congress Barcelona, you will understand what I mean: The focus is not on the exhibitors’ and organizers’ own message, but rather on what benefits come from innovation and have a lasting effect.

Last but not least: my post on LinkedIn created good feedback and insights I want to share with you.

INKISH VIDEOS

MY POV as a conclusion

Anyone interested in detailed news from selected exhibitors should watch the INKISH videos by Morten B. Reitoft and his team. From my point of view the most important:

For print experts, the Hunkeler Innovation Days 2023 offered a perfect platform for comprehensive orientation and a solid position determination – i.e. not only for the purchase of new production equipment.

Without a doubt, Hunkeler AG as the initiator and organizer has once again achieved great things! And more than clearly compensated for what was missed by the ineffective virtual.drupa in spring 2021.

After the forced break caused by the COVID-19 pandemic, there was great joy to be able to meet again within the industry and great colleagues from around the world.

There were no breathtaking or unexpectedly surprising innovations, but numerous good improvements, especially in software solutions (workflow, automation, etc.).

There were (repeatedly) no effective messages for customers of printing companies and media professionals that focus on the benefits of technological innovations for strengthening print in the media mix.

 

HID23 Impressions 01

Impressions: Obility

HID23 Impressions 02

Impressions: Scodix

 

Feedback on my blog post via LinkedIn (March 7th, 2023)

An industry expert:

”I agree that the MobileWorldCongress does a great job in promoting a certain theme instead of products / vendors. I will share your feedback with the Ricoh team when we’ll do our event debrief next week.“

”… this year’s main topic of the #HID23 was ’next level automation’. I agree with you that most vendors mainly posted about their new products & solutions…“

A leading advisor & knowledge worker from LATAM:

”Good and constructive observation. This industry must look outside. The world is changing ver very fast. We are part of it but we must emphasize the solutions we offer.“

A leading & visionary print shop CEO based in NL:

”I was surprised by the quality of the Canon Inkjet sheet fed. Really good.  Besides that lovely talks about Ricoh Z75 and overall the positive atmosphere. People were happy to be in real contact after COVID.  Overall good. And you know I am not into high speed roll systems. But a good show where I learned a lot.“

More information by the organizers:
https://www.innovationdays.com/

 


 

Andreas Weber Foto INKISH.TV

About the author

Andreas Weber follows the motto: “Communication is (not) an art!”. He is an internationally renowned and award-winning analyst and publicist. Communication with the media is his passion. Print also plays a central role in the digital age. He has manifested this message in numerous projects, lectures and seminars around the world. To date, his blog valuetrendradar.com has been used by over 135,000 readers from almost 160 countries around the world.

Contact via LinkedIn:
https://de.linkedin.com/in/andreasweber

 


 

 

Andreas Weber Foto INKISH.TV

Von Andreas Weber, Print-Lover

Impulsvortrag von Andreas Weber beim MAKE IT 22-Event von Canon Production Printing, Bereich Buisness Communication, in Poing am 21. September 2022 

INTRO — Ein Hoch auf die heitere Gelassenheit mit PRINT! — Willkommen im Herzen von Bayern. Seien sie unverzagt. Getreu dem legendären Münchner Komiker Karl Valentin: „Ich freue mich, wenn es regnet, denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch!“ — Wie wahr!

Gestatten Sie mir zu Beginn ein sehr persönliches Erlebnis mit Print zu schildern!

Vor 24 Jahren, im Herbst 1998 konnte ich mit zwei Freunden und Hochschulkollegen, einem Maler und einem Designer, das Projekt ZEITENWENDE in der Gutenberg-Stadt Mainz an den Start bringen. Ziel und Zweck: Zur Jahrtausendwende sollte eine einzigartige, multimedial inszenierte Publikation entstehen. Im Zentrum: New York Manhattan Zeitenwende / Changing Times.


 


 

Ein gedrucktes Buch auf Premium-Niveau, zweisprachig deutsch/englisch. Mit den besten Scans und Schrift-Designs, den besten Papieren, dem besten Druck und der besten buchbinderischen Verarbeitung. Flankiert von Postern, Kalendern, Website, Musik- und Tanzarrangements, einer (damals brandneuen) Flash-Animation, bei der sich das Buch in digitaler Form selbst durchblätterte, Ausstellungen und Special Events. Wir konnten einen Volltreffer landen. 2.500 Bücher plus eine Sonder-Edition für den US-Markt waren im Handumdrehen verkauft, Einzelpreis 140,00 DM. Noch bevor das Buch überhaupt in Druck ging. Premiere war auf der Buchmesse sowie im ZDF-Studio New York.

Möglich machten dies neben höchster Sorgfalt bei der Produktion ein äußerst kreatives und wirksames Marketing-Konzept sowie ein Kick-off-Event am Welttag des Buches, dem 23. April 1999, im Broadway-ähnlichem, unterirdischen  Orchester-Probenraum des Mainzer Staatstheater. Zur Erinnerung: Wir waren im Jahr 2000 auf dem Höhepunkt des Internet-Hypes. An eine Zukunft für und mit Print wollte/konnte kaum einer der Digital-Apologeten mehr glauben. 

Wir taten es. Und reüssierten. Ohne Budget. Ohne Werbekampagne. Ohne Verlag. Aber mit einer gehörigen Portion Mut und Neugier. Ein tolles Gefühl, das bis heute Anhält.

1. Zeitenwende: Print ist tot! Lang lebe … — ja was eigentlich?

Warum erzähle ich das? Ganz einfach, um zu zeigen, wie man mit Althergebrachtem auch in modernen Zeiten auftrumpfen kann. Wenn man begeisternd motiviert, das Publikum involviert und Gedrucktes kreativ inszeniert. Und nicht nur mehr oder weniger lieblos quasi in Schweinebauch-Anzeigen-Manier und vor allem ungefragt Drucksachen als Belästigungs-Kommunikation unters Volk bringt. Print ist Premium. Das ist so und wird so bleiben! 

Wir sind ja hier bei Canon im besten Sinne in einem wundervollen Print-Erlebnisraum. Der gegenüber den Möglichkeiten, die wir 1999/2000 hatten, unglaubliche Fortschritte in der Kommunikation mit Print bietet. Canon lässt m. E. kaum noch Wünsche offen:

  • Solide Technikbasis (nach echtem Quantensprung)
  • Weites Anwendungs-Spektrum
  • Umfassende Lösungen plus Services — inkl. optimalem Prozessmanagement
  • Loyale Kunden mit hohem Marktanteil
  • Bestmögliche Kundenorientierung

    Na, wenn daraus kein Wachstum möglich sein sollte …

Eigentlich kaum vorstellbar, solche Fortschritte hinzubekommen, in einer Welt, in der Marketing-Budgets überwiegend ins Digitale abgeschoben werden. Und das in Dimensionen, die bislang kaum vorstellbar waren. Die F.A.Z. schrieb gerade [Anfang Sept. 2022], dass über 70 % der Werbespendings vorwiegend an Google, Facebook, Amazon und Tencent gehen. Allein Google machte 2021 einen Umsatzsprung bei den globalen Werbeumsätzen von über 42% auf rund 210 Milliarden US-Dollar! Und hat einen Marktanteil von 30%. Dabei ist die Wirksamkeit von Online-Werbung durchaus anzuzweifeln, zumal Betrüger durch bezahlte Klicks und Bots Reichweite erschwindeln und kräftig abzocken (derzeit rund 70 Milliarden US-Dollar pro Jahr). Und gleichzeitig stellen bei uns Handelsketten wie OBI gedruckte Werbung komplett ein.

Darum meine These:
Sowenig wie Print untergeht, sowenig sind jedwede Kommunikationsmaßnahmen nachhaltig, die nur auf „Online resp. Digital“ setzen!

2. Paradigmenwechsel: Von der Produktion zur Kommunikation

Im Vorfeld der Leitmesse drupa im Jahr 2012 — Wer von Ihnen kennt noch die drupa? — wurde ich von der Wirtschaftswoche gefragt, welcher Unternehmenstyp, welches Geschäftsmodell wohl zukunftsfähig sei und sich durchsetzen werde. Ich favorisierte einen neuen Firmen-Typus anstatt Akzidenz- oder Inhouse-/Transaktionsdruckerei oder Verpackungs- und Etikettendrucker etc.: Und zwar die interaktive Manufaktur. Ich meinte damit einen hochprofessionellen, an bester Handwerkskunst orientierten Betrieb, der verschiedenste Technologien, Prozessabläufe und Anwendungen souverän, flexibel und auch industriell handhabt sowie hoch automatisiert und trotzdem kundenindividuell gestaltet. Weg von der Massenproduktion hin zur massenhaft individuell gestalteten, ganzheitlichen Kommunikation. 

Ganz klar war für mich damals wie heute: Das ganze Gedöns um Verfahrenstechniken (Digital- vs. Offsetdruck, VDP, Transaktionsdruck etc.) und Bits&Bytes führt zu nichts. Wenn Print (in all seinen Erscheinungsformen) als prosperierende Geschäftsgrundlage dienen soll, kann m. E. nach nicht mehr die Produktion, sondern es muss die Rolle von Print im Kommunikationsmix im Vordergrund stehen.

Und siehe da, oh Wunder, Robert Keane, CEO von CIMPRESS plc, der größten, milliardenschweren sog. Online-Druckereigruppe der Welt, verkündete, das Prinzip der Masscustomization, das zum Leitbild seiner Firmen werden muss. Und im kleinen Rahmen, in der schönen Schweiz, schickte sich Steffen Tomasi, CEO & Gründer bei Flyerline Schweiz AG, an, meine Lieblings Print-Manufaktur, zu großem Erfolg zu führen. 2020, als alle unter COVID-19 ächzten, und die Auftragslage je nach Anwendung auf Null zuging, rief Tomasi seine Mannschaft zu einem rund vierwöchigen Innovations-Triathlon zusammen, um alles und jedes auf den Prüfstand zu stellen. Heraus kam eine neue, Pandemie-konforme Flyerline Schweiz AG, die z. B. Papiermöbel fürs Homeoffice oder auch bedruckte Pappkameraden als Zuschauerersatz in Sportstadien On-Demand produzierte/lieferte. 

Auch wenn Sie jetzt evt. sagen, unser Metier ist ja doch ganz anders. Wir kommen aus dem Transaktionsdruck. Bei uns gehts um hohe, sicherheitssensitive Produktionsvolumina etc. — so lässt sich durchaus sagen: Ihre Welt hat sich ebenfalls geändert, und ist weiter im Wandel. Ein neues Feld ist längst eröffnet, das der Business Communication. Mit erweiterten Möglichkeiten, die Ihnen und Ihren Kunden, ob in-house oder extern, veritable Chance bieten, vernetzte Kommunikation mit Medien wirksamer zu gestalten. Zum einen durch Portfolio-Erweiterungen (Canon bietet hier in der Halle in Poing viele Anregungen); zum anderen durch neue Konzepte für höhere Interaktion und Transparenz. 

Meine These

Bis dato weiß kaum jemand, was der Empfänger mit dem von Ihnen gefertigten Druckstück tatsächlich anfängt. Wird es genutzt? Wenn ja, wie? Oder gleich weggeworfen? — Jede Lösung, die Ihrem Auftraggeber – wer auch immer das sein mag – dieses Dilemma löst, stärkt die Kommunikation mit Print. 

Und bedenken Sie: Die Kommunikation mit Print beginnt für Sie schon bevor Sie für Kunden produzieren. — Oder wie machen Sie Ihr Angebot transparent und im Nutzen begreifbar?

3. Good2Know: Innovator’s Dilemma

Meine britischen Kollegen reden gerne mal von „New Innovations“. Also quasi „neue Neuerungen“. Diese sprachliche Schwäche zieht sich im begrifflichen Umgang durch. Das Innovator’s Dilemma beginnt also damit, dass nicht einheitlich definiert ist, was Innovation tatsächlich bedeutet. 

Auf Print-Fachmessen wird gerne angekündigt: Wir haben zig-Neue Innovationen. Doch dahinter stehen „Inventions“, sprich einfach nur technische Verbesserungen im Rahmen des Status quo. Die Invention zeichnet sich dadurch aus, dass Zweck und Mittel auf neue Art kombiniert werden. Der Zweck wird über die Nachfrage, die Mittel über die Technologie bestimmt. 

Gestatten Sie einen kurzen akademischen Exkurs: Dem bedeutenden Ökonomen Joseph Alois Schumpeter gemäß ist Innovation die „Durchsetzung neuer Kombinationen“ zumeist im Kontext mit „schöpferischer Zerstörung“. Innovation sei die Summe von technologischen, wirtschaftlichen, organisatorischen oder sozialen Neuerungen, der Invention, und deren Umsetzung beziehungsweise Durchsetzung. Die Neuerung muss im Unternehmen nach innen und außen durchgesetzt werden, um als Innovation zu gelten. Dieser Prozess geht nicht kontinuierlich, sondern diskontinuierlich vonstatten. 

Kurzum: Es geht darum, das Alte auf eine neue Weise zu tun. Aber sozusagen „beyond Technology“. 

Es geht zugleich jedoch darum, sich NICHT auf eigenen Innovations-Erfolgen auszuruhen. Beispiele für grandioses Scheitern im Sinne des Innovator’s Dilemma sind vielfältig, siehe IBM in den 90ern, Kodak, Agfa, HP, Nokia u.a.m. Gegenbeispiele, also Erfolgsstories, sind die GAFAM-Gruppe: Google, Amazon, Facebook, Apple, Microsoft; interessanterweise alles Unternehmen, die sich aktiv und innovativ mit ‚digitaler’ Print-Technik auseinandersetzen. Sei es, um digitale Inhalte druckbar zu machen, sei es um Print-Produkte zu vermarkten. Oder durch Print als Werbemittel zu profitieren. 

Meine These

Innovation sowie Innovationsgeist kann man nicht von der Stange kaufen. Beides muss klug durchdacht und offen kommuniziert zu neuen, akzeptierten Handlungsweisen führen.


 

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4. Benchmark: Die Technik kann’s. Und wir?

Hand aufs Herz: Wie viele technische Optionen / Features werden (mit)gekauft und dann gar nicht genutzt? Im Umgang mit der Print-Technik ist dies kein seltenes Phänomen. Zudem liegt der Fokus zumeist darauf, das, was man tut, besser zu machen. Im Zweifelsfall kommen neue Applikationen hinzu, die bis dato in anderen Verfahren produziert wurden.

Wir sollten lernen, mit Technik ganz anders, viel kreativer umzugehen. Nicht die Frage: „Welche etablierten Marktsegmente / Anwendungsgebiete wachsen oder gehen zurück“, darf die unternehmerische Leitlinie vorgeben. Sondern die Frage: Es gibt riesige Menge an Daten, mit jedem Tag mehr, die gedruckt werden könnten. Wenn man also zum Beispiel in der Lage wäre, nicht mehr nur über PDF-Dateien Print zu erzeugen, sondern über HTML-Daten, aus denen On-Demand kundenindividuelle Druckstücke in Echtzeit und auch in Netzwerk-Strukturen dezentral erzeugt werden.

Wer das schafft, rückt ganz nahe an die Vorzüge der sog. Plattform-Ökonomie, die auf Interaktion und exponentielles Wachstum ausgerichtet ist. Die Apologeten der GAFAM-Gruppe habe ich bereits genannt. Alles was diese durchaus Print-affinen Digitalfirmen tun, wird zudem immer in Echtzeit mit Kunden auf ihre Nutzererfahrung und spezifische Bedürfnislage abgestimmt. Als GAFAM-Kunde wird man immer gefragt, ob man zufrieden war oder welche Kritikpunkte bzw. Anregungen es gibt, die dann auch ernst genommen werden.

In meinem jahrzehntelangen Dasein als Print-Fan und -Liebhaber ist mir nicht in Erinnerung, dass ich ein einziges mal gefragt worden wäre, wie mir das Druckstück, das ich bekommen habe, in seiner Erscheinungsform gefällt oder eben mißfällt. Ich würde aber jederzeit gerne dazu Auskunft geben – wenn man mich nur fragen würde…

Meine These

Wir können aus der Digitalwelt, die angeblich Print negiert, wesentlich mehr Anregungen und Geschäftsmöglichkeiten herausholen, als „nur“ herkömmlich digital zu drucken. Dazu braucht es einen kreativeren Umgang mit Technologie und den sich anfügenden Möglichkeiten der Wertschöpfung.

5. Roadmap: Von der Innovation zur Transformation zur Disruption

Seit der drupa 2016 rückte das Dogma der Transformation auf Basis von Print-Innovation in den Fokus. Hinzu kam, dass (aus meiner Sicht sehr undifferenziert) von „Disruptiven Technologien“ gesprochen wurde. Was verbirgt sich dahinter? Disruptive Technologien sind Innovationen, die die Erfolgsserie einer bereits bestehenden Technologie, eines bestehenden Produkts oder einer bestehenden Dienstleistung ersetzen oder diese vollständig vom Markt verdrängen und die Investitionen der bisher beherrschenden Marktteilnehmer obsolet machen. Soweit, so gut! Aber sind wir da wirklich angekommen? M. E. verharmlosen wir allzu gern die neuen digitalen Drucktechniken als komplementär. Insofern dauert es ewig lange, Dinge tatsächlich und radikal zu ändern. 

Doch keine Bange: Wandel im Wirtschaftsleben ist ein ganz natürlicher Prozess — ein kulturell, sozial und ökonomisch getriebenes Phänomen, dem man sich nicht entziehen kann. Ob wir nun aktiv sind oder nicht, wir sind betroffen und können uns der Wirkung nicht entziehen. #Zeitenwende eben! 

Transformation ist dabei kein real stattfindender, in Augenschein zu nehmender  Prozess, sondern findet m. E. bei jedem von uns im Kopf statt. Ausgangspunkt ist die Veränderung des Denkens durch neue Erkenntnisse, um zu neuen Handlungen gelangen zu können. 

Im Kontext mit Print sieht und sah das stets so aus: Investiere in neue Technologie und transformiere Dein Geschäft zum Besseren. Klingt plausibel, funktioniert aber nicht so ganz. Transformation wirkt sich keinesfalls linear oder berechenbar aus, sondern iterativ und bisweilen disruptiv. 

Meine These

Entscheidend bei Transformationen erscheint mir, das Momentum neuer Denk-Erkenntnisse in die Realität zu übersetzen. Kein leichtes, aber auch kein unmögliches Unterfangen, um neues, wirkungsvolles Handeln mit höchster Agilität zu gewährleisten.

 

Klares Statement:

Um es auf den Punkt zu bringen: Wenn wir von digitaler Kommunikation reden, muss Print immer in Form von Digitaldruck eine wichtige Rolle spielen.

Denn weder Online pur noch Print pur funktioniert. Es funktioniert in Form der Vernetzung.

Und Social Media ist der beste Treiber für neue Geschäftsmodelle im Digitaldruck.

Video: Canon


6. Perspektive: Nachhaltigkeit ist Trumpf!

Wir beziehen Nachhaltigkeit fast ausschließlich auf Umweltaspekte wie Carbon Foot Print etc. Das ist gut und wichtig. Zertifizierungen, Kompensationen bei Technik und Materialen spielen die größte Rolle. Ich möchte den Blick auf weitere Bereiche lenken.

  1. Unternehmens-/Mitarbeiterkultur. Die meisten Firmen, gerade die großen, haben ihre Environment Social Governence-Kriterien (kurz: ESG). Das sind meist mehr oder weniger Willensbekundungen, um vermeintlichen Konventionen gerecht zu werden. Für mich wesentlich ist: Welche Struktur, besonderen Talente und Skills  machen die Mitarbeiterschaft aus, um das Geschäft nachhaltig und zukunftsfähig zu gestalten? Inzwischen gibt es eine Fülle an Berufsbildern, die kaum mehr etwas mit klassischen Berufsbildern wie Drucktechnik oder Medienproduktion zu tun haben. Folgende werden in den USA für Print Services aller Art als wesentlich erachtet:
    Account Coordinator  | Sales Representative
    Development Associate
    Digital eCommerce Producer
    eCommerce Manager
    Digital Content Manager
    Front End Developer
    Instructional Media Designer
    Prepress Technician | Print Estimator  | Print Production Specialist
    Production Artist / Production Associate
    Project Manager
    Quality Assurance Specialist
    Structural Designer | User Experience Designer
    Web Designer | Web Content Manager
    Sprich: Das sind Hightech-Berufe, die erlauben, High-Tech-und High-Quality-Printkommunikations-Lösungen anzubieten. Wer das Kunden/Interessenten transparent macht, hat schon gewonnen und wird perspektivisch als guter und zukunftsorientierter Partner angesehen. Wer das umsetzt, hat eine treue Belegschaft!
  2. Die Produkte, Lösungen und Services müssen nachhaltig gestaltet sein. Printprodukte, die nicht genutzt, sondern gleich entsorgt werden, sind null nachhaltig. Hier stimmen Konzept, Ausführung, Timing oder Evaluierung der Empfänger-Bedürfnisse nicht.

Meine These

Für die Nachhaltigkeit im Print ist Relevanz wichtiger als hohe Reichweite per Gießkannenprinzip. Das muss in die Auftragsentstehung einfließen. Die Beratung hierfür muss früher greifen.

 

7. Umdenken: Man kann nicht NICHTS kommunizieren

„Ich bin sprachlos!“ — Das kann von starker Begeisterung oder auch von Schreck herrühren. Oder, wie in unserem Fall wohl aus Unachtsamkeit geschehen. So wie Schuster bisweilen die schlechtesten Leisten haben, wird in der Print- und Kommunikationstechnik viel zu schweigsam oder lautlos agiert. Wenn überhaupt, wird das eigene Leistungsangebot bemustert oder auf Open House-Ausstellungen in meist sehr technokratischer Art und Weise feilgeboten. Es gilt: Wir sind der Konkurrenz stets einen Schritt voraus, denn wir behalten alles für uns!

Aber, so meine wohl gemeinte Kritik: Besonders professionell oder gar pro-aktiv wird Kommunikation für Print und flankierende Leistungsangebote nicht betrieben. Man könnte überspitzt sagen: Die meisten Print-Dienstleister, egal in welchen Märkten sie aktiv sind, verhalten sich beinahe autistisch. Es wird wiederholt stereotyp agiert. Und schon gar nicht über den Tellerrand hinaus geblickt!

Die Marktkommunikation wird von Herstellern und Lieferanten geführt. Eine Print-Lobby gibt es gar nicht. Und, das größte Manko, mit wichtigen Bereichen wie z. B. der umsatz-, ertrags- und wachstumsstarken Kultur- und Kreativwirtschaft (KKW) mit ihren rund 1,8 Mio. Tätigen (2006: 938tsd), die zugleich Treiber für Innovation ist, findet strukturiert keine Branchenkommunikation statt. Man bedenke: Die Bruttowertschöpfung (BWS) in der KKW lag 2020 bei rd. € 94,6 Mrd. (2006: € 61 Mrd.). Sie lag damit etwas über dem Niveau des Maschinenbaus und vor anderen Branchen wie den Finanzdienstleistungen, der Energieversorgung oder der chemischen Industrie. Die Entwicklungen in der KKW wird in jährlichen Monitoringberichten der Bundesregierung transparent erfasst.

Gesprächspartner wie auch Gesprächsanlässe gibt es genug und Beispiele gibt es zuhauf! Sogar die dröge anmutende Mineralwasser-Branche hat vor 20 Jahren eine überaus kreative, erfolgreiche, nachhaltige Gattungsmarketing-Kampagne inszeniert und weite Bevölkerungskreise erreicht. 

Vor allem, und das ist wirklich paradox, hat sich die Print-Produktionstechnik inkl. der Prozesse komplett und geradezu vorbildhaft digitalisiert. Sich jedoch gleichzeitig auf digitale Kommunikation zu fokussieren — v. a. zur Kundenbindung und Kundengewinnung — wird komplett vernachlässigt. Die Wirkungsmechanismen werden in Frage gestellt. Dabei gibt es neue, hochprofitable Anwendungsbereiche im Digitaldruck, die ihr Geschäftsmodell auf Social-Media-Plattformen aufbauen und aus dem Stand heraus nicht nur regional, sondern  international agieren können. Siehe den Instax Sofortbild-Veredler Instant Celebration sowie die 1-Click-Fotobuch-Spezialisten Pastbook, beide aus Amsterdam, NL. Und sogar Papierhersteller wie Mondi pflegen seit Jahren erfolgreiche interaktive B2B-Projekte auf Instagram um das Interesse an seinen Premiumpapieren zu beflügeln. 

Meine These

Es sollte doch bei dieser geballten Kompetenz im Auditorium ein leichtes sein, durch pro-aktive Kommunikation zu begeistern. Oder sogar innovative Business Communication-Lösungen v. a. auf LinkedIn als Premium B2B-Marktplatz zu verankern.

OUTRO — Empfehlung(en): Be. More. Human.

Meine Damen und Herren, soweit meine Gedanken zum Thema ZEITENWENDE. Ich hoffe Sie konnten Anregungen für sich empfangen. Und wenn diese bisweilen etwas Kopfzerbrechen machen, so ist dies ein gutes Zeichen. Denn wer schön sein will muss leiden. Oder?

Meine Empfehlung: Bei allem, was die Begeisterung für das Digitale im Umgang mit Print-Technik angeht, so möchte ich doch auf etwas ganz wesentliches hinweisen: 

Be. More. Human. Alles was wir hier in Poing bei Canon sehen, worüber wir reden, was im Privatsektor geschieht, ist letztlich kein Technik-Selbstzweck. Sondern alles ist von Menschen für Menschen gemacht. Daran möchte ich appellieren und freue mich, wenn wir auf dieser Ebene im Diskurs bleiben. 

Und zum Abschluß, da wir hier im wunderbaren Bayern sind, ein Bonmot, nein, gerade zu ein Kultspruch des Bayrischen Filmemachers Herbert Achternbusch aus seinem  berühmten Werk aus dem Jahr 1976 „Atlantikschwimmer“: 

„Du hast keine Chance, aber nutze sie!“

 


 

Zur Person

Andreas Weber folgt dem Leitsatz: „Kommunikation ist (k)eine Kunst!“. Er ist ein international renommierter und prämierter Analyst und Publizist. Seine Leidenschaft gehört der Kommunikation mit Medien. Print spielt dabei auch im Digitalzeitalter eine zentrale Rolle. Diese Botschaft hat er in zahlreichen Projekten, Vorträgen und Seminaren rund um den Globus manifestiert. Sein Blog valuetrendradar.com wurde bis dato von über 130.000 Lesern aus fast 160 Ländern der Welt genutzt.

Kontakt via LinkedIn:
https://de.linkedin.com/in/andreasweber

 


 

Ausgewählte Charts als Illustration zum Impulsvortrag

 

 


 

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