Neustart bei Heideldruck: Print übernimmt im Digitalzeitalter eine Schlüsselrolle!
Von Andreas Weber | Englisch version available
Das Traditionsunternehmen Heidelberger Druckmaschinen AG (Börsenjargon „Heideldruck“) zündete nach seinem fulminanten Neustart, der im Dezember 2015 der internationalen Fachwelt vorgestellt wurde, die nächste Stufe. — Meine Meinung: Print als Medium und Print als universell einsetzbare Medientechnologie ist nun endgültig und souverän im Digitalzeitalter angekommen. Great job! Very well done, Heideldruck-Management! Das wird die Branche voranbringen.
Per ValuePublishing haben wir eine umfassende Online-Echtzeit-Report erstellt, der über die wichtigsten Aspekte Auskunft gibt, und bereits per Value SocialMedia bei über 100.000 Fachleute aus aller Welt Interesse fand. Siehe die Zusammenfassung per Storify-Bericht, die Texte, Fotos, Kurzvideos und Experten-Kommentare wiedergibt. Die wichtigsten Tags: #print #bigdata #IoT #multichannel #Innovation
Das Motto „Simply Smart“, das wie berichtet Heideldruck zur Leitmesse drupa 2016 wählte, klingt vielversprechend. Dahinter verbirgt sich eine über rund zwei Jahre vorbereitete neue Unternehmensstrategie, die alles auf den Kopf stellt, was die Print-Branche gewohnt ist. „Es gab viele Baustellen“, räumt Vorstandschef Dr. Gerold Linzbach ein. Nun hat er es mit einem neuen, hochengagierten Team geschafft. Wie Phönix aus der Asche scheint sich Heideldruck zu erheben, um neue Maßstäbe zu setzen. Worum es geht? Es geht darum, wie man die industrielle Fertigung von Printmedien im Digitalzeitalter plus ihre Nutzungsmöglichkeiten für die Geschäfts- und Privatkommunikation in neuer Dimension ermöglicht. Nicht mehr, nicht weniger. Die Wende besteht darin, dass man bei Heideldruck nicht mehr Maschinenbau und Schwermetall in den Fokus rückt, sondern innovative Software-Architekturen und werthaltiges Know-how, wie man Printtechnik in profitable Geschäftsszenarien integriert. Es geht um digitale Kompetenz und nicht mehr um die Frage, ob traditioneller Offsetdruck oder moderner Digitaldruck nun die besseren Verfahren seien.

Kundiges Fachpublikum aus aller Welt. Foto: Heidelberg
Fast so spannend wie die vielen Heideldruck-Neuigkeiten zu vernehmen, die am 18. und 19. Februar 2016 in Heidelberg verkündet wurde, war die Reaktion im Publikum zu beobachten. Die Fachelite der globalen Printmedientechnik-Publikationen war geladen, um ein Feuerwerk an Lösungs- und Produktneuheiten kritisch zu prüfen. Das Urteil war eindeutig: „Hut ab. Das war auf den Punkt gebracht, was uns als Branche definitiv nach vorne bringt“,“ sagte z. B. Klaus-Peter Nicolay, Verleger und Chefredakteur von Druckmarkt. „Klasse! Das geht bei Heidelberg genau den richtigen Weg“, präzisierte kurz und knapp Bernd Zipper, Technologie-Berater und Online-Printing-Experte von ZIPCON Consulting. Und Verleger Michael Seidl, EMGroup Wien, stellte fest: „Nunmehr sind Fakten geschaffen, nicht nur Neuheiten angekündigt, die der Branche weiterhelfen und Print für die Zukunft stärken.“
„Heidelberg will Daten veredeln“
„Daten statt Tonnen. Maschinen sind — mit einer gewichtigen Ausnahme — nur eine Randnotiz im Drupa-Angebot von Heidelberg. Der Konzern nimmt seinen Slogan ‚We are more than machines‘ derzeit überaus ernst“, bewertet Martin Schwarz vom 4c Magazin seine Beobachtungen. Es ginge schließlich darum, ein Ökosystem rund um die installierte Maschinenbasis aufzubauen, das Daten und Algorithmen konsequent zur Performance-Steigerung von Druckereien nutze. Und fährt fort: „Unter Umständen setzt Heidelberg den einzig möglichen Impuls für Disruption in einem enorm saturierten ökonomischen Umfeld. Heute noch mag vieles Kür sein, was da vorgestellt wurde. Bald schon wird es Pflicht sein. Genau so Pflicht wird es aber werden, die schöne neue digitalisierte Servicewelt zu einem Ertragsbringer auszubauen.“
Smart Services sind mittlerweile eine der zentralen Säulen von Heideldruck, wie Vorstand Harald Weimer überzeugend darlegte. (Nebenbei: Per iPad führt Harald Weimer live vor, wie man das Print-Geschäft steuern kann. Siehe auch unser Interview „Print ist smart“). Services bringen bei Heideldruck bereits ein Umsatzvolumen von über 500 Millionen Euro pro Jahr. Neben der Wartung von Maschinen und Lösungen inkl. maximal hoher Systemverfügbarkeit sind der Wissentransfer zur Optimierung von Management, Produktion und Vertrieb wichtig geworden. Heideldruck macht ein Netzwerk verfügbar, das valide Daten aus mehr als 10.000 im Markt installierten Maschinen plus über 15.000 Software-Produkte verfügbar macht, um Benchmarks zu gewährleisten respektive Ideen für Verbesserungen voranzutreiben. Man kann dies „Schwarmintelligenz mit System“ nennen. Denn Heideldruck-Kunden können über ein sicheres Online-Portal auf all diese Daten zugreifen, Heideldruck-Service-Dienstleistungen inklusive Remote-Support abrufen sowie relevante Verbrauchsmaterialien bestellen. Heideldruck betritt mit der zur drupa verfügbaren Neuheit „Heidelberg Assistant“ ein lukratives Feld: Ein System, das als Erweiterung eines E-Shops, quasi wie eine App, Druckereikunden jederzeit einen passgenauen Überblick über empfohlene Wartungen gibt, Serviceanfragen erlaubt oder Verbrauchsmaterialien online bestellen lässt. Dies erfolgt auf Basis von „intelligenten Algorithmen“ um die richtige Menge an Materialbestellung zu empfehlen und bedarfsgerecht sofort zu bestellen. Bis dato kennt man Ähnliches nur im Office-Publishing über die sogenannten Managed Print Services (MPS).

Stephan Plenz präsentiert den ersten Primefire 106-Testdruck. Foto: Heidelberg
Ein echter Knüller: Primefire 106
Neue Technologien von Fujifilm und Heideldruck setzen im Inkjetdruck neue Maßstäbe, verkündete Heideldruck-Vorstand Stephan Plenz, der die Inkjet-Technik-Entwicklung verantwortet und bei der Präsentation der Primefire 106 zu Höchstform auflief. Das Thema ‚Produktionsdruck’ wurde neu definiert. Es gibt kein ‚Entweder-Oder‘ mehr, sondern nur ein „Für-alle-Fälle-gerüstet resp. Sowohl-als-auch“.
Bewusst oder unbewusst, im Anklang an den legendären Apple-Chef Steve Jobs, antwortete Plenz auf die Frage nach einem der Geheimnisse der neuen Maschine, einem neukonzipierten ‚digitalem Druckzylinder‘: „It’s magic!“. Stephan Plenz wie auch das aus Japan angereiste Top-Managment von Fujifilm legten überzeugend dar, dass nunmehr nicht noch eine Inkjet-Maschine auf den Markt geworfen werde, sondern genau diese, die den Anforderungen an industrielle Fertigung gerecht werde, was bis dato nicht der Fall ist.
Dazu wurden in nur 15 Monaten auf Basis gemeinsamer Patente von Heideldruck und Fijifilm u. a. neue Inkjet-Druckköpfe entwickelt, mit Siebenfarbendruck, sowie ein „Conditioning“-System, das erlaubt, nahezu jedes Material bedrucken zu können, ohne das die Tinte ins Papier oder den Karton eindringen muss. Insbesondere dicke Materialien sind möglich. Damit ist von vorne herein eine wichtige Hürde genommen, die bislang Inkjet-Druck im Industrieumfeld bremst: Die Beschränkung auf wenige Papiersorten. Ganz wichtig ist zudem: Innovation zu leisten ist das eine. Technik-Innovationen sinnvoll im Markt zu platzieren, das andere. Heideldruck sucht sich gezielt Einstiegsszenarien aus, um nicht der Verführung der ‚Eierlegendenwollmilchsau‘ zu erliegen. Die neue Primefire-Technik wird zunächst auf bestimmte Segmente im Verpackungsdruck ausgerichtet und soll Ende des Jahres 2016 bereits ausgeliefert werden. Die erste voll funktionsfähige Maschine wird auf der drupa 2016 zu sehen sein. Im Team mit den Klassikern der Speedmaster-Baureihen.
Fazit: ‚Indeed, it’s magic.‘ Noch nie war es im Vorfeld einer drupa so spannend wie derzeit. Print neu erfunden und angepasst an die Geschäfts- und Konsumentengewohnheiten im Digitalzeitalter ist exakt, was wir brauchen. Das Heideldruck nunmehr als Phönix aus der Asche abhebt, wird der gesamten Branche gut tun. Und natürlich auch der drupa als globale Leitmesse für Druck und Papier, der es helfen wird, neue Besuchergruppen anzusprechen. Nämlich solche, die Print nicht mehr wahrnehmen, falsch einschätzen oder gar für antiquiert und überkommen halten. — Der Gegenbeweis ist nunmehr erbracht. Print gewinnt im Digitalzeitalter.
My very first comment on #Heideldruck Primefire 106, a new approach for industrial #Inkjet printing business.
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