Neues von Gutenberg’s Jüngern: Heidelberg beendet Boxenstopp!

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Von Andreas Weber,
Analyst, Gründer und CEO von Value Communication AG, Mainz
Sprecher DigitaldruckForum

 

Warum es sich lohnt, diesen Beitrag zu lesen:

  • Print ist tot. Lange lebe Print!
  • Der geläuterte Platzhirsch Heidelberg setzt leichtfüßig und gekonnt zum Sprung an.
  • Werthaltigkeit ist Trumpf!

 

Während die Konkurrenz Teile der Fachpresse ins touristisch attraktive Mallorca zu einem Spezialthema einlud, ging es am 2. April 2014 am Neckar beim „Heidelberg Digital Sneak Peek“ mit einer internationalen Schar von Presseleuten, Analysten, Experten und Kunden zur Sache. Und das lohnte sich. Erstaunt unprätentiös, aber voller Substanz und ohne Attitüden präsentierte sich Heidelberger Druckmaschinen als ein geläuterter Platzhirsch.

Heidelberg-Vorstandsvorsitzender Dr. Gerold Linzbach gab unumwunden zu, dass man sich an nichts festhalten werde, dass nicht kurz- und mittelfristig auf Profit ausgerichtet sei. Dies treffe für Heidelberg ebenso zu wie für Heidelberg-Kunden, die unverändert auf die für sie besten industriellen Printproduktionsmöglichkeiten setzen. Das bedeute nicht automatisch, dass nur hochvolumige Supermaschinen gefragt sein. Und vor allem nicht, dass Offsetdruck gleich Offsetdruck, Digitaldruck gleich Digitaldruck und Digitaldruck nicht so gut wie Offsetdruck sei.

 

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Technik-Vorstand Stephan Plenz führte persönlich durchs Heiligste: Die Entwicklungs- und Testlabors von Heidelberg, in denen Prototypen entwickelt, getestet und für den Test beim Kunden vorbereitet werden. Plenz zeigte Object Inkjet Printing per Heidelberg Jetmaster (hier können 3D-Objekte mit Wölbungen in Echtzeit bedruckt werden, wie Autotüren, Fussbälle, Gegenstände aller Art; man nannte das „4D Printing“). Im Digital Label Printing hat man mit Gallus einen Quantensprung vollzogen. Im Mix aus Flexo- und Inkjetdruck können erstklassige Etiketten auch in kleinen Mengen hergestellt werden – auf Premium-Niveau! Eine Reihe neuer Applikationen im Team mit Fujis B1-Inkjetdruckmaschinen zeigte, was man mit dem Knowhow und Support von Heidelberg erreichen kann.

Für Heidelberg hat sich der Digitaldruck zu einer ernstzunehmenden Umsatz- und Wachstumsgröße entwickelt, wie Jason Oliver, SVP Business Area Digital berichtete, die an der 10 Prozent-Hürde am Gesamtumsatz scharrt. Über 400 Systeme Linoprint C-Systeme (Baumodelle alle von Ricoh), die seit 2011 installiert wurden, stellten eine gute Ausgangsbasis dar, um Offsetdruckereien Einstiegsmöglichkeiten zu bieten. Noch spannender wird es allerdings, wenn man in hochspezialisierte Anwendungen einsteigt, die Inkjet-Techniken erlauben.

Erstaunlich ruhig ist es in diesem Kontext um die Partnerschaft mit Landa geworden. Zum ersten, weil sich die Landa-Entwicklungen um Jahre verzögern; zum anderen, weil Landa auf die Substitution klassischer Bogen- und Rollentechniken setzt und Print als Medium nicht innoviert. Versteht man die im Ansatz erkennbare Digital-Strategie von Heidelberg richtig, so liegt der Nutzen von Digitaldruck im Besetzen von neuen Marktsegmenten und industriell-leistungsstarken Applikationen. Das Geschäft mit digitalen Drucksachen wird damit mehr und mehr zum Rendite-starken Spezialmarkt, den man bedient, wenn man weiß, wie man auch im Digitaldruck industriell fertigt.

 

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Learnings und Erkenntnisse:

  1. Man muss und kann in kleinen Dingen gross sein — durch absolute Präzision im Detail, ohne den Blick aufs Ganze zu verlieren.
  2. Das Printbusiness muss über alle relevanten Techniken verfügen. Im Digitaldruck bietet Inkjet die allerbesten Voraussetzungen und Perspektiven, um Schnelligkeit und Kostenoptimierung zu gewährleisten.
  3. Im Digitaldruck funktioniert das Geschäft mit Tonerdruck, scheint aber perspektivisch ein Auslaufmodell zu werden.
  4. Heidelbergs Kernkompetenz wird Treiber der Innovation. Denn die Kernfrage lautet: Wie managt und entwickelt man das Druckereigeschäft unter Industrie-Aspekten, mit einem Bündel passender Technologien und in Kooperation mit den tauglichsten Technologiepartnern.
  5. Wer im Print profitabel sein will, muss den Mut haben, neue Wege zu gehen, und hochspezialisiert Dinge tun, die andere nicht können.

 

Meine Meinung: 

Heidelberg hat seinen langen „Boxenstopp“ beendet, und wieder Fahrt aufgenommen. Nicht mehr nur als Weltmarktführer für Bogen-Offsetdruckmaschinen. Sondern als souveräner Lösungsanbieter für universelle, vom Start weg profitable industrielle Drucklösungen, inkl. 4D-Printing!

Das kann der Branche nur guttun. Geht es doch um mehr, als nur darum, wer gerade mit welcher Drucktechnik angeblich die Nase vorne hat.

Kurzum: Werthaltigkeit muss Trumpf sein im Print-Business!

 

PS: Für die Teilnehmer des Heidelberg Digital Steak Peek gab es eine “HN Preliminary Edition” des Magazins Heidelberg-Nachrichten.
Digital gedruckt im Tonerverfahren auf Linotype C 901. Erstklassig produziert! So macht Digitaldruck Spass!

 

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