Blick auf die Post-COVID-19-Ära: Was muss sich bei Print tun?

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Von Andreas Weber  |  English version via INKISH News

Betrachtet man wissenschaftlich fundierte Analysen zum ökonomischen Ausblick der Einschnitte durch die COVID-19-Pandemie, so zeigt sich, mit Blick auf Deutschland, dass mehr Gelassenheit und vor allem Umsicht gut täte.

Das aktuelle Frühjahrsgutachten 2020 der führenden Wirtschaftsinstitute (zusammengefasst von Globus auf Basis der Gemeinschaftsdiagnose Frühjahr 2020) zeigt im wesentlichen Folgendes:

  • Verbraucherpreise bleiben relativ stabil.
  • Arbeitslosenquote steigt nur sehr moderat
  • Wirtschaftswachstum sinkt um 4,2 %
  • Privatkonsum sinkt um 5,7
  • Expert (Waren und Dienstleistungen) sinkt am stärksten mit 10,9 %

Diese Werte werden für 2020 angesetzt. Und in der Vorschau auf 2021nahezu durchwegs kompensiert bzw. in den Steigerungsraten sogar übertroffen. 

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Lediglich das Finanzierungssaldo des deutschen Staates (gemessen am Bruttoinlandsprodukt) kann das Sinken um 4,7 % im Jahr 2020 im nächsten Jahr wohl nicht kompensieren, da für 2021 ein Null-Wert angenommen wird. Experten gehen davon aus, dass die notwendige höhere Verschuldung eines reichen Landes wie Deutschland kaum Probleme bringen wird.


 

Print als Tradition-Branche: Im Vergleich zeigen sich bedrohliche Defizite

Mit Blick auf die Print-Branche sehen die Zahlen anders, partiell viel erschreckender aus. Umsatzrückgänge von bis zu 80 % werden vermeldet, sogar von Druckereien, die als hoch-innovativ gelten und bis dato rasch gewachsen sind. Betroffen ist vor allem der Akzidenzdruck-Bereich. Sogar das international agierende, bis dato aufgrund des dynamischen Wachstums gefeierte Online-Printing-Unternehmen wie HelloPrint ist in Existenznöten, wie Web2Print-Experte Ludovic Martin via LinkedIn berichtete.

Beim Verpackungsdruck sieht das komplett anders aus. Die Lage ist recht stabil. Insbesondere flexibel Verpackungen, die im Flexodruck hergestellt werden, sind stark gefragt (siehe unser INKISH Interview mit DFTZ) sowie Umverpackungen für den Online-Handeln sowie der Etikettendruck vor allem im FMCG-Bereich. Probleme ergeben sich nicht aus der Nachfrage/Auftragslage, sondern bestehen in der Beschaffung von Verbrauchsmaterialien und in der Abrechnung der Aufträge, falls Kunden Zahlungen verzögern.

Der erfahrene Print-Experte Rainer Wagner hat mit seiner Analyse im #INKISH-Interview völlig recht: Die COVID-19-Pandemie polarisiert den Druckmarkt und wird ihn komplett verändern. Verlierer sind die Akzidenzen, die eh schon seit Jahren rückläufige Umsätze verzeichnen mussten. Der Wiener Fachjournalist Knud Wassermann hat dies in einer lesenswerten Analyse aufgezeigt. Somit wissen wir, was nicht mehr funktionieren kann und was seit längerem schon absehbar war.

 

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Die bange Frage bleibt: Wie sieht die Zukunft der Druckbranche aus?

Aber, so unsere Einschätzung: Allein auf Technik-Möglichkeiten mit Digitaldruck zu setzen, sprich Drucksachen individualisiert in Auflage 1 wirtschaftlich herstellen zu können, wird nicht reichen. Erstens: Weil es Druckereien nicht genug Volumen in Umsatz und Ertrag liefern kann. Zum Zweiten weil damit der extrem hohe Bedarf der Auftraggeber gar nicht gedeckt werden könnte.

Ein Unternehmen wie Procter & Gamble bedient weltweit über 5 Milliarden Kunden. Zwar machen nur bei den wenigsten individualisierte Drucksache Sinn, trotz allem wäre die Zahl riesig und kaum zu bewältigen. Ähnliches ergibt sich im B2B. Hier kommt hinzu, dass der persönliche Kontakt zu Kunden entscheidet. Doch der findet längst nicht mehr über Print statt, sondern über digitale Kanäle.

Wie kann man nun das Rennen gewinnen und als Druckerei am Leben bleiben und zuversichtlich in die Zukunft blicken? Eine wichtige, hochkomplexe Frage, die ich zusammen mit Petra Lüftner via INKISH D-A-CH in den nächsten Wochen gerne aufgreife, um aus verschiedensten Perspektiven Lösungs-Szenarien zu entwicklen. Wer mitmachen will, kann sich gerne bei uns melden.

Kontakt über LinkedIn:

Petra Lüftner

Andreas Weber

 


 

Klares Statement via INKISH.TV von Günter Thomas: Print ist Premium!

 

 


 

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