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Die 2018 verstorbene Düsseldorfer Werberlegende Hans Otto von Hirschfeld hat zu Wendezeit/Mauerfall der drupa ein unnachahmliches Denkmal gesetzt. Foto: Nachlass Hirschfeld 

Von Andreas Weber

„Brauchen wir noch eine DRUPA?“ — „Wird die DRUPA 2021 wieder stattfinden?“ — Ich kann solche Fragen ehrlich gesagt nicht mehr hören (und muss mir dabei ein wenig selbst an die Nase fassen …). Und ich kann schon gar nicht verstehen, dass immer aufs Neue etwas diskutiert wird, was eigentlich gar nicht Gegenstand des Interesse sein darf.

Klar ist:

  1. Die #drupa2020 konnte durch die Corona-Pandemie nicht wie geplant stattfinden.
  2. Alle (Organisatoren/Messegesellschaft, Aussteller, Besucher, Medien etc) mussten und konnten sich damit arrangieren.
  3. Ob die #drupa2021 stattfinden kann, lässt sich aus heutiger Sicht keinesfalls vorhersagen. Jede Form der Spekulation erscheint wenig zielführend.

Klar ist aber auch: Eine DRUPA, wie wir sie kennen und schätzen, wird es nicht mehr geben können. Was aber nicht heissen soll, dass die Grundidee der DRUPA nicht mehr gefragt ist oder tragen könnte.

Die DRUPA war seit jeher Marktplatz, Schaufenster, ‚Hub‘ und Hotspot, um ungefiltert Technologie-Innovationen für die gesamte Druckbranche rund um den Globus erfahrbar zu machen.

Zur Erinnerung: Das Kürzel DRUPA steht für „Druck und Papier“ und damit für etwas, was heute, morgen und in Zukunft bestehen wird. Wer so gesehen die Idee einer DRUPA infrage stellt, stellt generell Druck und Papier infrage.

Das Paradoxon: Die ungeheuren Stärken der DRUPA wurden, wenn nicht unbedingt zur Schwäche, so doch zum Risiko. Wir alle konnten uns in den vergangenen Jahrzehnten darauf verlassen, dass die DRUPA unvergleichlich hohe Wirkung erzielt und nachhaltig die Geschäfte absichern kann. Sowohl für Aussteller als auch für Besucher/Käufer. Wenn, wie jetzt geschehen, die DRUPA nicht stattfinden kann, fallen viele in ein tiefes Loch.

Im Übrigen gab es über Jahrzehnte auch immer wieder die kontroverse Diskussion innerhalb der DRUPA-Träger und bestimmenden Komitees: Ist Düsseldorf der richtige Standort? Welches Intervall ist passend: fünf Jahre, vier Jahre, drei Jahre? Oder Anfang der 1990iger Jahre: Sind Vorstufen-Themen — getrieben durch Desktop Publishing/IT, Digitalisierung der Pre-Media-Prozesse, Digitaldruck etc. — auf der drupa darzustellen?

Kontroversen, Disruptionen, radikale Veränderungen waren und sind immer Teil der DRUPA-DNA. Die DRUPA kann das aushalten, widerspiegeln und Orientierungshilfe geben. Das machte die DRUPA einzigartig.

Für Aussteller und Besucher der DRUPA stellt sich aus meiner Sicht eine zentrale Frage: Wie finden Angebot und Nachfrage zusammen? Mit dem Unterpunkt: Gibt es Alternativen? Einige Top-Aussteller wollen das bereits für sich beantwortet haben, zogen die Reissleine und sind für das Jahr 2021 aus der DRUPA (wie generell aus Großveranstaltungen) ausgestiegen.

Ich wage zu bezweifeln, ob dies der Weisheot letzter Schluss ist. Zumal ich beim ‚neuen’ Go-to-Market keine Innovationen sehe. Auf Hausveranstaltungen zu setzen, ist nichts Neues, ebensowenig wie virtuelle Events/Webinar-Formate zu nutzen (die nur ein Behelfsmittel sind  und zudem bis dato zu 99% dilettantisch durchgeführt werden!).

Was mir fehlt ist das ernsthafte, umfassende und zielführende Beschäftigen mit folgenden Fragen, die sich um die Werte und Verdienste ranken, die durch die DRUPA geschaffen wurden:

  1. Was genau sind die Kernwerte der DRUPA resp. von Druck und Papier?
  2. Welcher Nutzen muss sich ergeben, um Druck und Papier als „Show“-Thema attraktiv zu halten?
  3. Wie sehen angemessene Inszenierungsmöglichkeiten aus, um Angebot und Nachfrage bestmöglich zusammenzuführen?
  4. Welche neuen, durchdachten Formen der Kommunikation müssen geschaffen werden? Und wie sieht deren Umsetzung aus?
  5. Wie kann man die Interaktion und den permanenten Dialog mit allen ‚Stakeholders’ (Besucher, Aussteller, Mediatoren) homogenisieren, dynamisieren und dauerhaft attraktiv gestalten?

Als Vorbild empfehle ich uns allen, sich mit dem intensiv auseinanderzusetzen, was Steve Jobs machte, als er 1996/1997 zu Apple zurückkehrte, in einer Phase, wo das Unternehmen am Abgrund stand. Jobs hat sich persönlich darum gekümmert, die „Core Values“ von Apple zu benennen und wieder zu beleben. Er prägte das „Communication First, Products Second.“ Und transformierte Apple zu einem Plattform-Betreiber für den „Digital Lifestyle“, das dadurch zum wertvollsten Unrernehmen der Welt werden konnte.

Die Idee, die DRUPA nicht mehr nur als Markplatz in Messehallen, sondern als Plattform für Erfolg mit Print zu begreifen, gefällt mir gut. Diese Plattform muss analog wie digital funktionieren, persönliche Begegnungen mit virtuell-digitalen Interaktionen zu mischen. Und alle involvieren, die sich dem Thema ‚Erfolg mit Print’ verpflichtet fühlen.

Klingt das nach der Quadratur des Kreises? Ich glaube nicht.

Gerne fordere ich zu aktiven, kreativen Beiträgen und Diskussionen auf und gebe mein Bestes, um dies mit INKISH D-A-CH und meinen INKISH-Kollegen zu unterstützen.

PS: Momentan kann man gerade in der D-A-CH-Region viel lernen.  Große Messen wie die IFA in Berlin oder die Buchmesse in Frankfurt am Main gehen neue Wege, die für die Weiterentwicklung der DRUPA als Ideen- und Impulsgeber dienen können.

 


 

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