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Tag Archives: Internationale Senefelder Stiftung

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Senefelder-Stiftungs-Vorstandsmitglieder und Jury-Teilnehmer Dr. Gerhard Kliger, Barbara Wilhelm (ganz links) und Andreas Weber (ganz rechts) nahmen die Ehrung der drei Preisträger vor (Mitte, von links nach rechts): Herman Noordermeer, Cordelia Heymann (jeweils 2. Preis) und Aron Herdrich (1. Preis). Foto: Roland Walter

 

Preisverleihungs-Rede in Offenbach am Main am 9. September 2023 von Andreas Weber, Vorsitzender FISS e.V., Freunde & Förderer der Internationalen Senefelder Stiftung (ISS) sowie ISS Vorstandsmitglied.

Meine sehr geehrte Damen und Herren! Wir freuen uns sehr, dass wir heute, am 9. September 2023, erneut den Internationalen Senefelder-Preis verleihen dürfen. Der 9. September ist ein ganz besonderes Erinnerungsdatum, das an den Tag des Jahres 1886 erinnert, an dem in Bern das Internationale Urheberrecht unterzeichnet wurde zum Schutz von Werken der Literatur und Kunst. Für Kunstschaffende ein Meilenstein! Und für die Druckkunst ganz besonders, wenn man das lange Zehren und Zerren um den Status ‚weg von der Reproduktionskunst‘ hin zur künstlerischen  Original-Graphik einbezieht. Übrigens: Seit März 2018 zählt die Druckkunst zum immateriellen Welt-Kulturerbe der UNESCO.

Bedeutsam ist zudem, dass wir in den Räumen des Kunstverein Offenbach sein dürfen – sozusagen im Herzen der Kunstschaffenden und Kunstfreunde der Senefelder-Stadt Offenbach am Main. Herzlicher Dank gilt stellvertretend für den gesamten Kunstverein-Vorstand Gisela von Slatow, kooptiertes Vorstandsmitglied und Ehrenkuratorin, sowie Sylvester Kraaz, 2. Vorsitzender, für die gute Zusammenarbeit. Und besonderer Dank geht an unseren ISS-Vorstandskollegen Eckhard Gehrmann, der im Team mit Karl Walter die sehenswerte Ausstellung der Finalisten-Arbeiten vortrefflich arrangiert hat. Das sollte uns einen frohen Applaus Wert sein!

Der Internationale Senefelder-Preis hat im Verlauf von fast einem halben Jahrhundert in nunmehr 13 Wettbewerben namhafte Künstler prämieren können, die wie Christian Kruck, der allerste Hauptpreisträger von 1975, in der Folge begleitet wurden von Gewinnern wie Bruno Bruni, Rainer Schwarz, Eva Bosch, Eckhard Gehrmann, Jim Dine, Ingrid Ledent, Kuniko Tadakoro, Anja Trojanowska, Alena Klatikova, Magdalena Uchman und Amat Kongwaree sowie Sonder-Preisträger Jean-Michel Machet, ein Steindrucker von Weltrang in Paris, um nur einige zu nennen.

Da alle Künstlerinnen und Künstler, die als Finalisten reüssieren, ihre eingereichten Arbeiten der Internationalen Senefelder-Stiftung übereignen, konnte die bedeutendste zeitgenössische Sammlung von fast 500 Künstlerischen Lithografien entstehen, die im Offenbacher Haus der Stadtgeschichte konserviert und katalogisiert wird. Hinzukommen als Stiftung viele bedeutende Inkunabel-Werke aus der Sammlung des Flachdruck-Pioniers Carl Hans Garte.

Dadurch wird dokumentiert, dass der Senefelder’sche Steindruck resp. der sog. Chemische Druck, der seinen Durchbruch v. a. namhaften Künstlern des 19. Jahrhunderts verdankt, um dann die Welt der Drucktechnik als industrielles Multimilliarden-Geschäft zu prägen, gerade heutzutage künstlerische Bestleistungen hervorbringt. Vor allem auch, beinahe unverhofft bei vielen jungen Kunstschaffenden, die der digital-affinen Generation entspringen.

Warum ist das so? Senefelders Erfindung ist selbst nach über 200 Jahren auf der Höhe der Zeit, vor allem auch, weil die Photolithografie in der modernen Halbleiter-Technik eine große Rolle spielt. Für mich persönlich ist es im Kontext mit dem  Zeitgemäßen überhaupt nicht erstaunlich, was dabei herauskommt, wenn man per ChatGPT — also via Künstlicher Intelligenz— die Frage nach der Bedeutung des Internationalen Senefelder-Preises stellt. Ich zitiere aus der ‚digitalen’ Antwort:

„Die Preisträger des Internationalen Senefelder-Preises werden oft als Visionäre und Vorbilder in ihrer Branche angesehen und ihre Leistungen tragen dazu bei, die Entwicklung und den Fortschritt in den Bereichen Druck und Kommunikation voranzutreiben. Die Auszeichnung dient auch dazu, das Bewusstsein für die Bedeutung der Lithografie und anderer Drucktechnologien für die moderne Gesellschaft zu schärfen und ihre kulturelle und wirtschaftliche Relevanz hervorzuheben.

Die Bedeutung des Senefelder-Preises liegt nicht nur in der Anerkennung der individuellen künstlerischen Leistung, sondern auch in der Förderung und Weiterentwicklung der Druckkunst als Kunstform. Die Auszeichnung trägt dazu bei, die kulturelle Vielfalt und den technischen Fortschritt im Bereich der Druckgrafik zu würdigen und zu fördern.“ — Soweit der stimmige Text via Künstlicher Intelligenz — vollautomatisch geschrieben.

 

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Die Jury nach getaner Arbeit. Fotos: Dr. Volker Dorsch

 

Zurück zur heutigen Preis-Verleihung. Die öffentlich ausgeschriebenen Teilnahmekriterien sind klar definiert und stellen hohe Anforderungen dar, die von einer kundigen Jury streng und kompetent bewertet werden. Dank für ihr ehrenamtliches Engagement gilt: Eckhard Gehrmann (ISS-Vorstandsmitglied), Wilhelm Graeff (ISS-Beirat), Prof. Dr. Gerhard Kilger (ISS Vorsitzender und Juryleiter), Roswitha Pape (BBK Künstlerin), Dr. Ralf Philipp Ziegler (ISS-Vorstand), Andreas Weber (ISS-Vorstand und Chairman FISS e.V.), Barbara Wilhelmi (ISS Vorstand) sowie in der Vor-Jury ausserdem noch BBK-Mitglied Werner Schaub.

Der Internationale Senefelder-Preis 2023 wird gefördert vom Rotary Club Offenbach am Main, der das Preisgeld spendete. Die Jurysitzungen fanden im Print-Technology-Center des ISS-Fördermitglieds manroland Sheetfed GmbH statt. Die Organisation der ordnungsgemäßen Wettbewerbsdurchführung lag in den bewährten Händen von Dr. Volker Dorsch, ISS-Geschäftsstellenleiter, der heute aus wichtigem Grund nicht anwesend sein kann, aber seine herzlichsten Grüße an uns alle ausrichten lässt. Er schreib uns gestern: „Ich bedauere es sehr, morgen nicht dabei sein zu können. Wir sind mit Stiftung & Preis in der Pole-Position der Senefelder-Gedenkveranstaltungen.“

In der Tat! Aus Sicht der Jury erscheint als herausragend, dass im Jahr 2023 mit 157 Einreichungen aus allen Teilen der Welt ein Rekordniveau erreicht wurde. Davon schafften es 29 auf die Short-List mit den Finalisten. Stellte zu Beginn vor vielen Jahrzehnten der deutschsprachige Raum den Schwerpunkt dar, hat sich dies komplett gewandelt und global erweitert. Die diesjährigen Finalisten kommen aus Polen, Kanada, Slovakei, den Niederlanden, der Schweiz, Litauen, Thailand, Mexiko, Portugal und Deutschland. Die guten internationalen Kontakt-Strukturen zeigen auch unsere Spezialveranstaltungen wie Druckvorführungen oder die Fachsymposien, die im Frühjahr 2024 in Offenbach am Main fortgesetzt werden. Unsere Kontaktmöglichkeiten haben sich durch Social Media dynamisch erweitert. Wir stehen mit hunderten und über befreundete Communities mit tausenden Künstlern und Lithographie-Interessierten aller Altersklassen aus vielen Ländern der Welt im stetigen Kontakt und Austausch.

 

 

 

Umso erfreulicher erscheint mir, dass wir heute persönlich zusammenkommen, um die Finalisten und die Preisträger zu würdigen. Geladen sind alle Wettbewerbs-Einreicher und Finalisten. Das Spannende: Wir wissen nicht wer persönlich anwesend sein wird, vor allem dürfen wir die Preisträger an sich nicht vorab informieren. Mal schauen, wie sich das heute gestaltet. Denn es wurden einstimmig drei Hauptpreise vergeben. Dem ersten Preis schließen sich zwei hochkarätige Prämierungen auf Rang Zwei an. Entsprechend teilt sich das Preisgeld von insgesamt € 2.000,00 auf: der 1. Platz ist mit € 1.000,00 dotiert und mit je € 500,00 die beiden Zweitplatzierten. (Anmerkung: Die Preisgelder werden im Nachgang zur Preisverleihung an die Gewinner überwiesen!)

 


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Zur nachhaltigen Ehrung gehören natürlich auch die Ausstellung sowie Vorberichte und Nachberichte zur Preis-Ausschreibung und -Verleihung. Ein besonders gelungener, umfassender Vorbericht stammt von Markus Terharn in der Offenbach-Post vom 29. August 2023. Herzlichen Dank dafür. Auf der ISS-Website werden die Gewinner dauerhaft gelistet. Und die Werke werden wie gesagt in der Stiftungs-Sammlung aufgenommen. Zudem informieren wir unsere Social-Media-Netzwerk-Partner, was eine hohe Resonanz hervorruft.

Die Gewinner erhalten on-top eine Gratis-Mitgliedschaft in unserem Stiftungs-Förderverein FISS e.V., dem ich vorstehen darf. Natürlich sind alle Anwesenden soweit noch nicht geschehen, herzlich eingeladen, ebenfalls FISS-Mitglieder zu werden. Das Anmeldeformular findet sich auf der Senefelder-Stiftungs-Website senefelderstiftung.de.


 

Meine Damen und Herren, wer sich von Ihnen bereits umschauen konnte, wird festgestellt haben, wie vielfältig und variantenreich die ausgestellten Werke künstlerisch gearbeitet sind. Es war und ist uns eine Herzensangelegenheit, eine Finalistenarbeit ausnahmsweise als komplette Serie auszustellen. Sie trägt die Nummer 26 und stammt von einer jungen Künstlerin, Karolina Turek, aus Gdansk, Polen. In einer Art schlangenartigem Fluss des Lebens, umgeben von Fauna & Flora, wird eine umfangreiche Geschichte von Menschen (wenn ich es richtig deute: aus Afrika) erzählt, inklusive der kolonialen Vergangenheit, mit Höhen und Tiefen, in Ketten, mit Schmerz, Gewalt und Ausbeutung.

Das ganze Ensemble zeugt von einer ungeheuren Ästhetik und starken inhaltlichen Durchdringungs-Kraft. In der künstlerischen Selbstbeschreibung der Arbeit wurde für die Jury vermerkt: „Ich habe die Arbeit ‚Alles vergeht, außer der Vergangenheit‘ aus zwei Schichten eines lithografischen Drucks erstellt. Die rote Schicht besteht aus gerasterten historischen Fotografien, die mit einem Laserstrahldruck mit Aceton auf den Stein übertragen wurden. Sie enthält auch einige lithographische Farbspritzer. Die zweite, grüne Schicht besteht aus verdünnter Steindruckfarbe und Pflanzen, die mit lithografischer Kreide gezeichnet wurden.“

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„…alles vergeht, außer der Vergangenheit“ (8 Blätter) — Lithographie-Zyklus von Karolina Turek, Gdansk/Polen, 2023. Foto: Eckhard Gehrmann

 

Es wird darüber hinaus beim Betrachten der Einreichungen sichtbar, wie sich Umfeld-Bedingungen auf die drucktechnische Umsetzung auswirken. Dies gilt vor allem für Afrika und Asien, sowie für den Zugang zu Solnhofener Kalkstein, dem bevorzugten Druckmedium für Lithographen. Insofern hat alternativ der Druck von Aluplatten einen hohen Stellenwert gewonnen und unfassbar neue, hohe Maßstäbe gesetzt.

Gerade auch was das spontan-kreative Arbeiten angeht, da gegenüber dem Druck mit Steinplatten müheloser gearbeitet werden kann. Die Ausstellung spiegelt das wider, mit einem maximal hohen Facettenreichtum an figürlichen und abstrakten Motiven. Sicher ist Eckhard Gehrmann – übrigens ein Schüler unseres legendären und unübertrefflichen Erstpreisträgers Christian Kruck an der Städelschule in Frankfurt am Main – bereit, über seine Eindrücke bei der Hängung und dem damit verbundenen künstlerischen Dialog mit den Exponaten Auskunft zu geben. Bitte sprechen Sie ihn an!

 

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Blick in den Ausstellungsraum des Kunstervein Offenbach mit allen Finalisten-Arbeiten. — kurz vor der Preisverleihung. Fotos: Andreas Weber

 


 

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Kommen wir nun zu unseren diesjährigen Preisträgern. Alle Drei sind äußerst verdiente, hoch-talentierte, erfolgreiche und überaus sympathische Kunstschaffende, die sich vielseitig mit Zeichnen, Malerei, skulpturalen Objekten, künstlerischen Inszenierungen u.v.m. beschäftigen.

Die lithographischen Gewinnerarbeiten sind drei ganz unterschiedlich motivierte ‚Kunst-Stücke‘, die sich in Machart und Format dennoch unterscheiden. Und trotzdem ist jedes für sich ‚meisterlich‘ gelungen.

Kurz noch zum Procedere: Ich gebe jeweils kurze Erläuterungen zu Werk und Person und rufe dann die Gewinnerinnen und Gewinner namentlich auf, um nach vorne zu kommen, damit wir die Urkunden überreichen können.Beginnen wir mit dem Ersten der beiden Zweitplatzierten. Es ist eine Arbeit, die die Formatgröße des Steindrucks mit 110 x 95 cm nahezu maximal ausschöpft. Die Jury urteilte: „Die Preiswürdige Arbeit, die einen zweiten Platz verdient, zeichnet sich dadurch aus, dass die klassischen Techniken meisterhaft eingesetzt sind, es wurden große Herausforderungen im auf Stein größtmöglichen Format bewältigt, mit einer ausgezeichneter Druckqualität.“

Der Name unseres Gewinners: Herman Noordermeer aus Goutum/The Netherlands.

 

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„Der Moment des Sichtbarmachens” — 2. Preis des Internationalen Senefelder-Preises von Herman Noordermeer, Lithographie auf Stein, 110×95 cm, aus sem Jahr 2022.

 

Auf seiner Website publiziert Herman Noordermeer sein Künstler-Statement, ich zitiere:

Wechselwirkung zwischen Sterblichkeit und Unsterblichkeit. — Der Moment des Visualisierens, die Visualisierung, spielt in meiner Kunst eine wichtige Rolle. Das Bild, die Bedeutung, ihr Verhältnis zueinander, der emphatische Eindruck des Bildes. Das sind Elemente, die sehr wichtig sind. Materialien, Handhabungsweisen usw. sind weniger wichtig. Nicht nur die Idee, sondern auch die Art und Weise, wie sie konkretisiert wird, ist es, was sie interessant macht. Die dabei entstehenden unterschiedlichen Bedeutungsebenen unterstreichen den symbolischen Charakter der Bilder. Meine Arbeitsweise ist geprägt von einem ständigen Fluss von Zeichnungen und Notizen, aus denen sich langsam Bilder entwickeln. Diese Bilder werden in Gemälden und Lithografien dargestellt, als wären sie eingefrorene Momente. Betrachtet man die bisher entstandenen Bilder rückblickend, so scheinen sie eine Wechselwirkung zwischen Sterblichkeit und Unsterblichkeit zu sein.“

Herman Noordermeer ist ein international anerkannter Künstler,  der in Sammlungen in Peking/China, Seoul/Süd-Korea, Alexandria/Ägypten, Portugal, Polen, Taiwan, Bulgarien und der Türkei vertreten ist. Er hat zudem zahlreiche internationale Preise gewonnen. In Armenien, England, Bulgarien, China, Süd-Korea, Türkei, Polen, Mazedonien. Und: Bereits 2015 war er mit dem 3. Platz unter den Gewinnern des Internationalen Senefelder-Preises.

 

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Foto/Quelle: Website von Herman Noordermeer

 

 

Für die Preisverleihung hat er mir vorab folgendes Statement übermitteln, das ich gerne vortrage: „Über meine Litho-Arbeit: Nun, ich bin nicht nur Grafiker, sondern auch Maler.

Für mich ist die Kombination zwischen Lithographie und Malerei eine sehr gute Kombination. Beim Lithographie und auch beim Malen wird auf einer ebenen Fläche gearbeitet. So sehen Sie direkt, was Sie tun. Und natürlich zeichne ich gerne auf den Stein. Die Maserung des Steins zum Beispiel gibt mir die Möglichkeit, sehr weiche Grautöne zu erzielen. Aber man kann viele Handhabungsmethoden anwenden, man kann Litho-Bleistifte, Litho-Tusche mit mehr oder weniger Wasser oder Terpentin verwenden. Man kann auf dem Stein zeichnen, aber auch malen. Meistens vermische ich alle Bearbeitungsmethoden und das gibt mir endlose Möglichkeiten, mich auszudrücken.“

Ich bitte um tüchtigen Applaus für unseren großartigen Gewinner aus den Niederlanden, Herman Noordermeer, der heute aus dem nördlichsten Teil der Niederlande zu uns gekommen ist in Begleitung seiner wunderbaren Frau!

 


 

 

 

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2. Preis beim 13. Internationalen Senefelder-Preis 2023 ging an Cordeila Heymann, Frankfurt am Main, Titel: Bild 2241. 64 x 76 cm, Bütten, 2020 / 2023. Das Foto zeigt einen Ausshcnitte.

Kommen wir nun zum gleichberechtigten weiteren 2. Preis-Gewinn, der ebenfalls einstimmig von der Jury gewählt wurde.

Die Jury zeigte sich sehr beeindruckt von der künstlerischen Virtuosität der eingereichten Arbeit und urteilte: „Ungewöhnlicher Umgang in Gestaltung und Ausführung der Farblithographie, außerordentlich-kreative Komposition auf unterschiedlichen Farbebenen, gute Qualität des Drucks!“

Im Detail wurde der Jury gegenüber angegeben:

Zweifarbige Lithographie von 3 Steinen, kombiniert mit Schablonendruck, gedruckt an der Handpresse der Klosterpresse e.V., Papierformat 64 cm x 76 cm, Bütten, 2020 / 2023

Meine Damen und Herren, ich bitte für einen tosenden Applaus für Frau Cordelia Heymann aus Frankfurt am Main!

 

Urkundenverleihung an Cordelia Heymann

Urkundenverleihung an Cordelia Heymann durch Andreas Weber (links) und Dr. Gerhard Kilger.

 

Die Künstlerin Cordelia Heymann studierte an der Akademie der bildenden Künste Karlsruhe, ist seit 1985 freischaffend in Frankfurt am Main tätig. 1992 erhielt sie den Preis der Marielies-Hess-Stiftung, weilte 2001 in Budapest als Artist in Residence und erhielt 2020 ein Arbeitsstipendium der Hessischen Kulturstiftung.

In einem Bericht zur Ausstellung im Frankfurt-Oberrader Ausstellungsraum Becker heisste es, ich zitiere: „Von der Leichtigkeit, mit und auf Papier zu arbeiten“.

[Bei den Arbeiten von] Cordelia Heymann steht das Prozesshafte am Anfang ihrer Werke. Cordelia Heymann untersucht die Schattenseiten der menschlichen Existenz und die Veränderungen der Gesellschaft …

[Das ausgestellte Werk] von Cordelia Heymann … spiegelt die elektronische Einflussnahme auf das einzelne Individuum bis zum gesellschaftlichen Ganzen wider. Dazu entwickelte sie Stereotypen, die keine Individualität mehr besitzen … Die eigens für den ausgestellten Zyklus angefertigten Schablonen aus gefundenem Sperrholz ermöglichen ihr ein variantenreiches Drucken ihres Themas.“

Die Künstlerin beherrscht das Zeichnen, die Malerei sowie das Experiment, vor allem auch mit Farbspray über Schablone und Farbpigmenten. Und natürlich liebt sie die Arbeit mit der Lithographie.

In „FeuilletonFrankfurt. Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt“ schreibt die Kunstwissenschaftlerin Brigitta Amalia Gonser im Jahr 2011 zur Ausstellung „Das Bilderhaus zeigt: Cordelia Heymann — Schöne neue Welt“, ich zitiere:

Sie stellte in Frankfurter Galerien und Institutionen, im Kunstverein Jena, im Künstlerhaus Karlsruhe und im Künstlerforum Bonn aus und beteiligte sich wiederholt an den Kunsttagen in Dreieich und mit ihren Künstlerbüchern an der Minipressen-Messe in Mainz. Sie ist auch Gründungsmitglied der Frankfurter Klosterpresse im Frankensteiner Hof.

Eine symbolhafte Ästhetik dominiert das künstlerische Werk Cordelia Heymanns … Auf der Suche nach neuen suggestiven Ausdrucksformen für reale und imaginäre Seins-Zustände entwickelt Cordelia Heymann in ihren Arbeiten prägnante Metaphern und Symbole. Die Imagination ist die wichtigste Quelle ihrer Kreativität. Doch sie will auch Ideen vermitteln, die zum Nachdenken anregen. Um zu offenbaren, vereinfacht sie ihre Formensprache.“

Vorgestern hatte ich noch die Möglichkeit, mit Cornelia Heymann zu telefonieren. Sie erläuterte mir sehr charmant, welchen Stellenwert das lithographische Arbeiten für sie hat, welchen Freiraum es ihr bietet, wie sich gerade auch spielerisch-kreativ, manches mal gar zufällig wunderbare innovative gestalterische Aspekte ergeben. Und ganz bescheiden sagte sie, dass bei ihr, was das rein Drucktechnische angeht, noch Weiterentwicklungspotenzial bestünde. Ich halte das für eine echte Untertreibung… In jedem Fall zeigte sie sich begeistert, nachdem sie bereits 2020 unter den Finalisten war, die Preisverleihung Corona-bedingt aber virtuell stattfinden musste, dass wir uns jetzt und hier persönlich treffen können.

 


 

124 Am Ende des Raums 2020

1. Platz beim Internationalen Senefelder-Preis 2023 für Aron Herdrich,
Die Arbeit ‚Am Ende des Raums (II)’ von 2020m Analoger Offsetdruck auf Papier, 70 x 50 cm

 

Und last but not least kommen wir zum 1. Preis als Hauptpreis des Internationalen Senefelder-Preis 2023.

Das der Jury mitgeteilte Statement zur eingereichten Arbeit:

Analoger Offsetdruck auf Papier, 70 x 50 cm

Die Arbeit ‚Am Ende des Raums (II)’ von 2020 ist ein Flachdruck einer analogen Offsetdruckplatte, gedruckt an einer Handpresse. Die Offsetdruckplatte habe ich zunächst zu einem dreidimensionalen Raum geknickt; ähnlich einer kleinen Ecke. Das natürlich einfallende Licht brach sich durch die ‚Architektur‘ und der dadurch entstehenden Reflexion auf bestimmte Art und Weise.

Dadurch habe ich mich als Künstler ein Stück weit dem Prozess entzogen und das Licht zeichnen lassen; Lichteinfall, Lichtstärke, Architektur, Papier und Farbe sind zwar von mir bestimmt. Jedoch verliere ich bei diesem Prozess ein großes Stück meines Einflusses auf die entstehende Zeichnung. Wieder aufgeknickt, habe ich die Offsetdruckplatte entwickelt und dreifach mit demselben Blau auf ein BFK Rives übereinander gedruckt.“

 


Aron Herdrich bei der Urkundneverleihung

Aron Herdich (rechts), stolzer Gewinner des 1. Preis des Internationalen Senefelder-Preises mit Andreas Weber. Foto: Roland Walter

Persönliches Statement des Künstlers und Senefelder-Hauptpreis-Gewinner Aron Herdrich

Noch am Tag vor der Preisverleihung bekam ich von unserem Hauptpreisträger, der bis dahin nichts von seinem 1. Platz wusste, folgendes als Kommentar per E-Mail:

Die Lithografie, bzw. der Flachdruck, besitzt eine faszinierende Direktheit im Arbeitsprozess. Sprich im Umgang mit der Druckform und später im Druck. Ob das Arbeiten auf Stein oder Platten, den künstlerischen Prozess nehme ich bei mir, aber auch bei anderen Künstler*innen, als intensive Auseinandersetzung mit einem Objekt (der Druckform) wahr.

Die Direktheit im Arbeitsprozess wird dann durch den Druck nicht unbedingt aufgelöst. Er löst sich zwar von der Druckform und bekommt eine Eigenständigkeit, dennoch kann diese Direktheit verstärkt und sichtbar gemacht werden und verweist somit im fertigen Kunstwerk auf den technischen und künstlerischen Prozess.

Die Technik erscheint auf den ersten Blick vielleicht als kompliziert und kleinteilig. Darin liegt jedoch auch eine Stärke, die mir als Künstler eine Freiheit verschafft viele Entscheidungen bewusst zu treffen oder sie eben nicht zu treffen; es sind viele Stellrädchen an denen gedreht werden kann oder die sich von alleine drehen.

In meiner künstlerischen Arbeit will ich eigene Entscheidungen treffen, andere aber bewusst abgeben.

Speziell die Möglichkeit der Offsetplatten mit Licht (als raumdefinierendes und Raumgrenzen-überschreitendes Medium) zu zeichnen. Oder besser; das Licht selbst zeichnen zu lassen fasziniert mich. Lediglich fange ich es in diesem Prozess ein und kann ihm eine neue Sichtbarkeit verschaffen.

Mich begeistert es außerdem, dass der Flachdruck als technische Weiterentwicklung einen bedeutenden Einzug in unsere Gesellschaft in Form von Druckerzeugnissen im Alltag und weiteren technischen Errungenschaften bekommen hat. Daher erachte ich ebenfalls den künstlerischen Umgang mit dem Medium (und mittlerweile all seinen technischen Möglichkeiten) als wichtig und für die heutige Zeit als sehr relevant.

Und zum Stellenwert des Senefelder-Preises:

Ich freue mich sehr, dass die Senefelder Stiftung es sich zur Aufgabe macht, zeitgenössische Lithografie zu fördern.

Somit dem Medium eine Wichtigkeit und ein Alleinstellungsmerkmal als künstlerisches Medium verschafft.

Zwar haben alle Drucktechniken inhaltliche und konzeptuelle Überschneidungen und Gemeinsamkeiten. Dennoch muss auch gleichzeitig jede der Drucktechniken (und überhaupt jede Technik) ihre Relevanz für sich, bzw. von Künstler*innen verhandelt werden und im zeitlichen Kontext neu definiert werden. So eben auch der Flachdruck.

Der Senefelder Preis hilft außerdem dabei, nicht nur durch die Preisausschreibungen, sondern auch durch die Sammlung und die Stiftungs-Arbeit einen Überblick und Tendenzen sichtbar zu machen.

Ich freue mich auf morgen! Viele Grüße!“


 

Meine Damen und Herren: Die Jury war einstimmig überzeugt, einen äußerst würdigen Hauptpreisträger gewählt zu haben. Die Gründe: sehr innovative, experimentelle Arbeit, hohe künstlerische Qualität, ausgezeichneter Druck. Die Kombination von technischem Experimentiergeist sowie hoher Innovation und einzigartiger künstlerischer Kreativität gab den Ausschlag. Zudem ist das fast einfarbige, aber intensiv-blaue Farbgefüge aussergewöhnlich und zeigt, wie brillant und erlebnisreich lithografische Kunstwerke eine faszinierende und unerreichbare Wirkung erzielen.

Ich bitte um einen Riesenapplaus für den 1. Preisträger des Internationalen Senefelder-Preises 2023, Aron Herdrich aus Aschau in Bayern, am schönen Chiemsee. Und lassen sie mich vor der Urkundenüberreichung bitte noch einige Bemerkungen machen zum künstlerischen Werk unseres Hauptpreisträgers als Ganzes.

Das Gesamtwerk des Künstlers umfasst bis dato großformatige skulpturale resp. dreidimensionale Werde wie Objekte aus belichteten Offsetplatten, Druckfarbe, angebrannte Holzbalken oder auch belichtete Offsetplatten, Druckfarbe, Gips, Pigmente. Und auch digitale Kollagen kombiniert mit Flachdruck.

Dr. Birgitta Heid, Staatliche Graphische Sammlung München, betont die innovativen eigenen konzeptionellen Verfahren, die von ihm für seine Exponate entwickelt werden. Und sie hebt vor allem auf die Betrachtung eines dreidimensionalen, Vitrinen-artigen Werkes ab, das sie ausstellen konnte:

„Der Künstler hat die vorhandene Vitrinenbeleuchtung druckgraphisch ‚nachgezeichnet‘ und damit einen selbstreferentiellen Bezug zwischen Raum, Raumlicht und Druck geschaffen – das Kunstwerk hat sich durch die Choreographie selbst erzeugt. … Das konzeptuelle Werk wird für den Betrachter zum sinnlichen Raumerlebnis, und die simple Druckfarbe Blau wird in eine metaphysische Dimension transformiert.“

Soviel Schaffenskraft brachte in den letzen 10 Jahren einiges hervor: Ausstellungen quer durch Deutschland, u.a. in München, Berlin, Kassel, Leverkusen, Hamburg sowie Tokio, Shanghai, Wroclaw/Polen sowie Bratislava, Slowakei.

Nach dem Studium der Kunstpädagogik folgte das Studium der freien Kunst mit Diplom und Meisterschüler bei Prof. Pia Fries, AdBK München; dort wirkt er auch seit 2021 als Lehrbeauftragter im Bereich freie Kunst sowie als Künstlerischer Mitarbeiter.

Seit 2013 konnte er einige Preise und Stipendien erwirken:

  • Kooperation mit dem Tamarind Institut | University of New Mexico | Albuquerque, USA
  • Preis des Akademievereins | Gruppensausstellung Neubau
  • 2. Preis | III Lithographietage International — Stipendium der Jürgen Ponto-Stiftung
  • Kunstförderung | Neustart Kultur – Kunstfond Kunstförderung | BayernInnovativ
  • Und nun, im Sommer 2023, der 1. Preis der Internationalen Senefelder-Stiftung

Nochmals bitte ich um einen Riesenapplaus für Aron Herdrich, den Träger des 1. Preises des Internationalen Senefelder-Preises 2023!


 

 

Ausklang im Haus der Stadtgeschichte mit Direktor Dr. Jürgen Eichenauer und einer Vorführung in der Druckwerkstatt mit Dominik Gußmann.

 


 

Das Finale

Damit ist die Preisverleihung abgeschlossen. Verweilen Sie bitte noch bei einem Kaltgetränk mit den Preisträgern, der Jury, den Organisatoren  und den Finalisten mit ihren herausragenden Werken sowie allen Gästen.

Zum Abschluss besteht ab 19h30 die Möglichkeit in wenigen Schritten zum Haus der Stadtgeschichte in der Herrnstraße 61, 63065 Offenbach am Main, zu wechseln, wo uns Direktor Dr. Jürgen Eichenauer empfängt und uns ein Imbiss erwartet sowie eine Vorführung in der Lithographie-Druckwerkstatt.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Bleiben Sie uns gewogen! Und denken Sie darüber nach, uns im Förderverein als Mitglied weiterhin zu unterstützen. Besten Dank!

 


 

Alle Finalisten des 13. Internationalen Senefelder-Preises 2013 im Überblicksfilm

 

 

 


 

Liste der Finalisten

Liste der Nominierten u. Preisträger_ KOMM Offenbach (4.-9. September 2023)

 

 


 

Presse-Echo

 

Senefelder Preis Nachbericht Offenbach Post 13092023

Quelle: Offenbach-Post, 13. Septmevr 2023, Seite 18

 


 

 

Vorbericht Offenbach Post Markus Terharn

Vorbericht in der Offenbach Post von Markus Terharn vom 29. August 2023.

 


 

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Neues Führungsteam für die FISS Freunde und Förderer der Internationalen Senefelder Stiftung e.V. | Andreas Weber und Roland Walter einstimmig gewählt.

ENGLISH TRANSLATION BELOW

Auf seiner Mitgliederversammlung Ende Oktober 2021 hat der FISS Freunde und Förderer der ISS Internationalen Senefelder Stiftung e. V., turnusgemäß und einstimmig ein neues Vorstandsgremium gewählt. 

Martin Lange, der FISS erfolgreich als Vorsitzender durch die Gründungsphase führte, übergab im Vorfeld des 250. Geburtstags des bahnbrechenden Erfinders Alois Senefelder den Führungs-Stab an Andreas Weber. Der international renommierte Print-Kommunikations- und Druckkunst-Fachmann aus Frankfurt am Main ist mit der ISS Internationalen Senefelder Stiftung schon seit Jahrzehnten eng verbunden und hatte seit 2001 ein Mandat im Beiratsgremium und seit 2018 im Stiftungs-Vorstand. Andreas Weber gehörte 2017 wie Roland Walter zu den Gründungsmitgliedern von FISS. Der Offenbacher Unternehmer Roland Walter ist wie bisher Schatzmeister und stellvertretender Vorsitzender. Er nimmt zahlreiche weitere Ehrenämter wahr, um sich für die Belange der Druck- und Papierbranche  einzusetzen, und engagiert sich in der kommunalen Politik. Auch Roland Walter ist der ISS seit langem eng und mit Leidenschaft verbunden und hat ein Mandat im Beirat der Stiftung.

Über FISS Freunde und Förderer der Internationalen Senefelder Stiftung e.V.

Der gemeinnütziger Verein FISS wurde im Jahr 2017 aufgrund des steigernden Interesses an der Arbeit und des Wirkens der Internationalen Senefelder Stiftung mit Sitz in Offenbach am Main gegründet. Als Förderverein kann FISS den Mitgliedern ermöglichen, sich eng mit Alois Senefelder, seiner bahnbrechenden Erfindung und seiner nach wie vor hohen weltweiten Bedeutung für die Kunst des Chemischen Drucks zu verbinden und ehrenamtlich zu engagieren. — Am 6. November 2021 wurde anlässlich eines Festaktes zum 250. Geburtstags Senefelders dessen Wirken bis in die Jetzt-Zeit gewürdigt. Siehe Festrede von Prof. Dr. Gerhard Kilger: „Das Glück der Eingebung“. — Der FISS-Jahresmitgliedsbeitrag beträgt für de Einzelmitgliedschaft € 30,00, MitgliedschaftPlus € 100,00 sowie Firmenmitgliedschaft € 300,00. Mitgliedsanträge finden sich auf der ISS-Website, Sektion Förderverein.

FISS betreibt eine offene Facebook-Gruppe, bei der sich jeder Interessierte beteiligen kann. 

Kontakt

Geschäftsstelle der ISS: Dr. Volker Dorsch
Dielmannstraße 23
63065 Offenbach | Germany
Tel: 069 98340506
Mail: info@senefelderstiftung.com
Web: www.senefelderstiftung.de

 


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Change in the board of the FISS

New management team for the FISS Friends and Supporters of the International Senefelder Foundation e.V. | Andreas Weber and Roland Walter elected unanimously.

Offenbach am Main, November 6, 2021 — At its general meeting at the end of October 2021, the members of FISS Friends and Supporters of the ISS International Senefelder Foundation e. V., a new board of directors was elected by rotation and unanimously.

Martin Lange, who successfully led FISS through the founding phase as chairman, handed over the management baton to Andreas Weber as the new chairman in the run-up to the 250th birthday of the pioneering inventor Alois Senefelder. Andreas Weber as an internationally renowned print communication and the art-of-print specialist from Frankfurt am Main, Germany, has been closely associated with the ISS International Senefelder Foundation for decades and has had a mandate on the advisory board since 2001 and on the foundation board since 2018. Andreas Weber was like Martin Lange and Roland Walter one of the founding members of FISS in 2017. The Offenbach entrepreneur Roland Walter is treasurer and vice chairman as before. He also holds numerous other honorary posts to support the interests of the printing and paper industry and is involved in local politics. Roland Walter has also been closely and passionately connected to the ISS for a long time and has a mandate on the foundation’s advisory board.

About FISS friends and sponsors of the International Senefelder Foundation e.V.

FISS is recognized as a non-profit association and was founded in 2017 due to the increasing interest in the work and activities of the International Senefelder Foundation based in Offenbach am Main, Germany. As a sponsoring association, FISS can enable its members to closely connect with the spirit of Alois Senefelder, his groundbreaking invention and his worldwide importance for the art of chemical printing, and to get involved on a voluntary basis. — On November 6, 2021, on the occasion of a ceremony for the 250th birthday of Senefelder, his life and work up to the present time was honored. See the speech by Prof. Dr. Gerhard Kilger: “The luck of inspiration”. — The FISS membership fee for individual membership is € 30.00 p.a., membership plus € 100.00 and corporate membership € 300.00 p.a. Membership applications can be found on the ISS website, section ’Förderverein’.

Contact

ISS office: Dr. Volker Dorsch
Dielmannstrasse 23
63065 Offenbach | Germany
Tel: 069 98340506
Mail: info@senefelderstiftung.com
Web: http://www.senefelderstiftung.de

FISS operates an open Facebook group in which anyone interested can participate.

 


 

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Prof. Dr. Gerhard Kilger, Chairman of the International Senefelder Foundation. Photo: Andreas Weber

 

Internationaler Senefelder-Preis — SIEGEREHRUNG

Redetext von Prof. Dr. Gerhard Kilger, Vorstandsvositzender der Internationalen Senefelder Stiftung, Offenbach am Main   |  English translation below | Fotos und Videos von Andreas Weber, Franfiurt am Main

Heute begrüße ich das Festpublikum für die Siegerehrung des 12. Internationalen Senefelder-Preises. Allerdings ist in diesem Jahr das Publikum nicht in Offenbach: Durch die Pandemie müsse alle zuhause bleiben und die Zeremonie auf dem Bildschirm erleben. Die originalen Lithographien jedoch sind jetzt alle in diesem Ausstellungsraum des „Hauses für Stadtgeschichte“ in Offenbach versammelt. Hier ist es in den nächsten Wochen auch möglich, dass sie ganz real von interessierten Museumsbesuchern besichtigt werden können.

 



 

Als wir den Preis 2019 ausgelobt haben, konnten wir natürlich nicht ahnen, wie dieser Tag stattfinden würde. Deswegen war auch die Arbeit der Jury nicht einfach, sie hat aber ganz deutliche Entscheidungen getroffen. So wurden in diesem Jahr neben den drei Hauptpreisen auch zwei Sonderpreise vergeben. Gerade weil sich die Lithographie gegenwärtig in einem tiefgreifenden Wandel befindet, sind der Jury zwei Arbeiten besonders aufgefallen: Diese beiden weisen auf ganz unterschiedliche Art neben hoher künstlerischer Qualität durch ihre Technik zum Einen auf den langen Weg von der professionellen und industriell bedeutsamen Arbeitsweise hin zu den heute sehr unterschiedlichen Praktiken individueller Gestaltung, zum Anderen auf ganz neue Perspektiven zu experimentellen Formen der Lithographie.

 

Einer der Sonderpreise geht an den Lithographen Jean-Michel Machet in Paris, der mit dem bretonischen Künstler Jaques Gedan eine ganz bemerkenswerte Lithographie geschaffen hat: Bei dieser wird sowohl durch Farbgebung und kunstvolle Feinheiten als auch durch die besonders exakte Drucktechnik die hohe Meisterschaft der traditionellen Lithographie deutlich, wie sie heute weltweit kaum noch anzutreffen ist. Der Künstler hat – vielleicht unbewußt – in einer großartigen Metapher den Wandel der Lithographie in der Darstellung „Penduik auf der Reise zum Nordpol“ geschaffen: Die hohe Kenntnis des Segelns hat einen vergleichbaren Wandel durchgemacht, die alten Kapitäne und Seeleute sind verschwunden, Segelboote erfahren heute neue Anwendungen.

 

Ein weiterer Sonderpreis geht an Katarzyna Tereszkiewicz aus Polen. Sie hat eine ganz eigenwillige Arbeit geschaffen, die den Druck selbst nicht vollzieht, sondern den lithographischen Prozeß  zur künstlerischen Bearbeitung nutzt. Die Zinkplatte als Druckträger wird selbst zum Werk, die chemischen und künstlerischen Prozesse erzeugen ganz neue Farben und Formen, die in ihrer Struktur an eigenartige Malerei erinnern und die ihre eigene Ästhetik erzeugt. Hierbei wurden bekannte Techniken des Abreibens und Ätzens angewandt, die allerdings so zu ganz neuen Ergebnissen geführt hat. Dieser außergewöhnliche Eigensinn, keinen Druck, sondern das Ergebnis eines Experiments für den Wettbewerb einzureichen, hat die Jury überzeugt.

 


 

Die eigentlichen Hauptpreise sind für originale Lithographien vergeben, die alle drei nach ganz unterschiedlichen Kriterien begutachtet wurden. Natürlich stand bei allen die hohe künstlerische Qualität im Vordergrund, wichtig war für die Jury auch, dass hier Ausführungen von Lithographie sichtbar sind, die nicht bereits bekannt und vielfach angewandt wurden. Diese Kriterien anzuwenden, war tatsächlich nicht einfach, weil dafür durchaus viel mehr Preise hätten vergeben müssen als vorgegeben war. Diese Schwierigkeit läßt sich auch nachvollziehen, wenn man die Qualität in der heute eröffneten Ausstellung der 32 nominierten Kandidaten besichtigt.

Nun möchte ich aber Ihre Spannung nicht mehr überstrapazieren, wir kommen zu den drei Hauptgewinnen:

Der dritte Preis wurde an den Spanier Rafael Rodriguez Garcia vergeben, der seine Arbeiten in Belgien macht. Er hat einen Master in Fine Arts, Print Making an der Royal Academy of Fine Arts Antwerp gemacht und bereits viele internationale Preise erhalten. Die nun prämierte Arbeit mit dem Titel „Begegnung II“ ist 2019 entstanden. Rafael Rodriguez untersucht die Eigenschaften des Steins als Objekt und nicht als einfache Oberfläche, auf der ein Bild gezeichnet werden soll. Dieses entsteht bei ihm durch verschiedene Zustände, wobei die Oberfläche des Steins zwischen jedem Zustand leicht gelöscht wird. So wird die „Erinnerung“ des Steins Ausgangspunkt für den nächsten Zustand. Darüber hinaus werden Spuren und Fragmente früherer Zustände sichtbar, die er eine „Archäologie“ des Bildes nennt.

 

Die Jury hat dies besonders überzeugt: Der Künstler hat nicht einfach einen Druckträger bemalt, sondern die Eigenschaften des Steins und die der besonderen Wirkungen von Senefelders „Chemischer Steindruckerey“ als künstlerische Technik entwickelt.

Doch diese beeindruckende Arbeit wurde nach Einschätzung der Jury noch von zwei weiteren übertroffen:

Den zweiten Hauptpreis hat die Polin Magdalena Uchman erhalten. Sie ist Graphic Designerin und hat nach ihrem Diplom am Fine Arts Institut der Universität Rzesów sogar den Doktor an der Academy of Fine Arts in Cracow gemacht. Seit 2012 ist sie in der Lehre an der Universität Rzeszów tätig. Darüber hinaus hat sie seit 2006 sehr viele Ausstellungen im In- und Ausland gemacht.

 

Die sehr geheimnisvolle Arbeit aus dem Jahre 2018 verwendet das Bild im Bilde, so wie wir in deutsch das Bewußtwerden mit der Redewendung „über etwas im Bilde sein“ aussprechen. Es ist ihr „Movie“, den sie uns mit wasserfestem Marker auf „Algrafia“, der Zinkplatte vorführt. In Abreibetechnik sehen wir ihre persönliche Erscheinung als Bild von hinten. Sie schreibt uns: „Die Grafiken bestanden aus zwei Matritzen: gekörntes Aluminiumblech unter Verwendung von Lithografietinte und kombiniert mit Lithografie, die in der Technik des Nachdrucks und des wasserdichten Markers entwickelt wurde.“

Das eingereichte Blatt ist drucktechnisch von hoher Qualität, die Jury hat Magdalena Uchman mit dieser experimentellen Arbeit von hoher künstlerischen Ausdruckskraft voll überzeugt.

Nun kommen wir endlich zum hochbegehrten ersten Hauptpreis: Er geht an den Thailänder Amnat Kongwaree. Auch er ist in der Lehre tätig: Er ist Assistenzprofessor an der Silpakorn Universität in Bangkok für Graphic Arts, Faculty of Printing, Skulpture and Graphic Arts. Dort hat er auch seine Ausbildung zum B.F.A. und M.F.A. gemacht und schon seit 1995 viele Preise erhalten.

 

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Seine Arbeit ist 2019 auf Aluminiumplatten entstanden, weil dies – wie er sagt – in Thailand nicht anders möglich ist. Aber er hat die industriellen Platten mit traditioneller lithographischer Technik behandelt und dabei eine sehr beeindruckende Drucktechnik geschaffen. Bei dem eingereichten Blatt „Parasitism“ aus dem Jahre 2019 hat er zehn Platten verwendet und dadurch eine hohe Farbqualität erreicht. Die realistische Darstellung einer jungen Frau, die offensichtlich einen jungen Kukuk in der Hand hält, läßt eine geheimnisvolle Geschichte des „Parasitism“ vermuten. Das ganze Kunstwerk ist sowohl technisch als auch künstlerisch bis ins gegenständliche Detail durchgearbeitet und besticht durch seine geheimnisvolle Ausdruckskraft. Die originale Lithographie zeigt an diesem Beispiel eine in Farbe und Auflösung erstaunliche Qualität, die durch heutige Drucktechniken kaum zu erreichen ist. Es war ein ganz eindeutiges Votum der Jury, dass der Internationale Senefelder-Preis dieser Arbeit zugesprochen werden soll.

Bedauerlicherweise können die Preise nicht wie üblich persönlich überreicht werden. Doch wir hoffen alle, dass das persönliche Zusammentreffen der prämierten Lithographen in besseren Zeiten wieder möglich sein wird.

 


 

Impressionen zur Ausstellung im Haus der Stadtgeschichte zu Offenbach am Main | Virtual tour throug the exhibition in the museum Haus der Stadtgeschichte Offenbach, Germany. Photo/Video: Andreas Weber


Auf einen Blick / At a glance

#ISSAward2020 — And the winner is… We proudly present:

1. Hauptpreis / 1st main award: Amnat Kongwaree , Bangkok/Thailand

2. Hauptpreis / 2nd main award: Magdalena Uchman, Rzeszów/Polen

3. Hauptpreis / 3rd main award: Rafael Rodriguez Garcia, Antwerpen/Belgium, Spain

Special Awards:
• Jean-Michel Machet, Paris/France (Drucktechnik)
• Katarzyna Tereszkiewicz, Rzeszów/Polen (Experimentalkunst)

Gratulation an alle Teilnehmer | Congrats to all fantastic attendees.

Die Offenbach Post hat einen lesenswerten Artikel von Reinhold Gries publiziert zur Verleihung des 12. Internationalen #Senefelder-Preises der Internationale Senefelder Stiftung am 6. Dezember 2020 und der Ausstellung der Finalisten und Gewinner im Haus der Stadtgeschichte (Offenbach).

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English Translation

International Senefelder Award — LAUDATIO

By Prof. Dr. Gerhard Kilger, Chairman of the International Senefelder Foundation

Today I greet the audience for the award ceremony of the 12th International Senefelder Award. However, this year the audience is not in Offenbach: Due to the pandemic, everyone has to stay at home and experience the ceremony on screen. The original lithographs, however, are all gathered in this exhibition room of „House of City History“ in Offenbach. In the next few weeks it is also possible that interested museum visitors can view them in real life.

 


 

 


 

When we announced the award in 2019, of course, we had no idea how this day would take place. That´s why the work of jury wasn´t easy, but it made very clear decisions. So this year, in addition to the three main prizes, two spezial prizes awarded. Just because the lithography currently in profound change, the jury are two particularly noticed work: These two have very different ways in addition to high artistic quality by their technique on the one hand the long way from the professional and industrial working method to the very different practices of individual design today, on the other hand to completely new perspectives on experimental forms of lithography.

 

One of the special prizes goes to the lithographer Jean-Michel Machet in Paris, who has created a very remarkable lithograph with the Breton artist Jaques Geda: With this, the high mastery of traditional lithography is demonstrated through the coloring artistic fineness as well the particularly precise printing technique clearly as it can hardly be found anywhere in the world today. The artist – perhaps unconsciously – created the change in lithography in a great metaphor in the description „Penduit on the journey to the Northpole“: The high level of knowledge of sailing has undergone a comperable change, the old captains and seamen have dissapeard, sailboats are experienced today new applications.

 

Another special award goes to Katarzyna Tereszkiewicz from Poland. She has created a very idiosyncratic work that does not print itself, but uses the lithographic process for artistic processing. The zink plate as pressure medium becomes the work itself, the chemical and artistic processes generate completely new colors and shapes, the structure of which is reminiscent of strange painting and which creates its own aesthetic. Well-known techniques of rubbing and etching were used, which, however, led to completely new results. This extraordinary stubborness of submitting the result of an experiment for the competition, not printing, convinced the jury.

The actual main prizes awarded for original lithographs, all three of which were appraised according to very different criteria. Of course, standing on the high artistic quality in the foreground, was important for the jury also that the works of lithography are visible here are not already known and have been widely used. Applying these criteria was actually not easy, because many more prizes shoult have been awarded than were given. This difficulty can also be understood if one inspects the quality in the exhibition of the 32 nominated candidates that opened today.

Now I don’t want to overstrain your tension, we come to the three main prizes:

The third prize was awarded to the Spaniard Rafael Rodriguez Garcia, who does his work in Belgium. He has a Masters in Fine Arts, Print Making at the Royal Academy of Fine Arts Antwerp and has already received many international awards. The now award-winning work entitled „Encounter II“ was created 2019. Rafael Rodriguez Garcia investigated the properties of the stone as an object and not as simple surface, on which a picture is to be drawn. This arises in him through different states, whereby the surface of the stone is slightly erased between each state. So the „Memory“ of the stone becomes the starting point for the next state. In addition, traces and fragments of earlier states become visible, which he calls an „Archeology“ of the picture.

The Jury was particuarly impressed by this: The artist did not simply paint a print substrate, but developed the properties of the stone and the special effects of Senefelder’s „chemical stone printing“ as an artistic technique.

But according to the jury, this impressing work was surpassed by two more:

The second main prize went to Magdalena Uchman from Poland. She´s Graphic Designer and has even made the doctor at the Academy of Fine Arts in Cracow after her diploma at the Fine Arts Institude of the University Rzesów. She has been teaching at the University of Rzeszów since 2012. In addition, since 2006 she has done a lot of exhibitions at home and abroad.

 

The very mysterious work from 2018 uses the picture in the picture, just as we pronounce awareness in German with the phrase“ being in the picture about somthing“. It is her „Movy“ that she shows us with waterproof marker on „Algraphia“, the zink plate. In the rubbing technique, we see her personal appearance as a picture from behind. She writes to us: „The graphics consisted of two matrices: grained aluminium sheet using lithographic ink and combined with lithography, which is develop using the technique of reprint and waterproof marker“.

The submitted lithograph is of high printing quality, the jury fully convinced Magdalena Uchman with this experimental work of high artistic expressivness.

 


 

Now we finally come to the coveted first main prize: It goes to the Thai Amnat Kongwaree. He is also active in teaching: He is assistant professor at the Silpakorn University in Bangkok for Graphic Arts, Faculty of Printing, Sculpture and Graphic Arts. There he also did his academic degree in BFA and MFA and have received many awards since 1995.

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His work was created on aluminium plates in 2019 because –  as he says – there is no other way in Thailand. But he has treated the industrial plates with traditional lithographic techniques, creating a very impressing printing technique. He used ten plates for the lithography „Parasitism“ submitted in 2019, which resulted in high color quality. The realistic depiction of a young woman who obviously holding a young cuckoo in her hand suggests a mysterious story of „Parasitism“. The entire work of art it worked through both technically and artistically down to the tanggible detail and impresses with  its mysterious expressiveness.In this example, the original lithograph shows an amazing quality in terms of color resolution, which can hardley be achieved with today’s printing techniques. It was a very clear vote of the jury that the International Senefelder Prize should be awarded to this work.

Unefortunately, the prizes cannot be presented personally as usual. But we all hope that the personal meeting of awardees is possible in better times.

 


Epilog

The celebration of all ISS Award 2020 attendees and winners was broadcasted live via YouTube. Youn can see the movies on the Youtube Page of Haus der Statdgeschichte Offenbach. Please follow the Links:

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And there will be also a booklet available showcasing the Award and the work of the winners in german and english.

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Internationale Senefelder Stiftung prämiert herausragende Arbeiten aus aller Welt

Alois Senefelder und die nach ihm benannte Internationale Senefelder Stiftung zu Offenbach am Main (kurz: ISS) haben eine weltweite Resonanz erfahren. Aus 23 Ländern wurden 134 Bewerbungen für den einzigartigen Druck-Kunst-Wettbewerb eingesandt.

Die Einreichungen zum Senefelder-Preis 2020 erfolgten aus vielen europäischen Ländern sowie Nord- und Südamerika sowie China, Thailand und Indonesien.

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Die Jury für den Senefelder Award 2020 tagte am 7. September 2020 im Haus der Stadtgeschichte (Offenbach). Die Würdigung der Preisträger*innen wird am 6. Dezember 2020 erfolgen. Aus der Shortlist konnten aus 34 Arbeiten drei Hauptpreise für exzeptionelle künstlerische Arbeiten vergeben werden sowie zwei Sonderpreise für herausragende Druck-Kunst sowie Experimentelles.

Senefelder hat zu Beginn des 19. Jahrhunderts als Erfinder des chemischen Drucks vom Stein, der Lithografie als Flachdruckverfahren, die Entwicklung des modernen Offsetdrucks ermöglicht. Darüber hinaus finden Senefelders Entdeckungen noch heute in der Halbleitertechnik Anwendung.

Senefelder gehört neben Johannes Gutenberg zu den bedeutendsten Innovatoren der Druckbranche.


 

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Der Jury haben 2020 angehört (v.l.n.r.): Gert Kaiser, Eckhard Gehrmann, Andreas Weber, Frau Prof. R. Pape, Prof. W. Schaub (knieend), Barbara Wilhelm, Prof. Dr. Gerhard Kilger, Dr. Jürgen Eichenauer. Nicht im Bild: Dr. Stefan Soltek.

Fotos: Dr. Volker Dorsch.

 

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ISS Druckwerkstatt 2020.001

Fotos: Andreas Weber

 

„Die Kunst des Druckens vom Stein — auch chemischer Druck oder Lithographie genannt — ist die Königsdisziplin der künstlerischen Drucktechniken und ein wichtiges Weltkulturerbe. Dies nun didaktisch anschaulich und hochattraktiv in einer Druckwerkstatt in Offenbach am Main öffentlich zugänglich zu machen, ist ein echter Meilenstein.“ — Andreas Weber, Mitglied im Vorstand der Internationalen Senefelder-Stiftung, Offenbach am Main

 


 

Der Magistrat der Stadt Offenbach hat in seiner jüngsten Sitzung die Einrichtung einer Druckwerkstatt im Bernardbau beschlossen. Mit Zustimmung der Stadtverordnetenversammlung soll das Haus der Stadtgeschichte gemeinsam mit dem Klingspor Museum bis Ende 2020 die Idee einer Druckwerkstatt im Erdgeschoss des Bernardbaus verwirklichen. Hierfür stehen rund 164 Quadratmeter Fläche der früheren EVO-Kundenberatung im ehemaligen Bürgerbüro der Stadt an der Herrnstraße zur Verfügung. Die beiden Museen sollen die öffentlich zugängliche Werkstatt in Zusammenarbeit mit der Internationalen Senefelder Stiftung (ISS) betreiben.

Oberbürgermeister Dr. Felix Schwenke freut sich sehr über den Beschluss des Magistrats: „Offenbach hat eine bedeutende Druckgeschichte. Die können wir nun endlich besser für unsere Kultur und für unsere Stadt sichtbar machen. Das ist Werbung für Offenbach im besten Sinne.“

Offenbach als Inkubator

Der Steindruck, der knapp anderthalb Jahrhunderte als eine der wichtigsten Drucktechniken weltweit galt, war ab 1800 erstmals in Offenbach kommerziell genutzt worden. Im Offsetdruck wirkte das Verfahren bis zur Gegenwart nach, künstlerisch ist der Steindruck noch immer sehr bedeutend. Die Innovationsstadt Offenbach ist nach München, wo das Verfahren durch Alois Senefelder erfunden worden war, wichtigster Ort und Wiege dieser Technik. Dies beruht auch auf der berühmten Tatsache, dass die Witwe von Wolfgang Amadeus Mozart dem Offenbacher Musikhaus André damals den Notennachlass ihres Mannes verkaufte. Dessen Kompositionen wurden in der Folgezeit lithografisch vervielfältigt und verbreitet. Auf diesen Weg erlangte Mozart posthum und maßgeblich durch Offenbacher Unterstützung Berühmtheit.

Offenbach ist bis heute stolz auf diese Geschichte und darauf, ein bedeutender Standort der Druckindustrie zu sein. Tausende Offenbacherinnen und Offenbacher arbeiteten früher bei Mabeg, Roland oder „beim Faber“ (so auch ein Urgroßvater des Oberbürgermeisters), wie die Druckmaschinenfabrik Faber & Schleicher im Volksmund hieß. Nach Jahrzehnten als Weltmarktführer gemeinsam mit Heidelberger Druck ist manroland sheetfed nach zahlreichen Schrumpfungen bis heute der fünftgrößte Druckmaschinenhersteller der Welt. Die Gießerei zählt zu den letzten großen originären Industrieproduktionsstätten in der Stadt.

Im Zuge der Bedeutung Offenbachs als Druck- und Lithografiestandort wurde auch die Buch- und Schriftkunst erheblich befördert. Mit dem Klingspor Museum ist Offenbach bis heute Heimat des einzigen Schriftkunstmuseums in Deutschland. Neben der Weltfirma manroland sheetfed ist im Kontext der Druckgeschichte auch die kaum weniger bekannte historische Schriftgießerei Gebr. Klingspor zu beachten. Klingspor sorgte zwischen 1900 und 1934 (dem Todesjahr Rudolf Kochs) für eine so nur in Offenbach bezeugte Vitalisierung des Schriftschaffens im unmittelbaren Schulterschluss zur bildenden Kunst. Der Hausdruckerei verdanken sich jene exquisiten Schriftproben, in denen die Tragweite der Schriften von Otto Eckmann und Peter Behrens zum Ausdruck gebracht ist. Bis heute inspirieren diese herausragenden Drucksachen Fachleute und Interessierte weltweit zum Besuch des Klingspor Museums.

„Nimmt man hinzu, dass heute diese Schriftproben durch das neu begründete Klingspor-Institut für Schriftgestaltung digitalisiert werden und die Druckwerkstatt der Hochschule für Gestaltung ebenso aktiv ist wie es der neuen Druckwerkstatt noch bevorsteht, wird die ungebrochene Wirkkraft der Geschichte Offenbachs in diesem Themenfeld umso offenkundiger evident“, sagt Dr. Stefan Soltek, der Leiter des Klingspor Museums.

 


Impressionen zur Darbietung der Druckkunst vom Stein im Haus der Statdgeschicht zu Offenbach. Fotos: Andreas Weber

 


 

Übergreifende Gemeinschaftsinitiative führte zum Ziel

„Offenbach wird nun einmal mehr mit wenig Geld viel bewegen, und damit die Profilierung als Stadt der Druckkultur schärfen“, so Schwenke weiter. „Das ist ein Alleinstellungsmerkmal Offenbachs, das ich nutzen will. Für die Bürgerinnen und Bürger sowie für Gäste erwarte ich von der neuen Werkstatt interessante Angebote für alle Altersklassen.“

Neben der Ausstellung historischer Druckmaschinen soll vor allem die museumspädagogische Arbeit an und mit diesen Maschinen im Vordergrund stehen. Die Maschinen stammen aus einer 2015 erfolgten Schenkung der Bestände des Vereins „Grafische Werkstatt für Technik und Kunst Offenbach am Main e. V.“ an die Stadt. Grundlage des geplanten Angebots ist das Konzeptpapier „Offenbach am Main. Eine Stadt der Druckkultur“, welches der Leiter des Klingspor Museums, Dr. Stefan Soltek, im Sommer 2019 im Namen des Forums Kultur vorgelegt hatte. Es stieß auf großen Zuspruch seitens der Politik und der Internationalen Senefelder-Stiftung.

Die Kosten für die Einrichtung der Druckwerkstatt belaufen sich auf einmalig rund 62.410 Euro. Dieses Geld steht für Laborbecken und Installation, Werkstatteinrichtung, Werkzeuge, Werkstattmöbel, Werkstattleitungsbüro, Transporte und Dienstleistungen zur Verfügung. Das Geld stammt aus übrig gebliebenen Haushaltsmitteln des Jahres 2019. Die jährlichen Betriebskosten werden auf 10.000 Euro beziffert – die Hälfte dieser Ausgaben soll durch Einnahmen aus Eintrittsgeldern für die Werkstatt refinanziert werden. Weiterhin ist eine halbe Stelle als Werkstattleitung vorgesehen. Die Aufwendungen für diese Person betragen jährlich rund 24.000 Euro und sind im städtischen Stellenplan ab 2021 eingeplant. Für das Jahr 2020 übernimmt die Dr. Marschner-Stiftung die anfallenden Personalkosten.

Die Werkstattleitung wird in Zusammenarbeit mit den Museen und der Internationalen Senefelder-Stiftung ein Programm konzipieren. Schwenke dankt sowohl der ISS als auch der Dr. Marschner-Stiftung für ihre Unterstützung: „Diese Zusammenarbeit beweist einmal mehr, dass wir in Offenbach trotz begrenzter Ressourcen mit vereinten Kräften einiges auf die Beine stellen können und wir auf diese Weise unsere Stadt immer auch ein Stück lebens- und liebenswerter machen.“

 


 

Veranstaltungstipp

Wer nicht bis zum Jahresende 2020 warten will, hat am 15. März 2020 die Gelegenheit, mit der Kunst des Druckens vom Stein hautnah in Berührung zu kommen. Gemeinsam mit dem BBK veranstaltet die Internationale Senefelder-Stiftung am 15. März 2020, dem Tag der Druckkunst, an verschiedenen Standorten in Offenbach am Main künstlerische Vorführungen. Weitere Informationen

 

ISS about us 2019 Update.002

 


 

ThinkPaper TagDerDruckkunst 15032019.001

 

Von Prof. Dr. Gerhard Kilger, Vorstandsvorsitzender der Internationalen Senefelder-Stiftung

#Think!Paper — Edition 2, Vol. 4

 


Von einigen noch unbemerkt — vor allem in der Print- und Verlagsbranche — aber von vielen engagierten kreative Köpfen getragen, wurde am 15. März 2019 in über 200 Einrichtungen deutschlandweit der ›Tag der Druckkunst‹ begangen. Die Internationale Senefelder Stiftung mit Sitz in Offenbach am Main hatte zu einem besonderen Event eingeladen: Im Druck-Studio der Stiftung führte Prof. Dr. Kilger praktisch vor, wie man künstlerisch mit Steindruck umgehen kann. Über 100 Gäste zeigten sich begeistert. Im nachfolgenden Beitrag, erstmals publiziert als Leitartikel in der Zeitschrift ›kultur politik‹, Ausgabe 1/2019 ›Kulturerbe Druckkunst‹ des BBK Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler e. V., Berlin, erläutert Gerhard Kilger, welchen Wert Druckkunst gestern, heute und morgen darstellt. Und welchen Nutzen Drucktechnik stiftet. Aus meiner Sicht eine Pflichtlektüre für alle, die sich kreativ, künstlerisch und technisch mit Print beschäftigen. — Andreas Weber


»Wer in der Drucktechnik lediglich den Wert der Vervielfältigung sieht, hat die eigentlichen Potentiale nicht wahrgenommen.«

 

Es war im vergangenen Jahr 2018 ein großer Erfolg: Künstlerische Drucktechniken des Hochdrucks, Tiefdrucks, Flachdrucks, Durchdrucks und deren Mischformen sind von der Deutschen UNESCO-Kommission in das bundesweite Verzeichnis ›Immaterielles Kulturerbe‹ aufgenommen worden. 

Damit sind die von Generationen über Jahrhunderte überlieferten Techniken nicht nur zu bewahren, sondern auch für zukünftige Generationen zu erhalten. Es war sehr klug, dass die UNESCO – erst seit wenigen Jahren – nicht nur materielles Kulturerbe, sondern kulturelle Formen gelebter Praxis vor dem Vergessen schützen möchte. Denn »Das Wesen der Dinge liegt in ihrem Gebrauch« – um diese wichtige Sichtweise des Philosophen Ludwig Wittgenstein auszudrücken und anzuwenden. 

In der Begründung der Auszeichnung durch die Kommission heißt es deswegen: »Gedruckte Text- und Bildmedien sind fester Bestandteil der europäischen Kultur und Wissenschaftsgesellschaft. Künstler nehmen sich den traditionellen Drucktechniken kreativ an und entwickeln diese weiter (…)«. Gut bekannt sind Johannes Gutenberg und Albrecht Dürer, die am Anfang der damals innovativen Drucktechniken vor über 500 Jahren stehen, ebenso bekannt ist der damalige Einfluss der erstmaligen Vervielfältigung der Bibel auf die Reformation und neuzeitliche Entwicklungen. 

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Drucktechniken für Bildung und Demokratie 

Weniger bekannt ist allerdings das seitdem hoch entwickelte Niveau handwerklicher Praxis, das für die Qualität von Druckerzeugnissen in hohen Auflagen bestimmend war. Das galt nicht nur für Texte, sondern vor allem für Abbildungen, die bis Ende des 18. Jahrhunderts fast ausschließlich durch Holzschnitt, Holz- oder Kupferstich möglich waren. Weniger bekannt ist auch, dass im 19. Jahrhundert durch die Erfindung von Alois Senefelder die Lithographie als Flachdruck die Industrialisierung des Bilderdrucks möglich machte. Neben Bildung und bunter Vielfalt im öffentlichen Raum wären die gesellschaftlichen Entwicklungen zu Demokratie und Sozialstaat nicht denkbar gewesen. Später kamen neuere Verfahren wie Lichtdruck, Durchdruck und Siebdruck dazu. 

Photolithographische Techniken und Flachdruck auf Metallplatten führten im 20. Jahrhundert zum heutigen Offsetdruck, der spätestens seit den 1990er Jahren durch ganz unterschiedliche digitale Techniken ergänzt oder abgelöst wurde. Hinter all diesen professionellen Techniken standen Berufsbilder, für die hohes fachliches Wissen erforderlich war, sowie Menschenschicksale, auf deren Biographien technische Umwälzungen oft dramatischen Einfluss hatten. Heute sind traditionelle Kenntnisse der Drucktechnik industriell nicht mehr anwendbar. 

Allerdings enthält die Auszeichnungsbegründung durch die Kommission eine wichtige Feststellung: »Künstler nehmen sich den traditionellen Drucktechniken kreativ an und entwickeln diese weiter«. Eine solche Feststellung kommt bei allen anderen Auszeichnungen immateriellen Erbes nicht zu Wort. Im Gegenteil: Während fast alle Kulturgüter mit dem Wegfall ihrer eigentlichen Funktion meist leblos in Museen konserviert oder in laienhafter Liebhaberei künstlich als Folklore entfremdet werden, erleben die traditionellen Drucktechniken in den Künstler-Werkstätten einen lebendigen Umgang und eine kreative Weiterentwicklung auf vielerorts ganz unterschiedliche Art und Weise. 

Natürlich sind das ursprüngliche Fachwissen und die industrielle Berufserfahrung von professionellen Drucktechniken bei heutigen und zukünftigen Künstlerinnen und Künstlern nicht mehr zu erreichen – deren praktische Kenntnisse entsprechen eher denen von versierten Sportseglern, die heute auch keinen historischen Viermaster steuern könnten – aber sie haben hohe Kenntnis von diesen Techniken, obwohl ihr beruflicher Alltag ganz andere Absichten und Gewohnheiten verfolgt, als dies traditionell nötig war. 


Impressionen vom Tag der Druckkunst im Druck-Studio der Internationalen Senefelder Stiftung in Offenbach am Main. Fotos/Video: Andreas Weber

 


Von Hand geschaffene Originale 

Warum haben sich viele Künstlerinnen und Künstler diese aufwändigen Praktiken und das Wissen erworben, und welcher Wert wird darin von diesen gesehen? Worin unterscheidet sich ein von Künstlerhand gedrucktes Erzeugnis von üblichen Druckerzeugnissen? Welche Bedeutung haben zukünftig die traditionellen Drucktechniken für Kunst und Kultur? 

In der Bildenden Kunst gilt, was ebenso für Musiker ganz offensichtlich ist: Jedes Instrument hat seinen Klang, seine unverwechselbare Ausdrucksform. Gerade Drucktechniken haben ihre werkspezifischen Charaktere, die mit anderen Techniken nicht zu schaffen sind. Zudem können durch Variation und Experiment bei Drucktechniken unzählige »Klänge« erzeugt werden, die für neue Kompositionen beste Voraussetzungen bieten. Ebenso wie mit Klängen kann unbegrenztes und überraschendes Neuland durch Experimente gefunden werden. 

Wer in der Drucktechnik lediglich den Wert der Vervielfältigung sieht, hat die eigentlichen Potentiale von Radierung, Holzschnitt, Lithographie, Siebdruck und allen Mischformen nicht wahrgenommen. Längst hat ein künstlerischer Druck nicht mehr den Wert in hoher Auflage, jeder Abzug hat heute die Qualität eines von Hand geschaffenen Originals. Meist machen deswegen Künstlerinnen und Künstler keine hohen Auflagen, sondern beschäftigen sich lieber mit dem Schaffensprozess des Druckträgers als mit dem – demgegenüber monotonen – Drucken einer hohen Auflage. 

 

 

Lebendige Weiterentwicklung überlieferter Kenntnisse 

Natürlich sind auch dafür sowohl die Einrichtung und der Betrieb einer historischen Werkstatt, als auch eine hohe Kenntnis von Material und Prozess notwendig. Diese ist heute sogar noch anspruchsvoller als damals, weil nun die Vollzüge ganzheitlich angelegt werden müssen: Gab es früher noch die Arbeitsteilung von Druckvorlagenherstellung, Andruck und Fortdruck, so muss man dies heute selbst beherrschen; wurden früher die Materialien aus dem Handel bezogen, so gilt es nun, nach alten Rezepten oder aus fernen Landen das notwendige Material zu beschaffen oder sogar selbst zu schaffen. Weil darüber hinaus in früheren Zünften die beruflichen Kenntnisse überwiegend als Geheimwissen betrachtet wurden, wurden schon seit Jahren die letzten Profis von künstlerischen Fachleuten noch zu Lebzeiten ausgefragt oder es mussten bestimmte Techniken durch Experimente neu entdeckt werden. 

Heute kann man das Kulturerbe der Drucktechniken in den Händen von Künstlerinnen und Künstlern als qualitativ hohe Praxis bezeichnen, welche die historischen Techniken zwar nicht identisch reproduzieren, jedoch als lebendige Weiterentwicklung aus den überlieferten Kenntnissen alte und neue Formen der Drucktechniken lebendig werden lassen. 

Aufgaben der Museen 

Auch in einigen wenigen Museen leben diese handwerklichen Techniken weiter. Vor allem dort, wo nicht nur nach sammlungsorientierten Konzeptionen museale Gegenstände in Vitrinen präsentiert werden, sondern Kontexte für zugehörige Arbeitsvollzüge und Lebensgewohnheiten geschaffen werden. Auch dort werden Vorführungen oft von Künstlerinnen oder Künstlern gemacht, weil es für die Museen nicht einfach ist, das zugehörige Personal dafür zu schulen. Langfristig wird es für die Museen zur Aufgabe, das Immaterielle Kulturerbe neben dem Aufbau und der Pflege von Sammlungen zu bewahren. 

Dabei werden sie sowohl das Weiterleben der experimentellen Drucktechniken dokumentieren als auch die besten Ergebnisse künstlerischer Arbeiten in ihre Sammlungen übernehmen. Hier ist auch einer der Gründe dafür ersichtlich, warum die Beantragung der Anerkennung der künstlerischen Drucktechniken als Immaterielles Kulturerbe gemeinsam vom BBK-Bundesverband und dem Museum für Druckkunst Leipzig erfolgt ist. 

Nachdem es für die künstlerischen Drucktechniken in den letzten Jahren sowohl durch meist ungenügende Wertschätzung bei Ausbildungsgängen in den Hochschulen als auch bei der Haltung von Kuratoren, Sammlern und Händlern manche Enttäuschung gab und darüber hinaus die künstlerische Auseinandersetzung mit digitalen Medien die Sicht auf »alte Techniken« verstellt hat, ist nun zu erwarten, dass die Wahrnehmung für den echten Stellenwert dieser Kunstform wieder zunimmt. 

 


 

Zur Person

 

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Prof. Dr. Gerhard Kilger ist Museums-Fachmann, Physiker, freier Künstler und Dozent für Lithographie. Er war Gründungsdirektor der »DASA – Arbeitswelt Ausstellung« in Dortmund und ist Vorstandsvorsitzender der Internationalen Senefelder Stiftung mit Sitz in Offenbach am Main. http://www.senefelderstiftung.de 


Zur Internationalen Senefelder Stiftung

»Die ISS macht durch die Verbindung von Tradition und Moderne den Wert von Print als unverzichtbarer Kulturtechnik anschaulich. Und zeigt auf, wie sich die kreative Techniknutzung durch künstlerisches Schaffen im Digitalzeitalter verankern lässt.« 

Zur Erinnerung: Der Erfinder Alois Senefelder hat um das Jahr 1800 mit dem chemischen Druck vom Stein und von Metallplatten die Print-Branche in ein neues Zeitalter geführt. Noch heute profitieren wir davon, nicht nur bei der Drucktechnik, sondern sogar in der Halbleiter-Technologie. Zugleich wurde der Steindruck zum einzigartigen künstlerischen Medium mit anhaltend weltweiter Bedeutung.

Die ISS verfügt über einen hochkarätig besetzten Beirat (Vorsitz: Gert Kaiser) und seit 1. Januar 2019 über ein neues Vorstandsteam mit Prof. Dr. Gerhard Kilger (Vorsitz), Dr. Volker Dorsch (stv. Vorsitz), Hans-Jörg André, Eckhard Gehrmann, Andreas Weber und Dr. Ralph Philipp Ziegler.

Die ›Freunde und Förderer der Internationalen Senefelder Stiftung e.V.‹ (FISS) sind mit Wirkung vom 7. November 2017 ein im Vereinsregister eingetragener, gemeinnütziger Verein (VR 5784). 

Somit bestehen für Einzelpersonen wie auch für Firmen individuelle Möglichkeiten zur Mitgliedschaft und Förderung der Internationalen Senefelder Stiftung.

Kontakt:

Dr. Volker Dorsch, Mitglied im Vorstand und Leiter der ISS- und FISS-Geschäftsstelle im Bernardbau
Herrnstr. 61 | 63065 Offenbach am Main

T: 069-98340506
F: 069-98340507
W:www.senefelderstiftung.de
E: info@senefelderstiftung.com

 

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OF ISS Festabend am 06120218.001

Text, Fotos und Bildcollage: Andreas Weber.

Ein gelungener Senefelder-Festabend im Haus der Stadtgeschichte Offenbach am Main am Tag der Lithographie, dem 6. Dezember 2018. Die große Halle war gut gefüllt, das Publikum durchaus international. Offenbachs Oberbürgermeister Dr. Felix Schwenke betonte in seinem engagierten Grusswort die Verbundenheit der Stadt mit Senefelder und der Internationalen Senefelder Stiftung (ISS). Senefelders Lebensleistung sei durchaus vergleichbar mit der eines Industriepioniers wie Carl Benz. 

Der Stiftungs-Vorsitzende Prof. Dr. Gerhard Kilger betonte: „Es sind genau 200 Jahre her, dass Aloys Senefelder sein Lehrbuch zur ‚chemischen Druckerey‘ veröffentlicht hat. Fast 25 Jahre hatte er sich seit seiner Entdeckung Zeit gelassen, doch es war ihm wichtig, dass diese großartige Erfindung nicht in ihrem experimentellen Kinderschuhen, sondern als professionelle Drucktechnik in ihre Zukunft entlassen wird. Tatsächlich war in dieser Zeit seine Technik schon in vielen Druckereien der ganzen Welt wirtschaftlich erfolgreich. Alois Senefelder hatte in München durch viele Experimente den Flachdruck auf Stein entdeckt, in Offenbach hat er bei dem Musikverleger André seine erste professionelle Druckerei gegründet. Von dort aus begann der wirtschaftliche Erfolg durch die vielen Möglichkeiten des Flachdrucks. Man kann heute mit Recht behaupten, dass durch den Flachdruck bis heute Bilder, Graphik und farbige Vielfalt in das Leben einzog.“

Zugleich erinnerte Prof. Dr. Kilger an die Verdienste des Kunsthistorikers, Lithgraphie-Experten und Senefelder-Biografen Prof. Wilhelm Weber, der — 1918 geboren, 1999 verstorben — seit Gründung der Stiftung über eine Generation hinweg dem Stiftungs-Beirat vorstand. „Noch heute sind die Buchpublikationen von Prof. Weber die Standardwerke, um die hohe Bedeutung von Senefelder und der Lithographie für Kunst und Künstler rund um den Globus anschaulich zu machen.“ 

Andreas Weber, ebenfalls seit über 15 Jahren in der ISS engagiert, dankte im Namen seiner Familie, dass die Stiftung das Wirken und Werken seines Vaters in Ehren hält; und zitierte aus einer Notiz seines Vaters, die er im Nachlass fand: „Die Internationale Senefelder Stiftung hat dem genialen Erfinder der Lithographie nicht nur dauerhaft ein Denkmal gesetzt, sondern hält das Ergebnis seines Schaffens am Leben, um uns allen immer wieder Impulse und Anregungen zu verleihen. Kunst und Künstler sowie Technologie gehen dabei ein besondere Symbiose ein, getragen von unerschöpflicher Kreativität.“

In einer wissenschaftlich fundierten Analyse gab Museumsleiter Dr. Jürgen Eichenauer Einblick in die spannende und nicht immer geradlinig verlaufende Lebensgeschichte von Senefelder und seiner Geschäftsfreundschaft mit der Musikverleger-Familie Andrè, die aber die Welt verändern sollte. Dr. Harry Neß vom Internationalen Arbeitskreis Druck- und Mediengeschichte ließ in seiner Lesung aus dem Lehrbuch Senefelders ein wunderbares Stimmungsbild entstehen, dass detailreich den Antrieb und die Erfahrungen des genialen Erfinders nahe brachte. —aw

 

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Selbstbildnis von Prof. Wilhelm Weber während seines Malereistudiums in Dresden, 1943.

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Foto via UNESCO: Museum für Druckkunst, Leipzig.

Von Andreas Weber (Redaktion)

 

HURRAY! — We are pleased to inform you that the “Artistic Printing Techniques of Letterpress, Gravure/Intaglio, Offset/Lithography, Screen Printing and Their Mixed Forms” were included in the Nationwide List of Intangible Cultural Heritage in March 2018 by resolution of the German UNESCO Commission.

The enthusiasm of lithographers for lithography, which was felt at the international Colloquium in Offenbach in December 2017, has now been confirmed by the UNESCO Commission.

 

Es ist eine herausragende Anerkennung und Bestätigung für die Relevanz von Druck-Kunst: Die „Künstlerischen Drucktechniken des Hochdrucks, Tiefdrucks, Flachdrucks, Durchdrucks (Siebdruck) und deren Mischformen“ sind mit Beschluss der Deutschen UNESCO-Kommission im März 2018 in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen worden. Damit wurde die gemeinsame Bewerbungsinitiative des Museums für Druckkunst Leipzig und des Bundesverbandes Bildender Künstlerinnen und Künstler nun von Erfolg gezeichnet.

Durch die Anerkennung wird das Bewusstsein für die künstlerischen Drucktechniken als immaterielles Kulturerbe gestärkt und in die breite Öffentlichkeit getragen. Das Drucken hat als international ausgeübtes Handwerk eine über 500 Jahre alte Tradition. Industrielle Produktion und technologischer Fortschritt führen jedoch dazu, dass das Wissen über und das Ausüben von historischen Handwerkstechniken im Druckwesen verdrängt werden.

Insofern bedeutet die Aufnahme der Druck-Kunst ins UNESCO-Verzeichnis für die Druckbranche einen wichtigen, alles überragenden Schritt!

 


Infobox:

Immaterielles Kulturerbe

Im Bundesweiten Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes befinden sich derzeit 72 Kulturformen und sieben Programme im Register Guter Praxisbeispiele. Das Verzeichnis soll von Jahr zu Jahr wachsen und die Vielfalt kultureller Ausdrucksformen in und aus Deutschland sichtbar machen.

Im Dezember 2017 wurde die deutsche Nominierung, “Orgelbau und Orgelmusik”, in die Repräsentative Liste aufgenommen. Bereits 2016 hat der Zwischenstaatliche Ausschuss der Konvention die erste deutsche UNESCO-Eintragung „Idee und Praxis der Organisation von gemeinsamen Interessen in Genossenschaften“ sowie den mit deutscher Beteiligung erweiterten multinationalen Eintrag “Falknerei” anerkannt.

Formen Immateriellen Kulturerbes (nicht zu verwechseln mit dem UNESCO-Welterbe) sind entscheidend von menschlichem Wissen und Können getragen. Sie sind Ausdruck von Kreativität und Erfindergeist, vermitteln Identität und Kontinuität. Sie werden von Generation zu Generation weitergegeben und fortwährend neu gestaltet. Zu den Ausdrucksformen gehören etwa Tanz, Theater, Musik und mündliche Überlieferungen wie auch Bräuche, Feste und Handwerkskünste. Als Kulturtalente stellt die DUK ausgewählte Träger des Immateriellen Kulturerbes vor.

Damit das weltweit vorhandene traditionelle Wissen und Können erhalten bleibt, hat die UNESCO 2003 das Übereinkommen zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes verabschiedet. Mehr als 170 Staaten sind inzwischen der völkerrechtlich verbindlichen Konvention, die 2006 in Kraft trat, beigetreten. Die drei Listen des immateriellen Kulturerbes veranschaulichen die Vielfalt lebendiger kultureller Ausdrucksformen aus allen Weltregionen.

Video mit ausgewählten kulturellen Ausdrucksformen der Repräsentativen Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit: Immaterielles Kulturerbe – Wissen. Können. Weitergeben


 

Der Eintrag im Wortlaut:

Künstlerische Drucktechniken des Hochdrucks, Tiefdrucks, Flachdrucks, Durchdrucks und deren Mischformen

(Aufnahmejahr: 2018)

 

Traditionelle künstlerische Drucktechniken werden in Deutschland und Europa heute vor allem von bildenden Künstler/innen gepflegt. Von den 60.000 bei der Künstlersozialkasse gemeldeten Künstlern/innen in Deutschland waren auf Basis einer Umfrage des Bundesverbands Bildender Künstlerinnen und Künstler (BBK) im Jahr 2014 rund 20.000 druckgrafisch tätig.

Viele von ihnen besitzen Druckmaschinen, mit denen sie nicht nur eigene druckgrafische Werke anfertigen, sondern auch Technik und Wissen in Form von Workshops, Symposien, Kursen und Weiterbildungen vermitteln, oft in Kooperation mit Museen, Vereinen, Schulen, Kunst- und Fachhochschulen, Volkshochschulen und Druckwerkstätten.

Zusätzlich sind es vor allem Kunsterzieher/innen sowie Museumspädagogen/innen, die an den genannten Institutionen die Drucktechniken erhalten, pflegen, weitergeben und vermitteln. In Deutschland fördern die Verbände des BBK die Druckgrafik durch Einrichten von Druckwerkstätten, Organisation von Drucksymposien und Ausstellungen.

 


Fotos via UNESCO: Museum für Druckkunst, Leipzig.


 

Kurzer Blick zurück nach vorne

Gedruckte Text- und Bildmedien sind seit mehr als 500 Jahren Teil der europäischen Kultur und Wissensgesellschaft. In Deutschland stehen Johannes Gutenberg und Albrecht Dürer stellvertretend für die Anfänge dieser Innovation. Gutenbergs Entwicklung der beweglichen Letter um 1450 begründete den Hochdruck und führte dazu, dass Wissen nun von Einzelnen an viele Menschen weitergegeben werden konnte. Seit 1500 bis Ende des 18. Jahrhunderts waren der Kupfertiefdruck und der Hochdruck die einzigen Medien für bildliche Darstellungen.

Ab 1800 kamen der Steindruck und ab 1850 der Lichtdruck als neue Flachdruckverfahren hinzu, mit denen auch mehrfarbige Reproduktionen möglich wurden. Um 1900 kam das Durchdruckverfahren des Siebdrucks mit seitenrichtiger Vorlage auf. Alle anderen Verfahren basieren auf einer manuell hergestellten, seitenverkehrten Druckvorlage. Mitte des 19. Jahrhunderts erfolgte unter Beibehaltung der Grundprinzipien der Übergang von der Handwerkstechnik zum industriellen Druck.

Die Handpressen wurden von den Druckmaschinen verdrängt. Die Künstlergruppe “Die Brücke” um 1910 oder die Collagenkunst des “Dada” um 1920 sind zweifellos Höhepunkt der künstlerischen Auseinandersetzung mit Drucktechniken. Damit konnte erstmals eine Demokratisierung der Kunst einsetzen, denn durch die Auflagen sank der Preis und der Kundenkreis für Kunst wurde größer. Mit der Einführung des Offsetdrucks und des Fotosatzes in den 1960er Jahren sowie der Umstellung von der manuellen auf die computerbasierte Herstellung von Druckvorlagen in den 1990er Jahren kam es zu einer endgültigen Trennung zwischen manuell-künstlerischen und rein industriell gefertigten Drucksachen.

Die Museen für Drucktechnik und -kunst in Deutschland und Europa, stellvertretend seien das Druckkunst-Museum in Leipzig, das Gutenberg-Museum in Mainz, das Museum der Arbeit in Hamburg, das Deutsche Zeitungsmuseum in Wadgassen sowie das Plantin-Moretus-Museum in Antwerpen (Belgien), das Niederländische Steindruckmuseum in Valkenswaard, das Musée de l`imprimerie in Lyon (Frankreich) und die Tipoteca Italiana in Cornuda bei Treviso (Italien) genannt, bieten die Möglichkeit, sich aktiv mit Drucktechnik zu beschäftigen und haben einen besonderen Fokus auf Kinder, Jugendliche und Studierende.

Die Museen arbeiten seit Jahren in Projekten zusammen und sind über Branchenverbände auch international miteinander verbunden und tauschen sich regelmäßig fachlich auf Tagungen aus. An Universitäten wird die Geschichte der Druckgrafik wissenschaftlich erforscht und an die Studierenden weitergegeben. Volkshochschulen vermitteln die Techniken und ermöglichen ihre Anwendung einer breiten Schicht der Bevölkerung. An Kunsthochschulen werden vertiefende Kenntnisse und ein kreativer Umgang mit Drucktechniken unter Einbezug moderner Technik vermittelt, wodurch auch zukünftig ihre professionelle Anwendung gesichert wird.

Seit mehr als zwei Jahrzehnten hat in Deutschland die Zahl der Druckgrafik-Symposien, Ausstellungen, Lehrveranstaltungen und Workshops wieder deutlich zugenommen.

[Hinweis: Im Dezember 2017 verzeichnete das Kolloquium “Saxa Loquuntur: Quo Vadis” der Internationalen Senefelder-Stftung an der HfG in Offenbach am Main einen sensationellen internationalen Zulauf, gerade auch von vielen Jüngeren Druck-Künstlern.]

Die in den Drucktechniken Aktiven beziehen stetig Weiterentwicklungen in ihre Arbeit ein. Als Beispiel sei die künstlerische Typografie genannt, wo aktuell eine Vermischung von Text und Bild stattfindet. Auch durch die Mischung von Medien und Techniken, etwa Digitaldruck und Hoch-/Buchdruck, werden neue Spielarten und Ausdrucksmöglichkeiten erzeugt. Druckwerke werden heute oftmals am Computer geplant, erprobt und erstellt. Teils werden sie als Digitaldruck hergestellt oder dienen als Vorlagen für später in künstlerischer Handarbeit gefertigte Werke.

 


Für weitere Informationen stehen Ihnen zur Verfügung:

Dr. Susanne Richter, Direktorin des Museums für Druckkunst Leipzig, info@druckkunst-museum.de , Tel. 0341/231620

Andrea Gysi, Geschäftsführerin des Bundesverbandes Bildender Künstlerinnen und Künstler, info@bbk-bundesverband.de, Geschäftsstelle Berlin, Tel. 030/2640970


Bei Fragen speziell zur Lithografie freut sich die Internationale Senefelder Stiftung in Offenbach am Main weiterhelfen zu können.

Kontakt: 

Dr. Volker Dorsch
Dielmannstraße 23
63069 Offenbach am Main
Telefon: 069-98340506
Fax:        069-98340507
Email:     info@senefelderstiftung.com
Web:       www.senefelderstiftung.de

 

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Martin Lange ISS.001

 

Laudatio von Andreas Weber, Mitglied im Stiftungsbeirat der Internationalen Senefelder Stiftung, Offenbach

Die grafische Industrie und mit ihr die Druck-Kunst bilden das Fundament für seine reichhaltigen, vom Erfolg getragenen Aktivitäten. Nach dem Ingenieurstudium startete der gelernte Druckfachmann Martin Lange 1969 seine Laufbahn als Projektingenieur bei Faber & Schleicher, einem damals fast 100-jährigen Unternehmen, das 1871 von Louis Faber und Adolf Schleicher mit Sitz in Offenbach am Main als „Associationsgeschäft zur Produktion von lithografischen Schnellpressen“ gegründet worden war.

Die Zeichen standen von Anfang an auf Innovation: Bereits 1888 wurde die erste eigene Gießerei errichtet. Die Gießerei arbeitete mit Kupolöfen zur eigenen Herstellung von gusseisernen Maschinenteilen. Im Jahr 1911 baute das Unternehmen die weltweit erste Roland-Bogenoffsetrotationsdruckmaschine und erhielt auf der Weltausstellung in Turin eine Goldmedaille.

Einen deutlichen Schub bekam das Unternehmen 1979: Nach der Fusion mit dem Druckmaschinenbereich der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg, MAN AG wurde die Tradition der Fertigung von Druckmaschinen ab 1979 unter dem Namen MAN Roland Druckmaschinen AG weitergeführt.

Übrigens: Der Name der ersten Faber & Schleicher-Steindruck-Schnellpresse, mit der man 1871 an den Start ging, war Albatros; benannt nach einer Vogelart mit der 3,5 Meter messenden größten Spannweite, der sich in der Luft wie auch im Wasser und an Land souverän bewegt. Albatros steht aber auch in der Symbolik für Wesentliches: Der Albatros zählt in der Traumdeutung eindeutig zu den Glückszeichen, verbunden mit Hoffnung, Freiheitswunsch und guten Nachrichten.

Dies scheint bei Martin Lange Einfluss und Gleichsinn gefunden zu haben. Seine engagierten Tätigkeiten wurden zu Glücksmomenten nicht nur für MAN Roland AG, sondern für die Druckereizunft insgesamt. Denn in seinen verschiedensten Positionen war es ihm möglich, gute Nachrichten in alle Welt zu tragen. Etwa über die MAN Ferrostaal AG, für die er das Rollengeschäft in Asien, Australien und Südamerika aufbaute. Oder aber als Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Eurografica GmbH, München, in dem er zusammen mit Architekten und Fachingenieuren Konzepte für den Bau von Druckereianlagen entwickelte und somit Referenzen im deutschen Exportmarkt schaffen konnte.

In einer Würdigung vom Dezember 2006 (also kurz nach seinem 60. Geburtstag) heißt es zu Martin Lange: „Martin Lange, Geschäftsführer der VOTRA S.A. Lausanne und Direktor Strategische Allianzen bei MAN Roland, beendet Ende des Jahres nach 40 Berufsjahren in der grafischen Industrie seinen aktiven Dienst. Er übernimmt neue Aufgaben als selbstständiger Industrieberater in der Druck-, Medien- und Verpackungsbranche.

(…)

1987 wurde Lange zum Generalbevollmächtigten Direktor zu MAN Roland nach Offenbach berufen. Hier übernahm er als Vorstand von 1988 bis 1999 die Verantwortung für das Ressort Marketing, Vertrieb und Service für die beiden Geschäftsbereiche Bogen- und Rollenmaschinen. Mit dem Auftrag des Aufsichtsrats übernahm Lange 1999 eine neue Aufgabe: den Aufbau eines eigenen Handels- und Dienstleistungsgeschäfts. Hieraus entstand in den letzten Jahren der erfolgreiche MAN Roland Geschäftsbereich printcom.

Martin Lange war darüber hinaus stark im Segment Verpackungsdruck von MAN Roland und in der PrintCity engagiert. Auf der Basis des PrintCity-Projekts übernahm Lange im weiteren Verlauf die Funktion Strategische Allianzen für MAN Roland, weil für Groß- und Industriekunden der Workflow-übergreifende Systemansatz immer wichtiger wird. ‚Speziell in den 1990-er Jahren hat Martin Lange die Geschicke in Marketing, Vertrieb und Service für unser Bogen- und Rollengeschäft entscheidend mit geprägt’, so Prof. Gerd Finkbeiner, Vorstandsvorsitzender von MAN Roland, anlässlich der Feier zu Martin Langes 60. Geburtstag im Oktober 2006.“

Soweit die Würdigung aus dem Jahr 2006. — Noch heute ist Martin Lange verdienstvoll tätig, mit ungebrochenem Engagement für die Wirtschaft, die Menschen aus der Druckbranche, für die Stadt Offenbach und darüber hinaus. Die Epple Druckfarben AG, Augsburg, bezeichnete ihn jüngst als ‚gern gesehenen Gast auf dem PraxisDialog‘ und als profunden Praxiskenner im Aufsichtsrat der Firma.

All dies ist wichtig zu wissen, weil es den Kontext herstellt, Verständnis dafür schafft, welch hohe Bedeutung die jahrzehntelange Erfahrung als Top-Manager Martin Lange in die Internationale Senefelder Stiftung (ISS) einbringen konnte und kann.