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Foto via UNESCO: Museum für Druckkunst, Leipzig.

Von Andreas Weber (Redaktion)

 

HURRAY! — We are pleased to inform you that the “Artistic Printing Techniques of Letterpress, Gravure/Intaglio, Offset/Lithography, Screen Printing and Their Mixed Forms” were included in the Nationwide List of Intangible Cultural Heritage in March 2018 by resolution of the German UNESCO Commission.

The enthusiasm of lithographers for lithography, which was felt at the international Colloquium in Offenbach in December 2017, has now been confirmed by the UNESCO Commission.

 

Es ist eine herausragende Anerkennung und Bestätigung für die Relevanz von Druck-Kunst: Die „Künstlerischen Drucktechniken des Hochdrucks, Tiefdrucks, Flachdrucks, Durchdrucks (Siebdruck) und deren Mischformen“ sind mit Beschluss der Deutschen UNESCO-Kommission im März 2018 in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen worden. Damit wurde die gemeinsame Bewerbungsinitiative des Museums für Druckkunst Leipzig und des Bundesverbandes Bildender Künstlerinnen und Künstler nun von Erfolg gezeichnet.

Durch die Anerkennung wird das Bewusstsein für die künstlerischen Drucktechniken als immaterielles Kulturerbe gestärkt und in die breite Öffentlichkeit getragen. Das Drucken hat als international ausgeübtes Handwerk eine über 500 Jahre alte Tradition. Industrielle Produktion und technologischer Fortschritt führen jedoch dazu, dass das Wissen über und das Ausüben von historischen Handwerkstechniken im Druckwesen verdrängt werden.

Insofern bedeutet die Aufnahme der Druck-Kunst ins UNESCO-Verzeichnis für die Druckbranche einen wichtigen, alles überragenden Schritt!

 


Infobox:

Immaterielles Kulturerbe

Im Bundesweiten Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes befinden sich derzeit 72 Kulturformen und sieben Programme im Register Guter Praxisbeispiele. Das Verzeichnis soll von Jahr zu Jahr wachsen und die Vielfalt kultureller Ausdrucksformen in und aus Deutschland sichtbar machen.

Im Dezember 2017 wurde die deutsche Nominierung, “Orgelbau und Orgelmusik”, in die Repräsentative Liste aufgenommen. Bereits 2016 hat der Zwischenstaatliche Ausschuss der Konvention die erste deutsche UNESCO-Eintragung „Idee und Praxis der Organisation von gemeinsamen Interessen in Genossenschaften“ sowie den mit deutscher Beteiligung erweiterten multinationalen Eintrag “Falknerei” anerkannt.

Formen Immateriellen Kulturerbes (nicht zu verwechseln mit dem UNESCO-Welterbe) sind entscheidend von menschlichem Wissen und Können getragen. Sie sind Ausdruck von Kreativität und Erfindergeist, vermitteln Identität und Kontinuität. Sie werden von Generation zu Generation weitergegeben und fortwährend neu gestaltet. Zu den Ausdrucksformen gehören etwa Tanz, Theater, Musik und mündliche Überlieferungen wie auch Bräuche, Feste und Handwerkskünste. Als Kulturtalente stellt die DUK ausgewählte Träger des Immateriellen Kulturerbes vor.

Damit das weltweit vorhandene traditionelle Wissen und Können erhalten bleibt, hat die UNESCO 2003 das Übereinkommen zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes verabschiedet. Mehr als 170 Staaten sind inzwischen der völkerrechtlich verbindlichen Konvention, die 2006 in Kraft trat, beigetreten. Die drei Listen des immateriellen Kulturerbes veranschaulichen die Vielfalt lebendiger kultureller Ausdrucksformen aus allen Weltregionen.

Video mit ausgewählten kulturellen Ausdrucksformen der Repräsentativen Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit: Immaterielles Kulturerbe – Wissen. Können. Weitergeben


 

Der Eintrag im Wortlaut:

Künstlerische Drucktechniken des Hochdrucks, Tiefdrucks, Flachdrucks, Durchdrucks und deren Mischformen

(Aufnahmejahr: 2018)

 

Traditionelle künstlerische Drucktechniken werden in Deutschland und Europa heute vor allem von bildenden Künstler/innen gepflegt. Von den 60.000 bei der Künstlersozialkasse gemeldeten Künstlern/innen in Deutschland waren auf Basis einer Umfrage des Bundesverbands Bildender Künstlerinnen und Künstler (BBK) im Jahr 2014 rund 20.000 druckgrafisch tätig.

Viele von ihnen besitzen Druckmaschinen, mit denen sie nicht nur eigene druckgrafische Werke anfertigen, sondern auch Technik und Wissen in Form von Workshops, Symposien, Kursen und Weiterbildungen vermitteln, oft in Kooperation mit Museen, Vereinen, Schulen, Kunst- und Fachhochschulen, Volkshochschulen und Druckwerkstätten.

Zusätzlich sind es vor allem Kunsterzieher/innen sowie Museumspädagogen/innen, die an den genannten Institutionen die Drucktechniken erhalten, pflegen, weitergeben und vermitteln. In Deutschland fördern die Verbände des BBK die Druckgrafik durch Einrichten von Druckwerkstätten, Organisation von Drucksymposien und Ausstellungen.

 


Fotos via UNESCO: Museum für Druckkunst, Leipzig.


 

Kurzer Blick zurück nach vorne

Gedruckte Text- und Bildmedien sind seit mehr als 500 Jahren Teil der europäischen Kultur und Wissensgesellschaft. In Deutschland stehen Johannes Gutenberg und Albrecht Dürer stellvertretend für die Anfänge dieser Innovation. Gutenbergs Entwicklung der beweglichen Letter um 1450 begründete den Hochdruck und führte dazu, dass Wissen nun von Einzelnen an viele Menschen weitergegeben werden konnte. Seit 1500 bis Ende des 18. Jahrhunderts waren der Kupfertiefdruck und der Hochdruck die einzigen Medien für bildliche Darstellungen.

Ab 1800 kamen der Steindruck und ab 1850 der Lichtdruck als neue Flachdruckverfahren hinzu, mit denen auch mehrfarbige Reproduktionen möglich wurden. Um 1900 kam das Durchdruckverfahren des Siebdrucks mit seitenrichtiger Vorlage auf. Alle anderen Verfahren basieren auf einer manuell hergestellten, seitenverkehrten Druckvorlage. Mitte des 19. Jahrhunderts erfolgte unter Beibehaltung der Grundprinzipien der Übergang von der Handwerkstechnik zum industriellen Druck.

Die Handpressen wurden von den Druckmaschinen verdrängt. Die Künstlergruppe “Die Brücke” um 1910 oder die Collagenkunst des “Dada” um 1920 sind zweifellos Höhepunkt der künstlerischen Auseinandersetzung mit Drucktechniken. Damit konnte erstmals eine Demokratisierung der Kunst einsetzen, denn durch die Auflagen sank der Preis und der Kundenkreis für Kunst wurde größer. Mit der Einführung des Offsetdrucks und des Fotosatzes in den 1960er Jahren sowie der Umstellung von der manuellen auf die computerbasierte Herstellung von Druckvorlagen in den 1990er Jahren kam es zu einer endgültigen Trennung zwischen manuell-künstlerischen und rein industriell gefertigten Drucksachen.

Die Museen für Drucktechnik und -kunst in Deutschland und Europa, stellvertretend seien das Druckkunst-Museum in Leipzig, das Gutenberg-Museum in Mainz, das Museum der Arbeit in Hamburg, das Deutsche Zeitungsmuseum in Wadgassen sowie das Plantin-Moretus-Museum in Antwerpen (Belgien), das Niederländische Steindruckmuseum in Valkenswaard, das Musée de l`imprimerie in Lyon (Frankreich) und die Tipoteca Italiana in Cornuda bei Treviso (Italien) genannt, bieten die Möglichkeit, sich aktiv mit Drucktechnik zu beschäftigen und haben einen besonderen Fokus auf Kinder, Jugendliche und Studierende.

Die Museen arbeiten seit Jahren in Projekten zusammen und sind über Branchenverbände auch international miteinander verbunden und tauschen sich regelmäßig fachlich auf Tagungen aus. An Universitäten wird die Geschichte der Druckgrafik wissenschaftlich erforscht und an die Studierenden weitergegeben. Volkshochschulen vermitteln die Techniken und ermöglichen ihre Anwendung einer breiten Schicht der Bevölkerung. An Kunsthochschulen werden vertiefende Kenntnisse und ein kreativer Umgang mit Drucktechniken unter Einbezug moderner Technik vermittelt, wodurch auch zukünftig ihre professionelle Anwendung gesichert wird.

Seit mehr als zwei Jahrzehnten hat in Deutschland die Zahl der Druckgrafik-Symposien, Ausstellungen, Lehrveranstaltungen und Workshops wieder deutlich zugenommen.

[Hinweis: Im Dezember 2017 verzeichnete das Kolloquium “Saxa Loquuntur: Quo Vadis” der Internationalen Senefelder-Stftung an der HfG in Offenbach am Main einen sensationellen internationalen Zulauf, gerade auch von vielen Jüngeren Druck-Künstlern.]

Die in den Drucktechniken Aktiven beziehen stetig Weiterentwicklungen in ihre Arbeit ein. Als Beispiel sei die künstlerische Typografie genannt, wo aktuell eine Vermischung von Text und Bild stattfindet. Auch durch die Mischung von Medien und Techniken, etwa Digitaldruck und Hoch-/Buchdruck, werden neue Spielarten und Ausdrucksmöglichkeiten erzeugt. Druckwerke werden heute oftmals am Computer geplant, erprobt und erstellt. Teils werden sie als Digitaldruck hergestellt oder dienen als Vorlagen für später in künstlerischer Handarbeit gefertigte Werke.

 


Für weitere Informationen stehen Ihnen zur Verfügung:

Dr. Susanne Richter, Direktorin des Museums für Druckkunst Leipzig, info@druckkunst-museum.de , Tel. 0341/231620

Andrea Gysi, Geschäftsführerin des Bundesverbandes Bildender Künstlerinnen und Künstler, info@bbk-bundesverband.de, Geschäftsstelle Berlin, Tel. 030/2640970


Bei Fragen speziell zur Lithografie freut sich die Internationale Senefelder Stiftung in Offenbach am Main weiterhelfen zu können.

Kontakt: 

Dr. Volker Dorsch
Dielmannstraße 23
63069 Offenbach am Main
Telefon: 069-98340506
Fax:        069-98340507
Email:     info@senefelderstiftung.com
Web:       www.senefelderstiftung.de

 

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