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Value Publishing Bobst Mouvent 060720172017.001

 

Von Andreas Weber, Head of Value 

Den 6. Juli 2017 sollte man sich als wichtiges Datum im Geschichts-Kalender eintragen. Im idyllischen Wetzikon bei Zürich wurde unprätenziös, überzeugend und vertrauenswürdig der Digitaldruck (wohl inklusive Landanano!), wie wir ihn kannten, beerdigt. Und etwas Neues geboren. Jean-Pascal Bobst, CEO der Bobst Group SA und Piero Pierantozzi, Mitgründer von Radex und (vormals) Graph-Tech AG, hoben ein Start-up aus der Taufe als „Competence Center for Digital Printing: Mouvent AG. Beschäftigt werden bereits 80 Mitarbeiter, die hohe Kompetenz und Erfahrung haben. Und: Neue Produktionslösungen sind marktreif vorhanden, um im Etiketten- und Textildruck neue Maßstäbe zu setzen.

 

 

„Wir verstehen uns als Start-up, das von erfahrenen Profis betrieben und ausgeweitet wird, um die Messlatte im Digitaldruck via Inkjet neu auszurichten“ erläutert im Value-Exklusivgespräch Dr. Simon Rothen, seit Frühjahr der Gründungs-CEO der Mouvent AG. Rothen kommt aus der Biotechnologie, spricht fünf Sprachen und weiss wovon er redet. In der Vergangenheit hat er weltweit Start-ups erfolgreich mit ihren Innovationen am Markt platziert. Die Idee, die Mouvent zugrunde liegt, hat ihn sofort fasziniert. Ebenso wie die Professionalität, Kreativität und Präzision, mit der das Firmenkonzept umgesetzt wird und damit nicht nur für ihn, sondern vom Start weg für Dutzende andere Profis extrem reizvoll ist.

Pluspunkt: Kein (wie sonst übliches) Marketing- und PR-Geplapper! Sondern vom Start weg ein solider und überzeugender Praxisbeweis.

„Die Basis im Geschäft mit Print-Technik ist Vertrauen“, sagte Jean-Pascal Bobst zu Beginn seiner Präsentation. Und dokumentierte, wie überzeugt er und sein Traditionsunternehmen Bobst — seit Generationen in Familienhand – hinter dem Vorhaben stehen, das Neue und Revolutionäre per eigenständigem Unternehmen Wirklichkeit werden zu lassen. Und das von der ersten Sekunde an. „Wie konnte das nur klappen, rund ein Jahr nach der drupa 2016 eine dermaßen ausgereifte und marktfähige neue Digitaldruck-Technologie aus dem Hut zu zaubern, ohne dass jemand von uns etwas darüber erfährt?“, fragten sich Kollegen aus der Schweiz und vielen anderen Ländern der Welt, die zur Premiere gekommen waren. Allesamt gestandene Profis, die als Fachjournalisten normalerweise buchstäblich das Gras wachsen hören.

 

 

 

Nun, das gelang im Vorfeld fast wie bei einer geheimen Kommandosache, wie Simon Rothen bekundete — im intensiven Dialog mit allen Vertrauten und Beteiligten. Neben den Entwicklern, Technikern und Ingenieuren hatten auch die Marketing-Leute eine äußerst knifflige Aufgabe: Es musste eine Marke „erfunden“ werden, die den hohen Anspruch der Innovationstechnik verkörpert und das Vertrauen in etwas völlig Neues ermöglicht. „Wir sind so gründlich, logisch und stringent vorgegangen wie das seitens der Technik auch die Ingenieure machen“, erläuterte im Value-Gespräch Dr. Ulrike Grein, Managing Partner der Agentur Markenfels AG, Zürich. Hunderte Namensvarianten wurden erdacht und auf den Prüfstand gestellt, um letztlich den richtigen, passenden zu finden, der weltweit wirken kann: Mouvent klingt französisch, soll aber englisch ausgesprochen werden. Der Name impliziert Bewegung/Dynamik und strahlt trotzdem Ruhe aus. Das gesamte Erscheinungsbild der neuen Firma wirkt zeitgemäß, frisch und spiegelt hohe Kreativität wider, ohne aufdringlich oder grell zu wirken.

Der eigentliche Knüller: Eine Technik-Firma als Kompetenzzentrum. Mit dem Anspruch: „Re-engineer the engineering of inkjet printing technology“.

Innerhalb weniger Minuten konnte bei der Premiere am 6. Juli 2017 Mit-Gründer Piero Pierantozzi überzeugend darlegen, worin die Kunst der Technologie-Entwicklung im Inkjet-Druck liegt: es komme darauf an, dass man komplett neu überdenkt, wie man die theoretischen Vorteile des Inkjet-Verfahrens auch in der Praxis des professionellen Drucks effizient nutzbar machen kann. Als zentrales Ergebnis kam die „Cluster“-Konzeption heraus, als neuartiges Design, um nach dem „One-for-all“-Prinzip Drucksachen aller Art auf Substraten aller Art produzieren zu können. „Unser radikal neues Konzept besteht darin, einen Basis-Cluster zu nehmen, der in einer modularen und skalierbaren Matrix angeordnet ist. Daher müssen wir bei unterschiedlichen Anwendungen und Druckbreiten nicht mehr mit verschiedenen Druckbalken arbeiten“, legte Piero Pierantozzi dar. Und führt weiter aus: „Das Mouvent Cluster [als Trademark geschützt] ist die Schlüsseltechnologie hinter unseren Maschinen. Er erlaubt eine hohe optische Auflösung, die gestochen scharfe und farbenfrohe Bilder in einer sehr hohen Druckqualität erzielt. Gleichzeitig gewährleistet der Cluster eine bisher nicht gekannte Flexibilität und beispiellose Möglichkeiten in der Maschinenentwicklung. Einfachheit ist unsere Firmenphilosophie.“ Basis der Cluster bilden die Samba Inkjet-Druckköpfe von Fujifilm, die von Mouvent um neue Komponenten ergänzt werden.

Der Clou: Mouvent kann seine Cluster im 3D Printing-Verfahren herstellen lassen. Das senkt Aufwand und Kosten und erhöht die Flexibilität! Und stellt eine echte Weltneuheit dar, deren Kunde darüber aufgrund der Value-Tweets nach der Bekanntgabe blitzartig wie ein Lauffeuer um die 3D-Experten-Welt ging. „Wir drucken quasi eine Druckmaschine“, freut sich Simon Rothen. — Präsentiert wurden am 6. Juli 2017 bereits funktionsfähige Prototypen für den Etiketten- sowie den Textildruck. Erste technische Spezifikationen wurden publiziert.

 

 


Fazit: Adé altes Denken. Welcome Mouvent!

Einfach, effektiv, flexibel, modular skalierbar sind Inkjet-Technikenwticklungen im professionellen Druck bis dato nicht gewesen. Alle großen Konzern wie z. B. Xerox, HP, Konica Minolta oder auch partiell Canon haben sich bei der Inkjet-Technik bislang fast die Zähne ausgebissen — einzig Heidelberg scheint im Team mit Fujifilm mit der Primefire-Plattform einen gangbaren Weg für den Verpackungsdruck gefunden zu haben. Denn das Prinzip der IT- und Imaging-Blue Chips lautete uni sono: ‚Inkjet ist in seinen vielfältigen Einsatzmöglichkeiten unschlagbar. Lass uns also für alle möglichen Anwendungszwecke eigenständige Verfahren entwickeln.‘ Basta! — Das führte zu einer Komplexität, die Zeit und Aufwand erheblich erhöhte und bei den Anwendern nachhaltig eher für Verwirrung als für Begeisterung sorgen.

Der von Mouvent eingeleitete Paradigmenwechsel des „One-for-all“ verweist nun (Gott sei Dank!) altes Denken auf die Plätze. Gut so! Wir werden nach der Sommerpause die weiteren Aktivitäten verfolgen können. Mouvent hat für September 2017 einiges angekündigt. Ich bleibe am Ball.

 

 

 


Wie gewohnt unser Value-Live-Bericht vom 6. Juli 2017 im exklusiven Format mit Texten, Bildern, Videos.

 

Value Storify Mouvent.png

 


 

ADDENDUM

Mouvent AG reüssierte auf der LABELEXPO 2017 in Brüssel und präsentierte seine marktreife Technologie. Siehe Video per LinkedIn:

https://www.linkedin.com/feed/update/urn:li:activity:6321775082662428672