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Tag Archives: International Senefelder Award

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Senefelder-Stiftungs-Vorstandsmitglieder und Jury-Teilnehmer Dr. Gerhard Kliger, Barbara Wilhelm (ganz links) und Andreas Weber (ganz rechts) nahmen die Ehrung der drei Preisträger vor (Mitte, von links nach rechts): Herman Noordermeer, Cordelia Heymann (jeweils 2. Preis) und Aron Herdrich (1. Preis). Foto: Roland Walter

 

Preisverleihungs-Rede in Offenbach am Main am 9. September 2023 von Andreas Weber, Vorsitzender FISS e.V., Freunde & Förderer der Internationalen Senefelder Stiftung (ISS) sowie ISS Vorstandsmitglied.

Meine sehr geehrte Damen und Herren! Wir freuen uns sehr, dass wir heute, am 9. September 2023, erneut den Internationalen Senefelder-Preis verleihen dürfen. Der 9. September ist ein ganz besonderes Erinnerungsdatum, das an den Tag des Jahres 1886 erinnert, an dem in Bern das Internationale Urheberrecht unterzeichnet wurde zum Schutz von Werken der Literatur und Kunst. Für Kunstschaffende ein Meilenstein! Und für die Druckkunst ganz besonders, wenn man das lange Zehren und Zerren um den Status ‚weg von der Reproduktionskunst‘ hin zur künstlerischen  Original-Graphik einbezieht. Übrigens: Seit März 2018 zählt die Druckkunst zum immateriellen Welt-Kulturerbe der UNESCO.

Bedeutsam ist zudem, dass wir in den Räumen des Kunstverein Offenbach sein dürfen – sozusagen im Herzen der Kunstschaffenden und Kunstfreunde der Senefelder-Stadt Offenbach am Main. Herzlicher Dank gilt stellvertretend für den gesamten Kunstverein-Vorstand Gisela von Slatow, kooptiertes Vorstandsmitglied und Ehrenkuratorin, sowie Sylvester Kraaz, 2. Vorsitzender, für die gute Zusammenarbeit. Und besonderer Dank geht an unseren ISS-Vorstandskollegen Eckhard Gehrmann, der im Team mit Karl Walter die sehenswerte Ausstellung der Finalisten-Arbeiten vortrefflich arrangiert hat. Das sollte uns einen frohen Applaus Wert sein!

Der Internationale Senefelder-Preis hat im Verlauf von fast einem halben Jahrhundert in nunmehr 13 Wettbewerben namhafte Künstler prämieren können, die wie Christian Kruck, der allerste Hauptpreisträger von 1975, in der Folge begleitet wurden von Gewinnern wie Bruno Bruni, Rainer Schwarz, Eva Bosch, Eckhard Gehrmann, Jim Dine, Ingrid Ledent, Kuniko Tadakoro, Anja Trojanowska, Alena Klatikova, Magdalena Uchman und Amat Kongwaree sowie Sonder-Preisträger Jean-Michel Machet, ein Steindrucker von Weltrang in Paris, um nur einige zu nennen.

Da alle Künstlerinnen und Künstler, die als Finalisten reüssieren, ihre eingereichten Arbeiten der Internationalen Senefelder-Stiftung übereignen, konnte die bedeutendste zeitgenössische Sammlung von fast 500 Künstlerischen Lithografien entstehen, die im Offenbacher Haus der Stadtgeschichte konserviert und katalogisiert wird. Hinzukommen als Stiftung viele bedeutende Inkunabel-Werke aus der Sammlung des Flachdruck-Pioniers Carl Hans Garte.

Dadurch wird dokumentiert, dass der Senefelder’sche Steindruck resp. der sog. Chemische Druck, der seinen Durchbruch v. a. namhaften Künstlern des 19. Jahrhunderts verdankt, um dann die Welt der Drucktechnik als industrielles Multimilliarden-Geschäft zu prägen, gerade heutzutage künstlerische Bestleistungen hervorbringt. Vor allem auch, beinahe unverhofft bei vielen jungen Kunstschaffenden, die der digital-affinen Generation entspringen.

Warum ist das so? Senefelders Erfindung ist selbst nach über 200 Jahren auf der Höhe der Zeit, vor allem auch, weil die Photolithografie in der modernen Halbleiter-Technik eine große Rolle spielt. Für mich persönlich ist es im Kontext mit dem  Zeitgemäßen überhaupt nicht erstaunlich, was dabei herauskommt, wenn man per ChatGPT — also via Künstlicher Intelligenz— die Frage nach der Bedeutung des Internationalen Senefelder-Preises stellt. Ich zitiere aus der ‚digitalen’ Antwort:

„Die Preisträger des Internationalen Senefelder-Preises werden oft als Visionäre und Vorbilder in ihrer Branche angesehen und ihre Leistungen tragen dazu bei, die Entwicklung und den Fortschritt in den Bereichen Druck und Kommunikation voranzutreiben. Die Auszeichnung dient auch dazu, das Bewusstsein für die Bedeutung der Lithografie und anderer Drucktechnologien für die moderne Gesellschaft zu schärfen und ihre kulturelle und wirtschaftliche Relevanz hervorzuheben.

Die Bedeutung des Senefelder-Preises liegt nicht nur in der Anerkennung der individuellen künstlerischen Leistung, sondern auch in der Förderung und Weiterentwicklung der Druckkunst als Kunstform. Die Auszeichnung trägt dazu bei, die kulturelle Vielfalt und den technischen Fortschritt im Bereich der Druckgrafik zu würdigen und zu fördern.“ — Soweit der stimmige Text via Künstlicher Intelligenz — vollautomatisch geschrieben.

 

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Die Jury nach getaner Arbeit. Fotos: Dr. Volker Dorsch

 

Zurück zur heutigen Preis-Verleihung. Die öffentlich ausgeschriebenen Teilnahmekriterien sind klar definiert und stellen hohe Anforderungen dar, die von einer kundigen Jury streng und kompetent bewertet werden. Dank für ihr ehrenamtliches Engagement gilt: Eckhard Gehrmann (ISS-Vorstandsmitglied), Wilhelm Graeff (ISS-Beirat), Prof. Dr. Gerhard Kilger (ISS Vorsitzender und Juryleiter), Roswitha Pape (BBK Künstlerin), Dr. Ralf Philipp Ziegler (ISS-Vorstand), Andreas Weber (ISS-Vorstand und Chairman FISS e.V.), Barbara Wilhelmi (ISS Vorstand) sowie in der Vor-Jury ausserdem noch BBK-Mitglied Werner Schaub.

Der Internationale Senefelder-Preis 2023 wird gefördert vom Rotary Club Offenbach am Main, der das Preisgeld spendete. Die Jurysitzungen fanden im Print-Technology-Center des ISS-Fördermitglieds manroland Sheetfed GmbH statt. Die Organisation der ordnungsgemäßen Wettbewerbsdurchführung lag in den bewährten Händen von Dr. Volker Dorsch, ISS-Geschäftsstellenleiter, der heute aus wichtigem Grund nicht anwesend sein kann, aber seine herzlichsten Grüße an uns alle ausrichten lässt. Er schreib uns gestern: „Ich bedauere es sehr, morgen nicht dabei sein zu können. Wir sind mit Stiftung & Preis in der Pole-Position der Senefelder-Gedenkveranstaltungen.“

In der Tat! Aus Sicht der Jury erscheint als herausragend, dass im Jahr 2023 mit 157 Einreichungen aus allen Teilen der Welt ein Rekordniveau erreicht wurde. Davon schafften es 29 auf die Short-List mit den Finalisten. Stellte zu Beginn vor vielen Jahrzehnten der deutschsprachige Raum den Schwerpunkt dar, hat sich dies komplett gewandelt und global erweitert. Die diesjährigen Finalisten kommen aus Polen, Kanada, Slovakei, den Niederlanden, der Schweiz, Litauen, Thailand, Mexiko, Portugal und Deutschland. Die guten internationalen Kontakt-Strukturen zeigen auch unsere Spezialveranstaltungen wie Druckvorführungen oder die Fachsymposien, die im Frühjahr 2024 in Offenbach am Main fortgesetzt werden. Unsere Kontaktmöglichkeiten haben sich durch Social Media dynamisch erweitert. Wir stehen mit hunderten und über befreundete Communities mit tausenden Künstlern und Lithographie-Interessierten aller Altersklassen aus vielen Ländern der Welt im stetigen Kontakt und Austausch.

 

 

 

Umso erfreulicher erscheint mir, dass wir heute persönlich zusammenkommen, um die Finalisten und die Preisträger zu würdigen. Geladen sind alle Wettbewerbs-Einreicher und Finalisten. Das Spannende: Wir wissen nicht wer persönlich anwesend sein wird, vor allem dürfen wir die Preisträger an sich nicht vorab informieren. Mal schauen, wie sich das heute gestaltet. Denn es wurden einstimmig drei Hauptpreise vergeben. Dem ersten Preis schließen sich zwei hochkarätige Prämierungen auf Rang Zwei an. Entsprechend teilt sich das Preisgeld von insgesamt € 2.000,00 auf: der 1. Platz ist mit € 1.000,00 dotiert und mit je € 500,00 die beiden Zweitplatzierten. (Anmerkung: Die Preisgelder werden im Nachgang zur Preisverleihung an die Gewinner überwiesen!)

 


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Zur nachhaltigen Ehrung gehören natürlich auch die Ausstellung sowie Vorberichte und Nachberichte zur Preis-Ausschreibung und -Verleihung. Ein besonders gelungener, umfassender Vorbericht stammt von Markus Terharn in der Offenbach-Post vom 29. August 2023. Herzlichen Dank dafür. Auf der ISS-Website werden die Gewinner dauerhaft gelistet. Und die Werke werden wie gesagt in der Stiftungs-Sammlung aufgenommen. Zudem informieren wir unsere Social-Media-Netzwerk-Partner, was eine hohe Resonanz hervorruft.

Die Gewinner erhalten on-top eine Gratis-Mitgliedschaft in unserem Stiftungs-Förderverein FISS e.V., dem ich vorstehen darf. Natürlich sind alle Anwesenden soweit noch nicht geschehen, herzlich eingeladen, ebenfalls FISS-Mitglieder zu werden. Das Anmeldeformular findet sich auf der Senefelder-Stiftungs-Website senefelderstiftung.de.


 

Meine Damen und Herren, wer sich von Ihnen bereits umschauen konnte, wird festgestellt haben, wie vielfältig und variantenreich die ausgestellten Werke künstlerisch gearbeitet sind. Es war und ist uns eine Herzensangelegenheit, eine Finalistenarbeit ausnahmsweise als komplette Serie auszustellen. Sie trägt die Nummer 26 und stammt von einer jungen Künstlerin, Karolina Turek, aus Gdansk, Polen. In einer Art schlangenartigem Fluss des Lebens, umgeben von Fauna & Flora, wird eine umfangreiche Geschichte von Menschen (wenn ich es richtig deute: aus Afrika) erzählt, inklusive der kolonialen Vergangenheit, mit Höhen und Tiefen, in Ketten, mit Schmerz, Gewalt und Ausbeutung.

Das ganze Ensemble zeugt von einer ungeheuren Ästhetik und starken inhaltlichen Durchdringungs-Kraft. In der künstlerischen Selbstbeschreibung der Arbeit wurde für die Jury vermerkt: „Ich habe die Arbeit ‚Alles vergeht, außer der Vergangenheit‘ aus zwei Schichten eines lithografischen Drucks erstellt. Die rote Schicht besteht aus gerasterten historischen Fotografien, die mit einem Laserstrahldruck mit Aceton auf den Stein übertragen wurden. Sie enthält auch einige lithographische Farbspritzer. Die zweite, grüne Schicht besteht aus verdünnter Steindruckfarbe und Pflanzen, die mit lithografischer Kreide gezeichnet wurden.“

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„…alles vergeht, außer der Vergangenheit“ (8 Blätter) — Lithographie-Zyklus von Karolina Turek, Gdansk/Polen, 2023. Foto: Eckhard Gehrmann

 

Es wird darüber hinaus beim Betrachten der Einreichungen sichtbar, wie sich Umfeld-Bedingungen auf die drucktechnische Umsetzung auswirken. Dies gilt vor allem für Afrika und Asien, sowie für den Zugang zu Solnhofener Kalkstein, dem bevorzugten Druckmedium für Lithographen. Insofern hat alternativ der Druck von Aluplatten einen hohen Stellenwert gewonnen und unfassbar neue, hohe Maßstäbe gesetzt.

Gerade auch was das spontan-kreative Arbeiten angeht, da gegenüber dem Druck mit Steinplatten müheloser gearbeitet werden kann. Die Ausstellung spiegelt das wider, mit einem maximal hohen Facettenreichtum an figürlichen und abstrakten Motiven. Sicher ist Eckhard Gehrmann – übrigens ein Schüler unseres legendären und unübertrefflichen Erstpreisträgers Christian Kruck an der Städelschule in Frankfurt am Main – bereit, über seine Eindrücke bei der Hängung und dem damit verbundenen künstlerischen Dialog mit den Exponaten Auskunft zu geben. Bitte sprechen Sie ihn an!

 

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Blick in den Ausstellungsraum des Kunstervein Offenbach mit allen Finalisten-Arbeiten. — kurz vor der Preisverleihung. Fotos: Andreas Weber

 


 

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Kommen wir nun zu unseren diesjährigen Preisträgern. Alle Drei sind äußerst verdiente, hoch-talentierte, erfolgreiche und überaus sympathische Kunstschaffende, die sich vielseitig mit Zeichnen, Malerei, skulpturalen Objekten, künstlerischen Inszenierungen u.v.m. beschäftigen.

Die lithographischen Gewinnerarbeiten sind drei ganz unterschiedlich motivierte ‚Kunst-Stücke‘, die sich in Machart und Format dennoch unterscheiden. Und trotzdem ist jedes für sich ‚meisterlich‘ gelungen.

Kurz noch zum Procedere: Ich gebe jeweils kurze Erläuterungen zu Werk und Person und rufe dann die Gewinnerinnen und Gewinner namentlich auf, um nach vorne zu kommen, damit wir die Urkunden überreichen können.Beginnen wir mit dem Ersten der beiden Zweitplatzierten. Es ist eine Arbeit, die die Formatgröße des Steindrucks mit 110 x 95 cm nahezu maximal ausschöpft. Die Jury urteilte: „Die Preiswürdige Arbeit, die einen zweiten Platz verdient, zeichnet sich dadurch aus, dass die klassischen Techniken meisterhaft eingesetzt sind, es wurden große Herausforderungen im auf Stein größtmöglichen Format bewältigt, mit einer ausgezeichneter Druckqualität.“

Der Name unseres Gewinners: Herman Noordermeer aus Goutum/The Netherlands.

 

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„Der Moment des Sichtbarmachens” — 2. Preis des Internationalen Senefelder-Preises von Herman Noordermeer, Lithographie auf Stein, 110×95 cm, aus sem Jahr 2022.

 

Auf seiner Website publiziert Herman Noordermeer sein Künstler-Statement, ich zitiere:

Wechselwirkung zwischen Sterblichkeit und Unsterblichkeit. — Der Moment des Visualisierens, die Visualisierung, spielt in meiner Kunst eine wichtige Rolle. Das Bild, die Bedeutung, ihr Verhältnis zueinander, der emphatische Eindruck des Bildes. Das sind Elemente, die sehr wichtig sind. Materialien, Handhabungsweisen usw. sind weniger wichtig. Nicht nur die Idee, sondern auch die Art und Weise, wie sie konkretisiert wird, ist es, was sie interessant macht. Die dabei entstehenden unterschiedlichen Bedeutungsebenen unterstreichen den symbolischen Charakter der Bilder. Meine Arbeitsweise ist geprägt von einem ständigen Fluss von Zeichnungen und Notizen, aus denen sich langsam Bilder entwickeln. Diese Bilder werden in Gemälden und Lithografien dargestellt, als wären sie eingefrorene Momente. Betrachtet man die bisher entstandenen Bilder rückblickend, so scheinen sie eine Wechselwirkung zwischen Sterblichkeit und Unsterblichkeit zu sein.“

Herman Noordermeer ist ein international anerkannter Künstler,  der in Sammlungen in Peking/China, Seoul/Süd-Korea, Alexandria/Ägypten, Portugal, Polen, Taiwan, Bulgarien und der Türkei vertreten ist. Er hat zudem zahlreiche internationale Preise gewonnen. In Armenien, England, Bulgarien, China, Süd-Korea, Türkei, Polen, Mazedonien. Und: Bereits 2015 war er mit dem 3. Platz unter den Gewinnern des Internationalen Senefelder-Preises.

 

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Foto/Quelle: Website von Herman Noordermeer

 

 

Für die Preisverleihung hat er mir vorab folgendes Statement übermitteln, das ich gerne vortrage: „Über meine Litho-Arbeit: Nun, ich bin nicht nur Grafiker, sondern auch Maler.

Für mich ist die Kombination zwischen Lithographie und Malerei eine sehr gute Kombination. Beim Lithographie und auch beim Malen wird auf einer ebenen Fläche gearbeitet. So sehen Sie direkt, was Sie tun. Und natürlich zeichne ich gerne auf den Stein. Die Maserung des Steins zum Beispiel gibt mir die Möglichkeit, sehr weiche Grautöne zu erzielen. Aber man kann viele Handhabungsmethoden anwenden, man kann Litho-Bleistifte, Litho-Tusche mit mehr oder weniger Wasser oder Terpentin verwenden. Man kann auf dem Stein zeichnen, aber auch malen. Meistens vermische ich alle Bearbeitungsmethoden und das gibt mir endlose Möglichkeiten, mich auszudrücken.“

Ich bitte um tüchtigen Applaus für unseren großartigen Gewinner aus den Niederlanden, Herman Noordermeer, der heute aus dem nördlichsten Teil der Niederlande zu uns gekommen ist in Begleitung seiner wunderbaren Frau!

 


 

 

 

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2. Preis beim 13. Internationalen Senefelder-Preis 2023 ging an Cordeila Heymann, Frankfurt am Main, Titel: Bild 2241. 64 x 76 cm, Bütten, 2020 / 2023. Das Foto zeigt einen Ausshcnitte.

Kommen wir nun zum gleichberechtigten weiteren 2. Preis-Gewinn, der ebenfalls einstimmig von der Jury gewählt wurde.

Die Jury zeigte sich sehr beeindruckt von der künstlerischen Virtuosität der eingereichten Arbeit und urteilte: „Ungewöhnlicher Umgang in Gestaltung und Ausführung der Farblithographie, außerordentlich-kreative Komposition auf unterschiedlichen Farbebenen, gute Qualität des Drucks!“

Im Detail wurde der Jury gegenüber angegeben:

Zweifarbige Lithographie von 3 Steinen, kombiniert mit Schablonendruck, gedruckt an der Handpresse der Klosterpresse e.V., Papierformat 64 cm x 76 cm, Bütten, 2020 / 2023

Meine Damen und Herren, ich bitte für einen tosenden Applaus für Frau Cordelia Heymann aus Frankfurt am Main!

 

Urkundenverleihung an Cordelia Heymann

Urkundenverleihung an Cordelia Heymann durch Andreas Weber (links) und Dr. Gerhard Kilger.

 

Die Künstlerin Cordelia Heymann studierte an der Akademie der bildenden Künste Karlsruhe, ist seit 1985 freischaffend in Frankfurt am Main tätig. 1992 erhielt sie den Preis der Marielies-Hess-Stiftung, weilte 2001 in Budapest als Artist in Residence und erhielt 2020 ein Arbeitsstipendium der Hessischen Kulturstiftung.

In einem Bericht zur Ausstellung im Frankfurt-Oberrader Ausstellungsraum Becker heisste es, ich zitiere: „Von der Leichtigkeit, mit und auf Papier zu arbeiten“.

[Bei den Arbeiten von] Cordelia Heymann steht das Prozesshafte am Anfang ihrer Werke. Cordelia Heymann untersucht die Schattenseiten der menschlichen Existenz und die Veränderungen der Gesellschaft …

[Das ausgestellte Werk] von Cordelia Heymann … spiegelt die elektronische Einflussnahme auf das einzelne Individuum bis zum gesellschaftlichen Ganzen wider. Dazu entwickelte sie Stereotypen, die keine Individualität mehr besitzen … Die eigens für den ausgestellten Zyklus angefertigten Schablonen aus gefundenem Sperrholz ermöglichen ihr ein variantenreiches Drucken ihres Themas.“

Die Künstlerin beherrscht das Zeichnen, die Malerei sowie das Experiment, vor allem auch mit Farbspray über Schablone und Farbpigmenten. Und natürlich liebt sie die Arbeit mit der Lithographie.

In „FeuilletonFrankfurt. Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt“ schreibt die Kunstwissenschaftlerin Brigitta Amalia Gonser im Jahr 2011 zur Ausstellung „Das Bilderhaus zeigt: Cordelia Heymann — Schöne neue Welt“, ich zitiere:

Sie stellte in Frankfurter Galerien und Institutionen, im Kunstverein Jena, im Künstlerhaus Karlsruhe und im Künstlerforum Bonn aus und beteiligte sich wiederholt an den Kunsttagen in Dreieich und mit ihren Künstlerbüchern an der Minipressen-Messe in Mainz. Sie ist auch Gründungsmitglied der Frankfurter Klosterpresse im Frankensteiner Hof.

Eine symbolhafte Ästhetik dominiert das künstlerische Werk Cordelia Heymanns … Auf der Suche nach neuen suggestiven Ausdrucksformen für reale und imaginäre Seins-Zustände entwickelt Cordelia Heymann in ihren Arbeiten prägnante Metaphern und Symbole. Die Imagination ist die wichtigste Quelle ihrer Kreativität. Doch sie will auch Ideen vermitteln, die zum Nachdenken anregen. Um zu offenbaren, vereinfacht sie ihre Formensprache.“

Vorgestern hatte ich noch die Möglichkeit, mit Cornelia Heymann zu telefonieren. Sie erläuterte mir sehr charmant, welchen Stellenwert das lithographische Arbeiten für sie hat, welchen Freiraum es ihr bietet, wie sich gerade auch spielerisch-kreativ, manches mal gar zufällig wunderbare innovative gestalterische Aspekte ergeben. Und ganz bescheiden sagte sie, dass bei ihr, was das rein Drucktechnische angeht, noch Weiterentwicklungspotenzial bestünde. Ich halte das für eine echte Untertreibung… In jedem Fall zeigte sie sich begeistert, nachdem sie bereits 2020 unter den Finalisten war, die Preisverleihung Corona-bedingt aber virtuell stattfinden musste, dass wir uns jetzt und hier persönlich treffen können.

 


 

124 Am Ende des Raums 2020

1. Platz beim Internationalen Senefelder-Preis 2023 für Aron Herdrich,
Die Arbeit ‚Am Ende des Raums (II)’ von 2020m Analoger Offsetdruck auf Papier, 70 x 50 cm

 

Und last but not least kommen wir zum 1. Preis als Hauptpreis des Internationalen Senefelder-Preis 2023.

Das der Jury mitgeteilte Statement zur eingereichten Arbeit:

Analoger Offsetdruck auf Papier, 70 x 50 cm

Die Arbeit ‚Am Ende des Raums (II)’ von 2020 ist ein Flachdruck einer analogen Offsetdruckplatte, gedruckt an einer Handpresse. Die Offsetdruckplatte habe ich zunächst zu einem dreidimensionalen Raum geknickt; ähnlich einer kleinen Ecke. Das natürlich einfallende Licht brach sich durch die ‚Architektur‘ und der dadurch entstehenden Reflexion auf bestimmte Art und Weise.

Dadurch habe ich mich als Künstler ein Stück weit dem Prozess entzogen und das Licht zeichnen lassen; Lichteinfall, Lichtstärke, Architektur, Papier und Farbe sind zwar von mir bestimmt. Jedoch verliere ich bei diesem Prozess ein großes Stück meines Einflusses auf die entstehende Zeichnung. Wieder aufgeknickt, habe ich die Offsetdruckplatte entwickelt und dreifach mit demselben Blau auf ein BFK Rives übereinander gedruckt.“

 


Aron Herdrich bei der Urkundneverleihung

Aron Herdich (rechts), stolzer Gewinner des 1. Preis des Internationalen Senefelder-Preises mit Andreas Weber. Foto: Roland Walter

Persönliches Statement des Künstlers und Senefelder-Hauptpreis-Gewinner Aron Herdrich

Noch am Tag vor der Preisverleihung bekam ich von unserem Hauptpreisträger, der bis dahin nichts von seinem 1. Platz wusste, folgendes als Kommentar per E-Mail:

Die Lithografie, bzw. der Flachdruck, besitzt eine faszinierende Direktheit im Arbeitsprozess. Sprich im Umgang mit der Druckform und später im Druck. Ob das Arbeiten auf Stein oder Platten, den künstlerischen Prozess nehme ich bei mir, aber auch bei anderen Künstler*innen, als intensive Auseinandersetzung mit einem Objekt (der Druckform) wahr.

Die Direktheit im Arbeitsprozess wird dann durch den Druck nicht unbedingt aufgelöst. Er löst sich zwar von der Druckform und bekommt eine Eigenständigkeit, dennoch kann diese Direktheit verstärkt und sichtbar gemacht werden und verweist somit im fertigen Kunstwerk auf den technischen und künstlerischen Prozess.

Die Technik erscheint auf den ersten Blick vielleicht als kompliziert und kleinteilig. Darin liegt jedoch auch eine Stärke, die mir als Künstler eine Freiheit verschafft viele Entscheidungen bewusst zu treffen oder sie eben nicht zu treffen; es sind viele Stellrädchen an denen gedreht werden kann oder die sich von alleine drehen.

In meiner künstlerischen Arbeit will ich eigene Entscheidungen treffen, andere aber bewusst abgeben.

Speziell die Möglichkeit der Offsetplatten mit Licht (als raumdefinierendes und Raumgrenzen-überschreitendes Medium) zu zeichnen. Oder besser; das Licht selbst zeichnen zu lassen fasziniert mich. Lediglich fange ich es in diesem Prozess ein und kann ihm eine neue Sichtbarkeit verschaffen.

Mich begeistert es außerdem, dass der Flachdruck als technische Weiterentwicklung einen bedeutenden Einzug in unsere Gesellschaft in Form von Druckerzeugnissen im Alltag und weiteren technischen Errungenschaften bekommen hat. Daher erachte ich ebenfalls den künstlerischen Umgang mit dem Medium (und mittlerweile all seinen technischen Möglichkeiten) als wichtig und für die heutige Zeit als sehr relevant.

Und zum Stellenwert des Senefelder-Preises:

Ich freue mich sehr, dass die Senefelder Stiftung es sich zur Aufgabe macht, zeitgenössische Lithografie zu fördern.

Somit dem Medium eine Wichtigkeit und ein Alleinstellungsmerkmal als künstlerisches Medium verschafft.

Zwar haben alle Drucktechniken inhaltliche und konzeptuelle Überschneidungen und Gemeinsamkeiten. Dennoch muss auch gleichzeitig jede der Drucktechniken (und überhaupt jede Technik) ihre Relevanz für sich, bzw. von Künstler*innen verhandelt werden und im zeitlichen Kontext neu definiert werden. So eben auch der Flachdruck.

Der Senefelder Preis hilft außerdem dabei, nicht nur durch die Preisausschreibungen, sondern auch durch die Sammlung und die Stiftungs-Arbeit einen Überblick und Tendenzen sichtbar zu machen.

Ich freue mich auf morgen! Viele Grüße!“


 

Meine Damen und Herren: Die Jury war einstimmig überzeugt, einen äußerst würdigen Hauptpreisträger gewählt zu haben. Die Gründe: sehr innovative, experimentelle Arbeit, hohe künstlerische Qualität, ausgezeichneter Druck. Die Kombination von technischem Experimentiergeist sowie hoher Innovation und einzigartiger künstlerischer Kreativität gab den Ausschlag. Zudem ist das fast einfarbige, aber intensiv-blaue Farbgefüge aussergewöhnlich und zeigt, wie brillant und erlebnisreich lithografische Kunstwerke eine faszinierende und unerreichbare Wirkung erzielen.

Ich bitte um einen Riesenapplaus für den 1. Preisträger des Internationalen Senefelder-Preises 2023, Aron Herdrich aus Aschau in Bayern, am schönen Chiemsee. Und lassen sie mich vor der Urkundenüberreichung bitte noch einige Bemerkungen machen zum künstlerischen Werk unseres Hauptpreisträgers als Ganzes.

Das Gesamtwerk des Künstlers umfasst bis dato großformatige skulpturale resp. dreidimensionale Werde wie Objekte aus belichteten Offsetplatten, Druckfarbe, angebrannte Holzbalken oder auch belichtete Offsetplatten, Druckfarbe, Gips, Pigmente. Und auch digitale Kollagen kombiniert mit Flachdruck.

Dr. Birgitta Heid, Staatliche Graphische Sammlung München, betont die innovativen eigenen konzeptionellen Verfahren, die von ihm für seine Exponate entwickelt werden. Und sie hebt vor allem auf die Betrachtung eines dreidimensionalen, Vitrinen-artigen Werkes ab, das sie ausstellen konnte:

„Der Künstler hat die vorhandene Vitrinenbeleuchtung druckgraphisch ‚nachgezeichnet‘ und damit einen selbstreferentiellen Bezug zwischen Raum, Raumlicht und Druck geschaffen – das Kunstwerk hat sich durch die Choreographie selbst erzeugt. … Das konzeptuelle Werk wird für den Betrachter zum sinnlichen Raumerlebnis, und die simple Druckfarbe Blau wird in eine metaphysische Dimension transformiert.“

Soviel Schaffenskraft brachte in den letzen 10 Jahren einiges hervor: Ausstellungen quer durch Deutschland, u.a. in München, Berlin, Kassel, Leverkusen, Hamburg sowie Tokio, Shanghai, Wroclaw/Polen sowie Bratislava, Slowakei.

Nach dem Studium der Kunstpädagogik folgte das Studium der freien Kunst mit Diplom und Meisterschüler bei Prof. Pia Fries, AdBK München; dort wirkt er auch seit 2021 als Lehrbeauftragter im Bereich freie Kunst sowie als Künstlerischer Mitarbeiter.

Seit 2013 konnte er einige Preise und Stipendien erwirken:

  • Kooperation mit dem Tamarind Institut | University of New Mexico | Albuquerque, USA
  • Preis des Akademievereins | Gruppensausstellung Neubau
  • 2. Preis | III Lithographietage International — Stipendium der Jürgen Ponto-Stiftung
  • Kunstförderung | Neustart Kultur – Kunstfond Kunstförderung | BayernInnovativ
  • Und nun, im Sommer 2023, der 1. Preis der Internationalen Senefelder-Stiftung

Nochmals bitte ich um einen Riesenapplaus für Aron Herdrich, den Träger des 1. Preises des Internationalen Senefelder-Preises 2023!


 

 

Ausklang im Haus der Stadtgeschichte mit Direktor Dr. Jürgen Eichenauer und einer Vorführung in der Druckwerkstatt mit Dominik Gußmann.

 


 

Das Finale

Damit ist die Preisverleihung abgeschlossen. Verweilen Sie bitte noch bei einem Kaltgetränk mit den Preisträgern, der Jury, den Organisatoren  und den Finalisten mit ihren herausragenden Werken sowie allen Gästen.

Zum Abschluss besteht ab 19h30 die Möglichkeit in wenigen Schritten zum Haus der Stadtgeschichte in der Herrnstraße 61, 63065 Offenbach am Main, zu wechseln, wo uns Direktor Dr. Jürgen Eichenauer empfängt und uns ein Imbiss erwartet sowie eine Vorführung in der Lithographie-Druckwerkstatt.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Bleiben Sie uns gewogen! Und denken Sie darüber nach, uns im Förderverein als Mitglied weiterhin zu unterstützen. Besten Dank!

 


 

Alle Finalisten des 13. Internationalen Senefelder-Preises 2013 im Überblicksfilm

 

 

 


 

Liste der Finalisten

Liste der Nominierten u. Preisträger_ KOMM Offenbach (4.-9. September 2023)

 

 


 

Presse-Echo

 

Senefelder Preis Nachbericht Offenbach Post 13092023

Quelle: Offenbach-Post, 13. Septmevr 2023, Seite 18

 


 

 

Vorbericht Offenbach Post Markus Terharn

Vorbericht in der Offenbach Post von Markus Terharn vom 29. August 2023.

 


 

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Prof. Dr. Gerhard Kilger, Chairman of the International Senefelder Foundation. Photo: Andreas Weber

 

Internationaler Senefelder-Preis — SIEGEREHRUNG

Redetext von Prof. Dr. Gerhard Kilger, Vorstandsvositzender der Internationalen Senefelder Stiftung, Offenbach am Main   |  English translation below | Fotos und Videos von Andreas Weber, Franfiurt am Main

Heute begrüße ich das Festpublikum für die Siegerehrung des 12. Internationalen Senefelder-Preises. Allerdings ist in diesem Jahr das Publikum nicht in Offenbach: Durch die Pandemie müsse alle zuhause bleiben und die Zeremonie auf dem Bildschirm erleben. Die originalen Lithographien jedoch sind jetzt alle in diesem Ausstellungsraum des „Hauses für Stadtgeschichte“ in Offenbach versammelt. Hier ist es in den nächsten Wochen auch möglich, dass sie ganz real von interessierten Museumsbesuchern besichtigt werden können.

 



 

Als wir den Preis 2019 ausgelobt haben, konnten wir natürlich nicht ahnen, wie dieser Tag stattfinden würde. Deswegen war auch die Arbeit der Jury nicht einfach, sie hat aber ganz deutliche Entscheidungen getroffen. So wurden in diesem Jahr neben den drei Hauptpreisen auch zwei Sonderpreise vergeben. Gerade weil sich die Lithographie gegenwärtig in einem tiefgreifenden Wandel befindet, sind der Jury zwei Arbeiten besonders aufgefallen: Diese beiden weisen auf ganz unterschiedliche Art neben hoher künstlerischer Qualität durch ihre Technik zum Einen auf den langen Weg von der professionellen und industriell bedeutsamen Arbeitsweise hin zu den heute sehr unterschiedlichen Praktiken individueller Gestaltung, zum Anderen auf ganz neue Perspektiven zu experimentellen Formen der Lithographie.

 

Einer der Sonderpreise geht an den Lithographen Jean-Michel Machet in Paris, der mit dem bretonischen Künstler Jaques Gedan eine ganz bemerkenswerte Lithographie geschaffen hat: Bei dieser wird sowohl durch Farbgebung und kunstvolle Feinheiten als auch durch die besonders exakte Drucktechnik die hohe Meisterschaft der traditionellen Lithographie deutlich, wie sie heute weltweit kaum noch anzutreffen ist. Der Künstler hat – vielleicht unbewußt – in einer großartigen Metapher den Wandel der Lithographie in der Darstellung „Penduik auf der Reise zum Nordpol“ geschaffen: Die hohe Kenntnis des Segelns hat einen vergleichbaren Wandel durchgemacht, die alten Kapitäne und Seeleute sind verschwunden, Segelboote erfahren heute neue Anwendungen.

 

Ein weiterer Sonderpreis geht an Katarzyna Tereszkiewicz aus Polen. Sie hat eine ganz eigenwillige Arbeit geschaffen, die den Druck selbst nicht vollzieht, sondern den lithographischen Prozeß  zur künstlerischen Bearbeitung nutzt. Die Zinkplatte als Druckträger wird selbst zum Werk, die chemischen und künstlerischen Prozesse erzeugen ganz neue Farben und Formen, die in ihrer Struktur an eigenartige Malerei erinnern und die ihre eigene Ästhetik erzeugt. Hierbei wurden bekannte Techniken des Abreibens und Ätzens angewandt, die allerdings so zu ganz neuen Ergebnissen geführt hat. Dieser außergewöhnliche Eigensinn, keinen Druck, sondern das Ergebnis eines Experiments für den Wettbewerb einzureichen, hat die Jury überzeugt.

 


 

Die eigentlichen Hauptpreise sind für originale Lithographien vergeben, die alle drei nach ganz unterschiedlichen Kriterien begutachtet wurden. Natürlich stand bei allen die hohe künstlerische Qualität im Vordergrund, wichtig war für die Jury auch, dass hier Ausführungen von Lithographie sichtbar sind, die nicht bereits bekannt und vielfach angewandt wurden. Diese Kriterien anzuwenden, war tatsächlich nicht einfach, weil dafür durchaus viel mehr Preise hätten vergeben müssen als vorgegeben war. Diese Schwierigkeit läßt sich auch nachvollziehen, wenn man die Qualität in der heute eröffneten Ausstellung der 32 nominierten Kandidaten besichtigt.

Nun möchte ich aber Ihre Spannung nicht mehr überstrapazieren, wir kommen zu den drei Hauptgewinnen:

Der dritte Preis wurde an den Spanier Rafael Rodriguez Garcia vergeben, der seine Arbeiten in Belgien macht. Er hat einen Master in Fine Arts, Print Making an der Royal Academy of Fine Arts Antwerp gemacht und bereits viele internationale Preise erhalten. Die nun prämierte Arbeit mit dem Titel „Begegnung II“ ist 2019 entstanden. Rafael Rodriguez untersucht die Eigenschaften des Steins als Objekt und nicht als einfache Oberfläche, auf der ein Bild gezeichnet werden soll. Dieses entsteht bei ihm durch verschiedene Zustände, wobei die Oberfläche des Steins zwischen jedem Zustand leicht gelöscht wird. So wird die „Erinnerung“ des Steins Ausgangspunkt für den nächsten Zustand. Darüber hinaus werden Spuren und Fragmente früherer Zustände sichtbar, die er eine „Archäologie“ des Bildes nennt.

 

Die Jury hat dies besonders überzeugt: Der Künstler hat nicht einfach einen Druckträger bemalt, sondern die Eigenschaften des Steins und die der besonderen Wirkungen von Senefelders „Chemischer Steindruckerey“ als künstlerische Technik entwickelt.

Doch diese beeindruckende Arbeit wurde nach Einschätzung der Jury noch von zwei weiteren übertroffen:

Den zweiten Hauptpreis hat die Polin Magdalena Uchman erhalten. Sie ist Graphic Designerin und hat nach ihrem Diplom am Fine Arts Institut der Universität Rzesów sogar den Doktor an der Academy of Fine Arts in Cracow gemacht. Seit 2012 ist sie in der Lehre an der Universität Rzeszów tätig. Darüber hinaus hat sie seit 2006 sehr viele Ausstellungen im In- und Ausland gemacht.

 

Die sehr geheimnisvolle Arbeit aus dem Jahre 2018 verwendet das Bild im Bilde, so wie wir in deutsch das Bewußtwerden mit der Redewendung „über etwas im Bilde sein“ aussprechen. Es ist ihr „Movie“, den sie uns mit wasserfestem Marker auf „Algrafia“, der Zinkplatte vorführt. In Abreibetechnik sehen wir ihre persönliche Erscheinung als Bild von hinten. Sie schreibt uns: „Die Grafiken bestanden aus zwei Matritzen: gekörntes Aluminiumblech unter Verwendung von Lithografietinte und kombiniert mit Lithografie, die in der Technik des Nachdrucks und des wasserdichten Markers entwickelt wurde.“

Das eingereichte Blatt ist drucktechnisch von hoher Qualität, die Jury hat Magdalena Uchman mit dieser experimentellen Arbeit von hoher künstlerischen Ausdruckskraft voll überzeugt.

Nun kommen wir endlich zum hochbegehrten ersten Hauptpreis: Er geht an den Thailänder Amnat Kongwaree. Auch er ist in der Lehre tätig: Er ist Assistenzprofessor an der Silpakorn Universität in Bangkok für Graphic Arts, Faculty of Printing, Skulpture and Graphic Arts. Dort hat er auch seine Ausbildung zum B.F.A. und M.F.A. gemacht und schon seit 1995 viele Preise erhalten.

 

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Seine Arbeit ist 2019 auf Aluminiumplatten entstanden, weil dies – wie er sagt – in Thailand nicht anders möglich ist. Aber er hat die industriellen Platten mit traditioneller lithographischer Technik behandelt und dabei eine sehr beeindruckende Drucktechnik geschaffen. Bei dem eingereichten Blatt „Parasitism“ aus dem Jahre 2019 hat er zehn Platten verwendet und dadurch eine hohe Farbqualität erreicht. Die realistische Darstellung einer jungen Frau, die offensichtlich einen jungen Kukuk in der Hand hält, läßt eine geheimnisvolle Geschichte des „Parasitism“ vermuten. Das ganze Kunstwerk ist sowohl technisch als auch künstlerisch bis ins gegenständliche Detail durchgearbeitet und besticht durch seine geheimnisvolle Ausdruckskraft. Die originale Lithographie zeigt an diesem Beispiel eine in Farbe und Auflösung erstaunliche Qualität, die durch heutige Drucktechniken kaum zu erreichen ist. Es war ein ganz eindeutiges Votum der Jury, dass der Internationale Senefelder-Preis dieser Arbeit zugesprochen werden soll.

Bedauerlicherweise können die Preise nicht wie üblich persönlich überreicht werden. Doch wir hoffen alle, dass das persönliche Zusammentreffen der prämierten Lithographen in besseren Zeiten wieder möglich sein wird.

 


 

Impressionen zur Ausstellung im Haus der Stadtgeschichte zu Offenbach am Main | Virtual tour throug the exhibition in the museum Haus der Stadtgeschichte Offenbach, Germany. Photo/Video: Andreas Weber


Auf einen Blick / At a glance

#ISSAward2020 — And the winner is… We proudly present:

1. Hauptpreis / 1st main award: Amnat Kongwaree , Bangkok/Thailand

2. Hauptpreis / 2nd main award: Magdalena Uchman, Rzeszów/Polen

3. Hauptpreis / 3rd main award: Rafael Rodriguez Garcia, Antwerpen/Belgium, Spain

Special Awards:
• Jean-Michel Machet, Paris/France (Drucktechnik)
• Katarzyna Tereszkiewicz, Rzeszów/Polen (Experimentalkunst)

Gratulation an alle Teilnehmer | Congrats to all fantastic attendees.

Die Offenbach Post hat einen lesenswerten Artikel von Reinhold Gries publiziert zur Verleihung des 12. Internationalen #Senefelder-Preises der Internationale Senefelder Stiftung am 6. Dezember 2020 und der Ausstellung der Finalisten und Gewinner im Haus der Stadtgeschichte (Offenbach).

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English Translation

International Senefelder Award — LAUDATIO

By Prof. Dr. Gerhard Kilger, Chairman of the International Senefelder Foundation

Today I greet the audience for the award ceremony of the 12th International Senefelder Award. However, this year the audience is not in Offenbach: Due to the pandemic, everyone has to stay at home and experience the ceremony on screen. The original lithographs, however, are all gathered in this exhibition room of „House of City History“ in Offenbach. In the next few weeks it is also possible that interested museum visitors can view them in real life.

 


 

 


 

When we announced the award in 2019, of course, we had no idea how this day would take place. That´s why the work of jury wasn´t easy, but it made very clear decisions. So this year, in addition to the three main prizes, two spezial prizes awarded. Just because the lithography currently in profound change, the jury are two particularly noticed work: These two have very different ways in addition to high artistic quality by their technique on the one hand the long way from the professional and industrial working method to the very different practices of individual design today, on the other hand to completely new perspectives on experimental forms of lithography.

 

One of the special prizes goes to the lithographer Jean-Michel Machet in Paris, who has created a very remarkable lithograph with the Breton artist Jaques Geda: With this, the high mastery of traditional lithography is demonstrated through the coloring artistic fineness as well the particularly precise printing technique clearly as it can hardly be found anywhere in the world today. The artist – perhaps unconsciously – created the change in lithography in a great metaphor in the description „Penduit on the journey to the Northpole“: The high level of knowledge of sailing has undergone a comperable change, the old captains and seamen have dissapeard, sailboats are experienced today new applications.

 

Another special award goes to Katarzyna Tereszkiewicz from Poland. She has created a very idiosyncratic work that does not print itself, but uses the lithographic process for artistic processing. The zink plate as pressure medium becomes the work itself, the chemical and artistic processes generate completely new colors and shapes, the structure of which is reminiscent of strange painting and which creates its own aesthetic. Well-known techniques of rubbing and etching were used, which, however, led to completely new results. This extraordinary stubborness of submitting the result of an experiment for the competition, not printing, convinced the jury.

The actual main prizes awarded for original lithographs, all three of which were appraised according to very different criteria. Of course, standing on the high artistic quality in the foreground, was important for the jury also that the works of lithography are visible here are not already known and have been widely used. Applying these criteria was actually not easy, because many more prizes shoult have been awarded than were given. This difficulty can also be understood if one inspects the quality in the exhibition of the 32 nominated candidates that opened today.

Now I don’t want to overstrain your tension, we come to the three main prizes:

The third prize was awarded to the Spaniard Rafael Rodriguez Garcia, who does his work in Belgium. He has a Masters in Fine Arts, Print Making at the Royal Academy of Fine Arts Antwerp and has already received many international awards. The now award-winning work entitled „Encounter II“ was created 2019. Rafael Rodriguez Garcia investigated the properties of the stone as an object and not as simple surface, on which a picture is to be drawn. This arises in him through different states, whereby the surface of the stone is slightly erased between each state. So the „Memory“ of the stone becomes the starting point for the next state. In addition, traces and fragments of earlier states become visible, which he calls an „Archeology“ of the picture.

The Jury was particuarly impressed by this: The artist did not simply paint a print substrate, but developed the properties of the stone and the special effects of Senefelder’s „chemical stone printing“ as an artistic technique.

But according to the jury, this impressing work was surpassed by two more:

The second main prize went to Magdalena Uchman from Poland. She´s Graphic Designer and has even made the doctor at the Academy of Fine Arts in Cracow after her diploma at the Fine Arts Institude of the University Rzesów. She has been teaching at the University of Rzeszów since 2012. In addition, since 2006 she has done a lot of exhibitions at home and abroad.

 

The very mysterious work from 2018 uses the picture in the picture, just as we pronounce awareness in German with the phrase“ being in the picture about somthing“. It is her „Movy“ that she shows us with waterproof marker on „Algraphia“, the zink plate. In the rubbing technique, we see her personal appearance as a picture from behind. She writes to us: „The graphics consisted of two matrices: grained aluminium sheet using lithographic ink and combined with lithography, which is develop using the technique of reprint and waterproof marker“.

The submitted lithograph is of high printing quality, the jury fully convinced Magdalena Uchman with this experimental work of high artistic expressivness.

 


 

Now we finally come to the coveted first main prize: It goes to the Thai Amnat Kongwaree. He is also active in teaching: He is assistant professor at the Silpakorn University in Bangkok for Graphic Arts, Faculty of Printing, Sculpture and Graphic Arts. There he also did his academic degree in BFA and MFA and have received many awards since 1995.

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His work was created on aluminium plates in 2019 because –  as he says – there is no other way in Thailand. But he has treated the industrial plates with traditional lithographic techniques, creating a very impressing printing technique. He used ten plates for the lithography „Parasitism“ submitted in 2019, which resulted in high color quality. The realistic depiction of a young woman who obviously holding a young cuckoo in her hand suggests a mysterious story of „Parasitism“. The entire work of art it worked through both technically and artistically down to the tanggible detail and impresses with  its mysterious expressiveness.In this example, the original lithograph shows an amazing quality in terms of color resolution, which can hardley be achieved with today’s printing techniques. It was a very clear vote of the jury that the International Senefelder Prize should be awarded to this work.

Unefortunately, the prizes cannot be presented personally as usual. But we all hope that the personal meeting of awardees is possible in better times.

 


Epilog

The celebration of all ISS Award 2020 attendees and winners was broadcasted live via YouTube. Youn can see the movies on the Youtube Page of Haus der Statdgeschichte Offenbach. Please follow the Links:

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And there will be also a booklet available showcasing the Award and the work of the winners in german and english.

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