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Valuable Advice

Von Andreas Weber

#Greueltaten — Schauder durchzuckt mich. Es wird mir schwindlig vor Entsetzen. Heute, vor genau fünf Jahren, am 2. Juli 2016, nahmen innerhalb einer kleinen Gruppe meine Frau und ich an einer Führung teil, die eindrücklicher und merk-würdiger nicht sein kann. FAZ Frankfurter Allgemeine Zeitung und Jüdisches Museum hatten dies organisiert.

Es ging in die „Katakomben“ der damals frisch eröffneten EZB Europäische Zentralbank in Frankfurt am Main. Dort hat man (Gottseidank!) am Fuß bzw. unter der neuen, extraterritorialen Geld-/Finanz- und Machtzentrale eine Gedenkstätte errichtet. Es geht um unterirdische Räume der sog. Großmarkthalle, die von den Nazis genutzt wurden, um viele tausend Frankfurter Juden für die Deportation in die Vernichtungslager im Osten abzufertigen.

Stundenlang auf engstem Raum eingepfercht, schikaniert, gedemütigt, entehrt, gequält und geschunden wurden alle entkleidet, durchsucht, mussten ihre „Steuererklärung“ abgeben, die deutsche Staatsbürgerschaft niederlegen und für 50 Reichsmark das Ticket für den Transport mit der Deutschen Reichsbahn bezahlen, die vor der Tür mit Wagon-Containern bereitstand. BIs zu 100.000 Menschen wurden damals geächtet, aus der Stadt vertrieben, deportiert, umgebracht oder nahmen sich aus Verzweiflung das Leben.

Eine grauenhafte, unverzeihliche Schande. Bei der Eröffnung der EZB mit ihrem Promi-Tamtam war davon keine Rede.

Video: Andreas Weber, © 2021

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Gute Zeiten. Schlechte Zeiten: Kollegen aus aller Welt zollten der drupa 2016 noch persönlich die Ehre. 

Von Andreas Weber, Trauerbegleiter

Ganz im Ernst. Kein Scherz. Heute, kurz nach Mitternacht, bin ich schweißgebadet und völlig entsetzt im Bett hochgeschossen. Ich hatte das Schreckenserlebnis: die drupa ist tot. Und keiner wusste angeblich warum und wieso. War es ein natürlicher Tod? War es ein Unfall? Oder war es gar Mord beziehungsweise Selbstmord?

Weit hinten am Horizont, halb im Dunkeln, sehe ich eine große Menschenmenge auf mich zukommen. Sie skandiert: Die Drupa ist tot! Lang lebe Druck und Papier!

Und wie von Geisterhand gesteuert, gibt mein Smartphone ein Signalgeräusch von sich. Ich schaue ganz verdutzt nach. Und sehe: ein Kalender Eintrag ist aufgepoppt. Und erinnert mich daran, dass auf den Kalendertag genau vor fünf Jahren, am 10. Juni 2016, die #drupa2016 in Düsseldorf zu Ende gegangen ist. Und ich nunmehr – weil letzter Messetag – leider abreisen musste.

Oh Mann, was für ein Abenteuer… Vor lauter Schreck und Entsetzen schlafe ich sofort wieder ein.

Gleich nach dem Aufwachen am Morgen wollte ich bei Wikipedia nachgucken, welche Rangfolge eigentlich die #drupa2016 hatte – seit der ersten drupa im Jahr 1951. Ich stellte zu meinem Erstaunen fest, dass die Einträge in Wikipedia gar nicht aktualisiert worden waren und somit den neusten Stand hergeben. In der deutschen Textfassung ist die #drupa2016 tatsächlich die letzte, die je stattgefunden hat. Kein Wort über das hin und her, die Absage in 2021 und der Ersatz durch letztlich die aus meiner Sicht unglückselig-missratene #virtualdrupa…

 

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Szenen der Freude auf der drupa 2016 sowie Screenhsots des inaktuellen deutschen Wikipedia-Eintrags zur drupa, Stand 10. Juni 2021.

 

 

Ganz ehrlich: Wie kann das sein? Will man etwas verschweigen? Sollen Tote länger leben können?

Den ganzen Vormittag verbrachte ich – als ausgemachter Fan der drupa seit fast 45 Jahren! – damit, zu überlegen und zu bewerten, was warum und wie passiert ist. Zunächst: Die drupa 2016 war wie üblich ein herausragendes Erlebnis, wenn auch mit weit weniger Besuchern als gewohnt. [Siehe meine umfangreiche Berichtsserie aus valuetrendradar.com].

Aber, wie die Analysen im Nachgang zeigten, ohne signifikante, positiv-dynamische Effekte auf Märkte und Entwicklungen. Im Gegenteil. Das, was auf der #drupa2016 z. T. vollmundig propagiert wurde, trat so nicht ein. Die Situation der Hersteller (im Offset- wie im Digitaldruck) verschlechterte sich im Lauf der Jahre auf breiter Front, mehr und mehr Druckereien gerieten in Schief-Lage oder verschwanden vom Markt. Zum anderen gab es immer mehr Zweifel, ob sich die drupa als Mega-Event überhaupt noch rentiere.

Umso erstaunlicher, dass das drupa-Veranstaltungsteam einfach weiter machte wie bisher. Oder auch nicht. Denn nie zuvor war es um eine drupa so still wie in den Jahren 2018, 2019 und 2020 bis zum Ausbruch der Corona-Krise. An das, was die #drupa2016 noch ausmachte, ein riesiges, globales Echo auf den Social-Media-Plattformen (allen voran Twitter und Linkedin), wurde nicht mehr angeknüpft. Und noch krasser: Die Online-Aktivitäten seitens der drupa-Veranstalter wurden sogar heruntergefahren.

Kamikaze / Selbstmord oder Mord?

Was in der Folge und warum rund um die #drupa2020 alles schief gelaufen ist, das habe ich mit meinem Freund und INKISH-Kollegen Morten B. Reitoft in einer 10-teiligen (!) Artikelserie auf INKISH.NEWS detailliert und profund darlegt.  [Siehe: „Düsseldorf: Hotspot für Erfolg?“]

Klar wurde uns: Das hätte erstens so gar nicht kommen müssen. Und zweitens steht die Eigenwahrnehmung der Veranstalter im diametralen Gegensatz zu dem, was Markt (Fachpublikum, Experten und Aussteller) empfinden und sich wünschen.

Kein Wunder also, dass die #virtualdrupa im April 2021 ein völliger Flop wurde. Nur wenige Teilnehmer, kaum Resonanz, schon gar nicht über Social Media oder die Blogger-Szene, wenig fesselnde Themen und Darbietungen. Einige selbstgebastelte oder ‚gekaufte‘ Posts auf Twitter. Das wars. Noch nicht Mal die #virtualdrupa Showpartner befanden es als wichtig, über das, was sie bei der #virtualdrupa2021 anstellten, aktiv zu kommunizieren. Trotzallem bzw. traurig aber wahr: Die Veranstalter verbuchten alles als vollen Erfolg. Und haben sich dadurch noch unglaubwürdiger gemacht und vernichten das wenige Restpotenzial, das drupa noch hatte.

Interessant ist dagegen: Die aus meinem Netzwerk aufgetauchten Erinnerungs-Posts via Facebook, Twitter und LinkedIn das gemeinsame Erleben der #drupa2016 fanden ein unverhofft großes internationales Echo. Wunderbar. Da menschelt es. Da geht doch was.

Mein trauriges Fazit: Nach 10 drupa-Teilnahmen seit 1977, davon 6 jeweils über die gesamte Laufzeit von 14 Tagen, inkl. der Redaktion des wunderbaren Buches „drupa Internationale Fachmesse Druck und Papier 1950 bis 1990“ sowie der Würdigung als bester Fachjournalist auf der drupa 2004 u. a. m. muss ich leider, hier und heute, am 10. Juni 2021, feststellen: das wichtige Kapitel drupa ist für mich und mein Berufsleben zu Ende.


Meine Trauerbotschaft ist entsprechend kurz und prägnant:

„Nach jahrelangem Leiden und schwerem Siechtum ist weder plötzlich, noch unerwartet die drupa als globale Leitmesse verstorben. Wir werden sie vermissen oder eben nicht! Drum lasst uns wohlgemut und unverzagt ausrufen: Die drupa ist tot! Lang lebe Druck und Papier!“

 


 

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Von Andreas Weber

Nach dem Kommunikations-Desaster im März 2020 schien Heidelberger Druckmaschinen AG wieder auf Kurs zu kommen. Gemäß dem Motto: „Weniger ist mehr“ wurde im Zuge der Transformation die Firma komplett umgekrempelt. Ziel: Den Cash-Flow zu stärken und nur noch zu unternehmen, was auch Profit bringen kann. Umsatzrückgänge werden dabei in Kauf genommen.

Der Höhepunkt: Mit dem Verkauf der Gallus-Gruppe sollte — per Pressemeldung vom 22. Juli 2020 verkündet — ein bedeutender Meilenstein in der Transformation von Heidelberg erreicht werden. Die Branche staunte. Doch schon im August 2020 wurde gefragt: Was weiß man über den Käufer? Wer ist Marco Corvi und seine Benpac Holding AG mit Sitz in der Schweiz? Selbst Profis aus der Finanzmarkt-Branche fanden keine Antworten.

Zweifel und Widersprüchlichkeiten tauchten auf, auch getrieben durch Zeitungsberichte aus Luzern und St. Gallen. Das Tagblatt sowie die Luzerner Zeitung titelten: „Marco Corvi und seine Firmengruppe Benpac: Kratzer am Image des Unternehmensretters“. Redakteur Christopher Gilb schrieb am 29. Oktober 2020: „Mit seiner in Nidwalden beheimateten Benpac-Gruppe ist Marco Corvi in Rekordzeit auf Expansionskurs. Mehrere ehemalige Geschäftspartner, Mitarbeiter und externe Berater zeichnen aber ein anderes Bild des Firmenretters. Corvi selbst weist die Vorwürfe deutlich zurück.“

Redakteur Gilb erwähnte in seinem Bericht dabei auch die umfangreichen Recherchen von Morten B. Reitoft und INKISH.News. In einer breit angelegten und gründlich recherchierten Berichtsserie hatte Reitoft detailliert aufgezeigt, dass Marco Corvi Dinge vorspiegelt, die so gar nicht sein können. Aus meiner Sicht wurde im Stil ‚Potemkinscher Dörfer‘ agiert, um die tatsächliche Situation zu vernebeln. Es folgte dann am 25. November 2020 die Meldung, dass zwei Aufsichtsratsmitglieder der Benpac Holding AG ihr Mandat mit sofortiger Wirkung niedergelegt hatten.

Spätestens zu diesem Zeitpunkt hätten bei Heidelberg alle Alarmglocken schrillen müssen. Zentrale Frage war: Woher will Marco Corvi die 120 Mio. Euro in bar her nehmen, um den Kaufpreis zum Jahresende 2020 vertragsgemäß zahlen zu können?

 

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Bild: INKISH.NEWS

 

Stattdessen machte man bei Heidelberg konsequent weiter und meldete per 1. Dezember 2020 den Verkauf beim Bundeskartellamt an (Aktenzeichen BE5/163/20), um innerhalb von vier Wochen eine Freigabe zu erwirken und den Verkauf fristgemäß abschließen zu können. Die Freigabe erfolgte auch zum 23. Dezember 2020.

Markant: Per 15. Dezember 2020 ging auf Betreiben von Heidelberg ein anwaltliches Schreiben im Namen der Heidelberger Druckmaschinen AG an INKISH und Morten B. Reitoft raus. Mit der ultimativen Aufforderung, innerhalb von Tagesfrist eine Unterlassungs- und Verpflichtungserklärung zu unterzeichnen. Dadurch sollte die kritische Berichterstattung zu Heidelberg und dem Benpac-Gallus-Deal unterbunden werden.

Abgesehen davon, dass diese Forderung in ihrer Berechtigung in Zweifel gezogen werden sollte, bedeutet es eine Zäsur für eine freie Berichterstattung gerade auch im Fachjournalismus (Siehe meinen Kommentar „Sein oder nicht sein…“. Mein Fazit: „Das bringt einen neue Qualität in die Diskussion um die Unabhängigkeit der Print-Fachpresse, die gravierende Auswirkungen hat. Denn der Rechtsmittel nutzende Verkäufer ist ein milliardenschweres Unternehmen, das Fachmedium naturgemäß eine kleine, feine, Inhaber-geführte Firma. Allerdings mit dem Asset, ein starkes globales Netzwerk und viele zehntausende Leser und Nutzer nutzen zu können; und von Werbeeinnahmen abhängig zu sein. Klingt sehr nach David gegen Goliath. Und wie das ausgegangen ist, wissen wir ja. — Für mich als Journalist und Analyst heisst das aber: Ein börsennotiertes Unternehmen, das so agiert, steht nicht mehr auf meiner Favoritenliste. Es hat sich selbst ins Abseits katapultiert.“

Nunmehr musste Marco Corvi per 29. Dezember 2020 verlautbaren, dass er nicht im Stande ist, den Kaufpreis wie vereinbart zum 31. Dezember 2020 zu entrichten. Als neues Zahlungsdatum wurde in Absprache mit Heidelberger Druckmaschinen AG der 31. Januar 2021 vereinbart. (Siehe Ad-Hoc-Meldung vom 29. Dezember 2020).

Morten B. Reitoft kommentiert dies wie folgt: „Based on the research we have done here on INKISH, we still find it extremely unlikely that Mr. Corvi will be able to fulfill his part of the agreement – leaving everybody in a vacuum with the big question – if not, then what?“

Ich bin gespannt, wie es weiter geht. Und ob seitens der Anleger Stimmen laut werden, dass der Heidelberg-Vorstand frühzeitiger hätte über die Lage informieren müssen.

 


 

In den Online-Foren für Anleger wird das Thema Heidelberg-Benpac-Gallus-Deal diskutiert. Hier einige Auszüge aus Onvista.

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Link zu allen relevanten Stories von Morten B. Reitoft auf INKISH.News

 

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Potemkinsches Dorf

Quelle: Wikipedia

Dürfen Print-Fachmedien den Prinzipien eines unabhängigen Journalismus folgen? Oder müssen sie sich dem Diktat einer Art Hofberichterstattung unterwerfen? 

Für mich persönlich hatte sich diese Frage eigentlich von selbst erledigt, als ich während der drupa 2004 von der Stiftung Druck- und Papiertechnik den Hauptpreis für Fachjournalismus entgegennehmen durfte. In seiner Laudatio anläßlich einer Feierstunde erläuterte Bernhard Schreier, der damalige CEO von Heidelberger Druckmaschinen AG, die Begründung der Jury. Ich hätte mit kritischem Sachverstand relevante Branchenthemen behandelt und dabei stets über den Tellerrand geblickt, um Print in seiner vollen Bedeutung auch für die Print-Nutzer und Auftraggeber von Drucksachen erfahrbar zu machen.

Aktuell geraten diese positiven Erfahrungen ins Wanken. Mein Kollege Morten B. Reitoft, Chefredakteur von INKISH, Dänemark, wird mit juristischen Verfahren gedroht. Er hatte, gemäß seinem journalistischen Ethos und auf Basis umfangreicher Recherchen über eine Firmenakquisition herausgefunden, dass der Käufer anscheinend und aus meiner persönlichen Sicht das Prinzip der Potemkinschen Dörfer nutzt, um einen Deal herbeizuführen und dem Verkäufer ein überproportional guten Kaufpreis in Aussicht zu stellen. Bei dem vielen Geld ging offensichtlich beim Verkäufer der Blick für die Realität verloren.

Dumm gelaufen, könnte man sagen. Aber: Bei dieser Akquisition ist soviel im unklaren und hochbedenklich, dass es Schaden verursachen kann: Schaden für die Anleger des börsennotierten Verkäufers ebenso wie für die Mitarbeiter des vom Verkauf betroffenen Unternehmens.

Zudem hat der Verkäufer bis dato nichts unternommen, sich offen in dieser Sache zu äußern bzw. mit Fakten zu belegen, dass die Recherche-Ergebnisse von Morten B. Reitoft tatsächlich unbegründet oder sogar falsch seien. Bei einer Klage wird zunächst nur mit Anschuldigungen operiert. Beweisen muss der Klageführer zunächst nichts. Behauptungen genügen. Und gekoppelt mit einer strafbewehrten Unterlassungserklärung soll massiv Druck aufgebaut werden.

Das bringt einen neue Qualität in die Diskussion um die Unabhängigkeit der Print-Fachpresse, die gravierende Auswirkungen hat. Denn der Rechtsmittel nutzende Verkäufer ist ein milliardenschweres Unternehmen, das Fachmedium naturgemäß eine kleine, feine, Inhaber-geführte Firma. Allerdings mit dem Asset, ein starkes globales Netzwerk und viele zehntausende Leser und Nutzer nutzen zu können; und von Werbeeinnahmen abhängig zu sein. Klingt sehr nach David gegen Goliath. Und wie das ausgegangen ist, wissen wir ja.

Für mich als Journalist und Analyst heisst das aber: Ein börsennotiertes Unternehmen, das so agiert, steht nicht mehr auf meiner Favoritenliste. Es hat sich selbst ins Abseits katapultiert. Natürlich werde ich, der Wahrheitsfindung dienend, genau verfolgen, wie der Vorfall ausgeht und sich weiter entwickelt.

 


 

Hinweis: Bemerkenswert in diesem Kontext: Anders als Deutschland steht Dänemark im Ranking der Staaten, für die Pressefreiheit als ein hohes Gut ganz vorne dabei. Siehe den Bericht von Reporter ohne Grenzen — “Spitzenreiter und Schlusslichter: An der Spitze der Rangliste der Pressefreiheit steht zum vierten Mal in Folge Norwegen, den zweiten Rang nimmt unverändert Finnland ein. Dänemark rückt auf den dritten Rang vor (+2)”. Deutschland rangiert unter den Top-20 nur auf Platz 11.

 


 

Lese-Tipp: Human rights and a changing media landscape. Foreword by Thomas Hammarberg”

 

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Von Andreas Weber | English Version via INKISH.NEWS

Eine Gruppe von Journalisten hatte am 15. Oktober 2020 die Gelegenheit zum Preview in Wiesloch auf dem Werksgelände von Heidelberger Druckmaschinen. Thema war die Heidelberg Innovation Week, sozusagen die hauseigene, virtuell ausgestaltete Fachmesse, die vom 19. bis 23. Oktober 2020 virtuell stattfinden wird.

Thema waren Produkt-Neuheiten bei Print (Label, Packaging, Akzidenzdruck, inkl. Veredelungen) und Weiterverarbeitung, automatische End-to-End-Lösungs-Szenarien sowie die Erläuterung der neuen Plattform-Strategie mit Zaikio.

Wie bereits in meinem INKISH-Interview „Heidelberg auf Kurs“  hat CEO Rainer Hundsdörfer nochmals Strategie und neuen Fokus von Heidelberg dargelegt. Auszug: „Die Zukunft von Heidelberg heißt in erster Linie nicht Größe und Wachstum um jeden Preis, sondern Fokus auf die Profitabilität. Damit legen wir den Grundstein, um mit unserer Neuausrichtung von einer Erholung der Märkte zu profitieren. Heidelberg packt die richtigen Dinge an.“

Auf Basis eines starken Kerngeschäfts soll Heidelberger Druckmaschinen AG nachhaltig profitabel aufgestellt werden, um für sich und seine Kunden eine prosperierende Zukunft anzustreben.

Ludwig W. Allgoewer, Chief Sales & Marketing Officer, betonte im Gespräch den Nutzen und die Neuartigkeit der Heidelberg Innovation Week. An fünf Tagen werde nach je drei mal zwanzig Minuten währenden Kurz-Präsentationen Gelegenheiten geboten für Kunden aus aller Welt ihren persönlichen Video-Chat zu führen. Dazu stehen global rund 250 Heidelberg-Mitarbeiter zur Verfügung. Das heisst: Der persönliche Dialog mit dem Kunden steht im Fokus. Was in Anbetracht der Fülle an Neuheiten ausserordentlich sinnvoll erscheint.

Mein Fazit: Manches wird die Branche aufhorchen lassen und zeigt Heidelberg in ganz neuem Licht! Mehr dazu in den nächsten Tagen über INKISH.NEWS und INKISH.TV.


Link zu allen aktuellen Posts zur Heidelberg InnovationWeek via LinkedIn mit vielen Details und Foto-/Video-Impressionen.


Impressionen per Video-Compilation (ca. 9 Minuten)

 

 


 

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Von Andreas Weber, Head of Re-Gnose  |   Audio-Version via WebersTalkTime 

Der Himmel ist blau. Die Sonne lacht. Jetzt, im Frühling 2021 fällt ein Blick zurück auf das Corona-Jahr 2020 leichter. War die Pandemie wirklich eine Katastrophe? Ja und Nein!

Ja, weil wir im vollen Galopp gestoppt wurden, Restriktionen eintraten, für viele das Geschäft quasi zum Erliegen kam. Und der Wunsch „zurück zur Normalität“ geriet zum Irrlicht.

Nein, weil wir alles und jedes überdenken und neu sortieren mussten. Und nunmehr feststellen konnten, was uns wirklich wichtig ist. Denn nach der Krise kam die Katharsis. Und hat die Spreu vom Weizen getrennt.

Das Zauberwort lautete ganz offensichtlich: „Digital“. Gepaart mit Begriffen wie Online Chat, Video Session, Webinar, Virtual resp. Hybrid Meeting u.s.w. — Ohne Digitaltechnik ging nichts mehr, konnte man denken.

‚Weg’ mit unnötigen Geschäftsreisen, der Umwelt und Zeitersparnis zuliebe. ‚Weg‘ mit allem Unnötigen, was auch immer damit gemeint sein kann.

Bleibt nur: Ist jetzt alles besser oder doch schlechter geworden? Das muss jeder für sich selbst beantworten. 

Ganz ehrlich: Vieles, was durch die Krise als Katalysator zermanscht wurde, hatte sich schon seit langem als nicht mehr zielführend erwiesen. Profit-Streben auf Teufel komm raus, durchaus auch mit heftigen kriminellen Machenschaften. Gepaart mit Gier und Rücksichtslosigkeit. Das eigene Ich als Alter-Ego war die Maxime.

Und es gab auch elementare Missverständnisse. Die verordnete physische Distanz wurde als „soziale“ Distanz bezeichnet. Dabei haben die „Social Relations“ heftig an Intensität gewonnen. Noch nie wurde soviel miteinander statt nur übereinander kommuniziert wie seit März 2020.

Ich rede jetzt nicht nur von der Unzahl der Webinar- und Zoom-Meetings, die viel zu oft ein Zeichen sog. kontraphobischer Symptomatiken war, also vom blinden und hilflosen Aktionismus getrieben. Wer eine Video-Verbindung aufbauen kann, darf losplappern. — Ich-Du statt Du und Ich — UFF.

Ich rede vielmehr davon, dass die Kernwerte guter Kommunikation wichtiger denn je wurden. Gekonnte Rhetorik, Authentizität und Empathie bilden das Fundament, ebenso wie das Zuhören können. Das Prinzip „Erst denken, dann handeln“ kam wieder zum Tragen. Bzw. hat diejenigen belohnt, die es konsequent beherzigt haben.

Weniger ist mehr. Relevanz schlägt Ignoranz. Interessanterweise waren es die Kabarettisten, Polit-Satiriker, Musiker und Schauspieler, die sich am Besten und am Gekonntesten mit und in der Digitalität zurechtfanden.

Unvergessen die Sendung „Die Anstalt vom 24. März 2020“, die mit der „neuen“ Bildschirm-/Video-Chat-Realität perfekt spielte und zu Beginn des Lockdown alle Fallstricke aufs Korn nahm. #Benchmark

 

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Dadurch wird deutlich: Man kann und muss über vieles lachen. Und das Wichtigste sind gute Gespräche. Wenn eben nicht persönlich, dann medial.

Meine wichtigsten Erkenntnisse, jetzt im Frühjahr 2021: Nichts bleibt so, wie es mal sein wird. Und darüber kann man viele gute Geschichten erzählen. Oder was man vom leider im Oktober 2020 verstorbenen Herbert Feuerstein lernen kann und was ich in meinen Facebook- und LinkedIn-Posts so formuliert habe: Feuerstein war und ist sicher der einzige, der die Realität so absurd verpacken konnte, dass die Wahrheit zum Vorschein kam. #RIP

Das spornt an, oder?  — Gemäß dem Motto: Mit Ihnen rede ich nicht mehr. Wir sprechen uns noch. 😂 Haha!


 

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Von Andreas Weber

Es gibt besondere Ereignisse im Leben. Zum einen Krisen von nie dagewesenem Ausmaß — zumindest für meine Familie und mich — wie die durch COVID-19. Und es gibt sofort auch Lichtblicke und neue Perspektiven.

Mit meinem Geschäftsfreund Morten B. Reitoft war urspärnglich im Feberuar 2020 in Kopenhagen besprochen, was wir zusammen auf der Leitmesse drupa 2020 im Juni in Düsseldorf unternehmen wollten.

Doch mit dem Lockdown war alles gestoppt. Alles? Nein. Es ging eigentlich erst richtig los. Wir riefen INKISH D-A-CH ins Leben, als nationaler Partner von INKISH mit Sitz in Frankfurt am Main, um den Märkten in Deutschland, der Schweiz und Östereich nahe zu sein. Und um nicht nur in englischer Sprache, sondern auch auf deutsch den wichtigen Themen rund um Print-Innovationen nachgehen zu können.

Das alles traf auf weitmehr Resonanz und positives Feeedback als wir uns das erträumt hatten. Das nachfolgende Video fasst die wichtigsten Aspekte zusammen, Und fordert zum Dialog auf. 

 

Meine Empfehlung

Nutzen wir gemeinsam INKISH als Plattform für Erfolg. Wie das gehen soll? Sehr einfach. Der erste Schritt ist, sich auf den INKISH.NEWS kostenfrei zu registrieren. Hier können wir alle, auf deutsch wie auch in fünf anderen Sprachen, unsere Themen als multimediale Stories inszenieren, alles, was uns und der Branche wichtig scheinen mag.

Und per INKISH.TV teilen wir Video-Inhalte allererster Güte. Ich selbst habe schon eine ganze Reihe von Conversations geführt. Eine der wichtigsten finden sie im Anschluss, die mit Ralf Sammeck, CEO von Koenig & Bauer Sheetfed AG. Viel Spaß beim Anschauen. Feedback willkommen.

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Die 2018 verstorbene Düsseldorfer Werberlegende Hans Otto von Hirschfeld hat zu Wendezeit/Mauerfall der drupa ein unnachahmliches Denkmal gesetzt. Foto: Nachlass Hirschfeld 

Von Andreas Weber

„Brauchen wir noch eine DRUPA?“ — „Wird die DRUPA 2021 wieder stattfinden?“ — Ich kann solche Fragen ehrlich gesagt nicht mehr hören (und muss mir dabei ein wenig selbst an die Nase fassen …). Und ich kann schon gar nicht verstehen, dass immer aufs Neue etwas diskutiert wird, was eigentlich gar nicht Gegenstand des Interesse sein darf.

Klar ist:

  1. Die #drupa2020 konnte durch die Corona-Pandemie nicht wie geplant stattfinden.
  2. Alle (Organisatoren/Messegesellschaft, Aussteller, Besucher, Medien etc) mussten und konnten sich damit arrangieren.
  3. Ob die #drupa2021 stattfinden kann, lässt sich aus heutiger Sicht keinesfalls vorhersagen. Jede Form der Spekulation erscheint wenig zielführend.

Klar ist aber auch: Eine DRUPA, wie wir sie kennen und schätzen, wird es nicht mehr geben können. Was aber nicht heissen soll, dass die Grundidee der DRUPA nicht mehr gefragt ist oder tragen könnte.

Die DRUPA war seit jeher Marktplatz, Schaufenster, ‚Hub‘ und Hotspot, um ungefiltert Technologie-Innovationen für die gesamte Druckbranche rund um den Globus erfahrbar zu machen.

Zur Erinnerung: Das Kürzel DRUPA steht für „Druck und Papier“ und damit für etwas, was heute, morgen und in Zukunft bestehen wird. Wer so gesehen die Idee einer DRUPA infrage stellt, stellt generell Druck und Papier infrage.

Das Paradoxon: Die ungeheuren Stärken der DRUPA wurden, wenn nicht unbedingt zur Schwäche, so doch zum Risiko. Wir alle konnten uns in den vergangenen Jahrzehnten darauf verlassen, dass die DRUPA unvergleichlich hohe Wirkung erzielt und nachhaltig die Geschäfte absichern kann. Sowohl für Aussteller als auch für Besucher/Käufer. Wenn, wie jetzt geschehen, die DRUPA nicht stattfinden kann, fallen viele in ein tiefes Loch.

Im Übrigen gab es über Jahrzehnte auch immer wieder die kontroverse Diskussion innerhalb der DRUPA-Träger und bestimmenden Komitees: Ist Düsseldorf der richtige Standort? Welches Intervall ist passend: fünf Jahre, vier Jahre, drei Jahre? Oder Anfang der 1990iger Jahre: Sind Vorstufen-Themen — getrieben durch Desktop Publishing/IT, Digitalisierung der Pre-Media-Prozesse, Digitaldruck etc. — auf der drupa darzustellen?

Kontroversen, Disruptionen, radikale Veränderungen waren und sind immer Teil der DRUPA-DNA. Die DRUPA kann das aushalten, widerspiegeln und Orientierungshilfe geben. Das machte die DRUPA einzigartig.

Für Aussteller und Besucher der DRUPA stellt sich aus meiner Sicht eine zentrale Frage: Wie finden Angebot und Nachfrage zusammen? Mit dem Unterpunkt: Gibt es Alternativen? Einige Top-Aussteller wollen das bereits für sich beantwortet haben, zogen die Reissleine und sind für das Jahr 2021 aus der DRUPA (wie generell aus Großveranstaltungen) ausgestiegen.

Ich wage zu bezweifeln, ob dies der Weisheot letzter Schluss ist. Zumal ich beim ‚neuen’ Go-to-Market keine Innovationen sehe. Auf Hausveranstaltungen zu setzen, ist nichts Neues, ebensowenig wie virtuelle Events/Webinar-Formate zu nutzen (die nur ein Behelfsmittel sind  und zudem bis dato zu 99% dilettantisch durchgeführt werden!).

Was mir fehlt ist das ernsthafte, umfassende und zielführende Beschäftigen mit folgenden Fragen, die sich um die Werte und Verdienste ranken, die durch die DRUPA geschaffen wurden:

  1. Was genau sind die Kernwerte der DRUPA resp. von Druck und Papier?
  2. Welcher Nutzen muss sich ergeben, um Druck und Papier als „Show“-Thema attraktiv zu halten?
  3. Wie sehen angemessene Inszenierungsmöglichkeiten aus, um Angebot und Nachfrage bestmöglich zusammenzuführen?
  4. Welche neuen, durchdachten Formen der Kommunikation müssen geschaffen werden? Und wie sieht deren Umsetzung aus?
  5. Wie kann man die Interaktion und den permanenten Dialog mit allen ‚Stakeholders’ (Besucher, Aussteller, Mediatoren) homogenisieren, dynamisieren und dauerhaft attraktiv gestalten?

Als Vorbild empfehle ich uns allen, sich mit dem intensiv auseinanderzusetzen, was Steve Jobs machte, als er 1996/1997 zu Apple zurückkehrte, in einer Phase, wo das Unternehmen am Abgrund stand. Jobs hat sich persönlich darum gekümmert, die „Core Values“ von Apple zu benennen und wieder zu beleben. Er prägte das „Communication First, Products Second.“ Und transformierte Apple zu einem Plattform-Betreiber für den „Digital Lifestyle“, das dadurch zum wertvollsten Unrernehmen der Welt werden konnte.

Die Idee, die DRUPA nicht mehr nur als Markplatz in Messehallen, sondern als Plattform für Erfolg mit Print zu begreifen, gefällt mir gut. Diese Plattform muss analog wie digital funktionieren, persönliche Begegnungen mit virtuell-digitalen Interaktionen zu mischen. Und alle involvieren, die sich dem Thema ‚Erfolg mit Print’ verpflichtet fühlen.

Klingt das nach der Quadratur des Kreises? Ich glaube nicht.

Gerne fordere ich zu aktiven, kreativen Beiträgen und Diskussionen auf und gebe mein Bestes, um dies mit INKISH D-A-CH und meinen INKISH-Kollegen zu unterstützen.

PS: Momentan kann man gerade in der D-A-CH-Region viel lernen.  Große Messen wie die IFA in Berlin oder die Buchmesse in Frankfurt am Main gehen neue Wege, die für die Weiterentwicklung der DRUPA als Ideen- und Impulsgeber dienen können.

 


 

Kontakt via LinkedIn

 

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Von Andreas Weber

INKISH hat Mitte August 2020 einen weiteren Meilenstein gesetzt: Eine Woche lang reiste das Team quer durch Deutschland, um in der Heimat Gutenbergs mit führenden Firmen und exponierten Persönlichkeiten intensive Gespräche zu führen.

Das Ergebnis ist fulminant: Print erscheint lebendiger, facettenreicher und zukunftssicherer als vielfach im Hinblick auf die Corona-Krise gedacht. Ohne der Publikation der Interviews vorgreifen zu wollen, ist folgendes bemerkenswert:

  • Zum einen, seit Juli 2020 zeichnet sich wieder eine Belebung des Geschäfts auf breiter Front ab. Druckereien aus den verschiedensten Anwendungsbereichen haben ihre Hausaufgaben gemacht. Gemäß dem Motto: Not macht erfinderisch. Wer flexibel ist und sich neu erfinden kann, wird Bestand haben, vor allem, wenn die Druckprodukte nicht als Massenware beliebig, sondern werthaltig, sorgfältig mit Hingabe und hoher Kreativität produziert werden.
  • Zum anderen, die Zulieferer der Druckereien hinken dabei in nichts nach, verstärken ihre Kundenorientierung/-zentrierung, besinnen sich auf ihre Stärken und verzeichnen wieder steigende Auftragseingänge.

 

 

Der Technik-Fokus liegt darauf, entlang der Wertschöpfungskette nicht nur neue Produkte, sondern integrierte und automatisierte Lösungsszenarien marktreif anzubieten. Das Rückgrat für den industriellen Druck bilden nach wie vor etablierte Technologien im Offsetdruck, die sich aber immer perfekter und nahtlos in digitale Prozesse sowie Pre-Media und Post-Press einbinden lassen. Und durch Inkjet-Technologien ergänzt und verstärkt werden.

Bemerkenswert ist auch eine neue Offenheit. Sowohl in der Unternehmens-Kommunikation als auch im Anbieten von Schnittstellen und offenen, Cloud-basierten Plattformen, die allen zur Verfügung stehen. Die gemeinsame Formel: Print als Medium beflügelt die Kommunikation im Digitalzeitalter dynamisch. Durch Agilität, Interaktions-Fähigkeit, Emotionalisierung und Nachhaltigkeit.

Viele Stunden Filmmaterial sind noch auszuwerten. Und werden vom INKISH Filmteam rund um Jan Majnik und Morten B. Reitoft aufbereitet und sukzessive auf INKISH.TV publiziert. Bleiben Sie am Ball. Es wird sich lohnen.


Mein Eindruck

Auf die Krise folgt die Katharsis. Print steht vor einer Renaissance. Mit ungebrochener Innovations- und Inspirationskraft. Allerdings bedeutet diese Wiedergeburt keinesfalls, dass wir zu alten Zeiten resp. der Situation vor der Corona-Panademie zurückkehren werden. Durch die Rückbesinnung auf Werte und Stärken, die Print seit Jahrhunderten geformt haben, eröffnet sich ein neues Spiel. Gut so!

 


 

Making-Off-Videos

Bereits auf LinkedIn fanden unsere Posts sowie die kurzen Making-Off-Videos zu den Interview mit Koenig & Bauer, Heidelberg und Zaikio im Rahmen der INKISH @Work Tour in Deutschland grosses Interesse (bis dato über 35.000 Views).

 

 

 

 

 


 

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Von Andreas Weber, CEO INKISH D-A-CH | English Version via INKISH.NEWS

Die Aktie von Heidelberger Druckmaschinen AG bewegt sich zwar noch immer als Penny-Stock im Keller, stieg aber von € 0,567 im Juni 2020 auf € 0,724 — Stand heute Mittag. Der Grund: Der Plan von CFO Marcus A. Wassenberg scheint momentan aufzugehen. Ein straffes Finanzmanagement steht über allem und erscheint alternativlos. (Siehe Analyse “Heidelberg’s need for money”  von Morten B. Reitoft via INKISH.NEWS).

Als Priorität Nummer Eins nannte Wassenberg heute in der Präsentation der Ergebnisse für Q1 2020/2021: drastische Reduzierung der Verschuldung, gefolgt vom geschickten Handling der Kurzarbeit und Arbeitszeitreduzierung sowie der Portfolio-Bereinigung. Das führte zu einem EBITDA von 60 Millionen (ohne Restrukturierungs-Ergebnis und dank Ertrag der Neuordnung der betrieblichen Altersvorsorge). Der Umsatz lag mit rund 330 Mio. € rund ein Drittel unter dem Vorjahresquartal (502 Mio. €). Der Auftragseingang ging in den ersten drei Monaten insgesamt um 44 Prozent auf 346 Mio. EUR zurück (Vorjahr: 615 Mio. EUR).

Bei bis zu 80 Prozent Kurzarbeit durch COVID-19-Krise bleibt wenig Spielraum. Zu bedenkne ist: Ohne Fabrikation keine Lieferungen, ohne Lieferungen/Installationen beim Kunden keine fakturierbaren Umsätze. Und da ist es fast schon zuträglich, dass im Vergleich zum Vorjahresquartal der Umsatz (minus 30 %) und Auftragseingang (minus 44 %) sich dramatisch verschlechtert haben. Damit liegt Heidelberg übrigens bei Umsatzrückgang und AE schlechter als Wettbewerber wie Koenig & Bauer oder BOBST, die allerdings beide fürs 1. Halbjahr 2020 Verluste ausweisen müssen.

Wassenberg kompensiert diese missliche Lage durch Verkäufe (Gallus, CERN) und Stilllegung von Unternehmensbereichen. Alles in allem sollen so innerhalb der nächsten drei Jahre rund 100 Mio. € eingespart werden. Die Rückholung von Pensionsmitteln dient dem Ausgleich der Schulden und spart rund 12 Millionen Zinszahlungen.


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Facts & Figures von Heidelberg.

 


Schrumpfkur unvermeidlich?

Als künftiges Umsatzziel benennt Wassenberg 2,0 Mrd. € bis 2,1 Mrd. €. Das sind rund eine halbe Milliarde € weniger als in den letzten Jahren. „Wir halten Wort“, betonte Wassenberg, und lobt gleichzeitig die „grandiose Mannschaftsleistung“, nicht nur im Finanzbereich, sondern überall im Unternehmen. Er spricht dabei von einer Belebung auf „niedrigem Niveau“, „mehr Freiheiten zum Investieren“ und einer „schrittweisen Erholung“. Der Wermutstropfen bei Heidelberg sei das (niedrige) Eigenkapital und der Cash Flow, der zwar immer noch negativ sei, sich aber verbessert habe.

CEO Rainer Hundsdörfer bleibt in dieser Lage nur, optimistisch zu sein. Er betont, das Ziel sei, Heidelberg „wetterfest“ zu machen, „überfällige und unabdingbare“ Maßnahmen vorzunehmen, um „erfolgreich und nachhaltig Geld zu verdienen“ sowie das „Kerngeschäft strategisch weiter zu entwickeln“.

Während Wassenberg sehr konkret wird, oder besser: werden muss, zeichnet Hundsdörfer ein letztlich stets vages Zukunftsbild von Heidelberg, das einerseits auf Besitzstandswahrung („Wir tracken online in Echtzeit weltweit die Situation unserer Offsetdruck-Kunden und stellen uns exakt darauf ein“) und andererseits auf Innovationen in Form von zarten Pflänzchen beruht, die mit dem Kerngeschäft nichts zu tun haben: Rund 5 Mio. € wurden im Werk Wiesloch laut Hundsdörfer in eine Produktionsstrecke investiert, um per innovativer „Printed Electronics“ hochwerte Sensoren v. a. für den Medizinsektor zu fertigen.

Wohin geht die Reise?

Nun denn. Für den Moment steht Heidelberg einigermaßen gut dar in Zeiten der Pandemie. Aber ob das so bleibt? Für den weiteren Verlauf wird schicksalhaft, ob der Verkauf von Gallus Bestand haben kann und der hohe Kaufbetrag auch gezahlt wird. Darüber gibt es Zweifel und CFO Wassenberg sprach heute nicht mehr vom Kaufpreis in Cash von 120 Mio. €, sondern ‚nur‘ von einem „erheblichen Betrag“.

Der Verkauf von Gallus ist für Heidelberg nicht nur wichtig, um Verluste auszugleichen, sondern vor allem um rund 450 Mitarbeiter aus der Kostenliste zu bekommen.

Schau’n wir mal. Es bleibt spannend!


PS: Übrigens war heute, so mein Empfinden, das Interesse der Presse an dem Heidelberg Webcast zum Quartals-Ergebnis erstaunlich gering. Ebenso wie die Fragen an CEO Hundsdörfer und CFO Wassenberg, die nur von der Regionalpresse kamen und nicht von von FAZ, Handelsblatt, Reuters oder DPA.


 

 

 

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