ValueCheck: Trendwende erreicht – São Paulo als ‚Transformation Hotspot‘ der globalen Print-Branche!

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Von Andreas Weber, Head of Value

Im wunderbaren Ambiente des Kongresszentrum „Espaço Milenium“ im brasilianischen São Paulo manifestierte sich am 24. August 2017 eine Trendwende für die globale Druckbranche. Der führende Verband für Grafische Techniken, ABTG (Associação Brasileira de Tecnologia Gráfica) als Veranstalter und APS Feiras & Eventos als Organisator veranstalteten zum ersten Mal einen für Lateinamerika bedeutsamen internationalen Fachkongress, der ad hoc weltweit eine Leitfunktion übernehmen konnte. Damit wird für die vom 20. bis 24. März 2018 stattfindende EXPOPRINT Latin America ein starkes Zeichen gesetzt und die Megacity São Paulo zum neuen ‚Transformation-Hotspot‘. 

Mehr als 230 Fachteilnehmer vollzogen beim ABTG-Kongress innerhalb eines informations- und erkenntisreichen Tages alle Facetten der Veränderungskraft einer dynamischen Print-Branche, die seit Jahrhunderten stets der Schrittmacher für die Transformation aller Bereiche der Gesellschaft, Politik und Wirtschaft waren. 

Die Resonanz des Publikums fasste ABTG-Präsident Francisco Veloso Filho wie folgt zusammen: „Vom Beginn der Veranstaltung an bis zum Ende des letzten Vortrags erhielten wir von zahlreichen Teilnehmern extrem positives Feedback [siehe unten stehend eine Auswahl an Stimmen aus dem Publikum zum Kongress]. Das bestätigt eindrucksvoll die Richtigkeit der Themen und Ausführungen in den Vorträgen. Es gab viele Momente der Reflexion über die notwendige Neupositionierung unserer Branche, vor allem bei den zentralen strategischen Fragen wie auch den relevanten künftigen Marktentwicklungen.“ Das Leitthema ‚Transformation’ im Kontext mit Print wurde, so der ABTG-Präsident weiter, überaus facettenreich in Szene gesetzt und in seiner Bedeutung für die Druckbranche und ‚Graphic Communications’ neu ausbalanciert.

 

ABTG Congresso Keynote Andreas Weber

 

„Die hohe Akzeptanz des Kongresses mit seinen anspruchsvollen Themen hat gezeigt, dass die Marktteilnehmer sich für neue Formen der Wissensvermittlung interessieren“, resümierte Ismael Guarnelli, Präsident von APS Feiras & Eventos. Es gehe künftig vor allem darum,  „mehr über relevante Technologien und Trends im Kontext mit Veränderungen in der Kommunikation und im Go-to-Market mit Hilfe von Medien zu erfahren, um in den kommenden Jahren Veränderungsprozesse pro-aktiv begleiten zu können.“ Ismael Guarnelli weiter: „Wir sind sehr zufrieden mit den Ergebnissen, sehen die Mission erfüllt und beginnen bereits mit den Vorbereitungen für die zweite Auflage des Kongresses.“

Deutlich fulminanter als man dies in Europa erleben kann, wurde der Kongress in São Paulo im Vorfeld, während und nach der Veranstaltung lebhaft und interessiert per Social Media und Online-Kommunikation via Blogposts begleitet und redaktionell-interaktiv aufbereitet. [Anmerkung: In nur 48 Stunden fanden alleine auf meinem LinkedIn-Account rund 20.000 Interaktionen statt! Benchmark!]. Punktgenau ergänzte zum Kongress ein gedrucktes Magazin nachhaltig die Themen. Dadurch dokumentiert sich, welch hohen Stellenwert Multichannel-Kommunikation bei Fachthemen rund um Print haben kann. Und es zeigt sich, dass eine Kernthese meines Eröffnungsvortrags vom Publikum mitgetragen wurde: „Innovation muss in jeder dynamisch ausgerichteten Gesellschaft Teil der DNA sein, die Transformation als Geschäftsprinzip begreift. Ein effizientes und innovationsorientiertes Marketing entwickelt ein grundlegendes Verständnis, das die Bedeutung menschlicher Beziehungen als Maß aller Dinge ansetzt“.

 

 

Das Fazit zur Zukunft im und mit Print lieferte Hamilton Costa, Präsident von ANconsulting, São Paulo, durch seine Frage, die er eingangs seines gelungen Vortrags stellte: „Warum Print?“ — Antwort: „Weil es menschliche Bedürfnisse und Empfindungen im Digitalzeitalter am besten berührt. Und weil im Print heute und in Zukunft alles möglich ist, wenn man die Kreativität in die richtige Richtung lenkt!“

Die wichtigsten, übergreifenden Erkenntnisse des ABTG-Kongresses, die sich aus meiner Sicht ableiten, haben es in sich und führen über das bisher dagewesene weit hinaus:

  • Transformation erfordert und fördert Gemeinschaftssinn plus Empathie, um im Digitalzeitalter den Bezug zur Realität herzustellen.
  • Erst die umfassende Kenntnis neuer, tatsächlich relevanter Technologien plus die smarte Adaptionsfähigkeit des entstehenden Nutzens setzen Transformation gedeihlich in Gang.
  • Der Wirkungsgrad von Transformation steigt mit der unkontrollierbaren Dynamik eines jeglichen Wirtschafts-, Kultur- und Sozialgefüges.

 

Impressões #ABTG CONGRESSO em São Paulo em 24 de agosto de 2017. Evento surpreendente. #Benchmark #Transformation #Print


 

Somit ist nunmehr klar, dass Print seine unanfechtbare Führungsrolle weiter ausbauen und aktiv die ‚Transformation Journey‘ beschreiten kann. Übereinstimmend wurden folgende Empfehlungen, die ich am Ende meines Vortrags präsentieren durfte, anerkannt und mir von vielen als hilfreiche Guideline bestätigt:

  1. Transformation spielt sich im Kopf ab.
  2. Lerne von den Besten. — Transformiere Dich selbst!
  3. Wähle klug die relevanten Technologien plus die richtigen Innovationslösungs-Partner aus.
  4. Das Prinzip ‚De-construct—re-construct‘ muss Geschäftsmodell und Go-to-Market umfassen.
  5. Kenne Dein Publikum bestens. (Bemühe Dich wenigstens ernsthaft darum!)
  6. Halte Deine Botschaften relevant und einfach!
  7. Und last but not least: Rücke ins Zentrum des Geschehens, werde zum Spielführer. Indem Du Transformation via Print-Kommunikations-Innovationen zugänglich machst — beflügelt durch einen nachhaltigen Multichannel-Ansatz.

 


 

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Stimmen aus dem Publikum: Transformation beflügelt Wachstum!

Für den Universitätsprofessor Ligia Coeli Silva Rodrigues von Campina Grande (PB) besteht die Herausforderung darin, die Bedeutung des Transformations-Prozesses für junge Menschen zu beachten: „Ich habe am ABTG-Kongress teilgenommen, um neue Konzepte kennen zu lernen und Ideen sowie Fakten zu sammeln, damit ich im Dialog mit meinen Studenten das Verständnis der Printmedien stärke. Ich habe die Veranstaltung rundum sehr genossen.”

Der Graphic Engineer Everton Rodrigo Bispo de Oliveira aus São Paulo (SP) schätzt den Kongress sehr hoch ein. „Ich fand alle Redner und Vorträge exzellent, und gehe davon aus, dass dies ein erster wichtiger Schritt auf einem langen Weg ist, um die Druckindustrie optimal ins Gespräch zu bringen.“

Mário Ribeiro, Direktor von Gráfica Flamar, von Recife (PE), der sich auf das Verpackungssegment konzentrierte, war auf der Veranstaltung und betonte, dass ein Kongress in dieser Form eine große Hilfe ist. „Es ist sehr gut, die Beziehung zu anerkannten Profis des Marktes aufzubauen und meine Kenntnisse durch eine  internationale Sichtweise zu aktualisieren. Die Veranstaltung ermöglichte, Informationen auf globaler Basis zu vermitteln und die echten Wachstumspotentiale zu erkennen.“

Richard Streck Neto, CEO von Print Indústria de Artes Gráficas, in São Paulo (SP), hielt es für wichtig, am Internationalen Kongress für Graphische Technologie teilzunehmen. „Der grafische Markt erlebt eine Zeit tiefer Veränderungen und deshalb ist es wichtig, an Veranstaltungen teilzunehmen, wie dies von ABTG gefördert wird, um nationale und internationale Sichtweisen über Markttrends, neue Geschäftsmodelle und neue Technologien zu erhalten. Da die Öffentlichkeitsbeteiligung sehr groß war, hoffe ich, dass ABTG diese Veranstaltung auch in den kommenden Jahren konsequent weiterführen kann.“

Für Alex Cristiani Oliveira Xavier von Gráfica JB, von João Pessoa (PB): „Es ist gut, immer mit den relevanten Technologien und neuen Prozessen verbunden zu sein und so das Wissen um Print zu aktualisieren. Die Veranstaltung war außergewöhnlich, der Veranstaltungsort bestens ausgewählt, die Referenten lieferten wertvolle Informationen, damit wir in der Praxis umsetzen können, wie wir über die Zukunft nachdenken müssen.“

Edson Cesar dos Santos, Geschäftsführer ProText, Nova Odessa (SP), arbeitet in den Bereichen Offset-, Digitaldruck und Flexografie. Er fand die Präsentation neuer Ideen als sein persönliches Highlight der Veranstaltung: „Es war ein durch und durch bereicherndes Erlebnis — sozusagen die Innovation der Innovationen mit greifbarer Wertschöpfung.“

 


 

ADDENDUM: Zusammenfassung der Kongress-Vorträge

[Siehe auch den Fachbericht in portugiesischer Sprache: „Congresso Internacional de Tecnologia Gráfica alcança sucesso de público com rico conteúdo“]

 

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Der technische Direktor von ABTG, Manoel Manteigas de Oliveira, hatte ein erstklassiges Programm entwickelt — mit hochkarätigen internationalen Referenten und einem perfektem Organisationsteam.   

Andreas Weber, Head of Value, eröffnete mit seiner Keynote den Kongress und ging auf das Verhältnis von Europa und Lateinamerika ein. Er zollte Brasilien und insbesondere der Megacity São Paulo höchsten Respekt, da Transformation Teil der DNA der Menschen geworden ist, um maximale Anforderungen in einem extrem harten Wettbewerbsumfeld zu erfüllen. Seine Kernaussagen: „Die Print-Branche ist wie keine andere Treiber der Transformation — und das seit vielen Jahrhunderten. Sie erfüllt das wichtigste Kriterium: Bedürfnisse sind das Maß aller Dinge, um Beziehungen zwischen Menschen aufzubauen und nachhaltig aufrecht zu erhalten.“ Wer in diesem Sinne disruptiv sein wolle, müsse aktiv bei Social Media engagiert sein, um in Echtzeit Trends, Entwicklungen, Meinungen etc. erfassen zu können. — „Social means: listen to people!“ [Siehe Vortragscharts in englischer Sprache von Andreas Weber inklusive Kurzvideos via Slideshare.] 

Emilio Corti, Global Head of Sales der Bobst AG, zeigte anhand weltweiter Analysen auf, wie das für die Print-Branche wichtigste, wachstumsstärkste Segment, der Verpackungsdruck, von Kreativität geprägt sein muss, um mit den besten Ideen sich stark verändernden Anforderungen stellen zu können. Bobst hat dazu ein Start-up initiiert, die Mouvent AG, um neuartige Inkjet-Digitaldruck-Lösungen aufzubauen. Im Fokus, so Emilio Corti, stehe die technologische Vereinfachung und Flexibilisierung bei Anwendungen gemäß dem One-for-all-Prinzip.

Sandro Cardoch, VP / Kaufmännischer Direktor für Lateinamerika bei Smag Graphique, konkretisierte dies am Beispiel neuer Fertigungsmöglichkeiten bei Etiketten und Verpackungen. Seine Kernaussagen: „Enorme Veränderung am Point-of-Sales müssen zu einer stärkeren Anziehungskraft des Produkts führen. Print wird immer notwendig sein, aber das Ziel ist es, etwas Einzigartiges zu schaffen, um sich von der Konkurrenz abzuheben und um schwer nachzuahmen zu sein.“ Das reiche über bloße Effekthascherei weit hinaus, die bislang dazu führt, das im Handel 40 Prozent der Produkte wieder zurück gegeben werden.

Hamilton Costa, Präsident von ANconsulting, zeigte anhand klug ausgewählter Beispiel auf, wie man Mehr-Wert für Kunden schaffen kann. Die Kernthese „ist das Verständnis dafür, dass der Druckunternehmer nicht mehr nur ein Reproduktionsdrucker sein kann, sondern neue Alternativen finden muss, um Print zu einem wichtigen und unverzichtbaren Teil des ganzheitlichen Prozesses von multimedialen Lösungen werden zu lassen.“ Im Zentrum stehe das Verständnis, welche Probleme der Kunde habe und welche geeigneten Lösungen zur Verfügung stehen müssen, um Bedürfnisse punktgenau zu erfüllen. „Investitionen in neue Technologien müssen nach Kundenbedürfnissen getroffen werden — und nicht nach dem Diktat des technisch Machbaren. Entscheidend ist, dass neue Geschäftsmodelle, die Print-Unternehmer adaptieren, sich am Kundennutzen ausrichten und nicht an der Technologie.“ Nur so gelange man zu klaren Definitionen, wo das Unternehmen hin gehen und wie es dort hin gelangen will.

Alexandre Keese, Direktor von APS Fairs & Events, präsentierte eine Reihe von relevanten Trends im Print-Markt auf der Grundlage von aktuellen Forschungen in Bezug auf Messeveranstaltungen wie  drupa und FESPA. Im Fokus: „Die Anpassung der grafischen Kunst an die neue Rolle der Druckindustrie durch die Einführung neuer Technologien, wie z. B. die des großformatigen Digitaldrucks, und die damit verbundenen Auswirkungen auf die Arbeitssituationen. Kernthesen: Der sich aktuell neuformierende Markt verlangt mehr Arbeitsplätze, mit individuelleren Abläufen, um für die Branche den Übergang von der Massenproduktion zur Massenanpassung zu meistern.“ Es gebe die unterschiedlichsten Konzepte, wie die des industriellen Druckens, des funktionalen Druckens und des elektronischen Druckens, die in ihren spezifischen Eigenschaften, Unterschieden und Chancen begriffen werden müssen.

Clóvis Pires Castanho, COO von Arizona soluções para marketing, São Paulo (SP), legte seinen Schwerpunkt auf die Entwicklung von medienübergreifenden Prozessen. Laut Clóvis ist das strategische Denken entscheidend für die Unterstützung des Kunden. Innerhalb dieser Vision ist das Wissen und die Nutzung von Software-Architekturen entscheidend wichtig, um den Workflow zu straffen und neue Möglichkeiten und die Entwicklung differenzierter Kampagnen zu bieten. Um dies zu fundamentieren, wurde ein Feuerwerk an Fakten entzündet, das eindrucksvoll zeigte, wie die technische Entwicklung im Digitalzeitalter quasi in Schallgeschwindigkeit voranschreitet. „Ein Unternehmer, der die Veränderung nicht versteht, wird zurückgelassen. Es geht nicht mehr darum, bestehende Technologien linear fortzuführen. Es geht um radikal neue Entwicklungen, die immer kleinteiliger werden, schneller und billiger und den Zugang zu Technologie im Allgemeinen erweitern. Das wird  und kann bei Print nicht anders sein.“

Rainer Wagner, FOGRA-Mitglied, Senior Technical Consultant und Drucktechnik-Experte für Lateinamerika, erläuterte technologische Trends im Druckmachinenbau und gab Prognosen bis zum Jahr 2020 ab — mit dem Hinweis darauf, dass Lateinamerika stark in das Segment der neuen Druck- und Veredelungsanlagen investiere. Dabei sei entscheidend, die Vorzüge und die Risiken technischer Neuheiten zu kennen und genau abzuwägen, die sich auf breiter Front abspielen — im Digitaldruck, in der Flexografie, im Offsetdruck und vor allem bei Finishing und Veredelung. „Was nützt beispielsweise eine neue Inkjet-Drucktechnologie, die eine Trocknungseinheit in der Dimension eines Flugzeug-Düsentriebwerks benötige, die mehr Strom verbraucht, als ein ganzer konventioneller Drucksaal?“ — Die Zukunft im Print müsse nach wie vor von Menschen gemacht werden, die mit klarem Verstand und profundem Erfahrungswissen agieren.

 


 

EPILOG: Foto-Impressionen aus Sao Paulo als modernes, dynamisch wachsendes Zentrum der Erneuerung und Transformation.

 

 

 


 

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