Valy — Kunst DurchLeben: Rede zur Werkschau im Mainzer Rathaus am 1. Dezember 2015

 

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© 2015 by Andreas Weber. Selfie vor Gemälde “Marianne” von Valy.

 

Siehe auch den Video-Live-Mitschnitt vom Eröffnungsabend auf YouTube! Der Text zur Dankesrede von Valy  wurde separat publiziert: Aus tiefstem Herzen: Valy dankt!

Eröffnungsrede von Andreas Weber

Meine sehr geehrten Damen und Herren, die heutige Ausstellung, mit dem wunderbaren Titel „Valy — Kunst DurchLeben“, steht unter dem Doppel-Patronat der „Marianne“. Die eine (gemalt) ist der Revolution, Umwälzung und Vermenschlichung der Welt verpflichtet, die andere (real) dem Bewahren dieses demokratischen Erbes sowie der Entwicklung unserer Kultur in der Gutenberg-Stadt Mainz als historisch unverrückbarem Zentrum der Kultur der Kommunikation. — Es ist so gesehen kein Zufall, dass wir uns heute hier zur Eröffnung treffen. 

Impressionen von der Eröffnung am 1. Dezember 2015 im Mainzer Rathaus. Fotos: GVS

 

Foto-Kunst von Klaus Benz, unserem Mainzer Meisterfotografen.

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Auszüge in zwei Teilen aus der Ansprache der Mainzer Kulturdezernentin Marianne Grosse. 

 

 

Vor exakt fünfeinhalb Jahren, am 1. Juni 2010, fanden wir uns schon einmal im Mainzer Rathaus ein, um Valy und ihre Kunst zu bestaunen. Damals würdigten wir in Form einer „Retrospektive“ rund 100 Werke, die in 50 Jahren entstanden, somit ein umfangreiches „Lebenswerk“ der Künstlerin, das ein außerordentliches Kunstschaffen mit vielfältiger Ausstellungsarbeit, unzähligen Aktivitäten und Publikationen mit Bezug auf Mainz, Kontakte in nahe und ferne Länder sowie Lehre und Ausbildung, oder besser Förderung junger Talente miteinander verbunden hat. Ein Katalogbuch wurde geschaffen, das viele Details und erstmals einen Gesamtüberblick zeigt, mit besonderem Fokus auf die damals neuen Arbeiten der Jahre 2005 bis 2010. Als Erkenntnis konnten wir ableiten: „Sie entfacht mit ihrer Kunst einen stillen oder besser: lautlosen Dialog. Und sie erschließt uns Kulturräume, sie stellt Dinge in den Kontext und begibt sich auf viele ‚Spielwiesen‘ und Entdeckungsreisen. Ohne dogmatisch zu sein oder sich den Regeln eines kommerziell getriebenen Kunstbetriebs zu beugen, bezieht Valy eine klare Position, gerne auch polarisierend: Valy versteht es, aus Kunst nachhaltige Kommunikation in höchster Vollendung werden zu lassen.

Rückbezüge und Beziehungsgeflechte zu Künstlern von Rang aus den letzten 250 Jahren ließen sich nachweisen — von Füssli bis hin zu Bernard Schultze. Ebenso wurden bis dato unbekannte Verflechtungen mit Poesie und Literatur dargelegt. Mit dem Ergebnis: Kein Vorbild ist zu übergroß, um nicht mit Valy auf Augenhöhe sein zu können. 

Ich zitiere das Katalogbuch, in dem Ursula Weber schrieb: „Mit Präzision und Stringenz hat sich die Künstlerin heute, im Jahr 2010, dort positioniert, wo sie hinwollte. Valy ist seit 1969 als freischaffende Künstlerin aktiv, widmete sich seit 1970 als Assistentin, Dozentin und Professorin der künstlerischen Lehre. Doch erst nach dem Übergang in den ‚Unruhestand‘ im Jahr 2005 entfaltete sie [vollends] ihr künstlerisches Repertoire, wie wir es nunmehr vor Augen haben.

Sie konnte sich auf diese Weise unabhängig entwickeln, als Fotografin, als Zeichnerin, als Frottage-Künstlerin, als Malerin, als Gestalterin, fernab eines Kunstbetriebs, der auf Kommerz ausgerichtet ist.“ (…) „Die Erwartungshaltung der bildenden Künstler an die Betrachter und Kunstfreunde wird [von Valy], wenn nicht untergraben, so doch auf den Kopf gestellt. Valy präsentiert uns nicht ihre Welt, die wir bestaunen dürfen. Sie führt uns mit ihren bildnerischen Mitteln unsere eigene Welt vor Augen. Sie will weder objektivieren, noch verniedlichen, sie fordert uns auf, dass wir uns dem Leben in seiner grundlegenden Bedeutung stellen. Archaisch-archetypisch wählt sie ihre Bildmotive und Themen aus. Themenzyklen wie ‚Horror‘ oder ‚Der letzte Tango‘, Motive wie ‚Lüstern‘, ‚Lach nur‘, ‚Tanz des Schreckens‘, ‚Cocoon‘ tituliert sie als ‚Obsession in Schwarz’.“

Ganz wesentlich war und ist für uns, zu erfahren, was Valy selbst über ihre Kunst, ihr Schaffen sagt: „Der Mensch steht im Vordergrund. Die Befindlichkeiten der menschlichen Empfindungen, von innen oder außen geprägt, spielen eine entscheidende Rolle. Das Miteinander oder Gegeneinander bieten starke Kontraste, die dann auch entsprechend hart formuliert werden müssen. Gesellschaftliche und persönliche Erfahrungen fordern heraus, diese bildnerisch zu beschreiben. Meist treibt innere Unruhe oder Unzufriedenheit über Qualitäten die kreative Arbeit an.“

Was kann nun heute, fünfeinhalb Jahre später, nachdem der Lebensweg von Valy so trefflich beschrieben ist, an die fulminante Ausstellung von 2010 heranreichen oder sie sogar noch übertreffen? 

Zunächst ein paar exklusive Einblicke zum Aufbau der Ausstellung:

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Und dann: Neben neuen, atemberaubenden Gemälden erstmals die Leitsätze zu Valy’s künstlerischem Manifest (vorgetragen von Ausstellungsbesuchern):

  1. Ich will Neues gestalten, formen, verändern. Nur wenn ich forme, verändere ich. Ich provoziere, dass sich Materialien unvollständig ergießen, in der Flächenausdehnung gestört werden und erstarren. Das heißt, ich gehe von neu entstandenen Strukturen aus, die mir Halt geben, aber auch meine inneren Welten anregen, um darin spazieren gehen zu können.
  2. Visuell erfahrbare Bewegungen in den Strukturen entfachen körperliche Vibrationen, die sich in figuralen Gegenständlichkeiten niederschlagen. Deshalb braucht die Malerei meine ganze Körperlichkeit. Der Körper im Bild braucht meinen gesamten Körperschwung, geleitet durch den spirituell ausgerichteten Geist meiner Gefühle und die Sehkraft meiner Augen.
  3. Frei von äußeren Zwängen, allein mit dem Raum, der Fläche, den Strukturen und meinen Händen werden meine Bilder in Schwarz auf weißem Grund geschrieben. Schwarz-Weiß setzt scharfe Grenzen, steht im Gegensatz zu dem fließenden Rhythmus des Machens. Diese Härte der Kontraste bringt manchmal die Spannung zum Zerbersten. Diese Zerstörung hält man nicht aus, aber formal können die Ergebnisse richtiggehend „schön” sein.
  4. Der Anfang meiner kreativen Arbeit ist spontan und intuitiv. Der Zufall bestimmt meine Formgebung. Die sich daraus entwickelnden Formen fordern mich, immer wieder wähle ich neue Wege, um letztlich Herrin der magischen Kräfte zu bleiben.
  5. Der Augenblick des Lichts transportiert die Idee. Die permanente Konfrontation von Lieben und Leben, mit dem Sterben und dem Tod vor Augen, ist eine kaum erträgliche Wirklichkeit. Diese Wirklichkeit quält im Unterbewusstsein und zwingt diese Gestalten ans Licht, zum Beispiel „Figuren in Angst und Hass“, „Verlorene Seelen“, „Körper trifft Seele“.
  6. Der Augenblick des Lichts transportiert die Idee. — Der aktuelle Bezug erfährt beim Machen seine Realität. Der Titel des Bildes entsteht dann im Nachhinein.
    Manche Bilder oder Objekte brauchen keinen Titel. Denn sie sind fähig sich selbst mit.zuteilen.
  7. Die starke Konzentration auf den Moment festigt (mit hoher Geschwindigkeit über die malende Hand) die Struktur, um zur Form des Figurativen und ihrem bildnerischen Raum zu gelangen. Farbigkeit spielt kaum eine Rolle. Oft lenken Farben nur vom eigentlichen Geschehen ab. Ich setze sie bewusst und beinahe spärlich ein. Ich liebe Farben, sogar in kräftigen Tönen und Kontrasten, aber für meine Malereien nutze ich fast ausschließlich Schwarz-Weiß.
  8. In meiner jetzigen kreativ-künstlerischen Arbeit bin ich von großer Ungeduld getrieben. Deshalb sind meine Arbeitsvorgänge von maximaler Geschwindigkeit geprägt. Bewegung schafft Hoffnung. Und umgekehrt. Hoffnung ist Bewegung.
  9. Für mich war und ist die entscheidende Frage, im Rückblick auf meine jahrzehntelange Gestaltungsarbeit und Lehrtätigkeit, im Streben nach der Kunst/Existenz und Kunst/Qualität: „Was ist für mich geblieben, über welche Kräfte verfüge ich noch, vor allem: Wie viel Kraft ist mir vergönnt, um weiterhin schöpferisch zu sein?“ — 45 Jahre Power! Alles gegeben, vor allem um zu helfen, dass an der Hochschule junge Menschen selbständige Persönlichkeiten werden und dass sie selbst zu ihrer eigenen Persönlichkeit finden.
  10. Die verbleibende Schaffenszeit trägt die Ungeduld, die sich in den Bildmotiven, der Farbigkeit und dem Neuerschaffen von Strukturen und Formen mitteilt.

 

 

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Einschub: Das Publikum macht während des Vortrags aktiv mit!

Eine weitere Premiere: Valy hat in ihrer Ausstellung im Mainzer Rathaus nicht nur neue “Bildwesen” präsentiert. Sondern durch ihr künstlerisches Manifest sowie die gedruckte und multimediale Aufbereitung ihrer Textinhalte Neuland beschritten. Bei der Eröffnungsrede konnte ich das Publikum aktiv einbeziehen. Fantastisch!

 

 

 

Meine Damen und Herren, sie bemerken: Valy ist eine Künstlerin, die im Dialog mit ihrem „Publikum“, mit uns Mitmenschen steht. Uns einbezieht. Uns teilhaben lässt. Und die Erkenntnisse daraus in ihr Kunstschaffen einfließen läßt. Sie hat ein perfekt ausgebildetes Talent, sich auszudrücken. Per Malerei, per Gestaltung, per Aktion ebenso wie verbal und medial. Dies geht über eine reine Performance-Attitüde weit hinaus. „Painting“ ist „Action!“, möchte man sagen. Dies wird dadurch möglich, dass Valy stets im (kritischen Dialog) mit Valy steht. Was sie gerade aus dem Publikum hörten, ist ihr „Künstlerisches Manifest“. Von ihr verfasst, auf mein Betreiben hin. Dieses Manifest definiert einen eigenen neuen Werk-Komplex. Und ist in der Ausstellung multimedial erfahrbar, ebenso wie auf den wichtigen Internetplattformen Facebook oder YouTube und in meinem Blog für Kunst und Kommunikation. Ich durfte mitwirken, was mir eine Freude und Ehre ist, uns das Manifest medial inszenieren: Per Bildschirm als interaktive Präsentation. Per Print als Leporello und per „Kunstband am Boden“.

 

 

Valy sagte mir, nach getaner Arbeit an ihrem Manifest, sie habe sich schwer getan, es zu verfassen. Sei aber froh, dass es gelungen ist. Sie erinnert sich, dass neben der Malerei, quasi wie durch einen Automatismus getrieben, seit 2010 eine Fülle von ihre Malereiarbeit begleitenden Aktivitäten entstanden sind. Sie hat im Eisenturm für den Kunstverein eine Reihe von Ausstellungen initiiert und kuratiert: Boris Jirku aus Prag (Partner und Motor bei den legendären, internationalen „Figurama-Projekten“), Zoppe Voskul aus Berlin, Gertjan Evelo aus Amsterdam setzte Valy in Szene, um an das anzuknüpfen, was den Kunstverein Eisenturm im Kern ausmacht: „Künstler bieten Künstlern eine Plattform.“ Seit Februar 2015 hat Valy ihr Engagement für den Kunstverein Eisenturm (kurz: KEM) sogar noch ausgeweitet und gehört dem Beirat und damit dem erweiterten Vorstand an. Sie hat über den Eisenturm hinaus herausragende Ausstellungsprojekte mitinitiiert und/oder unterstützt. Allen voran „Kunst zu(m) Sterben“, im Herbst 2013 gemeinsam mit mir als Co-Kurator hier im Mainzer Rathaus, und mit dem Mainzer Palliativnetzwerk als Partner für das Rahmenprogramm. Fast ein dutzend herausragender Künstler aus nah und fern waren beteiligt. Hunderte Besucher aller Alters- und  Gesellschaftsschichten wohnten allein der Vernissage und Finissage bei.

Valy kuratierte davor, im Dezember 2012, ebenfalls im Mainzer Rathaus, die Gemälde- und Skulpturenausstellung von Silvia Lerin aus Valencia, die nach einem Stipendium in den USA neuerdings in London lebt und vielbeachtet ihren Weg findet. Valy beteiligte sich an Gruppenausstellungen, z. B. im Herrenhof in Neustadt/Mußbach, wo Otfried H. Culmann die „art imaginär 2013 – Phantastische und visionäre Kunst“ präsentierte, sowie ihrem Lehrer im Herbst 2014 in der sehenswerten Ausstellung „Helmut Göring und seine Schüler“, Tribut gezollt wurde.

Und sie bringt Künstlerfreunde zusammen, wie im Sommer 2014 in Wörrstadt bei Kunst im Rathaus: „Grenzenlos“, mit Alexander Paul Rozehnal, Malerei, und Amador Vallina, Skulptur. 

 

 

Hohe Bedeutung misst Valy der Familie und darüber hinaus der Freundschaft bei. Freundschaft heisst nicht nur, sich zu treffen, zu reden, sich miteinander zu beschäftigen, um Fürsorge zu übernehmen. Sondern es heisst, Gemeinsamkeiten zu entwickeln, um in der Gemeinschaft die für uns wichtigen Dinge durch Kunst und Künstler voranzubringen. Zwei Beispiele für Valys ausgeprägten Gemeinschaftsgeist: Sie engagiert sich als Teilnehmerin und als Akteurin beim KEM Jour Fixe, einer in Mainz beispielhaften Initiative, um sich zum Monatsbeginn mit dem aktuellen Kunst- und Kulturgeschehen in Mainz persönlich auseinanderzusetzen. Und jüngst, beim „Zeitenwende. Kunst mal anders“-Event im Mainzer „Kommunikationsparadies“, gab Valy im Team mit ihrer Freundin Fee Fleck und der Textilkünstlerin Gisela Rapp Einblick in ihre Arbeit und in ihren Schaffensprozess. Das Publikum wurde aktiver Teil des Geschehens. Blieb also nicht nur passiv in der typischen Zuschauerrolle bei einer Kunst-Darbietung.

 

 

Insbesondere, das heute erstmals im öffentlichen Raum ausgestellte Gemälde „Es reicht!“ bewegte beim Jour Fixe des KEM am 2. September 2015. Valy bezieht darin malerisch auf drastische Art und Weise zum Thema „Kollaps der Moderne“ Stellung und erläutert ein bedrohliches Desaster: „Wir sind (zumeist verstummte) Zeitzeugen und sehen tatenlos zu, wie die Verlärmung der Landschaft während Tag und Nacht zunimmt. Wie durch den rollenden Güterverkehr im ‚Weltkulturerbe Oberes Mittelrheintal‘. Für die betroffenen Bürger als Bewohner der Rhein-Romantik ist die Belastungsgrenze schon jetzt weit überschritten. Die Probleme der geplanten Rheinschiene sind heute schon für die Menschen am Strom unerträglich. Durch diese gesundheitsschädlichen Lautstärken und Erschütterungen der rollenden Räder und die vielfach mit Gefahrgut gefüllten Wagons werden die Menschen wie mit einem Fallbeil als Hinrichtungsgerät guillotiniert.“ Das trifft den Kern. Und gibt der Kunst eine Rolle zurück, die ihr abhanden gekommen scheint: Sich aktiv und wirkungsvoll einmischen in ein Tagesgeschehen, das wir miterleben, das wir erleiden, ohne uns konstruktiv-kritisch einzumischen.

Damit nimmt das Gemälde „Es reicht!“ eine Sonderrolle im Werk von Valy ein. Mit einer Vorgeschichte: Die Ideen zu dem Bild gehen auf eine Initiative des Deutschen Werkbund im Jahr 2012 zurück — Valy war 1989 Gründungsmitglied des Landesverband Rheinland-Pfalz. Im Rahmen des Werkbundtag-Programms „RheinSCHIENE & WarenSTROM — Zukunftswerkstatt Kulturlandschaft“ wurde sachlich, aber kritisch-fundiert aufgezeigt, welche Katastrophe sich anbahnt. Die Resonanz beim Fachpublikum war ausserordentlich hoch, leider aber gleichermaßen unangemessen niedrig bei der Bevölkerung, die unmittelbar betroffen ist.

 

 

Noch dynamischer wird dieses neue-alte Verständnis von Kunst durch die Zusammenarbeit beim Projekt „Im Reich der Drohnen — Mutig. Schonungslos. — Ein Aufschrei. Gegen das Vergessen, das Verdrängen, die Ignoranz “. Seit über einem Jahr begleitet Valy aktiv das Projekt, das ihre Freundin und Malerkollegin Fee Fleck an den Start gebracht hat: Ein monumentaler Gemälde-Zyklus zu einem angsterfüllenden Thema: „Drohnen“. Jene ferngesteuerten, unbemannten Kampfsysteme, die Tod und Vernichtung bringen. Das Grauen ist unvorstellbar und bezieht uns alle ein. Die Datensteuerzentrale für alle weltweiten Drohneneinsätze der US-Air-Force befindet sich in der Pfalz, in Ramstein. Deutsche Dienste liefern Daten, um Ziele präzise zu definieren. Valy half im Team mit mir, einen wichtigen  Diskussionsabend im „Kommunikationsparadies“ zu gestalten, bei dem unterschiedliche Vertreter aus Kunst, Wirtschaft, Kultur, Architektur und Wissenschaft, die sich sonst kaum treffen würden, gemeinsam diskutiert haben. Und Valy half, einen bedeutenden Ausstellungsort zu finden, der Fee Flecks Gemäldezyklus gerecht und einer ersten Präsentation wird: Der Frankfurter Hof in Mainz!

— Was ist nun das Bindeglied, meine Damen und Herren, zwischen diesem Terror- und Kriegsthema wie es Fee Fleck darstellt und anprangert und dem was Valy als Künstlerin in ihren heute zu sehenden Bildwerken beschäftigt? 

Es ist die Einsicht und Erkenntnis, dass die Welt, unser Leben und Dasein eben nicht nur eitel schön ist. Auch wenn für uns Menschen Freude und Glückseeligkeit das Maß aller Dinge sind, in uns selbst und durch uns selbst tun sich allzuoft Abgründe auf. Ängste, Sorgen, Dämonen nehmen von uns Besitz. Das sehen wir hier allzu deutlich in der Ausstellung durch viele der Exponate. Valy führt uns vor Augen und antizipiert, was die meisten von uns erst erfahren, wenn es zu spät ist. Und dann in Hilflosigkeit erstarren. Wenn in Beirut, Paris, Bagdad und anderswo auf einen Schlag dutzende und hunderte von Menschen gewaltsam durch Terror und Verbrechen sterben müssen. Wenn wir erkennen müssen, dass die Welt, in der wir leben, dominiert wird von Betrügern in traditionsreichen Wirtschaftsunternehmen, von geldgierigen Bankiers, die uns ausplündern, von scheinbar überforderten Politiker-Eliten, die unter dem Deckmantel der Terrorbekämpfung unsere freiheitlich demokratische Grundordnung aushöhlen — im guten Glauben, den Krieg der Gerechten mit Waffen zu führen, gegen Gegner, die eher Kriminelle sind als politisch-religiös verbrämte Terroristen der alten Garde und nicht davor zurückschrecken, millionenfach ihre eigenen Landsleute in die Fremde zu verjagen.

 

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Kunst mal anders. Völlig spielerisch.

 

Die Botschaft von Valy durch ihre Kunst ist in diesem Zusammenhang eindeutig. Sie überträgt diese Themen des tägliches Schreckens und Grauens in bildhafte Metaphern und eindrückliche Szenerien, um uns die Angst vor der Angst und dem unwägbar Schrecklichen zu nehmen. Und zwar rechtzeitig, in Momenten, in denen der Ernstfall, der uns erstarren lässt wie das Kaninchen vor der Schlange, noch nicht eingetreten sein muss. Valy agiert abseits der aktuellen Nachrichtenlage, die uns in ihrer Massivität der „Bad News“ eher verwirrt als hilft. Valy wendet sich gegen die stupide Floskel des „Kampfes der Kulturen“, den die Wirtschafts- und Politikeliten ausgemacht haben wollen. Denn Kulturen entwickeln sich durch Kunst, schaffen eine Einheit und keine Kollision oder Konfrontation.

Meine Damen und Herren, dies sind nur Auszüge aus dem, was Valy „nebenbei“ in den letzten fünf Jahren vollbrachte. Sie hat damit nachhaltig für unsere Stadt Mainz, die Region Rheinhessen und darüber hinaus einzigartiges geleistet, was die Arbeit der etablierten Kunst- und Kultur-Institutionen beflügelt und verstärkt. Kunstfreunde*Innen und Künstler-Kollegen*Innen bewundern Valy. Im Sommer 2013 wurde ihr durch unseren verehrten Oberbürgermeister Michael Ebeling im Rahmen des 40. Jubiläum der „Finther Gruppe“ deren Kunstpreis, der „Finther Gickel“ verliehen. Alle Achtung!

Apropos Achtung. Ein Wermutstropfen bleibt. Trotz Valys permanenter Präsenz, ihrem unermüdlich hohen Einsatz für Kunst, Kultur und für uns Menschen in Mainz, ist ihr bisher verwehrt, auch mit ihren Malereien im öffentlichen Raum vertreten zu sein. Die Stadt wie auch das Land täten gut daran, durch Ankäufe hier in der Ausstellung Abhilfe zu schaffen. Gerade die neueren Arbeiten von Valy, von deren Strahlkraft wir uns heute und in den nächsten Wochen überzeugen können, bieten sich an, dauerhaft präsentiert und gezeigt zu werden.

Ich will nun, zum Abschluss, zusammen mit Valy, Ihnen, liebes Publikum, per Gespräch, an dem Sie sich beteiligen können, die neuesten Arbeiten näher bringen. Es hat sich viel getan!

 

Live-Video-Mitschnitt der Eröffnung per YouTube:

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