#JeSuisPrint — Helau aus der Gutenberg-Stadt #Mainz

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Von Andreas Weber, Mainz

Wunderbar. Humorvolle Kritik setzt durchaus ernsthafte Diskussionen in Gang. Mitten in der Fastnachtszeit (für Nicht-Mainzer: Karnevalszeit) hatte ich in Anbetracht neuer Werbeanzeigen von Flyeralarm auf Facebook angemerkt, dass Drucksachen nunmehr völlig umsonst seien, vor allem weil es in der Öffentlichkeit nur noch um Rabatte und Preisnachlässe geht. Mit der Perspektive, dass wohl irgendwann ein Drucksachenbesteller Geld bekommt, wenn er bei Online-Druckereien produzieren lässt. Haha! Ist doch cool, oder?

Als entscheidender Aspekt kristallisiert sich in der Diskussion heraus, dass wir im Druckmarkt auf Ramsch-Niveau angekommen sind. Die zentrale Frage bleibt unbeantwortet: „Wie kann man den Wert von Druckerzeugnissen adäquat darstellen?“

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Unser DigitaldruckForum-Mitglied auf XING, Alexandra von Froreich, kommentierte: „Die Frage ist doch, wer leistet sich welches Druckprodukt für welchen Zweck? Immer ‚billiger, günstiger’ wird irgendwann einfach dazu führen, dass die Kunden, die Wert auf Qualität legen und Geld für Ihre Produkte ausgeben, sich ganz klar im Vorteil befinden, da sich ihre Produkte von der Masse abheben. Umkehrschluss: Wer sich billig präsentiert, wird eben bei den ’größeren’ keine Chance haben. Wie war das noch mit dem Darwinismus? 😉 Ich denke, dass man mit Gelassenheit und einem Lächeln sehr gut reagieren kann … — Danke für den Beitrag Herr Weber und einen schönen Sonntag. Grüße aus Zell (Mosel).“

Wer sind nun die Spassbremsen?

Das Grundübel ist: Die Druckbranche hat kein übergreifendes und wirksames Sprachrohr (mehr). Druckereien haben seit langem ihre Kommunikationsaufgaben anderen überlassen. Technologielieferanten, Messegesellschaften, Fachmedien, Fachverbänden, Beratungsfirmen und Marktforscher propagieren mehr oder weniger synchronisiert, was ihnen wichtig erscheint. Mit der Realität der Druckereien hat dies aber immer weniger zu tun. Ganz zu schweigen von den Anforderungen der Drucksachenankäufer, die kaum Berücksichtigung finden, obgleich sie klar ausgesprochen werden.

Prekäre Schieflage

Im Ergebnis wird die Diskrepanz immer größer zwischen dem, was durch zeitgemäße Print-Kommunikation geleistet werden könnte, und dem, was die Druck-Branche offeriert. Der im Januar 2015 vorgestellte Canon Insight Report „Gestalten Sie Ihre Zukunft mit Druck“  belegt dies: Innovationen werden kaum genutzt, weil die Druckereien ihre Kunden darüber gar nicht umfassend und verständlich informieren. Und die Wünsche der Druckerei-Kunden über die Druckproduktion hinaus, also vernetzte Kommunikationsbedarfe, werden nicht wahrgenommen.

Und damit sind wir wieder beim Wert der Drucksache an sich angelangt: Werte sind messbar durch Effekte, die erzielt werden. Und nicht durch eine unsinnige “Geiz ist geil”-Mentalität.

Das ist keinesfalls dadurch erfüllt, dass

  1. der Fokus alleine darauf liegt, Druckerei-interne Prozesse z. B. über Web-to-Print zu optimieren, wobei nach wie vor das Erstellen einer druckfertigen Datei viel komplizierter und aufwändiger ist, als zum Beispiel das Publizieren einer HTML5-Website über Anbieter wie wix.com, das sich quasi in minutenschnelle ohne Programmierkenntnis realisieren lässt;
  2. die Anforderungen von Drucksacheneinkäufern ignoriert werden, die sich zunehmend für Multi-Channel-Kommunikation (sprich, die Verbindung von Print, Online und Bewegbild) interessieren und dies mit ihren Druck-Lieferanten bewerkstelligen wollen.

Fazit (und kein Witz!): Die Situation im Druckmarkt ist äußerst prekär. Für eine Trendwende oder besser Kehrtwende stehen aber die Chancen gut, wenn die Kommunikation über Drucksachen von Druckereien verbessert wird und man diese Kommunikationsaufgaben nicht weiterhin anderen überlässt.

 

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